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seo lando uena, seolando ueua, seu landoueuas, hoc est 2500 dinarios qui faciunt solidos 621/2 culpabilis iudicetur.

XVIII. Von dem, der einen unschuldigen Mann beim König verklagt.

So Jemand bei dem König einen unschuldigen Mann anklagt, der abwesend ist, der soll für schuldig erkannt werden, 2500 Pfenn. oder 6212 Schill. zu zahlen.

Erklärungen. Ueber die Lesarten dieser sogenannten Glosse habe ich gesprochen. Im Plur. drückt das frisische Eew, Ewa (Recht) Rechtssatzungen aus. Hier ist euas wie effa plur. Der ganze Text der Lex Salica, wie er auf uns gekommen ist, stammt aus der fränkischen Königszeit. Dies zeigt schon ihr erstes Kapitel, cap. XVIII. ebenfalls. Das Grimm'sche deba, worin er einen Brand gewahrt, erscheint auch hier in seulandeba, welches doch nur Seelandrecht bedeutet. Die beiden hier vorkommenden Lesarten weisen durch den Plur. auf Seelandrechte hin, d. h. Urgesetze vom frisisch-fränkischen Seeland, den einst weit in See hinausreichenden frisischen Inselstrecken, wovon nur ein kleiner Rest zwischen dem jetzigen Südholland und dem heutigen Belgien auf die Nachwelt gekommen ist. Dieses Seeland scheint ein Urland der sogenannten salischen Franken gewesen zu sein, das wirkliche Skald- (Schelde) land, zwischen dessen Inseltrümmern noch jetzt dieses Seerevier durchströmt. Auch hier zeigt die Busse 6212 Schill. Seelandrecht an.

Textfehler: eum für eo.

XIX. De maleficiis.

1. Si quis alteri herbas dederit bibere ut moriatur et ei fuerit adprobatum, malb. touerbus, uuirio, trouuerpo, quo uirgo, couirgo, affectu leudi, sunt dinarii 8000 qui faciunt solidos 200 culpabilis iudicetur. 2. Si quis alteri maleficium fecerit et ille cui factum fuerit evaserit, auctor sceleris, qui hoc admisisse probatur, malb. urtifugiam, selando effa, seulando uauas, trouuer, thoo uerpota sado, tho ouerpo hacfado, tho uuespho ac falto, tho uuesfo ac faltho, hoc est 2500 dinarios qui faciunt solidos 621 culpabilis iudicetur.

XIX. Von Zaubereien (Hexenwerk).

1. So Jemand einem Andern Kräuter (Hexenkraut) zu trinken giebt, so dass er stirbt, und er dessen überführt wird, so soll er für schuldig erkannt werden, 8000 Pfenn. oder 200 Schill.

zu zahlen. 2. So Jemand einem Andern Hexenwerk bereitet und der, für den es gemacht worden ist, glücklich entkommt, so soll der Urheber des Verbrechens, der diese That begangen zu haben, überführt wird, für schuldig erkannt werden, 2500 Pfenn. oder 6212 Schill. zu zahlen.

Erklärungen. 1. Die schrecklich verfälschten Rechtsausdrücke heissen: malb. touerbus, uuirio, trouuerpo, quo uirgo, couirgo, affectu leudi. Hier tritt die römische Unwissenheit wieder hervor. Die Formen quo und co und uuirio (ein Stück von viriose) und affectu und selbst eine Jungfrau, die sich als uirgo (virgo) präsentirt, endlich noch ein Ding, welches J. Grimm sinnlos genug für ein plattdeutsches towerpen (zuwerfen, anwerfen) erklärt, da doch eine solche Sprachform niemals in der altfränkischen Sprache gewesen sein kann, zeigen es. Bei uirio, uirgo hat vermuthlich der stupide römische Schreiber auch an virus, Gift, oder an die vires herbarum gedacht. Das Leud (leudi) oder Wergeld für den Vergifteten ist hier richtig. Die scheusslichen Formen touerbus, trouuerpo, quo uirgo, courigo entstanden alle aus der einen ursprünglichen Form, dem römischfränkisch zusammengemischten touuer-potus, d. i. Zaubertrank. Selbst uuirio scheint ein hässlicher Fetzen von uerbus und uuerpo in touerbus und trouuerpo zu sein. Bei touerbus ist nicht an bus (Busse) zu denken, us ist die römische Endung, bus entstand aus potus, wofür L. S. XIX. 2. pota steht. In jener Frankenzeit kannte man das s für t durchaus noch nicht. Das urfränkische Wort touer, frisisch Tower, zeigt schon in seinem t sein höheres Alter an, welcher Buchstabe später das oberdeutsche z ward. Auf Altdeutsch heisst touuer Zoufer, Zouber, d. i. Zauber. Die Zauberei bestand hauptsächlich im Mischen von Kräutern (herbae), um Menschen dadurch zu vergiften. Daher das französische enherber (einkräutern), vergiften, und die frühere deutsche Redensart das geht zu mit Kräutern," d. h. nicht mit rechten Dingen. Diese in der L. S. vorkommenden Hexenkünste und Giftmischereien lernten die salischen Franken von den gallischen Römern. Nov. 54 erscheinen maleficium und veneficium in gleichem Sinn, nämlich Zauberei, Hexengetränk, Giftmischerei. Schon bei Cicero hat veneficium die Bedeutung von Hexenwerk. Bei Apul. ist maleficium Zauberei, böses Hexenwerk. Im Italienischen ist maleficio Uebelthat, Zauberei, malefico Zauberer und maleficiare bezaubern. Auch im Cod. Justin. ist maleficus ein Zauberer. Das französische malefice heisst Zauberei und deren Unheil und das spanische maleficio Schade, Zauber. Das Alles ist römischer Nachlass aus bösen Tagen. 2. Die noch ärger aussehenden sogenannten malberger Glossen lauten: urtifugiam, selando effa, seulando uauas, trouuer, thoo uerpota sado, tho ouerpo hacfado, tho uuespho ac falto, tho uuesfo ac faltho. Nicht zu verkennen ist in urtifugiam die Bedeutung von urti, altfränkisch uurt, fris. Uurt, Wurt, altdeutsch Wurz, d. i. Kraut, herba.

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In urtifugiam ist ein fränkisch und römisch zusammengemischtes Wort (von uurt und fugere) unverkennbar, wodurch ausgedrückt ist, dass Jemand, wie im latein. Text steht, dem Kräutertrank, der Giftbrühe entgeht. Das urtifugiam also ist ein aus dem altfränkischen uurt (fris. Wurt), d. i. Kraut, hier Hexenkraut, und dem römischen fugere, entkommen, fliehen (von dem gesagt, der dem bereiteten Zaubertrank glücklich entrinnt) fabricirtes Unding. Ueber die falschen Lesarten von seland euua ist gesprochen; trouuer, hart an das französische trouver grenzend, entstand, wie thoo uer in uerpota, wozu noch das s von sado gehört, ferner tho uuer in tho uuerpo und tho uues in tho uuespho und tho uuesfo, aus touuer, Zauber. Dieses touer, touuer ist der Hauptbegriff, das Grimm'sche Zauberanwerfen ist ganz sprachwidrig und unstatthaft. Der unwissende Schreiber des Ungeheuers thoo uerpota dachte wohl, wie gesagt, an seinen römischen potus, Trank, als er thoo uerpota für touuerpota (Zaubertrank) zurechtmachte. Die Lesarten ... pota sado, po hacfado, . . . pho ac (dem römischen ac nachgemacht) falto, fo ac faltho sind bis in's Unerklärliche verstümmelt, sind aber doch die eine aus der andern entstanden. Das faltho (woraus fado und ado, sado) soll wohl das Fällen, d. i. Tödten (durch Gift) bezeichnen. Die Vergiftungsbusse zeigt das leudi an. Das Leud oder Wergeld ist 200 Schill. Das affectu scheint aus ac faltho entstanden zu sein. Das seulando uauas steht für selandeuuas (Seelandrechte), die bei schweren Verbrechen in der Regel zur Geltung kommen, da sie aus einem Urheim der salischen Franken stammten, am wahrscheinlichsten aus dem jetzigen Holländisch-Seeland, dem alten Skaldland (Scheldeland), welches früher Frisenland war und als Inselcomplex weit in See hinausreichte, aber längst grösserentheils untergegangen ist. Ich füge zum Schluss hinzu: In den Hamburger Statuten von 1270, 1292, 1497 und noch 1603 kommt Folgendes vor: So welk Kersten-Man offte Wyff, de ungelovich is, offte mit Toverye umme geit, offte mit Vorgifftenisse, unde mit der verschen Daet begrepen werd, den schal men upe der Hord bernen, und so schall men ok don enen Vorreder. Das 69ste (letzte) Kapitel im 3ten Buch vom Jütschen Landgesetz (Low) handelt von Zauberei. Im Lübsch. Recht, Cod. II, 247 heisst es: Gheit en wif mid touerige (Zauberei) vmme edder vorbringhet se ere eghene edder enes anderen vrucht to deme dode so schal me (man) dat wif van rechte bernen (verbrennen) edder heft ze iemende (Jemand) vormordet.

XX. De eum qui ingenua muliere manum vel
brachium extrinxerit.

Si quis ingenuus homo ingenuae mulieri [manum vel] digitum extrinxerit cui fuerit adprobatum, malb. leudardi, min, chamno, chram', chramen, chamni, hoc est dinarios 600 qui fa

ciunt solidos 15 culpabilis iudicetur. Si brachium presserit, malb. chamim, dinarios 1200 qui faciunt solidos 30 culpabilis iudicetur. Certe si super cubitum manum miserit cui fuerit adprobatum, malb. chamin, chamino, milicharde, chrannis malichardi, chrannes malicardi, chamnin mane charde, hoc est 1400 dinarios qui faciunt solidos 35 culpabilis iudicetur.

XX. Von dem, der einer freigebornen Frau Hand oder Arm knebelt.

Wenn irgend ein freigeborner Mann einer freigebornen Frau [Hand oder] Finger zerpresst, so soll er, wenn er dessen überführt wird, 600 Pfenn. oder 15 Schill. zahlen. Zerdrückt er ihr den Arm, so soll er für schuldig erkannt werden, 1200 Pfenn. oder 30 Schill. zu zahlen. Drückt er ihr aber die Hand über den Elbogen hinauf, so ist er für schuldig zu erkennen, 1400 Pfenn. oder 35 Schill. zu zahlen.

Erklärungen. Im ersten Fall lauten die sogenannten Glossen: leudardi, min, chamno, chram', chramen, chamni, im zweiten: chamim, im dritten: chamin, chamino, milicharde, chrannis malichardi, chrannes malicardi, chamnin manecharde. Das leudardi passt hier nicht, die Verstümmelung charde, chardi, charde scheint zusammenzuhängen mit dieser Lesart, wie sie auch in ihrer ursprünglichen Form gelautet haben mag. Die falschen Formen chamim, chamno, chamni, chamnin, chramen, chrannis, chrannes, chramen, chram' sind alle aus chamin entstanden, d. i. Verstümmelung, Hammen; das alte hammen heisst verletzen, schneiden, abhauen. Der Fetzen min blieb von chamin, hamin, übrig, mili und mali scheint aus mal in malb. entstanden zu sein.

Textfehler: eum für eo, ingenua muliere für ingenuae mulieri, extrinxerit (eine Form aus viel späteren Zeiten) für strinxerit (stringere ist das französische étreindre und das spanische estreñir).

XXI. De navibus furatis.

1. Si quis extra consilium domini sui navem alienam moverit et cum ea transierit, malb. fimere, chammino, femire, fimire, flemere, hoc est 120 dinarios qui faciunt solidos 3 culpabilis iudicetur. 2. Si vero ipsa nave furaverit et ei fuerit adprobatum, malb. fimire, femere, flemere, femire, hoc est 600 dinarios qui faciunt solidos 15 culpabilis iudicetur. 3. Si quis navem de intro clavem furaverit, malb. constasco, 1400

dinarios qui faciunt solidos 35 culpabilis iudicetur. 4. Si quis ascum de intro clavem repositum et in suspensum pro studio positum furaverit et ei fuerit adprobatum, malb. fectho, chanzyso, chamciosco, cham zyasco, hoc est 1800 dinarios qui faciunt solidos 45 culpabilis iudicetur.

XXI. Von gestohlenen Fahrzeugen.

1. So Jemand eines Andern Fahrzeug ohne seines Eigners Willen vom Platz nimmt und damit überfährt, so soll er für schuldig erkannt werden, 120 Pfenn. oder 3 Schill. zu zahlen. 2. Wenn er aber das Fahrzeug selbst stiehlt und dessen überführt wird, so soll er für schuldig erkannt werden, 600 Pfenn. oder 15 Schill. zu zahlen. 3. So Jemand ein Fahrzeug hinter Verschluss heraus stiehlt, so ist er für schuldig zu erkennen, 1400 Pfenn. oder 35 Schill. zu zahlen. 4. So Jemand eine innerhalb Verschliessung gestellte und aus Liebhaberei angehängte Jolle stiehlt und dessen überführt wird, so soll er für schuldig erkannt werden, 1800 Pfenn. oder 45 Schill. zu zahlen.

Erklärungen. 1. Die verunstaltete sogenannte Glosse lautet: malb. fimere, chammino (dieses chammino ist aus cap. XX an den verkehrten Platz gerathen), femire, fimire, flemere. Hier heisst das Fahrzeug navis und ascus. In den fränkischen Annalen werden die Seeräuberschiffe der Dänen Asken genannt. Das nordfrisische Wort Aask bezeichnet eine grosse weisse Seemuschelschale und das bairischfränkische Asch ein kleines Fahrzeug zur Salzfuhr. Der salisch-fränkische ask (ascus) ist ein Binnenlandfahrzeug (Kahn), wie ein Seefahrzeug (Jolle). Man glaube nicht, dass die Skandinavier ihre Schiffe so nannten, das thaten die altfränkischen Verfasser der Annales Francorum. Ob das Fahrzeug navis oder ascus im Text heisst oder ascus in der sogenannten Glosse, einerlei, in beiden Fällen ist von Seefahrzeugen die Rede, und das mere in dem verfälschten malberger Rechtsausdruck L. S. XXI kann schwerlich etwas Andres als Meer, See zu bedeuten haben. Aber was ist das fi in fimere und Nov. 120 das pio, phi in phimarina? Natürlich etwas Entstelltes, Verfälschtes. Aus mere haben die unwissenden römischen Schreiber und Abschreiber etwas Römisches gemacht (marina) und J. Grimm macht in seltener Träumerei aus fimere und phimarina ein altgermanisches Phantasieschiff. Beim Ueberbordwerfen Nov. 120 und beim Ueberfahren über See oder Seearme L. S. XXI muss der fränkische Rechtsausdruck zunächst auf diese, auf pelagus, das Meer, gehen, wo das Verbrechen geschieht, also bei See, zur See, und noch sagt nach alter Weise der Engländer by sea, d. i. zur See. Ich gebe wenig

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