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Reuschheit, und von dem künftigen Gericht" hier vor dem Landpfleger zur Sprache brachte. Das sollte vielmehr so seyn, wie denn geschrieben steht: Dom Herrn · kommt, was die Zunge reden soll" (Sprw. 16, 1.). Unter solcher Leitung göttlicher Gnade steht aber jeder wahre, vom Herrn berufene Diener des Evangeliums noch diesen Tag. Da kommt's denn häufig bey einem solchen vor, daß er vor der Gemeinde etwas ganz anderes reden muß, als er sich vorgenommen hatte. Und wenn er auch, wie seine heilige Pflicht es mit sich bringt, vork her auf seinen Vortrag denkt, und sich mit allem Fleiß auf selbigen vorbereitet; so soll und wird er dies doch nimmer anders, als unter herzlichem Gebet um Gottes Gnadenhülfe und Seines Geistes Leitung thun, die denn auch sicher zu hoffen steht, obschon es wohl geschehen kann, daß es erst in der Ewigkeit ihm offenbar gemacht wird, warum er an dem Tage und vor dieser Versammlung gerade den oder jenen Vortrag habe halten, und das oder jenes darin vorbringen müssen vielleicht um eines einzigen willen, der eben zugegen war, und dem gerade diese Worte zum Segen für seine Seele, durch Gottes Gnade, beschieden waren. So habe auch ich wohl, meine Liebsten! nicht ohne göttliche Leitung den heutigen Text zu unsrer gemeinschaftlichen Erbauung ges wählt. Ich wollte eigentlich über unser heutiges Sonntagsevangelium zu euch reden, der Herr ließ es mir aber nicht zu, und durch besondere Umstände fühlt' ich àm Ende mich bewogen, die vorgelesene Tertesgeschichte meiner heutigen Rede an euch zum Grunde zu legen.

Warum

Warum mich nun der Herr auf meinen heutigen Text gelenkt und mir Freudigkeit gegeben hat, darüber zu euch zu reden; das weiß ich freilich jezt noch nicht, denke mir indeß, es müsse unter Seiner Gnadenleitung dem oder jenem, den ich nicht kenne, zum Dienst geschehen seyn. Und da wollte ich denn nur wünschen, daß sich der Herr jeßt zu den Worten seines armen schwachen Knechtes bey allen denen bekennen möge, für welche ich, nach Seinem Willen, den jeßigen Vortrag halten muß. So bleiben auch Pauli Worte, die der Herr ihm für den Landpfleger gab, bey diesem nicht ohne Erfolg. Er fühlte sich getroffen er erschrak, wie es im Texte heißt. Das war kein übles Zeichen und deu tete schon an, daß der Geist Gottes das Wort der Predigt des Apostels im Herzen dieses Mannes bekräftigt habe, was Felix, wenn er es verstand, für eine große Gnade, oder, sprüchwörtlich zu reden, für einen gnådigen Gruß des Herrn, mit tief empfundenem Danke, erkannt haben sollte. Warum denn, meine Geliebten! geht das Wort Gottes, auch wo es lauter und rein verkündigt wird, nicht immer und bey Jedem ein? If doch schon oft, auch hier, nach Gottes Wort, von der Gerechtigkeit, der Keuschheit und dem zukünftigen Gericht gepredigt worden ist doch wohl mancher Vortrag hier gehalten, der eben die Sünden und Laster strafte, womit man sich behaftet erkennen muß. Warum ist man da gleichgültig geblieben? Kommt's etwa daher, daß hier ein armer sündiger Mensch, und nicht wie dort ein Apostel gepredigt hat? › Glaubt sicher, liebe See

Hauspostille 4. Bd.

Ien!

len! das ist die Ursach nicht. Wenn guter Saame gestreuet in gutes Land gesået wird; so såe ihn, wer da wolle; er wird aufgehen und seine Früchte bringen. Aber wenn man das Wort des Herrn als Menschenwort aufnimmt, von welchem man nur so viel annimmt, als einem gerade gefällt, das andere aber dahin gestellt seyn läßt; ist's da ein Wunder, wenn man nichts von der Kraft des Wortes erfährt, wenn man gleichgültig, wie man zur Kirche gekommen ist, auch wieder nach Hause geht, wenn man das Buch, darinnen man göttliche Wahrheiten und Ermunterungen gelesen, zuleßt ermůdet, und ohne sagen zu können, was man nun davon habe, mit Ueberdruß bey Seite legt? wo man nicht gar, ben vorkommender Gelegenheit, noch über das Gehörte oder Gelesene spottet. So machte es wenig. stens der heidnische Landpfleger nicht, als er in des Apostels Predigt die ernstesten und schärfsten Wahrheiten anzuhören bekam. Hätte er da gleich seine Gedanken von dem so ernsten Vortrage abgelenkt; so wäre es nicht bey ihm zu dem so heilsamen Erschrecken gekommen. Denn ein heilsames Erschrecken war's ja wohl, von welchem der durch das Wort Gottes getroffene Landpfleger sich ergriffen fühlte ein sicheres Zeichen, daß Gottes Gnade und seines Geistes Kraft hier mit und bey dem Worte war, dessen ernste Segenswirkung auf unsre von Natur verderbten Herzen sich eben in einem Erschrecken über uns selbst, und über die von uns nuhmehr erkannte Seelengefahr zu offenbaren pflegt. Wenn demnach, meine Lieben! auch euch die oder jene, nach

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Gottes Wort und in dem Namen des Herrn, verkündigte Wahrheit an das Herz gedrungen wäre, so daß ihr demzufolge über euch selbst und euren dermaligen See lenzustand betroffen gemacht, ja selbst in Schrecken gerathen wåret; so würdet ihr, in solchem Falle, euch immer sagen müssen, dieß sey von Gott gekommen, der euch also gegrüßt — wie er, auf ähnliche Weise, auch hier den Landpfleger grüßte, der, um in aller Kürze ein hochbegnadigter seliger Mensch zu werden, nur Gottes gnädigen Gruß mit herzlichem Dank erwiedern durfte. Hier fehlte es nun aber, und so betrachten wir

denn

II.

wie dort der Landpfleger die Gnade Gottes verges bens empfing oder: wie er, von Gott ges grüßt, dem Herrn zu danken verschmähete.

Wir haben schon bemerkt, daß Felix sich, durch des Apostels Predigt, in seinem Gewissen getroffen fühlte. ' Denn ob er schon ein Heide war; so hatte er doch, wie alle Menschen, ein Gewissen, und dieß bezeugte ihm, daß des Apostels ernste strafende Rede Wahrheit sey. Was dabey merkwürdig ist, und was den heidnischen Landpfleger vor vielen sogenannten Christen zu seinem Vortheil unterscheidet, das ist: er konnte sich die strafende Wahrheit sagen lassen, ohne gegen den Prediger, der sie ihm sagte, und der, als sein Gefangener, von ihm abhängig war, entrüstet zu werden. Ganz anders sahe sich der Apostel von seinen jüdischen Landsleuten behandelt, die ihn, um seiner Predigt willen, ver

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folgt und nach dem Leben getrachtet hatten, wogegen hier der heidnische Landpfleger, bey aller seiner Gewalt, die er in Hånden hat, es dem Apostel auch nicht mit einem einzigen rauhen Wort entgelten läßt, daß er mit seiner Predigt ihn in der fleischlichen Ruhe gestört, ja selbst in Schrecken gesezt hat. Ob das nun aber schon zu loben ist; so soll doch Felix uns ein warnendes Beyspiel seyn, wie man die Gnade Gottes vergebens empfangen, und seine ewige Errettung selbst unmöglich machen könne. Denn das fållt immer doch dem Manne zur Last, dem Gott so gnådig entgegen kam. Gott grüßte ihn — was wäre da billiger gewesen, als der demuthsvollste, herzlichste Dank in der Benuhung der ihm so gnädig dargebotenen Hülfe. Aber da fehlte es bey Felix nun, und die Geschichte läßt uns deutlich sehen:

1.) wie der Mann Gottes Gnade verkannte. Håtte er sie erkannt; so würde er nicht den Apostel unterbro= chen und mit den Worten von sich gelassen haben: „Ges he hin auf dieß Mal! wenn ich gelegenere Zeit habe, , will ich dich wieder herholen lassen. Man versteht schon diese Sprache des weltlichen Sinnes. Felix nắmlich hatte kein Verlangen mehr zu hören, da das, was er gehört, ein Stachel in seinem Gewissen war. Aber wenn nun dieser Stachel, der ihn verwundet hatte, wenn diese Erweckung seines schlafenden Gewissens zu seiner Errettung nöthig war? Der Heiland spricht: ,,selig sind, die da Leid tragen" (Matth. 5, 4.)! daß demzufolge ja keine Seele sich wehren soll, wenn Gott fie dahin führen will, daß sie ihr wahres Elend, d. i. ihr

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