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Es muss hier vorerst entschieden geläugnet werden, dass die Concordienformel unsere Erhaltung im Glauben zugleich auch in unsere Hand lege. Das thut sie durchaus nicht. Damit erst würde sie in Widerspruch mit sich selbst gerathen, nachdem sie so entschieden betont hat, dass wir bei unserer infirmitas, pravitas und corruptio dazu ganz ungeschickt sind. Wohl ist der Trost, den sie gibt, ein bedingter, er gilt nicht allen, sondern nur den um ihr Heil Bekümmerten, die sich selbst kennen, die vor sich selbst sich fürchten, die ihr Heil ernstlich suchen, bei denen von einem sich von Gott abwenden wollen durchaus keine Rede seyn kann. Er gilt nur den perturbatis mentibus und allen, die ihren Ernst in den Angelegenheiten ihres ewigen Heils theilen. Solche Seelen hat die Concordienformel im Sinn und denen gilt ihr Trost in vollem Masse. Eben so viel Trost, wie sie, gibt ihnen auch die Schrift.

Der Trost gilt ihnen so lange, als ihr Ernst bleibt, als sie um ihr Heil Bekümmerte bleiben.

Aber ist nicht doch die Möglichkeit vorhanden, dass sie aufhören, das zu seyn, dass sie rückfällig werden und abfallen und dass dann ihre posteriora deteriora prioribus werden, dass sie verlieren, was sie hatten und dass jener Trost ihnen dann nicht mehr gilt? Die Concordienformel gibt das, wie wir gehört haben, ausdrücklich zu und darin liegt das Erweckliche ihrer Prädestinationslehre. Sie gibt das zu im Einklang mit der heiligen Schrift. Denn diese lehrt keineswegs, dass ein Mensch so weit kommen könne, dass er von sich sagen könnte: „Ich bin nun sicher vor dem Abfall." Vielmehr sagt sie: „Wer sich lässet dünken, er stehe, der mag znsehen, dass er nicht falle" 1 Kor. 10, 12.

Ich knüpfe hieran eine Frage, mit der ich diese Abhandlung schliessen will und an deren Beantwortung mir viel gelegen ist. Die Frage ist diese: Wenn die Möglichkeit eines Rückfalls, ja Abfalls immer als vorhanden anzunehmen ist, kann es dann eine Gewissheit der ewigen Seligkeit geben? Dass es in gewissem Sinn eine solche Gewissheit gibt, unterliegt keinem Zweifel. Ich kann zu der zweifellosen Gewissheit gelangen, dass ich gerechtfertigt und ein Kind Gottes bin, dass ich eben damit zu den Erwählten gehöre, denen die Verheissung des ewigen Lebens gilt, dass ich mich auf dem Wege dahin befinde, dass mein Name eingezeichnet ist in das Buch des ewigen Lebens. Diese Gewissheit gibt der Heilige Geist, von dem der Apostel Paulus sagt: „Der Heilige Geist gibt Zeugniss unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben,

nemlich Gottes Erben und Miterben Christi" Röm. 8', 16. 17. Aber jetzt handelt es sich um diese Frage in einem andern Sinn. Jetzt fragt es sich: Gibt es in dem Sinn eine Gewissheit der Seligkeit, dass ich gewiss weiss, ich werde nicht wieder abfallen und so auch das Ende meines Glaubens, der Seelen Seligkeit, davon bringen werde 1 Pet. 1, 9? mit andern Worten, dass ich ein Kind und Erbe Gottes bleiben, dass ich unter den Auserwählten bleiben, dass ich die mir zugedachte Seligkeit nicht verlieren werde? Der Apostel Paulus legt auf der einen Seite eine solche Gewissheit seiner Seligkeit an den Tag, dass von einem Gedanken, er könnte wieder abfallen, bei ihm gar nichts zu merken ist. Er sagt: ,,Ich weiss, an welchen ich glaube, und bin gewiss, dass er mir meine Beilage kann bewahren bis an jenen Tag" 2 Tim. 1, 12, und abermals: „Es ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit" ibid. c. 4, 8. Er spricht mit aller Sicherheit die Hoffnung aus, dass er bei Christo seyn werde Phil. 1, 23. Auf der andern Seite aber macht derselbe Apostel, der sammt den Römern das Zeugniss des heiligen Geistes im Herzen hatte und dieses rühmt, den Zusatz, dass er und sie nur dann zur Herrlichkeit würden erhoben werden, wenn sie auch mit Christo litten, und macht so die Erlangung der ewigen Herrlichkeit, das Davonbringeu des Glaubens endes von der Erfüllung einer Bedingung abhängig, spricht so auch die Möglichkeit der Nichterfüllung, oder was dasselbe ist, des Abfalls und Verlustes aus Röm. 8, 16. 17.

Vom Standpunkt der Logik aus die Sache angesehen, wird man nicht anders sagen können, als: die Möglichkeit des Abfalls und die Gewissheit des Gegentheils reimen sich nicht zusammen. Diese letztere lässt sich mit 1 Kor. 10, 12 nicht vereinbaren. Ohne die Möglichkeit des Abfalls lassen sich auch die Ermahnungen zur Treue nicht denken Apoc. 2, 10. So gewiss es ist, dass unsere Erhaltung im Glauben nicht in unsere Hand d. i. in unsere Kraft gelegt ist, so ist doch auch nach der Lehre der Concordienformel eine gewisse Mitwirkung von unserer Seite zu dem Ende nothwendig Phil. 2, 12. 13. Diese eben kann wie ausbleiben, so aufhören.

Wo sie übrigens nicht ausbleibt und aufhört, mit andern Worten wo die treue Sorge für das ewige Heil bleibt, dann fehlt es auch trotz der fraglichen Möglichkeit nicht an Friede, Freude und Trost, ja sie nehmen zu und wachsen. Wenn die Getreuen selbst am weitesten davon entfernt sind, zu sagen: „Ich werde nicht darnieder liegen", so trösten sie sich doch ihres Gottes, der in den Schwachen mächtig ist 2 Kor. 12, 9 und sie nicht will versucht werden lassen über ihr Vermögen

1 Kor. 10, 13 und das angefangene gute Werk vollführen will bis an den Tag Christi Phil. 1, 6.

Ich habe die letzte Frage in meinen Aufsatz aufgenommen, weil mir daran gelegen ist zur Erlangung grösserer Klarheit das Urtheil der Conferenz darüber zu hören,

Weil dieser Aufsatz Punkte berührt, die ich in einem frühern hier abgedruckten Aufsatze über diesen Gegenstand unberührt gelassen habe, so habe ich zur Ergänzung auch um seine Aufnahme in diese Zeitschrift gebeten.

Zur Amtsfrage und ihren Consequenzen.

Von

K. Ströbel.

Erster Artikel.

,,Ihr Wort frisset um sich wie der Krebs", sagte einst der Apostel von Hymenäus und Philetus. Heutigen Tages darf es mit gleichem Rechte von den Vertretern der romanisirenden Amtstheorie gesagt werden, nicht allein wegen der extensiven Ueberhandnahme der falschen Meinung selbst, sondern hauptsächlich wegen,, des vielen Ungeziefers und Geschmeisses von mancherlei Irrthümern, das dieser Drachenschwanz gezeuget hat." Man hat das Letztere bisher menschlich-klug zu verdecken gesucht, ja man hat es geradezu abgeleugnet; diejenigen, welchen das personelle Zusammentreffen der falschen Amtslehre mit anderen unevangelischen Sondermeinungen auffiel, wurden des Demokratisirens verdächtigt, so wusste man, wenigstens vor Schwachsichtigen und Furchtsamen, den Schein der Rechtgläubigkeit zu wahren, den Verdacht der Neologie abzulenken. Jetzt wird auf einmal von einer Seite, woher man's kaum erwartet hätte, der wahre Sachverhalt vor Jedermanns Augen blossgelegt. In den lutherischen Gemeinden des Breslauer Kirchenverbandes erheben sich gegen das bisherige Vertuschungs- und Ableugnungssystem verdammende Stimmen, die unumwunden eingestehen, dass mit jener Amtstheorie ein ganzer Complex von antireformatorischen Irrlehren wesenhaft zusam

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menhänge. Durch die Güte des Herrn P. Räthjen* zu NeuRuppin sind mir zwei hierauf Bezug habende Schriftstücke zugegangen (die ich zu einer andern Zeit noch besonders zu betrachten gedenke): die von demselben herausgegebene Lutherische Dorfkirchenzeitung v. 1860, Nr. 1 (S. 1—24), das diesjährige Vorwort enthaltend; - und: Christus der Gekreuzigte unsre Losung. Von J. Diedrich, Pastor der luth. Parochie Jabel bei Wittstock. (Neu - Ruppin, 1860. Pr. 5 Sgr.) Aus beiden will ich das hierher Gehörige in wörtlichem Auszuge mittheilen. Die Dorfkirchenzeitung sagt über die Zustände der schlesischen Lutheraner: Es waren zwischen uns verschiedene Auffassungen von Kirche vorhanden, und das ist wohl so von 1834 an gewesen. Man besprach das aber wenig. Manche meinten auch, es wäre natürlich und verstände sich von selbst, dass wir alle völlig übereinstimmten und etwaige Verschiedenheiten müssten mehr zugedeckt oder zugeschwiegen werden, als dass man sie eingestände, ans Licht zöge und im Licht behandelte. Ein gewisser weltlicher Partheigeist wollte sich darin unser bemächtigen, welcher sich doch für die Parthei der lauteren Wahrheit nicht ziemt.... Wir müssen auftauchende Verschiedenheiten in der Lehre nicht vertuschen, sondern aufs fleissigste in Liebe besprechen und durch Gottes Wort ausgleichen.... Nach unserer Meinung sind zwei Hauptströmungen vorhanden, obwol sie sich in manchen Wellen brechen. Die einen behaupten, (und auf deren Seite stehen wir), dass Christi Kirche, als Reich der Gnade und Wahrheit, ein so innerliches, geistliches und himmlisches ist, dass es hier, wie es allein durch den Heil. Geist und nicht durch menschliche Autoritäten, Institutionen u. dgl. zu Stande gekommen ist, auch nur fort und fort durch den Heiligen Geist in Wort und Sakrament zu erhalten ist.... Dagegen glauben wir bei unsern Gegnern nach ihren Worten ein Streben nach mehrerem und darum nach anderem als dem lautern Gnadenworte wahrzunehmen, obwohl sich das sehr verschieden ausspricht. Etliche sagen: Es ist neben der Lehre auch der Organismus der Kirche in dieser Welt nöthig. Dieser weltlich sichtbare Organismus, welchen man die lutherische Kirche nennt, der die reine Lehre hat, der hat darum, weil er erstlich die reine Lehre hat, und zweitens ein Organismus von Men

* Mit herzlichem Danke für das Uebersendete ersuche ich denselben, das Aussenbleiben meiner schuldigen Beantwortung seines freundlichen Begleitschreibens lediglich auf Rechnung einer andauernden somatisch-psychischen Calamität bringen und bestens entschuldigen zu wollen.

schen ist, um dieser beiden Gründe willen die Verheissung vom Herrn, und ist die einzige Kirche... Der Organismus ist Träger der Gnade und war es auch in der römischen Kirche so lange, bis sie sich im Tridentinischen Bekenntniss feierlich von dem reinen Evangelium lossagte. Einer der Unsern, welcher diese Lehre am entschiedensten vertritt, hat es öffentlich und sonderlich oft vor unsern Ohren, behauptet, dass die Kanzlei des allergreulichsten Pabstes Johann XXIII. der rechte Ort gewesen, da man den Mittelpunkt der Kirche Christi anno 1414 zu suchen gehabt. Die wahre Kirche habe den Böhmen Johann Hus gerichtet und verbrannt... Uns scheint da der Organismus in erste und die reine Lehre in zweite Linie gestellt zu werden. Gegen diese Behauptungen hatte nun P. Ehlers im Kirchenblatt vor einiger Zeit entschieden Front gemacht, und wir meinen, nach einem richtigen Triebe; doch können wir auch ihm nicht beifallen... Reine Lehre zu haben ist nach Ehlers ein hohes Gut für die Seele; aber Christus bleibt neben der Lehre des reinen Wortes noch stehen und ist auch auch ausser demselben zu haben... Deshalb hat Ehlers viele Anerkennung für Römische, Reformirte und Unirte als solche, und will auch bei uns die Frage, ob Chiliasmus oder nicht, offen gelassen haben. Wir behaupten nun, dass diese Anschauung von Kirche, obwohl sie unirte und blosse dem Namen nach lutherische Landeskirchen gerechter Weise mit Einem Masse misst, nach Union schmeckt. Wir meinen, dass wir, ihre Richtigkeit vorausgesetzt, nicht aus der unirten Kirche ausgetreten wären... Wofür lebt und streitet man denn noch, wenn man so entgegengesetzte Lehren wie Chiliasmus und Lutherthum für gleichberechtigt ausgibt, und sich treiben lässt, um des Chiliasmus willen der heil. Schrift die Klarheit abzusprechen? Aber obwohl die erstgenannte Partei den Ketzern alle Kirchlichkeit abspricht, so sehen wir bei ihr ausser und neben dem reinen Worte den Organismus als einen zweiten Grund stehen, d. h. irdische Kirchenverfassung u. dgl.; und das halten wir im Grunde für ebenso unirt. Der Organismus ist auch da die Kirche, aber er muss die reine Lehre als Devise in der Fahne führen, wenigstens ist sie zu erwähnen bei der Ordination der Candidaten: wo das nur noch geschieht, da soll wahre Kirche Christi seyn. Ich frage: Was ist da die reine Lehre andres als Gesetz, und zwar als ein Gesetz, das hinterher auch allenfalls nicht gehalten wird, in Catechismus, Predigt, Gesangbuch und Liturgie, wenn nur die gesetzliche Verpflichtung noch irgendwie auf die Symbole stattfindet? Diese Richtung wird in der Theorie freilich keine Irrlehren (die sie da

Zeitschr. f. luth. Theol. 1861. II.

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