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Ehe wir in das Innere dieser großen Revolu tion hineingehen, müssen wir einige Schritte in die alte Geschichte des Landes zurückthun, und die Ver fassung entstehen sehen, worin wir es zur Zeit dieser merkwürdigen Veränderung finden.

Der erste Eintritt dieses Volks in die Weltge= schichte ist das Moment feines Untergangs; von sei nen Ueberwindern empfing es ein politisches Leben. Die weitläufige Landschaft, welche von Deutschland gegen Morgen, gegen Mittag von Frankreich, gegen Mitternacht und Abend von der Nordsee begrenzt wird, und die wir unter dem allgemeinen Namen der Niederlande begreifen, war bei dem Einbruche der Römer in Gallien unter drei Hauptvölkerschaften

vertheilt, alle ursprünglich deutscher Abkunft, deut scher Sitte und deutschen Geistes *), Der Rhein machte ihre Grenzen, Zur Linken des Flusses wohnten die Belgen **), zu seiner Rechten die Friesen ***), und die Vatavier ****) auf der Insel, die seine beiden Arme damals mit dem Ocean bildeten. Jede dieser einzeinen Nationen wurde früher oder spåter den Mömern unterworfen, aber ihre Ueberwinder selbst legen uns die rühmlichsten Zeugnisse von ihrer Tapfer: keit ab. Die Belgen, schreibt Cåsar †), waren die einzigen ter den gallischen Völkern, welche die einbrechenden Teutonen und Cimbrer von ihren Grenzen abhielten. Alle Völker um den Rhein, sagt uns Tacitus ft), wurden an Heldenmuth von deu Ba

*) J. Caesar de Bello Gall. L. I. Tacit, do Morib. Germ. und Hist. L. IV.

**) In den Landschaften, die jeßt größtentheils die ka tholischen Niederlande und Generalitätslande auf machen.

***) Im jezigen Gröningen, Oft‹ und Westfriesland, einem Theile von Helland, Geldern, Utrecht und Oberyffel. *****) In dém obern Theile von Holland, Utrecht und Ober: yffel, dem heutigen Cleve u. f. f., zwischen der Leck und der Waal. Kleinere Völker, die Kaninefater, Mattiaker, Maresaten, u. s. f?, die einen Theil von Westfriesland, Holland und Seeland bewohnten, können zu ihnen gerechnet werden. Tacit. Hist. L. IV. C. 15, 56. de Morib, Germ. e. 29.

†) De Bello Gall.

tt) Hist. L. IV. G. 18.

taviern übertroffen. Dieses wilde Volk erlegte seinen Tribut in Soldaten, und wurde von seinen Ue berwindern, gleich Pfeil und Schwert, nur für Schlachten gespart. Die batavische Reiterei erklär ten die Römer selbst für den besten Theil ihrer Heere. Lange Zeit machte sie, wie heut zu Tage die Schweizer, die Leibwache der römischen Kaiser aus; ihr wilder Muth erschreckte die Dacier, da sie in voller Rüstung über die Donau schwammen. Die nám lichen Batavier hatten den Agricola auf seinem Zuge nach Britannien begleitet, und ihm diese Insel erobern helfen *). Unter allen wurden die Friesen zuleht überwunden, und seßten sich zuerst wieder in Freiheit. Die Moräfte, zwischen welchen sie wohnten, reizten die Eroberer später, und kosteten ihnen mehr. Der Römer Drusus, der in diesen Gegenden kriegte, führte einen Kanal vom Rhein in den Flevo, die jeßige Südersee, durch welchen die römische Flotte in die Nordsee drang, und aus dieser durch die Mündung der Ems und Weser einen leichtern Weg in das innere Deutschland fand **).

Vier Jahrhunderte lang finden wir Batavier in den römischen Heeren, aber nach den Zeiten des Honorius verschwindet ihr Name aus der Geschichte.

*) Dio. Cass. L. LXIX. Tacit. Agricol. e. 36. Tacit. Annal. L. II. c. 15.

**) Tacit. Annal. II. Cap. 8. Sueton. in Claud. Cap. 1.

n. 3.

Ihre Insel sehen wir von den Franken überschwemmt, die sich dann wieder in das benachbarte Belgien verlieren. Die Friesen haben das Joch ihrer entlege= nen und ohnmächtigen Beherrscher zerbrochen, und erscheinen wieder als ein freies und sogar ein er: oberndes Volt, das sich durch eigene Gebräuche und den Ueberrest der römischen Geseße regiert, und seine Grenzen bis über die linken Ufer des Rheins erweis tert. Friesland überhaupt hat unter allen Provinzen der Niederlande am wenigsten von dem Einbruche fremder Völker, von fremden Gebräuchen und Gefeßen gelitten, und durch eine lange Reihe von Jahrhunderten Spuren seiner Verfassung, seines Nationalgeistes und seiner Sitten behalten, die selbst heut zu Tage nicht ganz verschwunden sind.

Die Epoche seiner Völkerwanderung zernichtet die ursprüngliche Form dieser mehrsten Nationen; andere Mischungen entstehen mit andern Verfassun gen. Die Städte und Lagerplåge der Römer verschwinden in der allgemeinen Verwüstung, und mit diesen so viele Denkmäler ihrer großen Regenten= kunst, durch den Fleiß fremder Hånde vollendet. Die verlassenen Damme ergeben sich der Wuth ihrer Ströme und dem eindringenden Ocean wieder. Die Wunder der Menschenhand, die künstlichen Kanále, vertrocknen, die Flüsse åndern ihren Lauf, das feste Land und die See verwirren ihre Grenzen, und die Natur des Bodens verwandelt sich mit seinen Bewohnern. Der Zusammenhang beider Zeiten scheint

aufgehoben, und mit einem neuen Menschengeschlechte beginnt eine neue Geschichte.

Die Monarchie der Franken, die auf den Trúmmern des römischen Galliens entstand, hatte im sechsten und siebenten Jahrhundert alle niederlån= dischen Provinzen verschlungen und den christlichen Glauben in diese Länder gepflanzt. Friesland, das leßte unter allen, unterwarf Karl Martel, nach einem hartnäckigen Kriege, der fränkischen Krone, und bahnte mit seinen Waffen dem Evangelium den Weg. Karl der Große vereinigte alle diese Lånder, die nun einen Theil der weitläufigen Monarchie ausmachten, welche dieser Eroberer aus Deutschland, Frankreich und der Lombardei erschuf. Wie dieses große Reich unter seinen Nachkommen durch Thei= lung wieder zerrissen ward, so zerfielen auch die Niederlande bald in deutsche, bald in frånkische, bald in lotharingische Provinzen, und zuleßt finden wir sie unter den beiden Namen von Friesland und NiederLotharingen *).

Mit den Franken kam auch die Geburt des Nordens, die Lehnsverfassung, in diese Lånder, und auch hier artete sie, wie in allen übrigen, aus. Die machtigern Vasallen trennten sich nach und nach von der Krone, und die königlichen Beamten rissen die Landschaften, denen sie vorstehen sollten, als ein erbliches

*) Ullgemeine Geschichte der vereinigten Niederlande. 1. Theil, 4tes, 5tes Buch.

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