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tingen geltend gemacht hat (De pecc. in Sp. S. cum eschatol. rat.). Ist es nämlich klar ausgesprochene biblische Wahrheit, dass ausser Christus kein Heil, so muss als die Kehrseite dazu geltend gemacht werden, dass ohne Christum keine Verdammniss, d. h. Niemand kann endgültig verdammt und verworfen werden, der Christum nicht verworfen hat. Zwar sind wir von Natur Kinder des Zornes (Eph. 2, 3), aber nur über dem bleibt der Zorn Gottes, der nicht glaubt an den Sohn Gottes (Joh. 3, 36. 12, 46). Die reformirte Meinung, nach der alle ungetauften Christenkinder und Heiden verdammt seien, konnte Steffens daher mit Recht „die abscheulichste" nennen, die je hat ausgesprochen werden können. (Rel. - Phil. II, 24 ff.) Luther und Melanchthon haben sich auch dagegen erklärt und Thomasius sagt: „Wirklich von Gott verworfen wird Niemand um der Erbsünde willen allein“ (Christi Pers. u. W. I, S. 267). Deshalb eignen wir uns die alten Aussprüche an defectus gratiae non damnat, sed contemptus uud: non ignorantia, sed rejectio fidei causa reprobationis. Wie sollen sie aber verachten, verwerfen, was ihnen nicht angeboten wird?') Es muss also jedwedem Menschen Gelegenheit gegeben werden, sich für oder wider definitiv zu entscheiden; ohne diese Entscheidung von Seiten des Menschen für oder wider Christum wäre das Gericht Gottes kein gerechtes, die κρίσις keine δικαιοκρισία. Gott ist aber nicht jener harte Mann, der da schneidet, wo er nicht gesäet hat (Luc. 19, 21 u. 22); er sorgt dafür, dass der Mensch sich entscheiden könne, ja treibt ihn selber zur Entscheidung. Für uns, die wir das Wort Gottes in der Offenbarung haben, ist das ausser allem Zweifel. Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer denn kein zweischneidig Schwert, und durchdringet, bis dass es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens (Hebr. 4, 12). Die kritische Kraft des hl. Geistes lehrt uns Johannes (16, 9 ¿héyxeı); durch den hl. Geist im Evangelium wie im Gesetz muss die Sünde werden καθ ̓ ὑπερβολὴν ἁμαρτωλός (Röm. 7, 13). Für die Juden, die Christum sahen und hörten, ist das zweifellos, nicht so für die vor seiner Ankunft Verstorbenen, obwohl sie das Gesetz hatten, und für die Heiden. Für sie trat bei dem Tode die letzte Entscheidung noch nicht ein xaτáxqua, eine Scheidung gemäss dem, xoiua, κατάκριμα, κρίμα,

1) Wir fürchten den Missverstand nicht, dass wir nun doch eine Todtenpredigt lehren. In welchem Sinne nicht und in welchem gewissermassen, muss aus dem Obigen klar seyn. Auch das ist selbstverständlich, dass die πνεύματα ἐν φυλακῇ, die bösen Gewalten und Herrscbaften von der Heilsanbietung eo ipso ausgeschlossen sind, weil sie sich bei Lebenszeiten selber davon ausgeschlossen.

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je nachdem sie gehandelt hatten bei Leibesleben. κρίμα, die ἀποτομία zum Behufe der συντέλεια τῶν αἰώνων trat für sie ein mit dem Erscheinen Christi im Hades, welches den Einen zur σωτηρία, den Andern zur ἀπώλεια gereichte. Gott will Allen helfen (1 Tim. 2, 4), will sich Aller erbarmen (Röm. 11, 32. 10, 12), will Alle berufen (Luc. 24, 27. Matth. 28, 29. Col. 1, 23), darum bietet er auch den vor Christi Ankunft Verstorbenen das Heil in Christo, der für die Sünde der ganzen Welt gestorben, noch an. Es ist aber ganz klar, dass nur denen dieses Gnadengeschenk gemacht wird, die darnach verlangen, dass die Gabe nur denen zum Heile gereicht, die für ihren Genuss reif sind, dass sie dagegen den Unwürdigen zum Verderben ausschlägt. Christus kommt mit dem Friedensgruss als Friedensfürst nur zu denen, die ihm angehören, meinetwegen wieder nur proleptisch; den Andern, die ihm nicht angehören, meinetwegen wieder proleptisch, erscheint er als der zürnende Richter, sie treibt er nur noch weiter von sich, ihnen bringt er den Fluch statt des Segens. Ein Suchen, Pflegen, Pflanzen, ein Missioniren gibt es nicht mehr, sondern das Resultat des Lebens tritt in Kraft. Das Facit der Lebensrechnung wird gezogen. Was bislang noch unentwickelt war, tritt in den Fluss der Entwicklung, dem letzten Abschluss entgegen; was nur dynamisch, potentiell vorhanden war, wird zur Aktualität, zur Energie erhoben. Das glimmende Docht wird nicht ausgelöscht, das zerknickte Rohr nicht vollends zerbrochen, sondern zur Flamme angefacht, zum ferneren Gedeihen aufgerichtet. Wo aber kein Lichtpunkt zu finden, da wird die Finsterniss nur um so grösser, wo kein fruchtverheissender Spross gefunden wird, da tritt nur grössere Verwüstung ein. Dieser Einschnitt musste aber gemacht werden, dieser Umschwung musste eintreten, denn es ist in keinem Andern Heil als in dem Namen Jesu, extra Christum nulla salus. So sehr wir auch alles Schöne, Grosse, Gute, Wahre im Heidenthum anzuerkennen geneigt sind, so sehr wir uns auch freuen an dem Glanz heidnischer herrlichen Thaten und Tugenden: wirklichen Heilsbesitz gibt es auf Grund der Schrift ohne Christum nicht. Zwar werden nach Act. 10, 35 u. 36. 17, 23 auch diejenigen Heiden, die nach Wahrheit, Licht und Recht getrachtet haben, von Gott angenommen, aber nur wenn sie ihrerseits gläubig das Evangelium von Christo annehmen. Das zeigt gerade des Cornelius Beispiel auf's schlagendste. Durch die Gemeinschaft mit Christo werden die natürlichen Tugenden in ein höheres Licht gestellt, in eine höhere Sphäre erhoben, werden die edlen Pflanzen des menschlichen Herzens erst in den Boden verpflanzt, wo sie der Ewigkeit entgegenreifen kön

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Was nach der guten Seite hin geschieht, geschieht auch nach der schlimmen. Das Feld muss weiss seyn zur Ernte, der Weizen muss reif seyn, das Unkraut muss reif seyn. Zum Behufe der συντέλεια muss das μυστήριον τῆς ἀνομίας erfull und an dem viòs tñs ảnwhɛias enthüllt werden, damit Gott auch die letzte Schale seines Zornes ausgiessen lasse mit dem entscheidenden yéyove (Apoc. 16, 19 ff. 17, 1 u. 8. 18, 2 u. 5. 19, 2 u. 20. 20, 10). So will es Gott selbst; wer sich nicht hat bekehren wollen, der soll sich auch zuletzt nicht mehr bekehren. Auch darin verherrlicht sich Gott, wie Pharaos Beispiel zeigt und Paulus bezeugt Röm. 9, 17: is toŭto ¿ęńyeρά σε, ὅπως ἐνδείξωμαι ἐν σοὶ τὴν δύναμίν μου. Das ist die anotouía Gottes d. h. sein scheidender und schneidender Ernst gegen die Gottlosen; die nothwendige Kehrseite zu seiner zonotórηs, seiner Freundlichkeit und Liebe gegen die Gottesfürchtigen (Röm. 9, 12). Zeigt er gegen diese, die oxɛún τοῦ ἐλέους, den Reichthum seiner δόξα, so beweist er an jenen, die er in vieler Geduld und Langmuth getragen (die Noachiten!), den σκεύη τῆς ὀργῆς, die Fulle seiner Macht — τὸ díxanov avτov (Röm. 9, 21-23). Wenn dies Gottes Ordnung ist, wenn das Wort Gottes, wenn der hl. Geist jene kritische Kraft ausübt, sollte dann die Erscheinung Jesu Christi, unseres Herrn und Gottes, im Reich der Todten anders gewirkt haben? Zweierlei wirkte Christi Ankunft im Hades: für die bösen Geister die Verdammniss, für die Guten die Seligkeit. Heben die lutherischen Reformatoren nur die erste Seite hervor, so hatten sie dazu auf Grund der Schrift ein gutes Recht. Die andere Seite hervorzuheben konnte sie schon der Antagonismus gegen das purgatorium, die limbi und andere römische Fabeln verhindern. Nach protestantischen Grundsätzen dürfen wir ihre Anschauungen mit der hl. Schrift. in der Hand dahin ergänzen und erweitern, wie wir es versucht haben. 1) Als ein Correctiv, eine Erweiterung der alt-lutherischen Dogmatik mag denn auch die neuere Dogmatik die lichte Seite des descensus hervorkehren, und wir freuen uns aufrichtig, dass ein Mann wie Martensen, dem Schweizer gewiss nicht den Vorwurf allzugrosser lutherischer Orthodoxie machen wird, von diesem Standorte aus für unsern Glaubensatz in die Schranken getre

1) Hier mag denn auch der Unklarheit gedacht werden, die bei den Meisten durch den Ausdruck ,,Höllenfahrt" herrschend geworden. Das Wort bezeichnete ursprünglich allgemeiner: ,,den Aufenthaltsort der abgeschiedenen Seelen überhaupt", erst später: ,,blos den der Verdammten." Wir halten natürlich die erstere allgemeinere Bedeutung fest und würden uns wohl eine Abänderung in,,Hadesfahrt" gefallen lassen, keineswegs aber eine Verwerfung des Passus als eines biblisch unbegründeten,,Mythus.“

ten ist. (Dogmatik §. 170. 171. 3. Aufl.). Auch er lässt das regnum gloriae Christi mit der Hadesfahrt beginnen, auch nach ihm wird der „Begriff der Erhöhung Christi durch die Dogmen von seiner Höllenfahrt, seiner Auferstehung und seinem Sitzen zur Rechten Gottes entwickelt." (S. 358.) Er nennt es einen Grundbestandtheil apostolischer Ueberlieferung (auf Grund von 1 Petr. 3, 19. Eph. 4, 9; sogar Phil. 2, 10) und im Glauben der ursprünglichen Kirche, dass der Herr, während der Leib im Grabe lag, im Geist ins Todtenreich hinabstieg und den Geistern predigte, die in Verwahrung gehalten werden." (S. 358.) Es ist gut, dass Martensen in der Niederfahrt die Ideen von Christi universeller und kosmischer Bedeutung ausgedrückt findet; es ist gut, dass er dieselben gegen den Fatalismus für die menschlichen Individuen kehrt, dass er sie für den grossen Freiheits- Unterschied zwischen Gläubigen und Ungläubigen, zwischen jenen die das Heil selber erwählen und denen die es verschmähen" herbeizieht: nur irrt er, glauben wir, darin dass er Eph. 4, 8 yxuaλwtevoev aixuaλwolav durch die Uebersetzung: ,,er entriss dem Teufel seine Beute" wiedergibt (sprachrichtig ist die Stelle nur von der „Gefangenführung besiegter Feinde" zu verstehen) und dass er anscheinend keinen descensus Christi nach seiner ganzen Person annimmt. (S. 359.) Darin aber stimmen wir ihm in Rücksicht auf unsern Gegner besonders bei, dass er unserm Dogma den Reformirten gegenüber seine Selbständigkeit vindicirt. (S. 360.) Die schönen Worte S. 521: „Mit Christus ist eine neue Morgenröthe im Todtenreiche angebrochen. Nachdem der Tod durch Christum seinen Stachel verloren, hat auch das Todtenreich für den, der an Christum glaubt, sein Grauen verloren. Gerade weil Christus im Geiste auch im Todtenreiche gegenwärtig ist, weiss der Gläubige, dass der Tod ihm nicht Verlust, sondern Gewinn ist", diese schönen Worte wie auch die unmittelbar darauf folgenden mögen wir uns gern aneigEbenso seine Polemik „gegen die moderne Unsterblichkeitslehre", die nur ein matter Reflex der christlichen Lehre von der ewigen Freude ist." (S. 519.) (Martensen denkt vornehmlich an die ,,Aussichten in die Ewigkeit aus dem 18ten Jahrh.“, von Lavater herrührend.) Nicht minder seine Auseinandersetzung über die wohlberechtigte sinnliche Vorstellung der Offenbarung vom Todtenreich und dem Hinabsteigen in dasselbe, „das man nicht nach den sinnlichen Raumkategorieen messen darf." ,,Im Verhältniss zu dieser Sinnenwelt ist das Todtenreich die tiefere Region. Alles regt sich hier im Grunde, in der Innerlichkeit, hier ist das stille Schattenreich, wo das Leben seine Wurzeln entblösst, während es in der Oberwelt

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nur seine Kronen und Blüthen treibt." (S. 528.) Bei weitem das Wichtigste aber ist uns die auch durch Martensen bestätigte Gewissheit von der Bedeutung der Hadesfahrt als einem wohlberechtigten Gliede im Ganzen der Heilsthatsachen und Heilslehren. „Dürfen wir dieselbe auch nicht als eine grundwesentliche Heilsthatsache betrachten, so dürfen wir doch andererseits die Thatsache selbst nicht in Abrede stellen." Das hält trotz aller Concessionen auch Philippi fest, der über die kirchlich recipirte Fassung nicht hinausgeht und 1 Petr. 3, 19 als das unumstössliche dictum probans für den persönlichen descensus Christi ad inferos betrachtet (Kirchl. Glaubenslehre IV, 1, S. 158 ff.). An der „Thatsache" des descensus im Sinn des apostolischen Symbolum und zwar nach der Fassung der lutherischen Kirche" zweifelt auch Thomasius nicht im Geringsten auf Grund von 1 Petr. 3, 19 und vielleicht Eph. 4, 9, wiewohl er sich gegen die so reichlich daran geknüpften Vermuthungen und Hoffnungen" (Nitzsch, König [Chr. Höllenf. 1842], Güder) mit Recht skeptisch verhält, und sich aller weiteren Aussagen als ultra scripturam gehend massvoll begibt (Chr. Pers. u. Werk §. 44). Mag von unserer Ansicht mit dem Winde verwehen, was daran nicht haltbar ist. So viel glauben wir im Einverständniss mit all den Theologen aus alter und neuer Zeit als feststehend erwiesen zu haben, dass die Thatsache des descensus biblisch begründet ist, und als solche ihre gesicherte Stellung im Symbol der christlichen Kirche hat. Deshalb wollen wir uns aus der festen Burg unseres Apostolicums auch nicht einen einzigen Stein von Schweizer herausbrechen lassen, vielmehr es in der altgewohnten Weise behaupten als die Grundlage aller Glaubensbekenntnisse", nicht blos wegen seiner „biblischen Einfachheit", sondern auch weil es die „reinste Tradition von der alten Kirche her ist"; deshalb wollen wir recht eigentlich und ganz besonders gegenüber dem modernen Unglauben seine „Autorität“ aufrecht zu erhalten suchen, sowohl wegen seiner Ableitung aus der Schrift, als wegen seiner Uebereinstimmung mit der Schrift.

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Miscellen.

I. Kein Lutheraner ist mehr orthodox!" hat Hr. Prof. Dr. Schlottmann von Halle (laut des sichtlich genauen Berichts in der Allgem. Darmst. Kirchenzeit. 1869. Nr. 76. S. 604) auf dem Stuttgarter Kirchentage 1869 ausund den Herren Nippold im Handb. d. neust. K.-G. (vgl. Zeitschr. 1869. S. 738), Tholuck auf der neuesten Hallischen

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