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Bekanntschaft mit den ersten vier Bänden unserer Gedanken, sondern auch mit der neueren Biologie nothwendig. Ein Theologe, der mit den Errungenschaften letzterer nicht bekannt ist, wird die Nothwendigkeit einer Annäherung zwischen Christenthum und Naturkunde schwerlich anerkennen können und wollen.

Da der Zweck dieses Bandes gerade darin besteht, eine Anknüpfung zwischen der Naturkunde und der Theologie vermittelst der real-genetischen Socialwissenschaft anzubahnen, so waren wir gezwungen, die religiösen Begriffe und namentlich die christliche Dogmenlehre durch die in der Naturkunde gebräuchliche Terminologie, und umgekehrt die theologische durch die naturwissenschaftliche zu erläutern. Wir haben uns freilich in Folge dessen einer doppelten Gefahr ausgesetzt, zu gleicher Zeit von Theologen und Naturforschern missverstanden und angegriffen zu werden.

Dieser doppelten Gefahr werden wir nur entgehen können, wenn wir den Beweis liefern, dass durch die theologische Terminologie im Grunde dasselbe gesagt wird, was in den naturwissenschaftlichen Ausdrücken enthalten ist, und dass umgekehrt die Naturkunde nur mit anderen Worten dasselbe verkündet, was die Religion lehrt. Dieses nachzuweisen wird aber wiederum nur dann möglich sein, wenn wir den Beweis liefern werden, dass die Naturgesetze mit den religiösen Gesetzen zusammenfallen, oder, was dasselbe ist, dass die Entwickelungsgesetze der Erscheinungswelt und der Offenbarung dieselben sind.

Von mehreren Recensenten ist unser Werk den darwinistischen Schriften zugesellt worden, wobei die einen damit einen Vorzug anerkannten, die anderen dagegen einen Vorwurf aussprechen wollten. Wenn die Recensenten darunter nur unsere Zustimmung zu der Lehre Darwin's von der Entstehung der Arten constatiren wollten, so haben sie vollständig Recht. Darwin hat das allmälige Werden der Organismen wissenschaftlich erklärt, ganz ebenso, wie Kant und Laplace das allmälige Werden der Weltkörper, wie Lyell das Werden unserer Erdoberfläche und Baer das Werden des thierischen Embryo wissenschaftlich begründet haben. Wir sind ausgesprochene Anhänger der Entwickelungstheorie und folglich Anhänger gleichzeitig von Kant, Laplace, Lyell, Darwin und Baer aus dem einfachen Grunde, weil es keine andere wissenschaftliche Theorie als die Entwickelungslehre überhaupt geben kann, um den realen Kausalzusammenhang der Erscheinungen zu erklären. Die Entwickelungslehre, d. h. die Ergründung des realen Kausalzusammenhanges der Erscheinungen bildet die Grundlage jeglichen Wissens, jeglicher Wissenschaft. Wir unsererseits haben durch Ausdehnung und Anwendung der real - vergleichenden, d. h. der inductiven Methode, diese Lehre auf die Socialwissenschaft hinübergetragen, indem wir den Beweis geliefert haben, dass die menschliche Gesellschaft ein ebenso reales Lebewesen ist, wie die Einzelorganismen der Natur.

In diesem Bande soll nun der Beweis geliefert werden, dass die inductive Methode ihre volle Gültigkeit auch auf theologischem Gebiete behält.

Dieser Theil unseres Werkes ist aber nicht für diejenigen bestimmt, welche die Theologie für ein innerlich mit sich selbst vollständig zum Abschluss gelangtes und nach aussen gegen alles Natürliche absolut abgegrenztes wissenschaftliches Gebiet halten. Auch nicht für diejenigen Naturforscher, Sociologen, Nationalökonomen, die kein Bedürfniss spüren über den engen Horizont ihrer Specialität hinauszugehen und die Einheit inmitten der Mannigfaltigkeit aufzusuchen; nicht für diejenigen, die in ihrem Fache vollständige Befriedigung für alle geistigen Bedürfnisse finden und religiöses Streben, so wie speciell den positiven kirchlichen Glauben, wenn auch nicht verneinen, so doch zum wenigsten ihnen gegenüber sich vollständig passiv verhalten. Unser Werk gilt denjenigen, welche die ganze Bedeutung des Zwiespalts zwischen Religion und Naturkunde zu würdigen verstehen, welche den durch diesen Zwiespalt bedingten Kampf innerlich durchgefochten und durchgelebt haben und die zur Ueberzeugung gelangt sind, dass die ganze Zukunft der modernen Cultur und der geistigen Entwickelung der Menschheit von der Lösung dieses Zwiespalts abhängig ist. Die Zahl dieser letzteren ist aber eine geringe; daher wird unser Versuch der Mehrzahl einerseits der Theologen, andererseits der Sociologen und Naturforscher kaum willkommen sein.

Und noch eins: wir können unsererseits unmöglich die Verantwortlichkeit für alle diejenigen Consequenzen, die aus unserer Begründung der Theologie auf der real-genetischen Socialwissenschaft gezogen werden, übernehmen. Haben doch einseitige und verkehrte Köpfe von verschiedenen naturwissenschaftlichen

Theorieen und philosophischen Systemen die barockesten Folgerungen gezogen. Auch in unserem Werke selbst können möglicherweise einzelne, aus dem Zusammenhange des Ganzen herausgerissene Sätze übelwollenden Recensenten Gelegenheit geben, uns nach dieser oder jener Richtung hin anzuschwärzen oder zu verläumden. Wir hoffen, dass der wahrheitsliebende und billig denkende Leser uns nicht nach den Einzelheiten, sondern nach der Gesammtheit unserer Leistungen beurtheilen und, in Hinblick auf das Neue und das Schwierige unserer Aufgabe, für einzelne Unvollkommenheiten und Fehler mit uns nicht zu streng in's Gericht gehen wird.

Mitau, April 1881.

Der Verfasser.

Fünfter Theil.

Die Religion

betrachtet vom Standpunkte der real-genetischen Socialwissenschaft

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