صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

sten, diesem Kerl durchzuhelfen, der keinen andern Anklåger hat, als ihn?“

(Und in der That hat der Ausgang den Verdacht `des Prinzen in diesem Stücke nur zu sehr gerechtfertigt. Als wir uns einige Tage darauf nach unserm Gefangenen erkundigen ließen, erhielten wir zur Antwort, daß er unsichtbar geworden sey.)

Und zu welchem Ende, fragen Sie? Auf welchem andern Wege, als auf diesem gewaltsamen, konnte er dem Sicilianer eine so unwahrscheinliche und schimpfliche Beichte abfordern lassen, worauf es doch so wesentlich ankam? Wer, als ein verzweifelter Mensch, der nichts mehr zu verlieren hat, wird sich entschließen können, so erniedrigende Aufschlüsse über sich selbst zu geben?, Unter welchen andern Umständen hätten wir sie ihm geglaubt?"

[ocr errors]

Alles zugegeben, gnädigster Prinz, sagte ich endlich. Beide Erscheinungen sollen Gaukelspiele gewefen seyn; dieser Sicilianen soll uns meinethalben nur ein Mährchen aufgeheftet haben, das ihn sein Principal einlernen ließ, beide sollen zu einem Zwecke, mit einander einverstanden, wirken, und aus diesem Einverständnisse sollen alle jene wunderbaren Zufälle sich erklären lassen, die uns im Laufe dieser Begebenheit in Erstaunen gefeßt haben. Jene Prophezeihung auf dem Markusplahe, das erste Wunder, welches alle übrigen eröffnet hat, bleibt nichts desto weniger unerklärt; und was hilft uns der Schlüssel zu allen

übrigen, wenn wir an der Auflösung dieses einzigen verzweifeln?

-

,,Kehren Sie es vielmehr um, lieber Graf," gab mir der Prinz hierauf zur Antwort. „Sagen Sie, was beweisen alle jene Wunder, wenn ich herausbringe, daß auch nur ein einziges-Taschenspiel darunter war? Jene Prophezeihung - ich bekenn' es Ihnen - geht über alle meine Fassungskraft. Stünde sie einzeln da, hätte der Armenier seine Rolle mit ihr beschlof= fen, wie er sie damit eröffnete ich gestehe Ihnen, ich weiß nicht, wie weit sie mich noch hätte führen können. In dieser niedrigen Gesellschaft ist sie mir ein Hein wenig verdächtig. Die Zeit wird fie aufklären, oder auch nicht aufflåren — aber glauben Sie mir, Freund (indem er seine Hand auf die meinige legte, und eine sehr ernsthafte Miene annahm) ein Mensch, dem höhere Kräfte zu Gebote stehen, wird keines Gaukelspiels bedürfen, oder er wird es verachten.“

So endigte sich eine Unterredung, die ich dar um ganz hierher gefeßt habe, weil sie die Schwierige keiten zeigt, die bei dem Prinzen zu besiegen waren; und weil sie, wie ich hoffe, sein Andenken von dem Vorwurfe reinigen wird, daß er sich blind und unbe sonnen in die Schlinge gestürzt habe, die eine uner, hörte Teufelei ihm bereitete. Nicht Alle fährt der Graf ** fort die in dem Augenblicke, wo ich dieses schreibe, vielleicht mit Hohngelächter auf seine Schwachheit herabsehen. und im stolzen Dünkel ihrer

--

nie angefochtenen Vernunft sich für berechtigt halten, den Stab der Verkammung über ihn zu brechen, nicht Alle, fürchte ich, würden diese erste Probe so männlich bestanden haben. Wenn man ihn nunmehr auch nach dieser glücklichen Vorbereitung dessen ungeachter fallen sieht; wenn man den schwarzen Anschlag, vor dessen entferntester Annäherung ihn sein guter Genius warnte, nichts desto weniger an ihm in Erfüllung gegangen findet, so wird man weniger über feine Thorheit spotten als über die Größe des Bubenstücks erstaunen, dem eine so wohl vertheidigte Vernunft erlag. Weltliche Rücksichten können an meinem Zeugnise keinen Antheil haben, denn Er, der es mir danken soll, ist nicht mehr. Sein schreckliches Schickfal ist geendigt, längst hat sich seine Seele am Thron der Wahrheit gereinigt, vor dem auch die meinige längst steht, wenn die Welt dieses liest aber man verzeihe mir die Thráne, die dem Andenken meines theuersten Freundes unfreiwillig fällt doch zur Steuer der Gerechtigkeit schrieb' ich es nieder: Er war ein edler Mensch, und gewiß wär' er eine Zierde des Thrones geworden, den er durch ein Verbrechen ersteigen zu wollen, sich bethören ließ.

3 weites Buch.

Nicht lange nach diesen lektern Begebenheiten fährt der Graf von O** zu erzählen ført — fing ich an, in dem Gemüthe des Prinzen eine wichtige Veränderung zu bemerken, die theils eine unmittelbare Folge des leßtern Vorfalls war, theils auch durch den Zusammenfluß mehrerer zufälliger Umstände hervorgebracht worden. Bis jeßt nämlich hatte der Prinz jede strengere Prüfung seines Glaubens vermieden, und sich damit begnügt, die rohen und sinnlichen Religionsbegriffe, in denen er auferzogen worden, durch die bessern Ideen, die sich ihm nachher aufdrangen, zu reinigen, oder mit diesen auszugleichen, ohne die Fundamente seines Glaubens zu untersuchen. Religionsgegenstände überhaupt, gestand er mir mehrmals, seyen ihm jederzeit wie ein bezau bertes Schloß vorgekommen, in das man nicht ohne Grauen seinen Fuß seße, und man thue weit besser, man gehe mit ehrerbietiger Resignation daran vorüber, ohne sich der Gefahr auszusehen, sich in seinen Labyrinthen zu verirren. Eine bigotte, knechtische

Er:

1

Erziehung war die Quelle dieser Furcht; diese hatte feinem zarten Gehirne Schreckbilder eingedrückt, von denen er sich während seines ganzen Lebens nie ganz losmachen konnte. Religiöse Melancholie war eine Erbkrankheit in seiner Familie; die Erziehung, welche man ihm und seinen Brüdern geben ließ, war dieser Disposition angemessen, die Menschen, denen man sie anvertraute, aus diesem Sesichtspunkte gewählt, also entweder Schwärmer oder Heuchler. Alle Lebhaftigkeit des Knaben in einem dumpfen Geisteszwange zu ersticken, war das einzige Mittel, sich der höchsten Zufriedenheit der fürstlichen Aeltern zu versichern. Diese schwarze nächtliche Gestalt hatte die ganze Jugendzeit unsers Prinzen, selbst aus seinen Spielen war die Freude verbannt. Alle seine Vorstellungen von Religion hatten etwas Fürchterliches an sich, und eben das Grauenvolle und Derbe war es, was sich seiner lebhaften Einbildungskraft zuerst bemächtigte, und sich auch am långsten darin erhielt. Sein Gott war ein Schreckbild, ein strafendes Wesen; seine Gottesvërehrung knechtisches Zittern oder blinde, alle Kraft und Kühnheit erstickende, Ergebung. Auf allen seinén kindischen und jugendlichen Neigungen, denen ein derber Körper und eine blühende Gesundheit um so kraft: vollere Explosionen gab, stand ihm die Religion im Wege; mit Allem, woran sein jugendliches Herz sich hing, lag fie im Streite; er lernte sie nie als eine Wohlthat, nur als eine Geißel seiner Leidenschaften tennen. So entbrannte allmählig eine stille IndignaSchillers Fimmt. Werte. XI.

13

« السابقةمتابعة »