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Unter solchen Umständen trat ich der Unansehnlichste auf, um unser Bekenntniss zu vertheidigen; als ich in einer Convents-Rede zu Wag-Neustadtl mich beklagte, dass es viele gäbe in dieser bösen Zeit, welche an die heilige Trinität nicht glauben, da unterbrach mich mit einem unsinnigen, wüthenden Geschrei und Gelächter Herr M. v. C. sagend: ,,vere non credimus, vere non credimus!“

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Ich trat auf mit einem Buche* gegen diese frivolen Beschlüsse, Anträge, Broschüren, Gebahrungen; und welch Getümmel, Toben und Tosen der weltweisen Partei sahen nicht die Convente! Ein, unter dem Namen Carl Ferencz versteckter Jude lieh meinen Feinden die Feder und schrieb in der Pannonia (s. Beiblatt der Pressburger Zeitung 1846, Nr. 115. 121. 131—136) mehrere Schmähartikel gegen mich. Das „Protestáns Egyházi és iskolai lap; das P. Hirlap; die Leipziger Zeitung etc., vorzüglich die ersteren Journale strotzten von Invectiven, Denuntiationen und Verläumdungen gegen mich. Ich vertheidigte meine Sache theils in eigener Zeitschrift „Slovenské Pohlady", theils in kleineren Schriften, theils in dem Senioral-Convente. So kam der 15. Juli 1846, an welchem Tage zu Pressburg ein Districtual- (Superintendential-) Convent abgehalten wurde. Ich hatte in meiner Schrift, welche slavisch in der biblisch- böhmischen Mundart verfasst wurde, die Professoren Boleman und Schimko, den ersteren kaum erwähnt - besprochen; deswegen oder, wie der verkappte Jude Carl Ferencz in der Pannonia sich ausdrückte, ,,dass ein solches Treiben nicht ungerügt bleiben konnte, liegt in der Natur der Sache", klagte mich die Pressburger Gemeinde (9000 deutsche Bürger und Weinbauer, welche meine slavischen Schriften nicht gelesen hatten!) an, dass ich dieselbe des Unglaubens, das Lyceum der Verbreitung des Atheismus beschuldigt, die Jugend gegen die Professoren aufgewiegelt und gegen die seligmachende Union mit ungebührlichen Waffen gekämpft habe. Zu dieser Anklage trat das mündliche Zeugniss des damaligen Superintendenten Stromszky - des bekannten Helden, welcher das wagte, wozu die Synode 1791 keinen Muth haben durfe, die Abschaffung nämlich der ordinatorischen Verpflichtung auf die Symbole der ev. -luth. Kirche, welche dieser Mann selbstmächtig, willkührlich und also kirchlich ungesetzlich vollzog welcher mich als einen störrischen und übertriebenen Ver

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* Betitelt: Unia, čili spojení Lutheránu s Kalvíny v Uhrách, etc. od M. J. Hurbana. v Budíne, 1846. S. 204. (Union, oder die Vereinigung der Lutheraner mit den Calvinianern in Ungarn erklärt von J. M. Hurban etc. Ofen. 8. 204 Seiten.)

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theidiger eines starren Fanatismus, die Pressburger Lehrer aber als exemplarische religiöse Kirchenlehrer schilderte. Advokaten, Grundherren und Weltweise rotteten sich zusammen zu Gericht. Es fanden sich jedoch auch drei erhabene Repräsentanten jener Stände in diesem Convente, welche meine Schrift und mit ihr meine Person zu vertheidigen wagten. Diese Männer, unserer Kirche angehörend, waren rum soll ich sie nicht nennen? Sie können sich welche von ihnen noch leben mit Stolz auf diese Tage der Duldung unserer Kirche zurückerinnern - der damalige Senioral-Inspector im Neutraer Seniorate Joseph von Justh, der jugendliche Professor Johann Kalinčák und der in dem Herrn schon entschlafene Pfarrer Carl Stúr. Diese edlen Männer forderten die Kläger auf, meine Schrift zu widerlegen, denn es sei nicht räthlich, einen muthigen Vertheidiger der Augustana, welcher bis jetzt allein in der Literatur steht und gegen eine materielle Uebermacht ankämpft, ohne wissenschaftliche Widerlegung und einen ordentlichen Process zu verurtheilen. Doch ihre Stimme war die Stimme im Meeressturme. Ein Advokat erhob sich und sagte: es sei jetzt nicht an der Zeit mich zu widerlegen, sondern höchst nothwendig alsogleich mich zu bestrafen! Und ein wildes Tosen be-schloss eine Strafe. Zum Glück beauftragte man hiemit die untere Instanz, das Seniorat nämlich, welchem damals der Hochwürdige Senior Joh. Roy und der obenerwähnte Inspector J. v. Justh präsidirten. Ein stürmischer Senioral-Convent folgte zwar, wo ich persönlich meine Sache vertheidigte, und durch Einfluss der erhabenen Präsidenten die ganze Pressburger Anklage und Verurtheilung in Dunst und Nebel zerfloss und ich nicht mehr behelligt wurde. Ein gewisser J. Klsz. schrieb zwar eine Apologie jenes Districtual - Convents vom 15. Febr. 1846, worin derselbe sich nicht nur des Districtual-Beschlusses annimmt sagend: dass man nicht noth habe meine Schrift „Unia" zu widerlegen, da dieselbe und respective ich selbst mich hinreichend anklage, meine Schuld bekenne, und dies meint H. Klsz. sei genug zur Bestrafung. „Nam quid opus verbis, ubi rerum testimonia adsunt!"* -, sondern selbst den verkappten Juden Carl Ferencz als Beweis gegen mich anführt, folgendermassen vernünftelnd: ,,Gegen H. Hurban schrieb zwar kein Advokat zu Pressburg, denn wozu das? da sich die Schriften Hurbans selbst wider

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Siehe: Odpověd na Odpověd M. J. Hurbana etc. od J. Klsz. w Prespurku 1847. Seite 43. Diese Schrift_liess ich unbeantwortet; der billige Leser wird schon aus diesem Passus ersehen, mit was für Menschen ich zu thun hatte. J. M. H.

legen. Aber es schrieb ein Mann gegen ihn, welchen H. Hurban einen Juden nennt*, aber eben dieser Umstand wälzt die grösste Schande auf den Verfasser der Union, nach dem selbst ein Jude seine Fehler aufdeckte und ihn widerlegte. ** Welchen Werth diese Faselei habe, ersieht jeder, der es weiss, dass ich über christliche Dogmen schrieb und H. Klsz. ein lutherischer Geistliche- mich von einem Juden widerlegt zu seyn glaubt, und diesen seinen Glauben mir zur Schande anrechnet!

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Meinen Pressburger Feinden schienen diese Demonstrationen nicht genügend, darum suchten sie endlich einen wissenschaftlicheren Apologeten und forderten den hochgebildeten Pfarrer zu Modern M. D. Doležal, der ein gelinder Ratio-nalist war, aber geschichtliche Kenntnisse in einem hohen Grade besass. Dieser schrieb eine, wie mir jene, die sie lasen, sagten, weitläufige Schrift und sagte, was sich sagen liess, gegen meine „Union". Doch den Pressburger Gegnern gefiel diese Dialektik nicht, ihr Hass sehnte sich nach etwas „Kräftigerem", sie wollten so was von Klsz oder Schimko oder Carl Ferencz, aber in einer wissenschaftlichen Form. Darum blieb die Doležalische Schrift im Manuscript. Nach und nach liess man den Kampf gegen mich; was sollte man auch anfangen, ich hatte ja nur die Kirche reden lassen und erklärte mich für die Kirche, für die Kirchenlehre! Man beruhigte sich dann mit folgenden Kernsprüchen gegen mich:,,Das Hurbanische Geschwätz (slavisch klingt es noch kräftiger: „tlachání“) mit Gründen widerlegen zu wollen, wäre soviel, als mit einem Narren disputiren zu wollen. Einem solchen Menschen sollte man nur zur Ader lassen. Hurban hat sich durch seine Schrift (die Unia nämlich) ein Denkmal der ewigen Schande errichtet, so dass unsere entferntesten Enkel sich wundern sollen, wie im 19. Jahrhundert so ein Sohn der Finsterniss ein evangelischer Pfarrer seyn durfte!"*** und

Ich will glauben, dass H. Klsz. nicht gewusst hat, wer der Carl Ferencz war; das wusste er aber, dass der Redacteur ein Jude war. Meine Gegner zu Pressburg kannten aber beide; meine Pressbuger Freunde wussten es aber auch. Das Protokoll des Distr. Convents v. 15. Juli 1846 war früher den Juden bei der Redaction der Pressb. Zeitung mitgetheilt, als unserem Seniorate; denn als ich am 29. November 1846 (siehe: Slov. Pohlady I, 2. S. 55—61)_gegen diese Skandale schrieb, da hatte das Seniorat noch nicht das Protocoll gehabt, welches die Pressburger Juden bereits durch ihre Zeitung triumphirend colportirten.

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Odpověd na Odpověd p. 43.

*** Siehe: Památka smrti D. M. Luthera, kterau etc. svetil Jm. W. Šimko, H. B. Kaz, a Professor. V. Prešpurku 1846. S. 7.

schreibt selbst für dieses Denkmal ein Distichon, welches im Original lautet:

Hurbane nevzdelaný, nepříteli jednoty Církve,

Již si došel věčné slávy Herostratovy!*

Die damalige synkretistische Strömung war - nach allem diesem zu urtheilen bedeutend mächtiger; als der Menschenwille der Verkündiger des Evangeliums; eine Afteraufklärung verdunkelte nicht nur das helle Licht der Reformatoren, sondern übertönte selbst die Posaune der Apostel. Ein Mann des weltlichen Standes, der gewagt hätte öffentlich sich des Augsburgischen Bekenntnisses anzunehmen, war eine Seltenheit, und eben dieser Stand war damals der Tyrann der Kirche. Die weltlichen Herren präsidirten in den Conventen, Consistorien, schrieben Protokolle und ihre Decisa, waren Kläger, Richter, Vollstrecker zugleich. Allgemeine Formeln, die man gegen die glaubende Gemeine wie Feuer-Signale hier, wie platzende Bomben dort fliegen und platzen liess, waren: „,verschimmelte Orthodoxie"; „KryptoKatholicismus“; „Absolutismus"; "Pietismus“; „Pantheismus";,,Aberglaube"; „papierenes Pabstthum";,,Finsterniss und Fanatismus!" Man brauchte nur diese Drohworte in den Mund zu nehmen, und aus war es schon in dem Convente mit einem geistlichen Redner, welcher wagte die Kirche aus der Schrift und den Symbolen zu vertheidigen! Es erdröhnte ein ,, Pereat", ein „Ki vele" (heraus mit ihm) und die Säbel klirrten und die Bärte borsten sich und die Chorröcke waren nass des Angstschweisses wegen, welchem ihre Seelen erlagen, weil ihre Inhaber mehr die Menschen als Gott fürchteten. Mit einem Worte, es war dies eine arge Zeit, so ziemlich ähnlich jener Zeitperiode, als der Ahnherr dieser verfolgungssüchtigen Partei dem Pfalzgrafen Casimir zu Heidelberg an die Thüre schrieb:

O Casimire potens, servos expelle Lutheri,

Ense, rota, ponte, funibus, igne neca!

Und doch haben wir auch diese Trübsale mit der ruhmbedeckten Augustana im Herzen und in dem bekennenden Munde überlebt und bessere Zeiten herangebetet. Denn die Redner vom Jahre 1846, welche zu Pressburg solche Siege gegen einen Dorfpfarrer und sein Buch feiern und mit Gelächter und leichter Mühe das ganze geschichtliche System

* Zu Deutsch: O du ungebildeter Hurban, du Feind der Union,

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du hast dir den Ruhm des Herostratus erworben! Siehe Schimko 1. c. S. 8. Dieser Schrift setzte ich entgegen: „Zneuctění Památky Dr. M. Luthera skrze Jm. W. Šimku etc, což dokazuje M. J. Hurban, ev. Kněz a Dekan. V Prešpurku 1846.

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unserer erhabenen Symbolik über den Haufen geworfen zu haben glauben konnten, würden jetzt nach nur 12 Jahandere Bollwerke ihren ungestümen Declamationen sich entgegenthürmen sehen, als damals, und es ginge nicht so leicht, (eigentlich es ginge gar nicht!) z. B. einen Hornyansky** seiner selbstständigen Ansicht in Kirchenangelegenheiten wegen ohne Verhör, Beweis und Prozess nur so schlechterdings zu verurtheilen, wie dies damals zu Pressburg mit mir geschehen war.

Wir loben nun Gott, dass dies alles über uns gekommen, und preisen selig den Heiligen Geist, dass er uns allein leitete zu den reichen Gewässern des Lebens, zum Evangelio unseres Herrn Jesu Christi, trotzdem auch wir gekostet von den faulen Früchten der antichristischen Weltweisheit, wir loben den Herrn und sein gnadenreiches Walten und rufen opferfreudigst über diesem Heu der Vermessenheit des Volks und über den Blumen der Eitelkeit des weltweisen Zeitalters mit Jes. 40,8: „Das Heu verdorret, die Blume verwelket, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich." Oder wie unsere Väter zur Zeit, als von anderen Elementen das Wort Gottes ihnen verdunkelt und verkümmert wurde, aufseufzten: „, Qui confidit in Domino, sicuti mons Sion in aeternum non commovebitur!" Diese Seufzer, diese inbrünnstigen Gebete und Lobgesänge unserer Partei sind Grabesinschriften manches „Nimium" in dem Sinne unserer Anschauungen und Prinzipien !

Die treuen Söhne der evangelisch - lutherischen Kirche, welche seit Jahren auf diesem Weinberge Naboths, den die Achabe der vom Herrn verirrten Zeiten allerorts mit List, Treubruch und roher Gewalt eingenommen, sich in Schweiss, Arbeit, Gebet und Dulden abgemüht haben, kommen nach und nach zum Vorschein und lassen öffentlich vernehmen; viel, sehr viel Dank sei gezollt dem Herrn Redacteur der betr. Blätter (Hornyánsky), dass er den treuen Arbeitern auf diesem Weinberge des Herrn ein gemeinschaftliches Organ gegründet hat, durch dessen Vermittelung diese in der Wüste zersprengten Hirten zu einer Familie werden konnten, wie sie dies schon im Geiste des Herrn kraft des Bekenntnisses und durch ihre stillen Bestrebungen längst geworden sind. Von nun an können sie sich wechselseitig trösten, anspornen, un

Der Aufsatz war im Juni 1858 geschrieben. M. J. H.

**Die grössten Verdienste sammelte sich dieser Mann um unsere vaterländische Kirche, die Culturgeschichte selbst wird ihm viel Dank zollen. J. M. H.

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