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cher beide Geschlechtsorgane zeugungsfähig entwickelt hat, ist bisher noch nicht beobachtet worden. Der Normalzustand der organischen Natur ist also die feste Suprematie einer der beiden Substanzen innerhalb eines Lebewesens; die möglichste Ferne vom Hermaphroditen. Dort, wo sie ihn zu bilden versucht, scheitert sie offensichtlich, weil sie hier in ein Reich eingreift, das nicht das ihrige ist, obwohl es gemeinsame Grenzen mit ihm hat. Über dem Reiche des organischen Lebens und bereits in ihm beim Menschen angedeutet, liegt das Reich des äonischen Lebens, und dieses beginnt mit dem Hermaphroditen. Das hat auch Christus geahnt, wenn er an einer Stelle über die Ankunft seines Reiches gefragt, antwortet: Es käme, »wann zwei eins sein werden und das Draußen wie das Drinnen, und das Männliche zusammen mit dem Weiblichen weder Männliches noch Weibliches (Zitat aus dem sogenannten zweiten Clemens-Briefe, nach Preuschen: Antilegomena).

Die Natur hat also innerhalb der mann-weiblichen Polarität, d. h. innerhalb ihres organischen Bereiches, die Typen sehr gefestigt und eine Vermischung fast ganz vermieden. Die überwältigende Mehrzahl der Geschöpfe hält den Typus fest und die Varianten sind die Seltenheit. Anders steht es mit den beiden Rassen im Menschengeschlecht. Die Grundkräfte, aus denen sie entstanden, sind hier nicht zwei polarwirkende, die ganze lebendige Substanz ergreifende Mächte, sondern zwei im Grunde getrennt liegende Tierarten: der homo superior und der homo inferior, zwischen denen eigentlich die Zeugungsschranke gilt, wie zwischen Pferd und Esel oder zwischen Schwan und Gans oder zwischen Löwe und Tiger. Durch ein Unglück im Weltablauf ist es nun der Natur nicht gelungen, diese beiden Formen rein getrennt zu halten, wodurch eben zwei Tierarten zustande gekommen wären, die nichts miteinander zu tun haben; sondern es entstand vielmehr die obere Rasse mit ihrem ausgesprochen edlen Bewegungsmotiv gleich dem Schwan und dem Pferde, und die niedere mit den plumpen Bewegungen, gleich der Gans und dem Esel. Die Vermischung der beiden Rassen geschah hier nun so, daß nicht die reinen Typen sich überwiegend häufig heranbildeten, sondern gerade umgekehrt: die Mischtypen sind die gewaltige Mehrzahl, und die reinen Gestalten, besonders der primären Rasse, sind eine außerordentliche Seltenheit. Es besteht also hier eine riesen große Indifferenzzone, welche um.. grenzt wird von einer ganz dünnen Schicht rein geratener Individuen. Man kann also nicht mit der Sicherheit, mit der man sagen kann: »ich

bin Mann oder ich bin Weib«, sagen: ich gehöre zur primären Rasse«, und »ich gehöre zur sekundären«; sondern die Natur hat das in einer Weise offengelassen, daß eine fast ganz undurchsichtige Situation entstanden ist. Während die weiblichen Substanzmerkmale des Mannes (und umgekehrt) in der übergroßen Zahl der Fälle rudimentär sind, ist diese Rudimentarisierung der Rassenmerkmale nicht geglückt, sondern der mit überwiegend primären Anzeichen ausgestattete Mensch hat heftig mit dem Eindringen der sekundären zu kämpfen, während der sekundäre gleichfalls nicht das volle Glück der Bedeutungslosigkeit genießen darf, sondern fortwährend von primären Ereignissen bedroht wird, die freilich bei ihm eine verhängnisvolle und zumeist verheerende Wirkung haben.

Die Interpretation der sekundären Rasse ist das eigentlich schlimme Schicksal der Menschheit. Die Natur hat dem Manne die Garantie gegeben, daß er sich nicht eines Tages von seinen weiblichen Geschlechtsmerkmalen überrannt fühlt; aber die primäre Rasse hat nicht die Garantie, von den sekundären Rassenereignissen verschont zu bleiben. Dadurch kommt es, daß die Lage der Menschheit im ganzen eine verzweifelte ist, und daß es nur durch heftige Eingriffe der Gnade und des Glaubens gelingt, wenigstens einige Exemplare der primären Rasse rein als solche durchzuhalten. Wir sprechen dann von siegreicher Vollendung.

3 PLATON LÄSST DEN SOKRATES IN DEM DIALOG PHI

lebos über den Ursprung der Grammatik berichten. Irgendein Gott oder ein göttlicher Mensch habe zuerst über das Wesen der unermeßlichen Sprache nachgedacht; der Sage nach sei es der Ägypter Theut gewesen; der habe gefunden, daß in diesem Unbegrenzten (άлεоv) sich eine bestimmte begrenzte Anzahl von Vokalen (τa govηevra) aussondern lasse, dann wieder eine bestimmte Anzahl Mittellaute, sowie Konsonanten; diese einzelnen Laute habe er die Elemente genannt (σroizɛia), Buchstaben, und da er erkannte, daß diese einzelnen Elemente ohne Zusammenhang mit anderen von niemandem verstanden werden könnten, erfand er noch jenes sie verbindende Gesetz, das man seitdem die Grammatik nennt. — Was war eigentlich mit dieser Erfindung der Buchstabenschrift und der Grammatik geschehen? Die Sprache war, wie Sokrates ganz richtig bemerkte, ihres »Apeiron<< beraubt worden, d. h. die Rückverbindung mit dem Welthintergrunde der menschlichen Sprache war verlorengegan

gen an ein System von abstrakten Zeichen, mit denen man in Zukunft das ganze Phänomen fixieren konnte. Damit war die Sprache der allgemeinen Verständlichkeit ausgeliefert, und da auch die heiligen Worte zur Sprache gehören und schließlich demselben Gesetz der »Grammatik» angeschlossen waren, konnte man, und zwar jedermann, in Zukunft auch diese »aufschreiben«. Vor jener verhängnis vollen Entdekkung, die die Sprache dem Apeiron entriß, war ihre optische Übersetzung nur durch anschauliche Zeichen möglich, d. h. durch die Bilderschrift. Diese Zeichen waren dem Gesetz der Grammatik entrückt, sie hatten Hintergründe, Rückverbindungen, die nur den Eingeweihten zugänglich waren; sie waren nicht allgemein verständlich, sie waren nicht demotisch, sondern hieratisch. Das geheime Gesetz, das hinter diesen Heilszeichen stand, erschloß sich nur dem Priester, d. h. einer besonderen Schicht der primären Rasse. Was die Graphologie für die Handschrift des Einzelnen bedeutet, das bedeutet jenes hieratische Wissen um den Sinn der Bilderschrift für das objektive Wort (Logos) des Welthintergrundes.

Es liegt also hier eine völlige Abscheidung vor; die optische Wiedergabe des Sprachphänomens durch Heilszeichen ist von der durch Buchstaben nicht dem Grade, sondern der Art nach verschieden, und die Tatsache, daß die Menschheit Jahrtausende hindurch diese Methoden getrennt hat, legt Zeugnis davon ab, daß hier Trennungen in der Substanz des menschlichen Geschlechtes vorliegen. Die Sprache ist von der einen Seite gesehen das Mittel zur Mitteilung der Menschen untereinander, ein sozialer Vorgang, von der anderen Seite die Verkündigung von etwas dem Wesen nach anderem.

Die Bilderschrift ist im europäischen Teile der Menschheit untergegangen, die Buchstaben haben dieses Kulturgebiet voll erobert. Aber es ist ein Irrtum zu meinen, daß damit der ganze Gehalt des menschlichen Wortes dem öffentlichen Verständnis ausgeliefert sei. Die primäre Rasse weiß es immer, daß man »mit Worten nichts ausdrücken kann, wobei man unter Worten grammatische Worte zu verstehen hat. Kein Wunder, wenn manche Dichter heute zu lallen beginnen oder ihren Worten eine Dunkelheit verleihen, welche die gemeine Verständlichkeit ausschließt. Nur wenige freilich sind berufen, sowohl mit ihrem Lallos, wie mit ihrem Skotos wieder an den Punkt zu gelangen, an dem die Sprache stand, ehe die verhängnisvolle Erfindung des Theut gefallen war. Im Anfang war das Wort.

Es ist uns ein Wort aus den Kindertagen Christi aufbewahrt, das

diese Situation im Kerne kennt. Die sogenannten Kindheitsevangelien spielen eine große Rolle in der apokryphen Literatur; sie gehören zu denjenigen Teilen dieser sonst so wichtigen Gebiete, denen keine allzu große Bedeutung zukommt. Meistens handelt es sich um ausgeschmückte Erzählungen ganz naiver und gewöhnlicher Art, Szenen aus der Kinderzeit Christi mit bürgerlich idyllischen Motiven, aber auch einige andere, die schon den Stempel des Genies an sich tragen. Eine, die ein Sprengstück dieser Kindheitsevangelien ist, hat sich auch bei Lukas erhalten, wo wir es als die Szene vom zwölfjährigen Jesus im Tempel wiederfinden. Ein anderes, ihm ebenbürtiges Stück, aber enthält die sogenannte Kindheitsgeschichte Jesu von Thomas, dem israelitischen Philosophen. In diesem befindet sich eine Stelle über den Lehrer Zacchäus, die folgenden Wortlaut hat (zitiert nach Hennecke: Neutestamentliche Apokryphen Tübingen 1904):

>>Ein Lehrer mit Namen Zacchäus stand da irgendwo und hörte, wie Jesus solches zu seinem Vater redete, und er wunderte sich sehr, daß er als kleines Kind schon so etwas aussprach. Und nach einigen Tagen machte er sich an Joseph heran und sprach zu ihm: Du hast einen klugen Knaben, und er hat Verstand; komm, übergib ihn mir, damit er die Buchstaben lerne, und ich will ihn mit den Buchstaben jede andere Wissenschaft lehren und die Eltern ehrfurchtsvoll zu begrüßen und sie zu ehren wie Großväter und Väter und die Altersgenossen zu lieben.

Spricht

Und er sagte ihm alle Buchstaben vom A bis zum O bis aufs einzelne genau. (Jesus) aber sah den Lehrer Zacchäus an und sprach zu ihm: Da du das A nicht einmal seinem Wesen nach kennst, wie willst du andere das B lehren? Du Heuchler, lehre zuerst, wenn du es kannst, das A und dann wollen wir dir auch wegen des B Glauben schenken. Und dann begann er den Lehrer wegen des ersten Buchstabens (auszufragen) und (jener) vermochte ihm nicht zu antworten. das Kind vor vielen Zuhörern zu Zacchäus: Höre, Lehrer, die Anordnung des ersten Buchstabens und gib hier acht, wie er gerade Linien hat und einen Mittelstrich, der durch die (beiden) Striche, die, wie du siehst, zusammengehören, hindurchgeht, (Linien) die zusammengehn, sich erheben, im Reigen schlingen, sich bewegen, wieder herumgehen, die aus drei Zeichen bestehen, gleicher Art sind, im Gleichgewicht gleichen Maßes; solche Linien hat das A.

Als der Lehrer Zacchäus den Knaben so viel und so bedeutende Beziehungen des ersten Buchstabens entwickeln hörte, geriet er in Ver

legenheit über solcherlei Verteidigung und Lehre bei ihm und sprach zu den Anwesenden: »Weh mir, ich bin in die Enge getrieben, ich Unglücksmensch, der ich mir selbst Schande bereitete, indem ich dies Kind an mich zog. Nimm es darum weg, ich bitte dich, Bruder Joseph; ich kann die Strenge seines Blickes nicht ertragen, noch das Durchdringende seiner Rede, auch nicht ein einziges Mal.<<

DIE ALLOGENITÄT DER MENSCHHEIT AM PHANO-4

mene der Liebe zu erweisen, beansprucht nur eine kurze Frist. Der von Platon aufgestellte Unterschied zwischen Eros pandemos, dem landläufigen Eros, und Eros uranios, der himmlischen Liebe, verträgt keinerlei Vermischung. Es gibt keinen Gradunterschied zwischen beiden, sondern es gibt nur Menschen, die zu dem einen fähig sind, die primäre Rasse, und Menschen, die nur das andere können: beide tun das gleiche, die physiologischen Vorgänge sind dieselben, und die Bedeutung ist gänzlich verschieden. Im Eros pandemos verharrt der davon Ergriffene im Willen zu besitzen. Er bleibt der Mensch des Habens und handelt gegen oder mit dem Gesetz; im Eros uranios wirkt der Mensch des Seins, für den der Besitz Vorstufe war und dessen Liebesleben eben ganz und gar Liebe ist. In ihm erschloß sich erst das Götterreich des Eros. Nur die primäre Rasse ist dieses Eros fähig, und sie hat keine Antwort auf die Frage der sekundären, ob ihre Liebe auch sinnlich sei oder nicht. Jener ganze Streit um die sogenannte geistige Liebe ist nichts weiter als sekundäre Rassenphilosophie, für die es nur eine ironische Antwort geben kann. Ins Praktische übersetzt: alle jene Menschen der sekundären Rasse, die gern im Reich der primären sein wollen, ohne es jemals zu können, stellen die Forderungen der Ehereform sowie überhaupt die verschiedenen Postulate zur freiheitlichen Gestaltung des Liebeslebens auf und glauben, damit etwas zu erreichen. Dieses ganze Geschlecht ist irrbrünstig und hat mit seiner Philosophie von der vorgeblichen Vergeistigung oder Veredelung des Geschlechtslebens nichts weiter getan, als den Weltpunkt der Liebe verpaẞt, der allein der primären Rasse zugänglich ist.

ES HAT VON JEHER EINE DOPPELTE MORAL GE-5

geben, und so sehr dieser Begriff verpönt ist, so sehr entspricht er doch dem wirklichen Wesen des Menschen. Die Wahrheit dieser doppelten Moral ist in der Geschichte der Menschheit erwiesen, und sie läßt sich auch philosophisch erweisen, sowie die richtige Verteilung

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