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I. Abhandlungen.

Die Pfingstrede Petri.

Exegetischer Vortrag über Act. 2, 14-36

von

Prof. Aug. Köhler in Erlangen.

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Der scheidende Herr hatte seinen Gläubigen, sonderlich aber seinen elf Jüngern, den Aposteln, den Auftrag gegeben, von ihm als dem Christ Zeugniss abzulegen vor Israel und der Völkerwelt, zunächst vor ersterem, dann vor letzterer (Luc. 24, 46. 47 vgl. V. 33; Act. 1, 8 vgl. V. 2. 15). Act. 1, 8 vgl. V. 2. 15). Diesem Auftrag kommen die Apostel hier zum ersten Male nach. Und zwar ist es Petrus, der das Wort ergreift. Dass gerade er das Volk anredet, werden wir uns nicht blos daraus zu erklären haben, dass er ein Mann feuriger Art und rascher That war, sondern zugleich auch aus der besonderen Stellung, welche der Herr ihm im Apostelkreise gegeben hatte (Matth. 16, 18 verglichen mit Eph. 2, 20. Luc. 22, 31. 32). Er stellt sich hin mit den Elfen, otadɛis oùv toïs Evdexa, d. i. mit den zehn alten Aposteln und dem neugewählten Matthias. Die Aussage, dass Einer der reden will, sich hingestellt habe, findet sich bei Lucas öfter, um auszumalen, dass der Betreffende eine Stellung und Haltung eingenommen habe, welche seiner Absicht, das Wort zu ergreifen, entsprechend war, Act. 5, 20; Luc. 19, 8. Mit oùv Tois Evdexa ist nicht angedeutet, dass auch die Elf jetzt zu sprechen angehoben haben oder wenigstens dies zu thun beabsichtigten, wie vorhin (V. 4) die ganze mit dem Geiste erfüllte Gemeinde in Zungen geredet hatte, sondern nur, dass sie bei Petro standen als solche, welche seine Worte zugleich als die ihrigen angesehen wissen wollten, oder m. a. W., dass Petrus zugleich im Namen seiner Mitjünger das Zeugniss ablegte. Petri Zeugniss aber ist ein feierliches und gewichtiges. Hierauf macht sowohl der Erzähler aufmerksam, indem er Petri Rede durch den weitschichtigen Ausdruck años v Zeitschr. f. luth. Theol. 1870. III.

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φωνὴν αὐτοῦ καὶ ἀποφθέγξατο αὐτοῖς einführt, als auch der Redner selbst, indem er in V. 14 die Anrede und die Aufforderung zum Hören doppelt ausdrückt. Die Verbindung naiρειν τὴν φωνήν ist im Profangriechischen selten zuerst bei Demosthenes), häufiger in den LXX zur Uebersetzung von bip ; wir werden daher nicht fehl greifen, wenn wir diesen Ausdruck als den ersten der vielen aus hebräischer Redeweise herübergenommenen Ausdrücke von V. 14 betrachten. Das Verbum ἀποφθέγγεσθαι, selten bei den LXX, im neuen Testament nur bei Lucas, bezeichnet das feierliche Aussprechen und Verkündigen gewichtiger Dinge. Die doppelte Anrede ἄνδρες Ἰουδαῖοι und οἱ κατοικοῦντες Ιερουσαλήμ will nicht zwei Classen von Zuhörern unterscheiden, etwa solche, welche wirklich jüdischer Abstammung sind, und solche, welche, ohne dies zu seyn, aus irgend welchem Grunde, z. B. um als Proselyten das Pfingstfest in Jerusalem zu feiern, sich nur zeitweilig in Jerusalem aufhalten. Denn xaτoixɛiv bezeichnet überall entweder irgendwo seinen bleibenden Wohnsitz haben, oder irgendwo sich bleibend niederlassen, nicht aber das zufällige und flüchtige Weilen an einem Orte; es ist nicht commorari, sondern inhabitare, incolere. Hiegegen spricht nicht V. 5. Denn auch dort sind nicht Festgäste, sondern Juden aus allen Ländern der Welt gemeint, welche aus religiöser Verehrung Jerusalems hier ihren bleibenden Wohnsitz genommen hatten. Es wird daher sowohl ἄνδρες Ἰουδαῖοι als οἱ κατοικοῦντες Ἱερουoaλnu auf dieselben Zuhörer zu beziehen seyn. Durch die Worte ἄνδρες Ἰουδαῖοι werden sie angeredet mit Bezug auf ihre Zugehörigkeit zu dem auserwählten Volke, durch of xaτοικοῦντες Ἱερουσαλήμ mit Bezug auf das ihnen zu Theil ge wordene Glück, in Jerusalem beim Hause Jehova's wohnen zu können. Dass man gegen diese Auffassung das verbindende xaí nicht geltend machen kann, erhellt aus Jes. 44, 1; 48, 12 LXX, wo es ebenfalls zwei wesentlich synonyme auf dieselben Zuhörer sich beziehende Anreden mit einander verbindet. Aus dieser Beziehung von ἄνδρες Ἰουδαῖοι und οἱ κατοικοῦντες 'Tepovoaλnu auf dieselben Zuhörer dürfte zu folgern seyn, dass sich auch änavτes auf beides zumal bezieht. Der ganze Aus

2 Chr. 20, 15. 20; Jer. 4, 4 oder noch

entsprechender

כָּל־יְהוּדָה וְיֹשְׁבֵי יְרוּשָׁלַם druck aber erinnert an das hebräische

.30 ,34 .Chr 2 כָּל־אִישׁ יְהוּדָה וְיֹשְׁבֵי יְרוּשָׁלַסְ

Ζυ τοῦτο ὑμῖν Yvwotor OTW vgl. das jussive nr ny Jes. 12, 5 oder noch genauer das chaldäische Esr. 4, 12. 13. Das neutestamentliche Hapaxlegomenon vwrioda, welches nie bei den Classikern vorkommt, ist bei den LXX Uebersetzung

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Mit V. 15 beginnt das, was den Zuhörern des Apostels bekannt werden soll. Dieser Auffassung widerstrebt nicht die Anreihung von V. 15 an V. 14 durch yáo. Fasst man allerdings yao hier begründend, so kann man nur mit Meyer erklären, dass in V. 15 die Aufforderung von V. 14 begründet werden solle, also: höret meine Worte, denn ich rede nicht, wie ihr meint, in Trunkenheit und darum unverständig. Allein nach dem vorwärts weisenden τοῦτο und τὰ ῥήματά μου in V. 14 erwartet man nicht sowohl eine Rechtfertigung der Aufforderung zum Hören, als vielmehr eine Darlegung dessen, was gehört werden soll. Hiezu kommt, dass, wenn man in V. 15 nur eine Rechtfertigung der Aufforderung zum Anhören sehen wollte, man auch das in V. 16-21 gegensätzlich durch d Angereihte als noch lediglich zu dieser Rechtfertigung gehörig betrachten müsste, so dass erst mit V. 22 dasjenige beginnen würde, worauf touto und và ýμatá μov in V. 14 vorbereiteten. Zu dieser Auffassung würde nun zwar wohl V. 16 18 passen, aber nicht mehr V. 19-21, und es wäre nicht ersichtlich, warum der Apostel nicht bereits mit V. 18 das Citat beendigt, sondern auch noch V. 19-21 beigefügt hat. Und endlich müsste man bei dieser Annahme statt ovτo uɛθύουσιν mit Nothwendigkeit erwarten ἡμεῖς μεθύομεν oder ἐγὼ μεθύω. Wir fassen daher mit de Wette das γάρ als explicatives nämlich, fast gleichbedeutend mit dem recitativen öt, wie Luc. 9, 44. Das Erste, wovon Petrus wünscht, dass es der Versammlung bekannt werde, ist hienach das richtige Verständniss der auffallenden Erscheinungen, welche sie an der Pfingstgemeinde wahrnahm. Befremdend ist aber auch so noch, dass Petrus nicht, wie man erwarten möchte, ueîs μedvoμer, sondern ovτo μevovoi sagt, sich selbst also wenigstens dem sprachlichen Ausdruck nach von denen ausnimmt und denen gegenüberstellt, welche um ihres wunderlichen Zungenredens willen in dem Verdacht der Trunkenheit stehen. Dass jedenfalls Petrus nicht andeuten will, er und die übrigen Apostel seien nicht unter den ἑτέραις γλώσσαις λαλοῦντες gewesen, indem Glossolalie nur eine niedere Art begeisterter Rede gewesen sei, hat Meyer richtig erkannt; schon durch V. 4 wird diese Annahme unmöglich. Wenn aber Meyer als Grund der Petrinischen Ausdrucksweise dies angibt, dass Petrus, Alle rechtfertigend, sich wie ein Unbetheiligter auf den Standpunkt der dritten Person stelle, so bleibt dabei unerklärt, wie er, ein in der That Betheiligter, sich auf diesen Standpunkt stellen konnte. Nach meinem Dafürhalten lässt sich die Ausdrucksweise des Apostels nur dann begreifen, wenn man annimmt, dass in dem Augenblicke, wo Petrus und die Elf bereits ruhig

dastanden, um Israel anzureden, und wo hiemit wenigstens bezüglich Petri und der Elf der Verdacht des μEVE bereits thatsächlich widerlegt war, die übrigen Glieder der neutestamentlichen Gemeinde oder wenigstens Einzelne unter ihnen noch ἑτέραις γλώσσαις λαλοῦντες waren. Dass nun auch bezüglich dieser der Verdacht der Trunkenheit ein unbegründeter sei, erweist Petrus in unanfechtbarer Weise daraus, dass es erst um die dritte Stunde des Tages, also etwa Morgens 9 Uhr sei. Denn wer sich betrinken will, wählt sich hiezu als Zeit nicht den Morgen, sondern den Abend, und ist es des Nachts, vgl. 1 Thess. 5, 7; dazu kommt, dass die dritte Stunde des Tags die Zeit des morgentlichen Thamidopfers und des Frühgebets war, vor welchem der Israelit überhaupt nichts zu geniessen pflegte, vgl. Lightfoot und Wolf (Curae) z. d. St.; (Gottfr. Selig) der Jude II, 179.

V. 16. Gegenüber dem von den Juden nach V. 13 theilweise angenommenen, aber in V. 15 als unhaltbar erwiesenen Erklärungsgrunde der auffallenden Erscheinungen an den Gläubigen Jesu zeigt nun Petrus von V. 16 an in positiver Weise, wie man diese Erscheinungen anzusehen habe und wodurch sie bewirkt seien. Mit TouTo ist das gemeint, was nach V. 12. 13 Aller Verwunderung und eine zwiefache, sich widersprechende Erklärung fand, nemlich das auffallende Gebaren der Jünger Jesu. Dieses ist das, was gesagt, und zwar weissagend gesagt ist durch den Propheten Joel. Das von Petrus citirte Wort Joels findet sich Joel 3, 1—5'.

Um diese Stelle zu verstehen, müssen wir uns kurz den Inhalt des Joelischen Weissagungsbuches vergegenwärtigen. Dasselbe zerfällt in zwei Theile: Cap. 1, 1-2, 18 und Cap. 2, 19—4, 21; in beiden handelt es von dem Kommen des Tages Jehova's. In dem ersten Theile wird ausgeführt, wie derselbe dem unbussfertigen Israel komme; in dem zweiten Theile, welcher Art sein Kommen für das bussfertige Israel seyn werde. Das unbussfertige Israel hatte in der zu des Propheten Zeit hereingebrochenen Heuschreckennoth und Trockniss die Vorboten des bereits ganz nahe herbeigekommenen Tages Jehova's zu erblicken und von diesem Tage nur Gericht und Verderben zu erwarten. Für das bussfertige Israel dagegen gestaltet sich das Kommen Jehova's an seinem Tage wesentlich anders. Nachdem Israel Busse gethan hat, wird Jehova zunächst wieder eine Zeit des Segens für sein Volk anbrechen lassen, und nachdem diese länger oder kürzer gewährt hat, wird der Tag Jehova's in der Weise kommen, dass sein Volk zuvörderst mit dem Geiste Jehova's begabt wird, dann am Himmel und auf der Erde schreckende Zeichen eintreten:

auf der Erde Krieg und Blutvergiessen, Feuersbrünste und vulkanische Eruptionen, in Flammen und Rauch aufgehende Städte und Dörfer, am Himmel Verfinsterung von Sonne und Mond, somit eine Trübung und Störung der bisherigen Naturordnung, und hierauf der Tag Jehova's selbst anbrechen. Dieser wird sich erweisen als ein Gerichtstag, aus welchem nur der errettet wird, der Jehova anruft, also nur das fromme und treue Volk Jehova's. Wenn nun die gottlosen Heidenvölker, die Feinde des Volkes Gottes, an jenem Tage vertilgt seyn werden, dann wird zugleich für Jehova's Verehrer eine Zeit noch nie gesehenen Heiles und Ségens angebrochen seyn. Die heilige Gemeinde Jehova's wird somit alsdann auch die selige und herrliche geworden seyn und hiedurch die Weltgeschichte ihr Ziel erreicht haben.

Der Apostel citirt nun a. u. St. denjenigen Theil der Weissagung Joels als erfüllt, wo der Prophet ausführt, in welcher Weise der Tag Jehova's jetzt, nachdem das Volk sich durch die Heuschreckennoth und Dürre zur Busse hatte bestimmen lassen, zu erwarten sei, dass nemlich jetzt dem Tage Jehova's eine Geistesausgiessung u. s. w. vorausgehen werde.

Das Citat, wie der Berichterstatter es niedergeschrieben hat, folgt der den Sinn des hebräischen Originals treu wiedergebenden Uebersetzung der LXX, aber in freier Weise: Lucas citirt die LXX offenbar aus dem Gedächtniss und ändert das Citat am Anfang mit Absicht so ab, dass das richtige Verständniss der citirten Worte dem Hörer, beziehungsweise Leser sich sofort eröffnen musste. Während nemlich der Anfang der betreffenden Worte bei den LXX lautet: καὶ ἔσται μετὰ ταῦ τα καὶ ἐκχεῶ ἀπὸ τοῦ πνεύματός μου, schreibt Lucas

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V. 17 ἔσται ἐν ταῖς ἐσχάταις ἡμέραις, λέγει ὁ θείς, ἐκχεῶ ἀπὸ τοῦ πνευματός μου. Er schiebt also die Worte Aéyei 9ɛós ein, damit man sofort wisse, die citirten Worte seien Worte Gottes, Gott selbst also sei der Redende in der angeführten prophetischen Stelle. Zugleich aber verwandelt er auch das lotu μεtà Tuvτa der LXX, welches wortgetreu dem hebräischen Texte entspricht, in ota Ev taîs ἐσχάταις ἡμέραις. Dass er hiemit kein dem prophetischen Zusammenhang fremdes Moment einträgt, sondern nur richtig interpretirt, habe ich bereits vorhin bei der Inhaltsangabe des Joelischen Weissagungsbuches angedeutet. Indem nemlich der Prophet durch die hier geschilderten Ereignisse das Kommen des Tages Jehova's eingeleitet seyn lässt, verlegt er sie zugleich in die letzten Tage des gegenwärtigen Weltlaufs. Denn der Tag Jehova's gilt der Prophetie als der Abschluss der gegenwärtigen Weltzeit. Die Zeitperiode, welche nach dem Tage

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