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Kardinal Granvella.

Anton Perenot, Bischof von Arras, nachheriger Erzbischof von Mecheln und Metropolitan der sämmtl. Niederlande, den uns der Haß seiner Zeitgenossen unter dem Namen des Kardinals Granvella verewigt hat, wurde im Jahr 1516 zu Besançon, in der Grafschaft Burgund, geboren. Sein Vater, Nicolaus Perenot, eines Eisenschmieds Sohn, hatt sich durch eigenes Verdienst bis zum Geheimschreiber der Herzoginn Margaretha von Savoyen, damaliger Regentinn der Niederlande, emporgearbeitet; hier wurde er Karl dem Fünften als ein fähiger Geschäftsmann bekannt, der ihn in seine Dienste nahm, und bei den wichtigsten Unterhandlungen gebrauchte. Zwanzig Jahre arbeitete er im Kabinette des Kaisers, bekleidete die Würde seines Geheimenraths und Siegelbewahrers, theilte alle Staatsgeheimnisse dieses Monarchen, und erwarb sich ein großes Vermögen. *) Seine Würden, feinen

*) Meteren 60. Strad. 47. Sillers sämmtl. Werke. XII.

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Einfluß und seine Staatskunst erbte Anton Pere: not, sein Sohn, der schon in frühen Jahren Proben der großen Fähigkeit ablegte, die ihm nachher eine fo glorreiche Laufbahn geöffnet hat. Anton hatte auf verschiedenen hohen Schulen die Talente ausgebildet, womit ihn die Natur so verschwenderisch ausgestattet hatte, und Beides gab ihm einen Vorzug vor seinem Vater. Bald zeigte er, daß er sich durch eigene Kraft auf dem Plaße behaupten konnte, worauf ihn fremde Verdienste gestellt hatten. Er war vier und zwanzig Jahre alt, als ihn der Kaiser, als seinen Bevollmäch tigten, auf die Kirchenversammlung zu Trident schic: te, und hier ließ er die Erstlinge seiner Beredsamkeit hören, die ihm in der Folge eine so große Obergewalt über zwei Könige gab. *) Karl bediente sich seiner noch bei verschiedenen schweren Gesandtschaften, die er mit dem größten Beifalle seines Monarchen beendigte, und als endlich dieser Kaiser seinem Sohne das Scepter überließ, machte er dieses kostbare Ge schenk mit einem Minister vollkommen, der es ihm führen half.

Granvella eröffnete seine neue Laufbahn gleich mit dem größten Meisterstücke seines politischen Genies, von der Gnade eines solchen Vaters in die Gunst eines solchen Sohnes so leicht hinüberzugleiten. Vald gelang es ihm, sie in der That zu verdienen. Bei der geheimen Unterhandlung, welche die Her

*) A. G. d. v. Niederlande. II. Band. 526.

zoginn von Lothringen 1558 zwischen den französischen und spanischen Ministern in Peronne vermittelt hatte, entwarf er mit dem Kardinal von Loth= ringen die Verschwörung gegen die Protestanten, welche nachher zu Chateau-Cambresis, wo auch er an dem Friedensgeschäfte mit arbeitete, zur Reife ge= bracht, aber eben dort auch verrathen wurde.

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Ein tiesdringender, vielumfassender Verstand, eine seltene Leichtigkeit in verwickelten großen Geschäften, die ausgebreitetste Gelehrsamkeit war mit lasttragendem Fleiße und nie ermüdender Geduld, das unternehmendste Genie mit dem bedächtlichsten Maschinengange in diesem Manne wunderbar vereinigt. Tage und Nächte, schlaflos und nüchtern, fand ihn der Staat; Wichtiges und Geringes wurde mit gleich gewissenhafter Sorgfalt von ihm gewogen. Nicht selten beschäftigte er fünf Sekretaire zugleich und in verschiedenen Sprachen, deren er sieben geredet haben fol. Was eine prüfende Vernunft langsam zur Reife gebracht hatte, gewann Kraft und Anmuth in seinem Munde, und die Wahrheit, von einer mächtigen Suade begleitet, riß gewaltsam alle Hörer dahin. Seine Treue war unbestechbar, weil keine der Leidenschaften, welche Menschen von Menschen abhängig machen, sein Gemüth versuchte. Mit be= wundernswürdiger Schärfe des Geistes durchspähte er das Gemüth seines Herrn, und erkannte oft in der Miene schon die ganze Gedankenreihe, wie in dem vorangeschickten Schatten die nahende Gestalt. Mit

hülfreicher Kunst kam er diesem trågern Geiste ent gegen, bildete die robe Geburt noch auf seinen Lippen zum vollendeten Gedanken, und gönnte ihm großmüthig den Ruhm der Erfindung. Die schwere und so núßliche Kunst, seinen eigenen Geist zu verkleinern, fein Genie einem andern leibeigen zu machen, ver: stand Granvella; so herrschte er, weil er seine Herrschaft verbarg, und nur so konnte Philipp der Zweite beherricht werden. Zufrieden mit einer stillen aber gründlichen Gewalt, haschte er nicht uner: fättlich nach neuen Zeichen derselben, die sonst imme das wünschenswürdigste Ziel kleiner Geister sind; aber jede neue Würde kleidete ihn, als wåre sie nie von ihm geschieden gewesen. Kein Wunder, daß so aufer: ordentliche Eigenschaften ihm die Gunst seines Herrn | gewannen; aber ein wichtiges Vermächtniß der poli tischen Geheimnisse und Erfahrungen, welche Karl ! der Fünfte in einem thatenvollen Leben gesammelt, und in diesem Kopf niedergelegt hatte, machte ihn seinem Thronfolger zugleich unentbehrlich. So selbstzufrieden dieser Lehtere auch seiner eigenen Ver: nunft zu vertrauen pflegte, so nothwendig war es seiner furchtsamen schleichenden Politik, sich an einen überlegenen Geist anzuschmiegen, und ihrer eigenen Unentschlossenheit durch Ansehen, fremdes Beispiel und Observanz nachzuhelfen. Keine politische Bege benheit des königlichen Hauses kam, so lange Phi lipp in den Niederlanden war, ohne Zuziehung Granvella's zu Stande, und als er die Reise

nach Spanien antrat, machte er der neuen Statthålterinn ein eben so wichtiges Geschenk mit diesem Minister, als ihm selbst von dem Kaiser, seinem Vater, in ihm hinterlassen worden war.

So gewöhnlich wir auch despotische Fürsten ihr Vertrauen an Kreaturen verschenken sehen, die sie aus dem Staube gezogen, und deren Schöpfer sie gleichsam sind, so vorzügliche Gaben wurden erfordert, die verschlossene Selbstfucht eines Charakters, wie Philipp war, so weit zu überwinden, daß sie in Vertrauen, ja sogar Vertraulichkeit überging. Das leifeste Aufwallen des erlaubtesten Selbstgefühls, wodurch er sein Eigenthumsrecht auf einen Gedanken zurückzufordern geschienen hätte, den der König einmal zu dem feinigen geadelt, båtte dem Minister seinen ganzen Einfluß gekostet. Es war ihm vergönnt, den niedrigsten Leidenschaften der Wollust, der Habsucht, der Nachbeagierde zu dienen, aber die einzige, die ihn wirklich beseelte, daß jüße Bewußtseyn eigener Ueberlegenheit und Kraft, mußte er sorgfältig vor dem argwöhnischen Blicke des Despoten verhüllen. Freiwillig begab er sich aller Vorzüge, die er eigenthümlich besaß, um sie von der Großmuth des Kónigs zum zweiten Male zu empfangen. Sein Glück durfte aus keiner andern Quelle, als dieser, `fließen, kein anderer Mensch Anspruch auf seine Dankbarkeit haben. Den Purpur, der ihm von Nom aus gesendet war, legte er nicht eher an, als bis die königliche Bewilligung aus Spanien anlangte; indem er ihn zu

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