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in die

Konstitution der Niederlande.

Kein Wunder, daß ein so unnatürliches Gericht, das selbst dem duldsamern Geiste der Spanier uner: träglich gewesen war, einen Freistaat empörte. Aber den Schrecken, den er einflößte, vermehrte die spanische Kriegsmacht, die auch nach wiederhergestelltem Frieden beibehalten wurde, und, der Reichskonstitu= tion zuwider, die Grenzstädte anfüllte. Karl dem Fünften hatte man diese Einführung fremder Armeen vergeben, weil man ihre Nothwendigkeit einfah, und mehr auf seine guten Gesinnungen baute. Jeßt erblickte man in diesen Truppen nur die fürch= terlichen Zurüstungen der Unterdrückung und die Werkzeuge einer verhaßten Hierarchie. Eine ansehn= liche Reiterei, von Eingebornen errichtet, war zum Schuße des Landes hinreichend, und machte diese Ausländer entbehrlich. Die Zügellosigkeit und Raubsucht

dieser Spanier, die noch große Rückstände zu fordern hatten, und sich auf Unkosten des Bürgers bezahlt machten, vollendeten die Erbitterung des Volks, und brachten den gemeinen Mann zur Verzweiflung. Als nachher das allgemeine Murren die Regierung bewog, sie von den Grenzen zusammenzuziehen, und in die seeländischen Inseln zu verlegen, wo die Schiffe zu ihrer Abfahrt ausgerüstet wurden, ging ihre Vermessenheit so weit, daß die Einwohner aufhörten, an den Dammen zu arbeiten, und ihr Vater land lieber dem Meere überlassen wollten, als långer von dem viehischen Muthwillen dieser rasenden Bande leiden. *)

Sehr gern hätte Philipp diese Spanier im Lande behalten, um durch sie seinen Edikten mehr Kraft zu geben, und die Neuerungen zu unterslüßen, die er in der niederländischen Verfassung zu machen gesonnen war. Sie waren ihm gleichsam die Gewährmånner der allgemeinen Ruhe, und eine Kette, an der er die Nation gefangen hielt. Deswegen ließ er nichts unversucht, dem anhaltenden Zudringen der Reichsstände auszuweichen, welche diese Spanier entfernt wissen wollten, und erschöpfte bei dieser Gelegenheit alle Hülfsmittel der Chikane und Ueber: redung. Bald fürchtet er einen plößlichen Ueberfall Frankreichs, das von wüthenden Faktionen zerrissen,

*) Allg. G. der v. Niederlande. III. Band. 21. Buch. G. 23. u. f. f.

fich gegen einen einheimischen Feind kaum behaupten kann; bald sollen sie seinen Sohn Don Carlos an der Grenze in Empfang nehmen, den er nie Willens war, aus Kastilien zu lassen. Ihre Unterhaltung soll der Nation nicht zur Last fallen, er selbst will aus seiner eignen Chatoulle alle Kosten davon bestreiten. Um sie mit desto besserm Scheine da zu be halten, hielt er ihnen mit Fleiß ihren rückständigen Sold zurück, da er sie doch sonst den einheimischen Truppen, die er völlig befriedigte, gewiß würde vorgezogen haben. Die Furcht der Nation einzuschläfern, und den allgemeinen Unwillen zu versöhnen, bot er den beiden Lieblingen des Volks, dem Prinzen von Oranien und dem Grafen von Egmont, den Oberbefehl über diese Truppen an; beide aber schlu= gen seinen Antrag aus, mit der edelmüthigen Ertlårung, daß sie sich nie entschließen würden, gegen die Geseße des Landes zu dienen. Je mehr Be= gierde der König blicken ließ, seine Spanier im Lande zu lassen, desto hartnäckiger bestunden die Staaten auf ihrer Entfernung. In dem darauf folgenden Reichstage zu Gent mußte er mitten im Kreise seiner Höflinge eine republikanische Wahrheit hören.,,Wo= zu fremde Hände zu unserm Schuße?" sagte ihm der Syndikus von Gent. Etwa damit uns die übrige Welt für zu leichtsinnig oder gar für zu blödsinnig halte, uns selbst zu vertheidigen? Warum haben wir Frieden geschlossen, wenn uns die Lasten des Kriegs auch im Frieden drücken? Im Kriege schärfte die

Nothwendigkeit unsere Geduld, in der Ruhe unterliegen wir seinen Leiden, Oder werden wir diese ausgelassene Bande in Ordnung halten, da deine eigene Gegenwart nicht so viel vermocht hat? Hier stehen deine Unterthanen aus Cambray und Antwerpen, und schreien über Gewalt. Thionville und Marienburg liegen wüste, und darum hast du uns doch nicht Frieden gegeben, daß unsere Städte zu Einöden werden, wie sie nothwendig werden müssen, wenn du sie nicht von diesen Zerstörern erlösest? Vielleicht willst du dich gegen Ueberfall unserer Nachbarn verwahren? Diese Vorsicht ist weise, aber das Gerücht ihrer Rüstung wird lange Zeit ihren Waffen voran eilen. Warum mit schweren Kosten Fremdlinge miethen, die ein Land nicht schonen werden, das sie morgen wieder verlassen müssen? Noch stehen tapfere Niederländer zu deinen Diensten, denen dein Vater in weit stürmischern Zeiten die Republik anvertraute. Warum willst du jeßt ihre Treue bezweifeln, die sie so viele Jahrhunderte lang deinen Vorfahren unverleht gehalten haben? Sollten sie nicht vermögend seyn, den Krieg so lange hinzuhalten, bis deine Bundsgenossen unter ihre Fahnen eilen, oder du selbst aus der Nachbarschaft Hülfe sendest?“ Diese Sprache war dem Könige zu neu und ihre Wahrheit zu einleuchtend, als daß er sie sogleich håtte beantworten können. „Ich bin auch ein Ausländer;" rief er endlich,,,will man nicht lieber gar mich selbst aus dem Lande jagen?" Sogleich stieg er vom Throne

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und verließ die Versammlung, aber dem Sprecher war seine Kühnheit vergeben. Zwei Tage darauf ließ er den Stånden die Erklärung thun: wenn er früher gewußt hätte, daß diese Truppen ihnen zur Last fielen, so würde er schon Anstalt gemacht haben, sie gleich selbst mit nach Spanien zu nehmen. Jeßt wåre dieses freilich zu spát, weil sie unbezahlt nicht abrei= fen würden; doch verspreche er ihnen auf das Heiligste, daß diese Last sie nicht über vier Monate mehr drücken follte. Nichts desto weniger blieben diese Truppen statt dieser vier Monate noch achtzehn im Lande, und würden es vielleicht noch später verlassen haben, wenn das Bedürfniß des Reichs sie in einer andern Weltgegend nicht nöthiger gemacht hätte. *)

Die gewaltthätige Einführung Fremder in die wichtigsten Aemter des Landes veranlaßte neue Kla= gen gegen die Regierung. Von allen Vorrechten der Provinzen war keines den Spaniern so anstößig, als dieses, welches Fremdlinge von Bedienungen ausschließt, und keines hatten sie eifriger zu untergraben gesucht. **) Italien, beide Indien, und alle Provinzen dieser ungeheuern Monarchie waren ihrer Habsucht und ihrem Ehrzeize geöffnet; nur von der reichsten unter allen schloß sie ein unerbittliches Grundgeseß aus. Man überzeugte den Monarchen, daß die königliche Gewalt in diesen Ländern nie würde befestigt

*) Burgund L. I. p. 38. 39. 40. Reidan- L. 1. p. 1. Mes teren 1. Theil. 1. Buch. 47.

**)-Reidan. L. 1. p. 1.

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