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Nothwendig ist daher auch mit dem Gedanken an den Sohn Gottes der Gedanke an die Mutter Gottes verbunden dasselbe Herz, das eines Sohnes Gottes, bedarf auch einer Mutter Gottes. Wo der Sohn ist, da kann auch die Mutter nicht fehlen, dem Vater ist der Sohn eingeboren, dem Sohne aber die Mutter. Dem Vater erseßt der Sohn das Bedürfniß der Mutter, aber nicht der Vater dem Sohne. Dem Sohne ist die Mutter unentbehrlich; das Herz des Sohnes ist das Herz der Mutter. Warum wurde denn Gott der Sohn nur im Weibe Mensch? Hätte der Allmächtige nicht auf andere Weise, nicht unmittelbar als Mensch unter den Menschen erscheinen können? Warum begab sich also der Sohn in den Schooß des Weibes?*) Warum anders, als weil der Sohn die Sehnsucht nach der Mutter ist, weil sein weibliches, liebevolles Herz nur in einem weiblichen Leibe den entsprechenden Ausdruck fand? Zwar weilt der Sohn, als natürlicher Mensch, nur neun Monden lang unter dem Obdach des weiblichen Herzens, aber unauslöschlich sind die Eindrücke, die er hier empfängt; die Mutter kommt dem Sohne nimmer aus dem Sinne und Herzen. Wenn daher die Anbetung des Sohnes Gottes kein Gößendienst, so ist auch die Anbetung der Mutter Gottes kein Gößendienst. Wenn wir daraus die Liebe Gottes zu uns erkennen sollen, daß er seinen eingebornen Sohn, d. h. das Liebste und Theuerste, was er in sich hatte, für uns zum Heile dahin gab; so können wir diese Liebe

*),,Denn es wäre Gott nicht schwer oder unmöglich gewesen, seinen Sohn ohne eine Mutter in die Welt zu bringen; er hat ober* darzu das weibliche Geschlecht gebrauchen wollen." Luther. (T. II, p. 348.)

noch weit besser erkennen, wenn uns in Gott ein Mutterherz entgegenschlägt. Die höchste und tiefste Liebe ist die Mutterliebe. Der Vater tröstet sich über den Verlust des Sohnes; er hat ein stoisches Princip in sich. Die Mutter dagegen ist untröstlich die Mutter ist die Schmerzenreiche, aber die Troftlosigkeit die Wahrheit der Liebe.

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Wo der Glaube an die Mutter Gottes sinkt, da sinkt auch der Glaube an den Sohn Gottes und den Gott Vater. Der Vater ist nur da eine Wahrheit, wo die Mutter eine Wahrheit ist. Die Liebe ist an und für sich weiblichen Geschlechts und Wesens. Der Glaube an die Liebe Gottes ist der Glaube an das weibliche als ein göttliches Princip.*) Liebe ohne Natur ist ein Unding, ein Phantom. An der Liebe erkennt die heilige Nothwendigkeit und Tiefe der Natur!

Der Protestantismus hat die Mutter Gottes auf die Seite gefeßt; **) aber das zurückgesezte Weib hat sich dafür schwer an ihm gerochen. Die Waffen, die er gegen die Mutter Gottes gebraucht, haben sich gegen ihn selbst, gegen den Sohn Gottes, gegen die gesammte Dreieinigkeit gekehrt. Wer einmal die Mutter Gottes dem Verstande aufopfert, der hat nicht mehr weit hin, auch das Mysterium des Sohnes Gottes als einen Anthropomorphismus aufzuopfern. Der Anthropomorphismus wird allerdings versteckt, wenn das weibliche

*) In der That ist auch die Frauenliebe die Basis der allgemeinen Liebe. Wer das Weib nicht licht, liebt den Menschen nicht.

**) Im Concordienbuch Erklär. Art. 8 und in der Apol. der Augsb. Conf. heißt jedoch noch Maria die,,hochgelobte Jungfrau, die wahrhaftig Gottes Mutter und gleichwohl eine Jungfrau blieben ist,“ „alles höchsten Lobes werth."

Wesen ausgeschlossen wird, aber nur versteckt, nicht aufgehoben. Freilich hatte der Protestantismus auch kein Bedürfniß nach einem himmlischen Weibe, weil er das irdische Weib mit offnen Armen in sein Herz aufnahm. Aber eben deßwegen hätte er auch so consequent und muthig sein sollen, mit der Mutter auch den Sohn und Vater dahin zu geben. Nur wer keine irdischen Eltern hat, braucht himmlische Eltern. Der dreieinige Gott ist der Gott des Katholicismus; er hat eine innige, inbrünstige, nothwendige, wahrhaft religiöse Bedeutung nur im Gegensaße zur Negation aller substanziellen Bande, im Gegensaße zum Anachoreten-, Mönchsund Nonnenwesen. *) Der dreieinige Gott ist ein inhaltsvoller Gott, deßwegen da ein Bedürfniß, wo von dem Inhalt des wirklichen Lebens abstrahirt wird. Je leerer das Leben, desto voller, desto concreter ist Gott. Die Entleerung der wirklichen Welt und die Erfüllung der Gottheit ist ein Act. Nur der arme Mensch hat einen reichen Gott. Gott entspringt aus dem Gefühl eines Mangels; was der Mensch vermißt sei dieses nun ein bestimmtes, darum bewußtes oder unbewußtes Vermiffen das ist Gott. So bedarf das trostlose Gefühl der Leere und Einsamkeit einen Gott, in dem Gesellschaft, ein Verein sich innigst liebender Wesen ist.

Hierin haben wir den wahren Erklärungsgrund, warum

*) Sit monachus quasi Melchisedech sine patre, sine matre, sine genealogia: neque patrem sibi vocet super terram. Imo sic se existimet, quasi ipse sit solus et Deus. (Specul. Monach. Pseudobernhard.) Melchisedech. . . refertur ad exemplum, ut tanquam sine patre et sine matre sacerdos esse debeat. Ambrosius (ir gend wo).

die Trinität in der neuern Zeit zuerst ihre praktische und endlich auch ihre theoretische Bedeutung verlor.

VIII. Kapitel.

Das Geheimniß des Logos und göttlichen
Ebenbildes.

Die wesentliche Bedeutung der Trinität für die Religion concentrirt sich jedoch immer in dem Begriffe der zweiten Person. Das warme Interesse der christlichen Menschheit an der Trinität war hauptsächlich nur das Interesse an dem Sohne Gottes.*) Der heftige Streit über das Homousios und Homoiousios war kein leerer, obwohl nur ein Buchstabe den Unterschied ausmacht. Es handelte sich hier um die Gottebenbürtigkeit, die göttliche Würde der zweiten Person, hiemit um die Ehre der christlichen Religion selbst; denn ihr wesentlicher charakteristischer Gegenstand ist eben die zweite Person; was aber der wesentliche Gegenstand einer Religion, das ist auch ihr wahrer, wesentlicher Gott. Der wahre, reale Gott einer Religion ist überhaupt erst der sogenannte Mittler, weil dieser nur der unmittelbare Gegenstand der Religion ist. Wer sich statt an Gott, an den Heiligen wendet, der wendet sich an den Heiligen nur in der Voraus

*) Negas ergo Deum, si non omnia filio, quae Dei sunt, deferuntur. Ambrosius de fide ad Gratianum. 1. III. c. 7. Aus demselben Grunde bestand auch die lateinische Kirche so fest auf dem Dogma, daß der heil. Geist nicht vom Vater allein, wie die griechische Kirche behauptete, sondern zugleich auch vom Sohne ausgehe. S. hierüber J. G. Walchii Hist. Contr. Gr. et Lat. de proc. Spir. S. Jenae 1751.

segung, daß dieser Alles über Gott vermag, daß, was er bittet, d. h. wünscht und will, Gott gutwillig vollstreckt, daß also Gott ganz in den Händen des Heiligen ist. Die Bitte ist das Mittel, unter dem Scheine der Demuth und Unterwürfigkeit seine Herrschaft und Superiorität über ein andres Wesen auszuüben. Woran ich mich zuerst in meinem Geiste wende, das ist mir auch in Wahrheit das erste Wesen. Ich wende mich an den Heiligen, nicht weil der Heilige von Gott, sondern weil Gott von dem Heiligen abhängig ist, Gott von den Bitten, d. h. von dem Willen oder Herzen des Heiligen bestimmt und beherrscht wird. Die Unterschiede, welche die katholischen Theologen zwischen Latria, Dulia und Hyperdulia machten, sind abgeschmackte, grundlose Sophismen. Kurz der Gott hinter dem Mittler ist nur eine abstracte, müßige Vorstellung, die Vorstellung oder Idee der Gottheit im Allgemeinen; und nicht, um sich mit dieser Idee zu versöhnen, sondern um sie zu entfernen, zu negiren, weil sie kein Gegenstand für die Religion ist, tritt der Mittler dazwischen. *) Der Gott über dem Mittler ist nichts andres als der kalte Verstand über dem Herzen ähnlich dem Fatum über den olympischen Göttern.

Den Menschen als ein gemüthliches und sinnliches Wesen beherrscht und beseligt nur das Bild. Die bildliche, die

*) Dieß ist besonders deutlich in der Menschwerdung ausgesprochen. Gott gibt auf, negirt seine Majestät, Macht und Unendlichkeit, um Mensch zu werden, d. h. der Mensch negirt den Gott, der nicht selbst Mensch ist, bejaht nur den Gott, welcher den Menschen bejaht. Exinanivit, sagt der h. Bernhard, majestate et potentia, non bonitate et misericordia. Das Unveräußerliche, das nicht zu Negirende ist also die göttliche Güte und Barmherzigkeit, d. i. die Selbstbejahung des menschlichen Herzens.

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