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Tonnte, in sich aufgenommen hat. Es ist dieß die allgemeine Geschichte der vereinigten Niederlande, welche in diesem Jahrhundert in Holland erschienen ist. Ein übrigens mittelmäßiger Skribent, Richard Dinoth, ist mir durch Auszüge aus einigen Broschüren jener Zeit, die sich selbst längst verloren haben, nüßlich geworden. Um den Briefwechsel des Kardinals Granvella, der unstreitig vieles Licht, auch über diese Epoche, würde verbreitet haben, habe ich mich vergeblich bemüht. Die erst kürzlich erschienene Schrift meines vortrefflichen Landsmanns, Herrn Professors Spittler in Göttingen, über die spanische Inquisition, kam mir zu spät zu Gesichte, als daß ich von ihrem scharfsinnigen und vollwichtigen Inhalte noch hätte Gebrauch machen können.

Daß es nicht in meiner Macht gestanden hat, diese reichhaltige Geschichte ganz, wie ich es wünschte, aus ihren ersten Quellen und gleichzeitigen Dokumenten zu studiren, sie unabhängig von der Form, in welcher sie mir von dem denkenden Theile meiner Vorgänger überliefert war, neu zu erschaffen, und mich dadurch von der Gewalt frei zu machen, welche jeder geistvolle Schriftsteller mehr oder weniger gegen feine Leser ausübt, beklage ich immer mehr, je mehr

ich mich von ihrem Gehalt überzeuge. So aber hätte aus einem Werke von etlichen Jahren das Werk_ei= nes Menschenalters werden müssen. Meine Absicht bei diesem Versuche ist mehr als erreicht, wenn er einen Theil des lesenden Publikums von der Möglichkeit überführt, daß eine Geschichte historisch treu ge= schrieben seyn kann, ohne darum eine Geduldprobe für den Leser zu seyn, und wenn er einem andern das Geständniß abgewinnt, daß die Geschichte von einer verwandten Kunst etwas borgen kann, ohne deßwegen nothwendig zum Noman zu werden.

Weimar, in der Michaelismesse 1788.

Einleitung.

Eine der merkwürdigsten Staatsbegebenheiten, die das sechszehnte Jahrhundert zum glänzendsten der Welt gemacht haben, dünkt mir die Gründung der niederländischen Freiheit. Wenn die schimmernden Thaten der Ruhmsucht und einer verderblichen Herrschbegierde auf unsere Bewunderung Anspruch machen, wie viel mehr eine Begebenheit, wo die be= drångte Menschheit um ihre edelsten Rechte ringt, wo mit der guten Sache ungewöhnliche Kräfte sich paaren, und die Hülfsmittel entschlossener Verzweif= lung über die furchtbaren Künste der Tyrannei in ungleichem Wettkampfe siegen. Groß und beruhigend ist der Gedanke, daß gegen die troßigen Anmaßungen der Fürstengewalt endlich noch eine Hülfe vorhanden ist, daß ihre berechnetsten Plane an der menschlichen Freiheit zu Schanden werden, daß ein herzhafter Widerstand auch den gestreckten Arm eines Despoten beugen, heldenmüthige Beharrung seine schrecklichen Hülfsquellen endlich erschöpfen kann. Nirgends

durchdrang mich diese Wahrheit so lebhaft, als bei der Geschichte jenes denkwürdigen Aufruhrs, der die ver einigten Niederlande auf immer von der spanischen Krone trennte und darum achtete ich es des Verfuchs nicht unwerth, dieses schöne Denkmal bürger: licher Stärke vor der Welt aufzustellen, in der Brust meines Lesers ein fröhliches Gefühl seiner selbst zu erwecken, und ein neues unverwerfliches Beispiel zu geben, was Menschen wagen dürfen für die gute Sache, und ausrichten mögen durch Vereinigung.

Es ist nicht das Außerordentliche oder Heroische dieser Begebenheit, was mich anreizt, sie zu beschreiben. Die Jahrbücher der Welt haben uns åönliche Unternehmungen aufbewahrt, die in der Anlage noch kühner, in der Ausführung noch glänzender erscheinen. Manche Staaten stürzten mit einer prächtigern Erschütterung zusammen, mit er: habenerm Schwunge stiegen andere auf. Auch erwarte man hier keine hervorragenden, kolossalischen Menscher, keine der erstaunenswürdigen Thaten, die uns die Geschichte vergangener Zeiten in so reichlicher Fülle darbietet. Jene Seiten sind vorbei, jene Menschen sind nicht mehr. Im weichlichen Schoße der Verfeinerung haben wir die Kräfte erschlaffen laffen, die jene Zeitalter übten und nothwendig mach ten. Mit niedergeschlagener Bewunderung ftaunen wir jezt diese Riesenbilder an, wie ein entnervter Greis die mannhaften Spiele der Jugend. Nicht fo bei vorliegender Geschichte. Das Volk, welches

wir hier auftreten sehen, war das friedfertigte diefes Welttheils, und weniger, als seine Nachbarn, jenes Heldengeistes fähig, der auch der geringfügig= sten Handlung einen höhern Schwung gibt. Der

Drang der Umstånde überraschte es mit seiner eignen Kraft, und nöthigte ihm eine vorübergehende Größe auf, die es nie haben sollte, und vielleicht nie wieder haben wird. Es ist also gerade der Mangel an heroischer Größe, was diese Begebenheit eigenthümlich und unterrichtend macht, und wenn sich andere zum Zweck sehen, die Ueberlegenheit des Genies über den Zufall zu zeigen, so stelle ich hier ein Gemåhlde auf, wo die Noth das Genie erschuf, und die Zufälle Helden machten.

Wäre es irgend erlaubt, in menschliche Dinge eine höhere Vorsicht zu flechten, so wäre es bei dieser Geschichte, so widersprechend erscheint sie der Vernunft und allen Erfahrungen. Philipp der Zweite, der mächtigste Souverain feiner Zeit, dessen gefürchtete Uebermacht ganz Europa zu verschlingen droht, dessen Schäße die vereinigten Reichthümer aller christlichen Könige übersteigen, dessen Flotten in allen Meeren gebieten; ein Monarch, def sen gefährlichen Zwecken zahlreiche Heere dienen, Heere, die durch lange blutige Kriege und eine rómische Mannszucht gehärtet, durch einen troßigen Nationalstolz begeistert, und erhiht durch das Andenken erfochtener Siege, nach Ehre und Beute dürsten, und, sich unter dem verwegenen Genie ihrer Führer

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