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überhoben. Eben so begreifen Sie nunmehr, warum es nöthig war, den Charakteren Philipps und seiner 'Geistesverwandten einen so großen Spielraum zu geben ein nicht zu entschuldigender Fehler, wenn diese Charaktere weiter nichts, als die Maschinen hätten seyn sollen, eine Liebesgeschichte zu verwickeln und aufzulösen und warum überhaupt dem geistlichen, politischen und häuslichen Despotismus ein so weites Feld gelassen worden. Da aber mein eigentlicher Vorwurf war, den künftigen Schöpfer des Menschenglücks aus dem Stücke gleichsam hervorgehen zu lassen; so war es sehr an seinem Orte, den Schöpfer des Elends neben ihm aufzuführen, und durch ein vollständiges schauderhaftes Gemählde des Despotismus sein reizendes Gegentheil desto mehr zu erheben. Wir sehen den Despoten auf seinem traurigen Throne, sehen ihn mitten unter seinen Schäßen darben, wir erfahren aus seinem Munde, daß er unter allen seinen Millionen allein ist, daß die Furien des Argwohns seinen Schlaf anfallen, daß ihm seine Kreatu= ren geschmolzenes Gold statt eines Labetrunks bieten; wir folgen ihm in sein einsames Gemach, sehen da den Beherrscher einer halben Welt um ein menschliches Wesen bitten, und ihn dann, wenn das Schicksal ihm diesen Wunsch gewährt hat, gleich einem Rasenden, selbst das Geschenk zerstören, dessen er nicht mehr würdig war. Wir sehen ihn unwissend den niedrigsten Leidenschaften seiner Sclaven dienen;

find Augenzeugen, wie sie die Seile drehen, woran sie den, der sich einbildet, der alleinige Urheber feiner Thaten zu seyn, einem Knaben gleich lenken. Ihn, vor welchem man in fernen Welttheilen zittert, fehen wir vor einem herrischen Priester eine erniedrigende Rechenschaft ablegen, und eine leichte Uebertretung mit einer schimpflichen Züchtigung bußen.. Wir sehen ihn gegen Natur und Menschheit ankämpfen, die er nicht ganz besiegen kann, zu_stolz, ihre Macht zu erkennen, zu ohnmächtig, sich ihr zu entziehen; von allen ihren Genüssen geflohen, aber von ihren Schwächen und Schrecknissen verfolgt; herausgetreten aus seiner Gattung, um als ein Mittelding von Ge schöpf und Schöpfer unser Mitleiden zu erregen,

Wir verachten diese Größe, aber wir trauern über seinen Mißverstand, weil wir auch selbst aus dieser Verzerrung noch Züge von Menschheit herauslesen, die ihn zu einem der Unsrigen machen, weil er auch blos durch die übrig gebliebenen Reste der Mensch)= heit elend ist. Je mehr uns aber dieses schrechafte Gemälde zurückstößt, desto stärker werden wir von dem Bilde sanfter Humanität angezogen, die sich in Carlos, in seines Freundes, und in der Königinn Gestalt vor unsern Augen verklärt.

Und nun, lieber Freund, übersehen Sie das Stück aus diesem neuen Standorte noch einmal. Was Sie für Ueberladung gehalten, wird es jezt vielleicht weniger seyn; in der Einheit, worüber

wir uns jeßt verständigt haben, werden sich alle eins zelnen Bestandtheile desselben auflösen lassen. Ich fönnte den angefangenen Faden noch weiter fortfüh ren, aber es sey mir genug, Ihnen durch einige Winke angedeutet zu haben, worüber in dem Stücke selbst die beste Auskunft enthalten ist. Es ist möglich, daß, um die Hauptidee des Stücks herauszufin-den, mehr ruhiges Nachdenken erfordert wird, als sich mit der Eilfertigkeit verträgt, womit man gewohnt ist, dergleichen Schriften zu durchlaufen; aber der ·Zweck, worauf der Künstler gearbeitet hat, muß sich ja sam Ende des Kunstwerks erfüllt zeigen. Womit die Tragödie beschlossen wird, damit muß sie sich) be= schäftigt haben, und nun höre man, wie Carlos uan, uns und feiner Königinn scheidet.

Ich habe

In einen langen schweren Traum, gelegen.

Ich Hebte Jeßt hin- ich erwacht.

Vergessen

„Sen das Vergangue. Endlich seb' ich ein, es gibt

Gin höher, wünschenswerther Gut, als dich

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Burück. Vernichten Sie die meinen! Fürchten „Sie keire, Wallung mehr von mir. Es ist

Vorbei.

Ein reiner Feuer hat mein Wesen

...Selåntert Einen Leichenstein will ich

...hm sehen, wie noch keinem Könige zu Theil

Geworden Ueber feiner Asche. blühe

Ein Paradies!"

"

Königinn.

So hab' ich Sie gewollt!

,,Das war die große Meinung seines Todes.

Zehnter Brief.

Ich bin weder Illuminat noch Maurer, aber wenn beide Verbrüderungen einen moralischen Zweck mit einander gemein haben, und wenn dieser Zweck für die menschliche Gesellschaft der wichtigste ist, fo muß er mit demjenigen, den Marquis Posa fich vorseßte, wenigstens sehr nahe verwandt seyn. Was jene durch eine geheime Verbindung mehrerer durch die Welt zerstreuter thätiger Glieder zu bewirken suchen, will der Leßtere, vollständiger und kürzer, durch ein einziges Subjekt ausführen: durch einen Fürsten nämlich, der Anwartschaft hat, den größten Thron der Welt zu besteigen, und durch diesen erhabenen Standpunkt zu einem solchen Werke fähig gemacht wird. In diesem einzigen Subjekte macht er die Ideenreihe und Empfindungsart herrschend, woraus jene wohlthätige Wirkung als eine nothwen= dige Folge fließen muß. Vielen dürfte dieser Gegenstand für die dramatische Behandlung zu abstrakt und zu ernsthaft scheinen, und wenn sie sich auf nichts, als das Gemählde einer Leidenschaft gefaßt gemacht haben, so hatte ich freilich ihre Erwartung getäuscht; aber es schien mir eines Versuchs nicht ganz unwerth, ,,Wahrheiten, die Jedem, der es gut mit seiner

,,Gattung meint, die heiligsten seyn müssen, und ,,die bis jeßt nur das Eigenthum der Wissenschaften „waren, in das Gebiet der schönen Künste herüber,,zuziehen, mit Licht und Wärme zu beseelen, und, ,,als lebendig wirkende Motive, in das Menschenherz „gepflanzt, in einem kraftvollen Kampfe mit der \,,Leidenschaft zu zeigen.“ Hat sich der Genius der Tragödie für diese Grenzenverlegung an mir gerochen, so find deßwegen einige nicht ganz unwichtige Ideen, die hier niedergelegt find, für den redlichen Finder nicht verloren, den es vielleicht nicht unangenehm überraschen wird, Bemerkungen, deren er sich aus seinem Montesquieu erinnert, in einem Trauerspiel angewandt und bestätigt zu sehen.

Eilfter Brief.

Ehe ich mich auf immer von unserm Freunde Posa verabschiede, noch ein Paar Worte über sein räthselhaftes Benehmen gegen den Prinzen, und über seinen Tod.

Viele nämlich haben ihm vorgeworfen, daß er, der von der Freiheit so hohe Begriffe hegt, und sie unaufhörlich im Munde führt, sich doch selbst einer despotischen Willkür über seinen Freund anmaße, daß er ihn blind, wie einen Unmündigen, leite, und ihn eben dadurch an den Rand des Untergangs führe. Womit, fagen Sie, läßt es sich entschuldigen, daß Marquis Posa, anstatt dem Prinzen gerade heraus

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