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Der Verbrecher

aus verlorener Ehre.

Eine wahre Geschichte.

In der ganzen Geschichte des Menschen ist kein Kapitel unterrichtender für Herz und Geist, als die Annalen seiner Verirrungen. Bei jedem großen Verbrechen war eine verhältnißmäßig große Kraft in Bewegung. Wenn sich das geheime Spiel der Begehrungskraft bei dem mattern Licht gewöhnlicher Affekte versteckt, so wird es im Zustand gewaltsamer Leidenschaft desto hervorspringender, kolossalischer, lauter; der feinere Menschenforscher, welcher weiß, wie viel man auf die Mechanik der gewöhnlichen Willensfreiheit eigentlich rechnen darf, und wie weit es erlaubt ist, analogisch zu schließen, wird. manche Erfahrung aus diesem Gebiete in seine Seelenlehre herübertra gen, und für das sittliche Leben verarbeiten.

Es ist etwas so Einförmiges, und doch wieder so Zusammengefeßtes, das menschliche Herz. Eine und eben dieselbe Fertigkeit oder Begierde, kann in tausenderlei Formen und Richtungen spielen, fann tau=

fend widersprechende Phänomene bewirken, kann in taufend Charakteren anders gemischt erscheinen, und tau fend ungleiche Charaktere und Handlungen können wieder aus einerlei Neigung gesponnen seyn, wenn auch der Mensch, von welchem die Rede ist, nichts weniger denn eine solche Verwandtschaft ahnet. Stünde einmal, wie für die übrigen Reiche der Natur, auch für das Menschengeschlecht, ein Linnáus auf, welcher nach Trieben und Neigungen klassifizirte, wie sehr würde man erstaunen, wenn man so manchen, deffen Laster in einer engen bürgerlichen Sphäre, und in der schmalen Umzäunung der Geseße jeßt ersticken muß, mit dem Ungeheuer Borgia in einer Ordnung beisammen fånde.

Von dieser Seite betrachtet, läßt sich manches ge= sen die gewöhnliche Behandlung der Geschichte einwenden, und hier, vermuthe ich, liegt auch die Schwierigkeit, warum das Studium derselben für das bürgerliche Leben noch immer so fruchtlos geblie ben. Zwischen der heftigen Gemüthsbewegung des handelnden Meuschen, und der ruhigen Stimmung des Lesers, welchem diese Handlung vorgelegt wird, Herrscht ein so widriger Kontrast, liegt ein so breiter Zwischenraum, daß es dem Leßtern schwer, ia un möglich wird, einen Zusammenbaug nur zu ahneu. Es bleibt eine Lücke zwischen dem historischen Subjekt und dem Leser, die alle Möglichkeit einer Verglei chung oder Anwendung abschneidet, und statt jenes heilsamen Schreckens, der die stolze Gesundheit war:

net.

net, ein Kopfschütteln der Befremdung erwedt. Wir sehen den Unglücklichen, der doch in eben der Stunde, wo er die That beging, so wie in der, wo er dafür buißet, Mensch war, wie wir, für ein Geschöpf frem der Gattung an, dessen Blut anders umläuft, als das unserige, dessen Wille andern Regeln gehorcht, als der unserige; seine Schicksale rühren uns wenig, denn Rührung gründet sich ja nur auf ein dunkles Bewußtseyn. ähnlicher. Gefahr, und wir sind weit entfernt, eine solche Aehnlichkeit auch nur zu träumen. Die Belehrung geht mit der Beziehung verloren, und die Geschichte, anstatt eine Schule der Bildung zu seyu, muß sich mit einem armseligen Verdienste um unsere Neugier begnügen. Soll sie uns mehr seyn und ih ren großen Endzweck erreichen, so muß sie nothwendig unter diesen beiden Methoden wählen Entweder der Leser muß warm werden wie der Held, oder der Held wie der Leser erkalten.

Ich weiß, daß von den besten Geschichtschreibern nenerer Zeit und des Alterthums manche sich an die erste, Methode gehalten, und das Herz ihres Lesers durch hinreißenden Vortrag bestochen haben. Aber diese Manier ist eine Usurpation des Schriftstellers, und beleidigt die republikanische Freiheit des lesenden Publikum, dem es zukommt, selbst zu Gericht zu ihen; sie ist zugleich eine Verlegung der GrenzenGerechtigkeit, denn diese Methode gehört ausschliesend und eigenthümlich dem Redner und Dichter. Dem Geschichtschreiber bleibt nur die leßtere übrig. Stillers såmmt. Werte. XI.

Städtchens-huldigten seinem erfinderischen Kopfe. Die Natur hatte seinen Körper verabsäumt. Eine tleine unscheinbare Figur, krauses Haar von einer unangenehmen Schwärze, eine plattgedrückte Nase und eine gefchwölkue Oberlippe, welche noch überdieß durch den Schlag eines Pferdes aus iheer Nichtung gewichen #war, «gaben-feinem Anblick eine Widrigkeit, welche alle Beiber von ihm zurückscheuchte, und dem Wis feiner Hameraden eine reichliche Nahrung darbot.

Er wollte ertroßen, was ihm verweigert war; areil er mißfiel, seßte er sich vor, zu gefallen. Er var finnlich, und beredete sich, daß er liebe. Das Mädchen, das er wählte, mißhandelte ihn; er batte ulrfache zu fürchten, daß seine Nebenbuhler glücklicher +wären; doch das Mädchen war arm. Ein Herz, das Heinen Betheuerungen verschlossen blieb, öffnete sich vielleicht feinen Geschenten; aber ihn selbst drückte Mangel, und der eitte Versuch, seine Außenseite geltend zu machen, verschlang noch das Wenige, was er burch eine schlechte Wirthschaft erwarb. Zu bequem -and zu unwiffend, seinem zerrütteten Hauswesen durch Spekulation aufzuhelfen, zu stolz, auch zu weichlich, den Herrn, der er bisher gewesen war, mit dem >Bauern zu vertauschen, und seiner - angebeteten Freiheit, zu entfagen, sah er aur einen Ausweg vor sich den Tausende vor ihm und nach ihm mit besserm -Glüce ergriffen haben den Ausweg, houett zu stehlen. Seine · Baterstadt grenzte an eine landesaberrliche Waldung, er wurde Wilddieh, und der Er

trag feines Maubes wanderte trenlich: in die Hände seiner Geliebten.

Unter den Liebhabern Hannchene war Robert, ein Jagerbursche des Férfiers. Frühzeitig merkte dieser den Vortheil, den die Freigebigkeit seiz nes Nebenbuhlers über ihn gewonnen hatte, und mit Schelsucht forschte er nach den Quellen dieser Veränderung. Er zeigte sich fleißiger in der Sonne

dieß war das Schild zu dem Wirthshause — sein lauerndes Auge, von Eifersucht und -Neide geschärft, entdeckte ihm bald, woher dieses Geld floß. Nicht lange vorher war ein strenges Edikt gegen die Wildschüßen erneuert worden, welches den: Ulebertreter zum Zuchthause verdammte. Robert war unermüdet, die geheimen Gånge seines Feindes zu beschlcichen; endlich gelang, es ihm auch, den Unbesonnenen über der That zu ergreifen. Wolf wurde eingezsgen; und nur mit Aufopferung seines ganzen kleineu Vermögens brachte er es mühsam dahin, die zuerkannte Strafe durch eine Geldbuße abzuwenden.

Robert triumphirte. Sein Nebenbuhler - war aus dem Felde geschlagen, und Haunchens: Gunst für den Bettler verloren. Wolf fannte seinen Feind, und dieser Feind war der glückliche Besizer seiner Johanne. Drückendes Gefühl des Mangels ge fellte sich zu beleidigtem Stolze. Noth und Eifersucht stürmten vereinigt auf seine Empfindlichkeit ein, der Hunger treibt ihn hinaus in die, weite - Welt, Raße und Leidenschaft halten ihn fest. Er wird aum

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