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welcher die evangelischen Pericopen für das Kirchenjahr enthält. Diese Handschrift ist von Interesse für die Kunstgeschichte des Klosters Reichenau, denn sie wurde daselbst verfertigt und ist in vieler Hinsicht lehrreich für die Kenntniß der Malerei jener Zeit.

Voraus geht eine Seite mit dunklem Purpur gefärbt, mit golde= nem Rande und mit Drachenbildern umgeben und der goldenen Inschrift:

Hunc Egberte librum diuino dogmate plenum
suscipiendo vale, nec non in secula gaude,
Augia fausta tibi quem defert præsul honori.

Die zweite Seite ist wieder mit Purpur, ähnlichen goldenen Arabesken und Goldbuchstaben verziert. Darauf steht ein Gemälde, vorstellend den sigenden Erzbischof, der von den Mönchen Geralt und Heribert von Reichenau das Prachtbuch empfängt. Bei diesen drei Personen steht:

Egbertus Treuerorum archiepiscopus.

Keraldus Heribertus Augigenses.

Nun kommen auf 4 Seiten die Evangelisten auf Purpur gemalt mit golddurchwirkten Tapeten; merkwürdige Bilder durch ihren Styl und ihre Behandlung. Alle sind nämlich Greise mit weißen Haaren und Bärten, alle haben weiße Unterkleider, die überhaupt in dieser Handschrift charakteristisch sind.

Auf einer weiteren Purpurseite folgt die Angabe des Inhalts mit diesen Worten:

In nomine domini incipit liber euangeliorum per circulum anni, sumptus ex libro comitis. In vigilia natalis domini, statitio (so, um die Zeile zu füllen für statio) ad s. Mariam. hora VIIII. Sequentia s. euang. sec. Matheum.

Hierauf eine weitere Purpurseite mit einem großen Anfangsbuchstaben in Gold und Silber, und die zwei ersten Zeilen des Textes in Goldschrift. Nun kommen 51 Bilder, die meisten nur eine halbe Seite groß, welche zu den Evangelien von Weihnacht bis Pfingsten gehören, so daß für die zweite Hälfte des Kirchenjahres keine Bilder gemacht wurden.

Das Eigenthümliche der Darstellung besteht in folgenden Merk

malen:

1) Christus ist fast überall ohne Bart gemalt, er hat immer ein weißes Unterkleid und einen purpurnen Ueberrock. Bei der Kreuzigung ist er nicht nackt, sondern mit dem Purpurrock angethan, der bis auf die Fußknöchel reicht.

2) Weiße Unterkleider sind überhaupt bei den meisten Personen angebracht.

3) Die Namen der Personen stehen mit kleinen goldenen Uncialbuchstaben über ihren Häuptern.

4) Der Himmel in den Bildern ist immer wolkenlos und schichtenweis mit Regenbogenfarben gemalt, die in einander zerfließen.

5) Die Gebäude sind meist im Basilikenstyl gehalten und stets in aufwärts gehender oder Vogelperspektive. Alle Thürme stumpf und ohne Dach, wie sie in den Bildern der Notitia dignitatum imperii vorkommen.

6) Christus hat zuweilen rothbraune, zuweilen schwarzbraune Haare. Dunkle Haare sind außer den Greisen Regel, blonde kommen nicht vor.

7) Die Engel erscheinen als Brustbilder in der Luft, auch die drei Könige, um ihre Reise auszudrücken.

Egbert war Erzbischof zu Trier von den Jahren 977 bis 993*. Die beiden Mönche von Reichenau, welche ihm diese Prachthandschrift verfertigten, lebten also zu derselben Zeit. Damals wurde in Reichenau viel für die Kunst gethan, denn der Abt Witigowo ließ zwischen den Jahren 985 bis 997 bedeutende Kirchenbauten aufführen und ausschmücken, wobei namentlich Wandgemälde erwähnt sind **. In der Nähe von Reichenau erbaute auch damals der Bischof Gebhart II von Konstanz das Kloster und die Kirche von Petershausen an der Rheinbrücke bei Konstanz, nämlich im Jahr 983. Zu den Wandgemälden der Kirche bezog Gebhart die Lasurfarbe (Graicus color, Ultramarin) aus Venedig. Dieß und die Benennung der Farbe weist auf den Zusammenhang, in welchem damals Reichenau mit den Griechen und dem Morgenlande stand, und macht es wahrscheinlich, daß die eigenthümliche Malerei in obiger Handschrift nach einem griechischen Muster verfertigt wurde. Nicht nur Reichenau sondern auch S. Gallen war damals mit den Griechen in Verbindung, von welchen die Mönche beider Klöster sowol Malerei als auch die eigenthümliche Art der griechischen Kirchendichtkunst lernten ***.

Gesta Treviror. bei Pertz monum. 10, 169.

** Purchardi gesta Witigowonis v. 344 flg. bei Pertz mon. hist. 6, 629. *** Quellensamml. der bad. Land. Gefch. 1, 61 flg., 122 flg. Die griechischen Maler im 4ten Jahrhundert zeichneten die Umrisse zu ihren Bildern mit weißer Kreide (levzai yqaμμai) auf die Tafel. Chrysost. ad illum. catech. 2, 3. Das öftere Uebermalen („ollázis ènißáhleiv tà xowμata) erwähnt Gregor. Naz. orat. 6 p. 137. Auch das Wenige, was man über ihre Technik findet, ist wegen ihrem Zusammenhang mit dem Abendlande zu beachten.

Die Bilderhandschriften zu S. Gallen, die man neulich in Bezug auf irische Maler untersucht hat, verdienen daher auch mit Rücksicht auf griechische Kunst betrachtet zu werden. Ich habe mir einige solcher Handschriften mit Bildern und Schnigwerken bemerkt, deren Nummern ich zur weitern Anregung hier beifüge. Nr. 21. Notkers Psalmen mit Goldschrift, 23. Folkards Psalmen mit herrlichen Bildern aus dem 9ten Jahrhundert, 53. 60. 216. 366. 391. 398. 340. 341. (beide aus dem 11ten Jahrh.), 368. 369. (aus dem 16ten Jahrh., sehr schön), 359. 360. 565. 576. 402. Ich habe mir auch früher einige Bilderhandschriften zu Muri im Argau bemerkt, weiß aber nicht, wo sie jezt sich befinden. Es war darunter eine Handschrift in Quart aus dem 11ten Jahrh., die 14 Gemälde von der Verkündigung Mariä bis zur Sendung des h. Geistes enthielt, gemalt in griechischem Style und für die Kunstgeschichte bedeutend. Zwei andere Handschriften des 14ten und 15ten Jahrh. in Folio stellten eine Vergleichung der beiden Testamente in vielen Bildern dar, wovon jene des 15ten Jahrh. ungleich schöner gemalt waren. Auch Einsiedeln und Stuttgart haben schöne Bilderhandschriften, besonders in französischem Style. Ausgezeichnet ist in dieser Hinsicht das savoyische Gebetbuch in Stuttgart. In der königl. Privatbibliothek zu Stuttgart befinden sich auch 3 Gebetbücher in 8o und 12o, und eine Bibel in 8o mit vortrefflich gemalten Bildern.

2. Basel, 14. und 15. Jahrh.

Adam Moler de Spira, pictor Basiliensis et Walpurgis uxor sua fommen in einer Urkunde von 1463 vor, die im Fabrikbuch des Basler Münsters Bl. 88 steht, das im Karlsruher Archiv sich befindet.

Ulricus der Möler obiit, qui sepultus est in latere cellarii. Necrolog. Basil. B. fol. 28, b. Diese Angabe ist um das Jahr 1330 geschrieben.

Florenus datur de domo Cunradi Steinacher olim pictoris am Sprung. Necrolog. Basil. B. fol. 63, a. geschrieben um 1430 *.

3. Konstanz im 14. und 15. Jahrh.

Aus der Konstanzer Fabrikrechnung von 1499. Magistro Michaëli

* Von diesen Malern ist nichts mehr im Münster zu Basel vorhanden, denn alle beweglichen Kunstwerke desselben wurden im J. 1529 durch die Bilderftürmer zerstört, worüber der Bericht eines Zeitgenossen in den Studien und Skizzen zur Geschichte der Reformation (Schaffhausen 1846) I, 532 Auskunft gibt.

pirctori pro laboratis per anni spatium nec non de tabula purganda 18 11 ß 9 .

1506. Exposita pro pictoribus. Magistro Conrado pictori von dem hütt ob unser frowen uff der sull im münster 1 ß . Matheo Guttrecht pictori pro duobus angelis conficiendis ad imaginem puerperii Mariæ 15 ß. Es wird auch ein Laurencius pictor erwähnt.

1513. Magistro Matheo pictori uff die 10 crugstöck und arbait im chor 25 fl. Ist wahrscheinlich der vorige Meister Gutrecht, der also zu Konstanz wohnte.

Daß auch noch im dreißigjährigen Kriege, so lange er vom Oberrhein entfernt blieb, Kirchengemälde in kleinern Orten gemacht wurden, führen die Tagbücher des Abtes Gaisser zu Villingen mehrmals

Vom Jahr 1623 gibt er Nachricht von Altargemälden im Kloster Amtenhausen bei Villingen, die dem Maler Caspar von Lugen verdingt wurden. Zu Villingen lebte damals ein angesehener Mann und Maler Karl Stetter, von dem mehrere Gemälde erwähnt werden. Auch der Maler Caspar Knobloch von Engen malte für Amtenhausen und die Kapucinerkirche zu Engen. Für die Dorfkirchen wurden ebenfalls noch Altargemälde verfertigt, wie ein Beispiel von Bach-Zimmern bei Donaueschingen im Jahr 1624 vorkommt *. Eine undeutliche Angabe läßt geschnigte Altartafeln vermuthen, die ein gewisser Hiestand für Amtenhausen im J. 1624 machte. Aus der Dorfkirche zu Peterszell wurden damals zwei, wahrscheinlich alte, Bilder genommen. Von Emmingen ab Egg im Amt Engen wird ein Bildschniger erwähnt **, Ueber den Kunstwerth dieser Arbeiten kann man nicht urtheilen, die Angaben dienen vielmehr dazu, die Fortdauer und Verbreitung der kirchlichen Kunst zu beweisen.

Ueber die Bereitung der Malerfarben kommen schon in alten Handschriften Recepte vor, welche der Sammlung werth sind, weil sie sowol für die Geschichte als auch für die Technik der Malerei gebraucht werden können. Im 14. und 15. Jahrhundert gehörte diese Bereitungsart zu den Gewerbsgeheimnissen, daher man die Recepte theilweis mit Geheimschrift aufgezeichnet hat. Es sind mir manche sol cher Farbenrecepte bekannt, da ich aber nicht beweisen kann, daß sie dem Oberrhein angehören, so eignen sie sich nicht für diese Zeitschrift und ich muß mich begnügen, auf die Sache aufmerksam zu machen.

* Quell. Samml. der bad. Land. Gesch. 2, 161. 163. 164.

** Daselbst 2, 165. 167. 170.

II. Baukunft.

1. Neustadt an der Hard. 1394. 1487-89. Landau. 1449.

Wir Rupreht (III) v. g. gn. pfalnggrave 2c. bekennen 2c. als Marck (Markus?) werckmeister unsers steinwercks unsers stiffts zür Nuwenstad umbe unsern spital zu Brünchwilr daz gertel an sinem hüs gelegen, daz wir für demselben spital mit der judenschüle zür Nuwenstad geben han und auch darzü gehort, recht und redelich yme und sinen erben kaufft hat, darzü han wir für uns und unser erben unsern guten willen und verhengnisse geben und geben mit crafft diz briefes ane geverde. Dez zú urkund ic. datum Heidelberg quinta feria post dominicam Judica anno dom. (9. April 1394.)

Aus dem Pfälz. Cop. Buch Nr. 8, Bl. 117 zu Karlsruhe. Der Werkmeister konnte nach der allgemeinen Abkürzung seines Namens auch Markwart und Markolf heißen. Er war in Neustadt angesessen und scheint das Langhaus der Stiftskirche gebaut zu haben. Diese Kirche liefert auch einen Beleg, wie langsam im Mittelalter gebaut wurde. Der nördliche Thurm derselben hat drei Stockwerke, am Schlusse des ersten steht die Jahrzahl 1487, des zweiten 1488, des dritten 1489, also wurde 3 Jahre an dem Thurme gebaut, der doch nur aus gewönlichem Mauerwerk besteht und wenig Steinmeßenarbeit hat. Gelegentlich bemerke ich auch die Inschrift am Thurme der Stadtkirche zu Landau, weil sie in Birnbaum's Geschichte der Stadt nicht angeführt ist. Sie besteht aus 4 Zeilen, ist stellenweis zerstört, wie die ergänzten cursiven Buchstaben zeigen. Anno dni Mcccclvш... kl Maii inchoata est ista turris in honore beatissime virginis Marie. Dieser Thurm bildet das westliche Portal der Kirche und tritt mit drei Seiten vor die Portalmauer heraus. Er hat deßwegen auf jeder Seite einen Thorbogen oder Eingang, und dient daher zur Vorhalle oder zum Paradies (porticus, vestibulum), die in älteren Kirchen aus einem Säulengange besteht, der die ganze Breite der westlichen Kirchenmauer einnimmt. Es gibt mehrere Kirchen in jener Gegend, an welchen der vorausgestellte Thurm die Vorhalle bildet, wie zu Deidesheim, Steinweiler, Durlach, Größingen, an beiden leßtern Kirchen hat der Thurm nur drei Eingänge, nämlich keinen auf der Westseite. Dieser untere Theil des Thurmes zu Durlach ist schon aus dem 12. Jahrhundert und hat noch Rundbögen.

Die Vorhalle hatte den Namen Paradies nicht darum, wie Fechter a. a. D. S. 25 andeutet, weil hie und da Adam und Eva darin abgebildet waren, sondern weil auf den Sündenfall die Kirche Christi folgte, mithin das Paradies der Eingang oder die Vorhalle der Kirche war. Sie lag daher außerhalb an der Kirche wie der Kreuzgang (ambitus) und diente zum bürgerlichen Begräbniß, daher sie auch in gestifteten Seelenmessen mit dem Kreuzgang erwähnt wird, z. B. finita missa visitanda sunt sepulehra defunctorum processionaliter in ambitu et sub paradiso, von 1324. Necrolog. Spir. vet. fol. 79. Si autem transeundum sit ad porticum ecclesie, vulgo paradysum . von 1489. Necrol Spir. nov. pars II., fol. 381. Ein porticus admodum parvulns

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