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II. Allgemeine kritische Bibliographie

der

neuesten theologischen Literatur,

bearbeitet von

F. Delitzsch, H. E. F. Guericke, K. Ströbel, R. Rocholl, W. Dieckmann, E. Engelhardt, H. O. Köhler, A. Althaus, C. F. Keil, C. W. Otto, K. Ph, Fischer, A. Köhler, G. L. Plitt, Th. Crome, 0. Zöckler, W. Wolff, E. L. F. Le Beau, H. N. Hansen, W. Engelhardt, K. Knaake, J. Pasig, A. Kolbe, u. A.,

redigirt von Guericke.

V. Exegetische Theologie.

*

1. Dr. G. Barzilai, Josua und die Sonne. Erklär. der Stelle Josua 10, 9-14. Aus dem Ital. übers. von Dr. J. M. Triest (Lloyd) 1868. 17 S. 8.

Ein tolles Buch, dessen beste Kritik die Angabe seiner Auslegung ist. Josua ruft nicht: stehe still! sondern schweige in Gibaon, was so viel ist, als: höre auf zu scheinen; und der Mond, ist weiter zu übersetzen, war im Thale Ajalon, was eins ist mit Gibaon. Dieser also, der an derselben Stelle mit der Sonne steht, ist angeführt als Grund der Sonnenfinsterniss. Josua hat nichts weiter gethan, als seinen Kriegern eine Sonnenfinsterniss angekündigt, um ihre Gemüther gegen die Schauer der Natur zu stärken und ihnen den Glauben an seine göttliche Mission zu kräftigen, ähnlich wie Paulus Aemilius mit Hilfe der liberales artes des Sulpic. Gallus that, nur Schade, dass man uns nicht sagt, ob Josua selbst diese astronomischen Kenntnisse besass, oder ob er auch seinen Gallus zur Seite hatte. Ja noch mehr, man sagt uns, dass es die gleiche Sonnenfinster

* Jeder einzelne Artikel wird, ohne Solidarität des Einen für den Anderen, mit der Anfangschiffre des hier ein für alle Mal offen genannten Namens des Bearbeiters unterzeichnet (D., G., Str., Ro., Di., E. E., H. O. Kö., A., Ke., O., F., A. Kō., Pl., Cr., Z., W., Le B., H., W. E., Kn., Pa., Ko.). Minder regelmässige Mitarbeiter nennen sich einfach.

niss war, welche sich im Jahre 585 unter Cyaxares wiederholte und damals auch den überwältigensten Eindruck machte. So erklärt sich jetzt auch der Schrecken der Amoriter V. 10; alle Alten hatten ja panischen Schrecken vor der Sonnenfinsterniss. Nun scheint zwar V. 13 das Sepher hajaschar (das Buch, das nicht irrt, wie B. übersetzt), zu widersprechen, denn hier steht ja die Sonne blieb stehen in der Mitte des Himmels; aber 1) stimmen ja alle Erklärer überein, dass dieser Theil des Textes interpolirt ist, und 2) wenn die Worte ächt sind, beweisen sie nur um so mehr diese Auslegung. Denn die Sonne trat nach Ansicht der Alten bei ihrer Verfinsterung in einen grossen Cylinder, wo sie während der Dauer der Finsterniss eingesperrt war, wodurch sie also ganz natürlich in ihrem Laufe aufgehalten wurde. Allein immer ist der Schluss von V. 13 noch fatal: und nicht eilte sie unterzugehen einen vollen Tag. Indess man darf diese Worte nur richtig übersetzen. Sie heissen nämlich: und die Sonne eilte nicht hervorzukommen (nämlich aus jenem Cylinder) als voller Tag d. i. in vollem Lichte. Also jene Verfinsterung dauerte etwas gar zu lange. Wir können es dem Verf. nicht verdenken, wenn er nach Auffindung einer so geistreichen Deutung, die nun wie ein Columbus - Ei alle früheren exegetischen Versuche zu Schanden macht, siegesfreudig ausruft: Diese Erklärung ist die allein richtige, darin müssen alle übereinstimmen, die ohne vorgefasste Meinung jene Stelle eingehender beachten; ja wenn er zuversichtlich versichert: Unsere Annahme hört auf Hypothese zu seyn, sie besitzt alle Merkmale einer bis zur Evidenz bewiesenen Wahrheit. Es steht fest, sagt er schliesslich zu seinem Ruhme, dass Niemand bisher eine Lösung dieser Schwierigkeit versucht hat. Wir aber sind weit entfernt, dem guten Manne durch eine bittere Kritik seiner Freude Rüstigkeit zu stören, ebenso wenig wie seine optimistische Anschauung, mit der er seine Abhandlung schliesst: Heute schon ist die Intensität der Wahrheit so gewaltig, dass ihr Licht bald jeden schädlichen Nebel zn verscheuchen vermag, statt selbst verdunkelt zu werden. [E. E.]

2. C. Fr. Keil und Franz Delitzsch, Bibl. Commentar über das A. T. 3. Theil: Die prophetischen Bücher. 3. Band: der Prophet Ezechiel. Leipzig (Dörffling & Franke) 1868. 527 S. 8.

Dieser vom Herrn Professor Keil bearbeitete Band, welcher ausser der Uebersetzung und Texterklärung noch 4 lithographische Tafeln enthält, deren erste den Grundplan des Heiligthumes, die zweite die Thore desselben, die dritte den neuen Tempel, die vierte das hl. Land nach C. 47 und 48 darstellt,

erfreut sich derselben Vorzüge, welche in den früheren Bänden desselben Herrn Verfassers zu rühmen waren. Es ist die zweckmässige Kürze, welche in der gedrängtesten Darstellung die wichtigsten Punkte vor Augen zu führen und dennoch klar und entschieden zu lösen versteht; die nüchterne und von jeder Ueberschwänglichkeit freie Auffassung des Textes, welche die grosse Erhabenheit des göttlichen Wortes in seiner Einfalt anerkennt und begreiflich zu machen weiss; die gewissenhafte Treue, mit der er an die Auslegung des Textes geht, und sich demselben beugt, fern von den Machtsprüchen einer überklugen Subjektivität; der biblische Geist, der jeden Verfasser in dem geistigen Zusammenhang, in dem er mit der vorausgehenden biblischen Literatur steht, erfasst und nicht gleich einem Isolirschemel betrachtet; endlich der einfache, schlichte, klare Stil, dessen er sich befleissigt. Das Alles sind Eigenschaften, welche gerade bei einem exegetischen Handbuche und besonders auch bei unserem ohnedem umfangreichen Propheten hoch anzuschlagen sind.

So geht er denn auch nach einigen einleitenden Abschnitten über die Person und Zeit des Propheten, über die Eintheilung des Buches und die Darstellungsweise Ezechiels mit raschen Schritten zur Auslegung selbst über. Besondere Rücksicht schenkt er den Commentaren von Hävernick und Kliefoth, ohne jedoch da, wo es nöthig ist, die übrigen Ausleger ausser Augen zu lassen; auch namentlich des alten Hieronymus ist fleissig gedacht. Mit Recht hebt er, besonders auch gegen Häv., hervor, dass der so häufig angenommene babylonische Einfluss auf die kühnen Bilder des Propheten bei näherer Betrachtung in ein Nichts zerstiebe, indem z. B. bei seiner Vision der Cherube Alles sich aus dem israelitischen Heiligthume erklären lasse und gerade derartige Figuren, wie sie Ez. zeichnet, in den Resten Ninive's `sich nicht nachweisen lassen, während der Anschluss an die dem Moses geschehene Offenbarung und die Stiftshütte ganz sonnenklar sei; allein, so gewiss es ist, dass die Vision nach Inhalt und Form auf geistig realen Anschauungen ruht, scheint es mir doch hier wiederum zu weit gegangen, der Subjektivität gar keinen Einfluss auf die Gestaltung einer Vision zuzuerkennen, so dass sie nur rezeptiv dem objektiven Bilde gegenüber stände. Eines, wie das Andere ist einseitig, in den Visionen nur subjektive Gebilde zu finden, und die Subjektivität des Propheten ganz ausser Acht zu lassen. Der Herr beruft sich zu seinem Werke die hierzu organisirten Personen. Er beruft sich hier den Priester, weil er von der Geschichte des Heiligthums zeugen soll; er beruft sich den Mann, dessen Phantasie und Anschauungsgabe von

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Natur schon gewaltig durch die Eindrücke babylonischer Natur und Kunst besonders geweckt waren, weil er himmlische Visionen mittheilen soll. Der reale Kern dieser Visionen musste gewiss bei jedem Propheten, der diese himmlischen Realitäten schaute, der gleiche seyn; ob auch die bestimmte Form, ist eine andere Frage. Insofern möchten wir also einen Einfluss der Subjektivität und einen, wenn auch nur geringen der babylonischen Umgebung zugestehen. Uebrigens stimmen wir dem, was K. gegen Ewald bemerkt, der ein Sinken des prophetischen Geistes bei Ez. finden will, vollkommen zu. Gerade das priesterliche Moment der Prophetie musste auch zur Geltung kommen und der rechte Zeitpunkt hiezu ist der Augenblick, wo das äussere Heiligthum in den Staub hinsinkt. Der enge Anschluss an den Pentateuch tritt allerdings jetzt energischer hervor, als in den früheren Zeiten, aber eben dieses war ja die geschichtliche Aufgabe des Exils, denn, nachdem die anderen Institutionen, die des Volkes Daseyn erhielten, hingesunken waren, ist es hauptsächlich das Gesetz, welches jetzt die einende Macht werden muss um Israels Existenz zu bewahren und es durch die Erkenntniss des Gesetzes für das wahre Heil vorzubereiten. Aus diesem Brunnquell israelitischen Bestandes muss darum jetzt mit reicherem Masse geschöpft werden, und sofern dazu eine Gesetzesgelehrtheit gehört, muss allerdings dieser doctrinäre Charakter mehr hervortreten. Das ist die gottgeordnete Eigenthümlichkeit dieser Zeit, aber sie hebt keineswegs die gewaltige Originalität des Propheten auf. In der Deutung der Vision der Cherubs hebt K. mit Recht hervor, dass die Menschengestalt die vorwiegende ist und dass wir daher auch die Beine als Menschenbeine zu denken haben; ferner beweist er hinreichend, dass dieselben nicht blos ideale Gebilde, sondern Geisterwesen seyn müssen. Allein wenn er darauf besteht, dass es Engel seien, so können wir diese Ansicht nicht theilen; denn es kann doch nicht ohne Grund seyn, dass die Schrift sie nie uyyeho nennt, sondern die alttest. Bezeichnung: lebendige Wesen auch im neuen Test. belässt, und dass sie nur in enger Verbindung mit dem Throne Gottes erscheinen; auch lässt die Gestalt des thierischen Angesichtes sich von einem Engel nicht denken. Die Etymologie des Wortes lässt sich allerdings nicht sicher nachweisen, doch halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass das Wort Younes, gryphes im Zusammenhang damit steht und die Sagen von den Greifen als Wächtern und Hütern die heidnischen Erinnerungen an die urgeschichtliche Thatsache der betenden Behütung des Paradieses enthalten. Sie bezeichnen also die überweltliche Herrlichkeit Gottes, der sich als der Erhabene

und Heilige in eine Gemeinschaft mit der sündigen Menschheit und mit der vergänglichen Welt begibt, was zur Voraussetzung hat, dass er zugleich als der Heilige die sündige Welt richtet und als der Gnädige dennoch ein Mittel der Gemeinschaft findet. Weil sie selbst aber Wesen und nicht blos Ideen sind, so sind sie zugleich die Geister, in denen das vollkommen erscheint, was diese Welt erst werden soll, also das Ideal und Vorbild der Welt. Die Menschengestalt ist bei ihnen die vorwiegende, weil der Mensch das wichtigste Glied dieser Welt ist, die übrigen Häupter des Naturreiches aber dürfen nicht fehlen, weil es sich hier nicht blos um die Gemeinschaft Gottes mit dem Menschen, sondern mit der ganzen Welt handelt. Also nicht blos symbolisiren diese Thiergestalten, dass sie deren Kraft besitzen, sondern sie sind Vertreter ihres ganzen Daseyns, dieser ganzen sinnlichen Welt; und nicht bedeutet die Vier - Zahl blos die Allseitigkeit ihrer Bewegung, denn sonst müsste diese eben nur in letzterem ausgeprägt seyn, während sie ihrer Gestalt selbst zukommt. Wenn auf der Bundeslade nur 2 Cherube stehen, so handelt es sich hier im Allerheiligsten nicht um die Weltgegenwart, sondern um die Gemeinschaft mit dem Wollen Gottes, weshalb sie hier nur Menschengestalt haben. Unserem Zusammenhange steht die Fassung des Verf.: sie hätten ihren Namen a von der Fülle des ewigen seligen Lebens, das auf die Geisterwesen des Himmels überströme, völlig fern, denn hier handelt es sich um eine Offenbarung an die Welt, die zugleich vernichtend, wie erneuernd wirkt, und die irdischen Gestalten weisen entschieden darauf hin, dass es sich bei dieser Vision um eine Beziehung zur Welt handle. Die Augen der Räder sind nicht nach Offb. 5, 6 zu erklären, wo es sich um die 7 Augen des Lammes handelt, welches Geister sind, die auf die Erde einwirken, was jedoch für dic Räder nicht passt, sondern der Sinn scheint zu seyn, dass hier höchstes Leben mit höchstem Wissen sich eint und alle Bewegung des Lebens eine vollbewusste ist. Die Veste symbolisirt nicht den Himmel, sondern ist etwas Selbständiges im Himmel selbst. Mit Recht hebt übrigens der Verf. gegen Kliefoth hervor, dass nicht die verschiedenen Attribute auf einzelne geschichtliche Momente der Offenbarung zu beschränken seien, wodurch die Einheitlichkeit des Bildes zerstört würde.

Seine Erklärung von 3, 6 können wir nicht theilen. Der Gegensatz: Haus Israel gebietet nicht auch auf die Israeliten zu beziehen. Ny heisst nicht sondern, sondern ist auch Gen. 24, 38 als Schwurpartikel zu fassen; und das Folgende conditional: hätte ich dich gesandt. Denn nicht liegt in der

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