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rung. *) Gott als Sohn ist die primitive Incarnation, die primitive Selbstverläugnung Gottes, die Negation Gottes in Gott; denn als Sohn ist er endliches Wesen, weil er ab alio, von einem Grunde, der Vater dagegen grundlos, von sich selbst, a se ist. Es wird also in der zweiten Person die wesentliche Bestimmung der Gottheit, die Bestimmung des von sich selbst Seins aufgegeben. Aber Gott der Vater zeugt selbst den Sohn; er refignirt also auf seine rigorose, ausschließliche Göttlichkeit; er demüthigt, erniedrigt sich, sezt das Princip der Endlichkeit, des von einem Grunde Seins in sich; er wird im Sohne Mensch, zwar zuvörderft nicht der Gestalt, aber dem Wesen nach. Aber eben dadurch wird auch Gott erst als Sohn Gegenstand des Menschen, Gegenstand des Gefühls, des Herzens.

Das Herz ergreift nur, was aus dem Herzen stammt. Aus der Beschaffenheit des subjectiven Verhaltens und Eindrucks ist untrüglich der Schluß auf die Beschaffenheit des Objects. Der reine, freie Verstand negirt den Sohn, der durch das Gefühl bestimmte, vom Herzen überschattete Verstand nicht; er findet vielmehr die Tiefe der Gottheit im Sohne, weil er in ihm das Gefühl findet, das Gefühl, das an und für sich etwas Dunkles ist und darum dem Menschen als ein Mysterium erscheint. Der Sohn ergreift das Herz, weil der wahre Vater des göttlichen Sohnes das menschliche Herz ist, **) der Sohn selbst nichts ist als das göttliche Herz,

*) Exigit ergo Deus timeri ut Dominus, honorari ut pater, ut sponsus amari. Quid in his praestat, quid eminet? Amor. Bernardus. (Sup. Cant. Serm. 83.)

**) Gleichwie das weibliche Gemüth des Katholicismus - im Unterschiede vom Protestantismus, dessen Princip der männliche Gott, das

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das sich als göttliches Wesen gegenständliche menschliche Herz.

Ein Gott, in dem nicht selbst das Wesen der Endlichkeit, das Princip der Empirie, das Wesen des Abhängigkeitsgefühles ist, ein solcher Gott ist kein Gott für ein endliches, empirisches Wesen. So wenig der religiöse Mensch einen Gott lieben kann, der nicht das Wesen der Liebe in sich hat, so wenig kann der Mensch, kann überhaupt ein endliches Wefen Gegenstand eines Gottes sein, der nicht den Grund, das Princip der Endlichkeit in sich hat. Es fehlt einem solchen Gott der Sinn, der Verstand, die Theilnahme für Endliches. Wie kann Gott der Vater der Menschen sein, wie andere ihm subordinirte Wesen lieben, wenn er nicht in sich selbst ein ihm subordinirtes Wesen, einen Sohn hat, nicht, so zu fagen, aus eigner Erfahrung, nicht in Beziehung auf sich selbst weiß, was Lieben heißt? So nimmt auch der vereinzelte Mensch weit weniger Antheil an den Familienleiden eines Andern, als wer selbst im Familienbande lebt. Gott der Vater liebt daher die Menschen nur im Sohne und um des Sohnes willen. Die Liebe zu den Menschen ist eine von der Liebe zum Sohne abgeleitete Liebe.

Der Vater und Sohn in der Trinität find darum auch nicht im bildlichen Sinne, sondern im allereigentlichften Sinne Vater und Sohn. Der Vater ist wirklicher Vater in Beziehung auf den Sohn, der Sohn wirklicher Sohn in Beziehung auf den Vater oder auf Gort als Vater. Ihr wesentlicher persönlicher Unterschied

männliche Gemüth, das Herz ist im Unterschiede vom Katholicismus — die Mutter Gottes ist.

besteht nur darin, daß jener der Erzeuger, dieser der Erzeugte ist. Nimmt man diese natürliche, empirische Bestimmt. heit weg, so hebt man ihre persönliche Eristenz und Realität auf. Die Christen, natürlich die alten Christen, welche die verweltlichten, eiteln, heidnischen Christen der modernen Welt wohl schwerlich als ihre Brüder in Christo anerkennen würden, seßten an die Stelle der dem Menschen immanenten, natürlichen Liebe und Einheit eine nur religiöse Liebe und Einheit; fie verwarfen das wirkliche Familienleben, die innigen Bande der naturfittlichen Liebe als ungöttliche, unhimmlische, d. h. in Wahrheit nichtige Dinge. Aber dafür hatten sie zum Ersaz in Gott einen Vater und Sohn, die sich mit innigster Liebe umfingen, mit jener intenfiven Liebe, welche nur die Naturverwandtschaft einflößt. Das Mysterium der Trinität war eben deßwegen für die alten Chriften ein Gegenstand der überschwänglichsten Bewunderung, Begeisterung und Entzückung, weil ihnen hier in Gott die Befriedigung der innersten menschlichen Bedürfnisse, welche sie in der Wirklichkeit, im Leben negirten, Gegenstand der Anschauung war.*)

Ganz in der Ordnung war es daher auch, daß, um die göttliche Familie, den Liebesbund zwischen Vater und Sohn. zu ergänzen, noch eine dritte und zwar weibliche Person in den Himmel aufgenommen wurde; denn die Persönlichkeit des heiligen Geistes ist eine zu vage und precäre, eine zu

*) Dum Patris et Filii proprietates communionemque delectabilem intueor, nihil delectabilius in illis invenio, quam mutuum amoris affectum. Anselmus (in Nirner's Gesch. d. Phil. II. B. Đỉnh). p. 18.).

sichtliche blos poetische Personification der gegenseitigen Liebe des Vaters und Sohns, als daß sie dieses dritte ergänzende Wesen hätte sein können. Die Maria wurde zwar nicht so zwischen den Vater und Sohn hingestellt, als hätte der Vater den Sohn vermittelst derselben erzeugt, weil die Vermischung des Mannes und Weibes den Christen etwas Unheiliges, Sündhaftes war; aber es ist genug, daß das mütterliche Princip neben Vater und Sohn hingestellt wurde.

Es ist in der That nicht abzusehen, warum die Mutter etwas Unheiliges, d. i. Gottes Unwürdiges sein soll, wenn einmal Gott Vater und Sohn ist. Wenn gleich der Vater nicht Vater im Sinne der natürlichen Zeugung, die Zeugung Gottes vielmehr eine andere sein soll, als die natürliche, menschliche; so ist er doch immerhin Vater, wirklicher, nicht nomineller oder bildlicher Vater in Beziehung auf den Sohn. Und die uns jezt so befremdliche Composition der Mutter Gottes ist daher nicht mehr befremdlich oder parador, als der Sohn Gottes, widerspricht nicht mehr den allgemeinen, abstracten Bestimmungen der Gottheit, als die Vater- und Sohnschaft. Die Maria paßt vielmehr ganz in die Kategorie der Dreieinigkeitsverhältnisse, da sie ohne Mann den Sohn empfängt, welchen der Vater ohne Weib erzeugt, *) so daß also Maria eine nothwendige, von Innen heraus geforderte Antithese zum Vater im Schooße der Dreieinigkeit bildet. Auch haben wir ja schon, wenn auch nicht in concreto und expli

*) Natus est de Patre semper et matre semel; de Patre sine sexu, de matre sine usu. Apud patrem quippe defuit concipientis uterus; apud matrem defuit seminantis amplexus. Augustinus, (Serm. ad pop. p. 372 c. 1. Ed. Bened. Antw. 1701.)

cite, boch in abstracto und implicite das weibliche Princip im Sohne. Der Sohn Gottes ist das milde, sanfte, verzei hende, versöhnliche Wesen, das weibliche Gemüth Gottes. Gott als Vater ist nur Zeuger, das Activum, das Princip der männlichen Spontaneität; aber der Sohn ist gezeugt, ohne selbst zu zeugen, Deus genitus, das Passivum, das leidende, empfangende Wesen: der Sohn empfängt vom Vater sein Sein. Der Sohn ist als Sohn, natürlich nicht als Gott, abhängig vom Vater, der väterlichen Autorität unterworfen. Der Sohn ist also das weibliche Abhängigkeitsgefühl in Gott; der Sohn drängt uns unwillkührlich das Bedürfniß nach einem wirklichen weiblichen Wesen auf. *)

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Der Sohn - ich meine den natürlichen, menschlichen. Sohn ist an und für sich ein Mittelwesen zwischen dem männlichen Wesen des Vaters und dem weiblichen der Mutter; er ist gleichsam noch halb Mann, halb Weib, indem er noch nicht das volle, rigorose Selbstständigkeitsbewußtsein hat, welches den Mann charakterisirt und mehr zur Mutter als zum Vater sich hingezogen fühlt. Die Liebe des Sohnes zur Mutter ist die erste Liebe des männlichen Wesens zum weiblichen. Die Liebe des Mannes zum Weibe, des Jünglings zur Jungfrau empfängt ihre religiöse ihre einzig wahre religiöse - Weihe in der Liebe des Sohnes zur Mutter. Die Mutterliebe des Sohnes ist die erste Sehnsucht, die erste Demuth des Mannes vor dem Weibe.

*) In der jüdischen Mystik ist Gott nach einer Partei ein männliches, der heilige Geist ein weibliches Urwesen, aus deren geschlechtlicher Vermischung der Sohn und mit ihm die Welt entstanden. Gfrörer, Jahrh. v. H. I. Abth. p. 332-34. Auch die Herrnhuter nannten den heiligen Geist die Mutter des Heilands.

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