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joch sich kämpfend vom Nacken geschüttelt hat“, ist zu schliessen, dass vorzugsweise diese Franken die Eroberer Galliens oder mindestens des letzten Römerflecks in Gallien gewesen sind.

Ein paar Bemerkungen über den Namen Franken werden hier nicht überflüssig sein. Das Wort frank ist in Herkunft und Bedeutung von frech sowohl als von frei verschieden, obwohl es in späteren Zeiten der Unwissenheit mit frei verwechselt worden ist. In Germaniens alten Tagen war ein Unterschied zwischen fri und frank, den nur noch die frisische Sprache kennt. Das Wort fri (frei) ist objectivisch und passivisch, das Wort frank subjectivisch und activisch. Jenes drückt den Zustand aus, dieses das Verfahren. Fri heisst unbeschränkt, ungehindert, fessellos; frank heisst der, der sich und sein Thun nicht verhehlt, der seine Freiheit zeigt vor Aller Augen. Dieses „Franke" war ein Hauptzug des westgermanischen Nationalcharacters; am meisten fand es bei den Frisen und den frisischen Franken Statt, und darum ist es zulässig, den Volksnamen Franken von diesem alten frank herzuleiten. Das Frankenthum jener Völker, welche nördlich vom alten untersten Rhein wohnten, strahlte schon gleich in die römische Welt hinein und durch alle germanischen Lande hindurch, sobald als sie die römischen Räuber (raptores orbis), und das war schon im ersten Jahrhundert unsrer Zeitrechnung, von ihrem Boden zwischen See und Niederrhein auf immer vertrieben hatten. In dem bairischen Franken, nicht in den übrigen Strecken Baierns, erkannte ich sogleich am Aeusseren der Bevölkerung ihre frisische Abkunft.

Jacob Grimm sagt S. LXXIX: „Die 4 ersten Handschriften der L. S. sind die einzigen, in welchen nichts einem ursprünglichen Text des 5ten Jahrhunderts Widersprechendes enthalten ist." Diese Behauptung war sehr unbedachtsam, da sie der wirklichen Geschichte der Franken ganz widerspricht. Im 5ten Jahrhundert bis zum Ende desselben und noch manche Jahre länger konnte von einem lateinischen Text des salischen Rechts nicht die Rede sein. Erst musste das Alamannenland und das Gottenreich in Gallien und der ganze Nordwestrand Galliens (die jetzige Picardie und Normandie) erobert sein, ehe der Gründer Frankreichs mit dem geistlichen Römerschwarm die Lex Salica hätte vornehmen können. Die Eroberung des

Gottenreichs geschah im Jahre 507, die der Nordwestseeseite Galliens später, die des Alamannenreichs aber nicht vor dem Jahre 500. Baronius (Annal. Tom. 6) nimmt das Jahr 499 an, Herman. Conr. sogar 508 in seinem Chron., welche Jahreszahl aber irrig ist. Nach dem folgenreichen Sieg über die Alamannen liess Lothilde heimlich den Bischof Remigius von Rheims nach Soissons kommen (item sie war als Burgunderin Christin oder besser sie bekannte die päpstliche Lehre, während Lotwig noch Heide war, ebenso wie der Frisenfürst Aethelbercht von Kent als Heide die fränkische Berta, eine Christin, zur Gemahlin hatte), um dem Gründer Frankreichs, ihrem Gemahl, das Wort vom Kreuz zu predigen, was um das Jahr 500 geschah. Wie sieht es nun um Grimm's ursprünglichen lateinischen Text der L. S. im 5ten Jahrhundert" aus? Der Gründer Frankreichs zeigte sich nun zwar dem päpstlichen Christenthum geneigt, fürchtete aber noch, wie später auch Aethelbercht von Kent, sein Volk, und daher musste der Bischof erst auch den Franken predigen. Darüber verging wieder eine Zeit, und jetzt sind wir schon im 6ten Jahrhundert. Später, auf einem öffentlichen Tage, fanden sich die anwesenden Franken, natürlich von dem Heer, willig, ihren alten Glauben zu verlassen. Und nun sprach Remigius zu dem Gründer Frankreichs die seltsamen, für diesen erniedrigenden Worte: „Beug deinen Nacken, Sicamber (dies letzte Wort deutet seine Herkunft an), verehre, was du verbrannt, verbrenne, was du verehret hast." Und jetzt bekannte der Gründer Frankreichs, wie bei Gregorius von Tours geschrieben steht, den allmächtigen Gott in drei Personen, und ward getauft im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und mit der heiligen morgenländischen Salbe gesalbt und empfing das Zeichen des Kreuzes Christi. Von seinem Heer nahmen, wie es heisst, mehr als 3000 die Taufe an, vom übrigen Volk der Franken aber Niemand. Darauf legte er in dem genannten Jahre 507 in der gottischen Stadt Tours an der Loire sich Purpur und Krone an und sein Tod erfolgte, als diese kaum 3 Jahre alt war. Die allererste Entstehung irgend eines lateinischen Textes der Lex Salica lässt sich also nur im Laufe seiner 3 letzten Lebensjahre (er starb 511) denken. Auch hiegegen streitet Alles, und die Angabe im Prologe zur Lex Salica: quod minus in pacto habebatur idoneo per pro

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consolis regis Chlodovehi et Hildeberti et Chlotarii fuit lucidius emendatum, was in den gesetzlichen Bestimmungen für weniger tauglich gehalten ward, ward durch die Rechtskundigen des Königs Lotwig und Hildbert und Lothar mit mehr Klarheit geändert und verbessert", kann ich nur für unecht und falsch erklären. Was übrigens die Volksrechte der frisischen Franken betrifft, welche den Rechtssatzungen der salischen Franken, die in römischer Sprache auf römisch-gallischer Erde verzeichnet worden sind, zum Grunde gelegen, so müssen solche natürlich viel älter als das 4te Jahrhundert gewesen sein, ja älter als der Anfang unsrer Zeitrechnung. Auch dies ist zu erwägen, dass allenthalben bei den germanischen Völkern, die sich als Eroberer auf Römererde niederliessen, die schriftliche Abfassung und Abänderung ihrer bisherigen Volksrechte durch römische Geistliche in der bestehenden verdorbenen römischen Sprache nicht sogleich, sondern eine Zeit nach dem ersten Uebertritt dieser Völker zum Papstthum geschah. Und eben so gewiss ist es, dass sie dann, wie die Franken, insgesammt durch roi, loi und foi in Ketten kamen. Und wenn J. Grimm S. LXXVIII die Lex Salica, die wir nur als ein verstümmeltes und verkümmertes römisches Nachmachwerk noch kennen, „ein unmittelbar aus der rohen, nach Emporbildung (offenbar allzu moderne Ansichten!) ringenden Kraft des Volks entsprungenes Gesetz" nennt, so erwidre ich darauf, dass die salischen Franken, welche, wie alle Frisen, weil sie einen hohen Grad von Bildung hatten, von den Römern duldsam behandelt wurden, ebenso wie die Gründer und Bevölkerer Englands aus nichts weniger als rohen, vielmehr wohlgeordneten Gemeinwesen an der Nordsee hervorgegangen waren, was schon die Urgeschichte beider Völker und selbst ihr ursprüngliches volksthümliches Recht aufweist. Erst auf römisch gewesenem Boden nahmen sie die Rohheit an, die sich bald genug nach Eroberung der Städte London und Paris an ihnen, insonderheit an den Franken von Isle de France zeigt. Dass die Germanen so roh gewesen sind, ist ein von Römern und römischen Pfaffen ererbtes ärgerliches Gelehrtenvorurtheil. Sie waren keine Barbaren in unserm Sinne. Die Vollkommenheit der alten germanischen Sprache und das uralte Frisenrecht zeugen dagegen. Sie haben den sogenannten cultivirtesten, aber in Rohheit und Verliderlichung untergegangenen Völkern, welche

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sie besiegten, bald genug ihr Gepräg aufgedrückt. Das that nur die Ueberwiegenheit ihres Geistes. Die Leute mit dem rauhen Bärenfell" sind feiner gewesen, als viele Barbarenschelter ohne. Solch viehische Menschen" hätten nicht das Römerthum in Niedergermanien vernichten, nicht die alte Sprache in Brittenland ausrotten, nicht in Italien selbst das ganze Leben umgestalten können. Die romanischen Mundarten alle haben ein germanisches Beugungssystem und germanische "Constructionsgesetze erhalten. Und die Poesie der Völker, die jene Sprachen sprechen, verliess ganz und gar ihr altes Muster und ward germanisch in Form, Stoff und Geist. Diese Metamorphose zeigte sich so schnell in Italien und Hispanien und so bald nach dem Einfall der Gotten, dass man die Ursachen durchaus nicht verkennen kann. Der Reim sowohl als manche italische und spanische Versmaasse sind germanisch oder eigentlich gottisch. So wie eine Uebereinstimmung in Form und Geist in allen griechischen und lateinischen Dichtern sich findet ungeachtet ihrer grossen Verschiedenheit an Talent, Geschmack, Anlage und Schöpferkraft, so gibt es auch eine gleiche Identität in Absicht auf Form, Materie und Geist in allen nordischen Dichtungen und der ganzen poetischen Literatur Europa's seit dem 10ten Jahrhundert. Ein solches Uebergewicht kann aber auf die Länge nicht behauptet und erhalten werden, wenn es nicht hauptsächlich auf intellectuelle Vorzüge sich gründet. Erst die Römer und dann die römischen Scribenten des Mittelalters mit ihrem Mönchsgeist haben die germanische Nachwelt irre geführt und haben fürchterlich unsre Geschichte verfälscht.

J. Grimm behauptet, der Gründer Frankreichs habe der Lex Salica die Kapitel 66-76 zugefügt. Dass diese Behauptung falsch ist, geht aus Geist und Inhalt dieser Kapitel selbst hervor. Schon L. S. LXXI, wo die Stelle vorkommt: tunc in mallo iudici hoc est comite aut grafione roget u. s. w., spricht dagegen, denn solche Worte gehören einer weit späteren Zeit an. Ferner ist es unmöglich, dass in dem Zeitraum zwischen 507 und 511, als ganz vor Kurzem noch der Oberbefehlshaber der fränkischen Truppen gewohnt gewesen war, die Beute mit seinen Kriegern zu theilen, von einem salischen Richter als comes oder grafio die Rede sein konnte.

Jacob Grimm bemerkt S. LXIX: „Mir scheint einiger

Glossen (socelino, solampina, alechardis, chisio) Anklang an slawische und littauische Wörter aller Aufmerksamkeit werth" - mir gar keiner, zumal da die obigen 4 zu den allerentstelltesten im römischen Text der Lex Salica gehören. Solche Glossen bieten jede Aehnlichkeit. Er sagt ferner: „denn mit diesen östlichen Nachbarn hingen unsere Vorfahren fester zusammen, als mit den westlichen Kelten." Welche Vorfahren meint er? Die jetzigen Deutschen zwischen dem russischen Ostseeland und der Oberelbe? Die Bewohner dieser ganzen Landstrecke sprachen bis ins spätere Mittelalter Slawisch. Die Gründer Frankreichs und die Urheber des salischen Rechts hatten keine Gemeinschaft mit Littauern (wenn es deren damals schon gab) und den östlichen Slawen, deren Stammverwandten im Westen von den Franken im 6ten Jahrhundert, wie Gregorius von Tours berichtet, ihrer Gesichtsform wegen Hunde (canes) genannt wurden; wohl aber mit Kelten kamen sie in Berührung, ebenso wie die Gründer Englands. Die Walen von Namur, Hui, Lüttich u. s. w. waren ihnen nah genug. Endlich sagt er: „In Uebung der Falkenjagd wie der Bienenzucht berührten sich Franken gleich andern Deutschen (nicht Deutschen, sondern Germanen, denn von einem Deutschland und von Deutschen als Volk, von deutsch als Sprache etwas früher, kann erst im 10ten Jahrhundert die Rede sein, und die salischen Franken darf man nicht Deutsche nennen, da ihnen gegenüber im und Kampf mit ihnen sich der Name deutsch bildete) frühe mit dem Osten." Wie früh? Wann? Das war nicht früh, sondern spät. Die Falkenjagd aber ging von den romanisirten Franken aus, nach Roms Vorgang, und die altfrisische und altfränkische Bienenzucht war nach geschichtlichen Zeugnissen unter den germanischen Völkern die älteste. Die germanische Cultur theilte sich von Westen her Slawen und Skandinaviern mit, und was beide Germanisches in ihren Sprachen haben, stammt aus Westen in späteren Zeiten. Finnischer, lettischer, littauischer, skandinavischer Sprachstoff ist bei Erklärung „malbergischer Glossen" durchaus nicht anwendbar, da die keltischen Franken zu den Zeiten der Lex Salica am allerwenigsten von jenen Völkern in ihre Sprache irgendwelche Bestandtheile aufgenommen haben und aufnehmen konnten. Und doch verweist Jacob Grimm in seiner Vorrede zu Merkel's L. S. oft genug

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