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warten steht. Wer aber durch Gottes Gnade dahin gekommen, daß er „besigt, als besäße er nicht, sich freut, als freuete er sich nicht; und dieser Welt also ges. braucht, daß er ihrer nicht mißbraucht," wie des Apostels Worte lauten (1 Cor. 7, 80. 31.), dem wird sein Reichthum keinesweges ein Hinderniß seyn, zur Bürger-. schaft im Reiche Gottes zu kommen, wie ja darum die Schrift auch selbst den Reichen dieser Welt gebietet, daß sie nicht stolz seyn, auch nicht hoffen auf den unges wissen Reichthum; sondern auf den lebendigen Gott." (1 Tim. 6, 17.) Soll es nun aber dahin kommen bey). Reichen und Armen; sollen die einen wie die andern „am. ersten trachten nach dem Reiche Gottes und nach seis ner Gerechtigkeit“ (Matth. 6, 83.); so muß ein Jeglicher zunächst eine tiefe und lebendige Erkenntniß seiner Schuld, seines großen innern Verderbens und seines gefahrvollen Seelenzustandes gewinnen, dann aber auch einen Blick in das Geheimniß der Erlösung thun, die der Sohn Gottes auch für ihn am Kreuze gestiftet hat. Mit andern Worten: Es müssen jedem Menschen zuerst vom Geiste Gottes die Augen aufgethan werden, damit er sehe seine Schuld, dann aber auch die Zahlung sehe, die da für ihn vom Herrn geschehen ist, der ihn geliebt hat und sich selber für ihn dargegeben (Gal. 2, 20.). Vernimmt alsdann sein Herz den Ruf des Herrn: „Mie hast du Arbeit gemacht in deinen Sünden, und hast mir Mühe gemacht in deinen Misserhaten. Aber ich, ich tilge deine Lebertretungen um meinetwillen und ges denke deiner Sünde nicht“ (Jes. 43, 24. 25.) —

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dringt

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dringt in sein Inneres ein das Wort der Gnade und des Lebens: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bey deinem Namen gerufen, du bist mein" (Jes. 43, 1.); dann kommt die Seele von der Finsterniß zum Licht, vom Tode, in welchem sie gefangen lag, zum Leben, dem neuen kräftigen Seelenleben, da man auch willig alles läßt, und seinen Schaß und Reichthum, Leben und volle Genüge allein in Chrifto findet. „Herr! so spricht man dann mit Assaph (Pf. 73, 25.): Herr! wenn ich nur dich habe!" gerade wie hier auch Petrus mit seinen Genossen dachte. „Da heißt es nun perließen sie alles und folgten Jesu nach." Und so kommt's auch mit uns, sobald wir nur den Herrn gewonnen haben, in seiner Gemeinschaft leben und „, schmekken und sehen, wie freundlich Er ist." Da bleibt man gern bey Ihm, mag nun nicht mehr von Ihm sich scheiden, und Er ist nun dem Herzen, das Ihn gefunden hat, so unentbehrlich, wie dem schwachen hülflosen Kindlein die Mutter unentbehrlich ist. Dann kommt❜s, daß man, um nur bey Ihm zu bleiben, gern alles meiden. und daran geben kann, ja, wie Paulus sprechen lernt: ,,Was mir Gewinn war, das habe ich für Schaden geachter gegen die überschwengliche Erkenntniß Chris sti, meines Herrn, in welchem mir die Welt gekreus zigt ist und ich der Welt." Weg! heißt es dann, weg alles, was mein Herz so lange gefesselt und gefangen gehalten hat! Ich habe nun ein Besseres gefunden. Herr! deine Liebe hat mich überwunden und mir das Herz genommen. Nun bin ich dein und du bist mein, und

ewig kann und will ich nun nicht wieder von dir

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Einleitung.

Wer von uns, meine Geliebten! im wahren Christenleben auch nur den ersten Anfang ge= macht hat, den darf die wichtige Frage: „wie sein Herz gegen den Nächsten stehe,“ und ob das hohe Gebot:

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Du sollst deinen Nächsten heben als dich selbst,“ ihm heilig sey, schon nicht mehr um die Antwort lassen verle: gen bleiben. Ob er sich auch noch nicht das Zeugniß geben könne, daß er in keinem Stücke mehr das hohe Ges bot der christlichen Nächstenliebe verlege; so darf ihn eines Theils ein solcher Mangel an der Hauptsache in keinem Falle gleichgültig lassen; und andern Theils muß er sich wenigstens so viel bezeugen können, daß sich ein ernstliches Sehnen und Streben in ihm rege, immer völliger in der Liebe und immer reicher an den Früchten der Liebe zu werden. Ist man sich dagegen auch nicht einmal eis nes solchen ernstlichen Sehnens und Verlangens bewußt, hält man sich vielmehr die wiederkehrenden Verstöße ge=

gen

gen das hohe Gebot der christlichen Liebe leicht und gern zu gut und tröstet sich daben, als wenn dergleichen, fo= fern man nur im Uebrigen sich christlich halte, so viel nicht zu bedeuten habe, und gern dem schwachen Menschen von Gottes Gnade nachgesehen werde; so hat man hierin ein gewisses Zeichen, daß noch der alte Mensch, und keinesweges Chriftus, wie es doch seyn sollte, die Herrschaft übe, mithin das wahre Christenthum, auch nicht einmal dem ersten Anfang nach, vorhanden sey. Oder soll das auch ein Christenthum hei= Ben, wenn man als Nebensache behandelt, was uns im Wort des Herrn als Hauptsache vorgestellt und eingeschärft wird? - Daß aber das Gebot: „Du sollst deis nen Nächsten lieben, wie dich selbst" ein Hauptgebot des Christenthums sey, das schlechterdings von keinem Jünger des Herrn vernachlässigt und hintangeseßt werden darf, bezeugt der Heiland selbst mit großem Ernst im heutigen Evangelio, zu dessen näherer Betrachtung und Erwägung wir uns jeßt, unter göttlichem Gnadenbeystande, schicken.

Evangel. Matth. 5, 20-26.

Nur hören darf man des Heilandes Rede im Evangelio; so kann man nicht verkennen, wie ernstlich Er hier von den Seinen fordere, sie sollen sich in ihrem Verhalten gegen Andere dadurch insonderheit vom groBen Haufen unterscheiden, daß sie im Geißte der Liebe wandeln, als Leute, denen das Gebot: „Du sollst den Tächsten lieben als dich selbst“ ins Herz geschrieben

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Es leuchtet ein, daß, wenn die Christenheit aus lauter solchen Menschen bestände,- die freilich dann in Wahrheit „neue Creaturen" seyn würden Cor. 5, 17.) alsdann hier in der Christenheit bereits des Himmels Vorhof wäre.. Wie viel indeß zur Zeit noch hieran fehle; so haben wir dennoch zu erwägen, daß unser Heiland fest auf dieser Forderung bestehe, und Niemand als sein wahrer Jünger von Ihm anerkannt wer de, dessen Gesinnung und Verhalten gegen den Nächsten dem von Ihm eingeschärften Gebote der Liebe widerstreis tet. Das ergiebt sich klar aus seiner Rede im Evangelio, von welcher wir dies Mal Gelegenheit zu der Betrachtung nehmen:

Wie unser geistlicher Zustand zu beurtheilen sey, so lange es uns noch nicht am Herzen „liegt, einen jeden unserer Nächsten wie uns » selbst zu lieben."

Es ist dann nåmlich

1.) unser ganzer Wandel vor Gott verwerflich; 2.) unser äußerlicher Gottesdienst vergeblich; und endlich

3.) auch unsere Hoffnung nichtig, wenn wir des ewis

gen Lebens uns meynen trösten zu dürfen.

Steht es demnach so mit uns, daß wir das hohe Gebot: „Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst“ uns aus dem Sinne schlagen, als komme darauf so viel nicht an; so mögen wir uns, nach Jesu Wort, nur sicher darauf verlassen, daß

I.

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