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sich verläßt, aber dafür dem lieben Gott die Sorge für sich überläßt der Glaube des Menschen an sich selbst. Gott

bekümmert sich um mich; er beabsichtigt mein Glück, mein Heil; er will, daß ich selig werde; aber Dasselbe will ich auch; mein eignes Interesse ist also das Interesse Gottes, mein eigner Wille Gottes Wille, mein eigner Endzweck Gottes Zweck - die Liebe Gottes zu mir nichts, als meine vergötterte Selbstliebe. Woran glaube ich also in der Vorsehung, als an die göttliche Realität und Bedeutung meines eignen Wesens?

Aber wo die Vorsehung geglaubt wird, da wird der Glaube an Gott von dem Glauben an die Vorsehung abhängig gemacht. Wer läugnet, daß eine Vorsehung ist, läugnet, daß Gott ist, oder was dasselbe · Gott Gott ist; denn ein Gott, der nicht die Vorschung des Menschen, ist ein lächerlicher Gott, ein Gott, dem die göttlichste, anbetungswürdigste Wesenseigenschaft fehlt. Folglich ist der Glaube an Gott nichts, als der Glaube an die menschliche Würde*), der Glaube an die absolute Realität und Bedeutung des menschlichen Wesens. Aber der Glaube an die (religiöse) Vorsehung ist der Glaube an die Schöpfung aus Nichts und vice versa: diese kann also auch keine andere Bedeutung haben, als die eben entwickelte Bedeutung der Vorsehung, und sie hat auch wirklich keine andere. Die Religion spricht dieß hinlänglich dadurch aus, daß sie den Menschen als den Zweck der Schöpfung seßt. Alle Dinge sind um des Menschen willen, nicht um ihretwillen. Wer diese Lehre, wie die from

*) Qui Deos negant, Nobilitate m generis humani destruunt. (Baco. Verul. Serm. Fidel. 16.)

men christlichen Naturforscher, als Hochmuth bezeichnet, erklärt das Christenthum selbst für Hochmuth; denn daß die ,,materielle Welt" um des Menschen willen ist, das will - unendlich weniger sagen, als daß Gott oder wenigstens, wenn wir Paulus folgen, ein Wesen, das fast Gott, kaum zu unterscheiden von Gott ist, um des Menschen willen Mensch wird.

Wenn aber der Mensch der Zweck der Schöpfung, so ist er auch der wahre Grund derselben, denn der Zweck ist das Princip der Thätigkeit. Der Unterschied zwischen dem Menschen als Zweck der Schöpfung und dem Menschen als Grund derselben ist nur, daß der Grund der verborgne, innerliche Mensch, das Wesen des Menschen, der Zweck aber der sich offenbare, der empirische, individuelle Mensch ist, daß der Mensch sich wohl als den Zweck der Schöpfung weiß, aber nicht als den Grund, weil er den Grund, das Wesen als ein andres persönliches Wesen von sich unterscheidet *). Allein dieses andre Wesen, dieses schöpferische Princip ist in der That nichts andres, als sein von den Schranken der Individualität

*) Vei Clemens Aler. (Coh. ad gentes) findet sich eine interessante Stelle. Sie lautet in der lateinischen Ueberseßung (der schlechten Würzburger Ausgabe 1778): At nos ante mundi constitutionem fuimus, ratione futurae nostrae productionis, in ipso Deo quodammodo tum praeexistentes. Divini igitur Verbi sive Rationis, nos creaturae rationales sumus, et per eum primi esse dicimur, quoniam in principio erat Verbum. Noch bestimmter hat aber die christliche Mystik das menschliche Wesen als das schöpferische Princip, als den Grund der Welt ausgesprochen. „Der Mensch, der vor der Zeit in der Ewigkeit ist, der wirket mit Gott alle die Werke, die Gott vor tausent Jahren und nach tausent Jahren noch je gewirket.“ „Durch den Menschen seind alle Creaturen ausgefloßen.“ Predigten vor und zu Tauleri Zeiten. (Ed. c. p. 5. p. 119.)

und Materialität, d. i, Objectivität abgesondertes subjectives Wesen, der unbeschränkte Wille, die außer allen Zusammenhang mit der Welt gesezte Persönlichkeit, welche sich durch die Schöpfung, d. h. das Seßen der Welt, der Objec-. tivität, des Andern als eines unselbstständigen, endlichen, nichtigen Daseins die Gewißheit ihrer Alleinwirklichkeit gibt. Bei der Creation handelt es sich nicht um die Wahrheit und Realität der Natur oder Welt, sondern um die Wahrheit und Realität der Persönlichkeit, der Subjectivität im Unterschiede von der Welt. Es handelt sich um die Persönlichkeit Gottes; aber die Persönlichkeit Gottes ist die von allen Bestimmungen und Begränzungen der Natur befreite Persönlichkeit des Menschen. Daher die innige Theilnahme an der Creation, der Abscheu vor pantheistischen Kosmogonien; die Creation ist, wie der persönliche Gott überhaupt, keine wissenschaftliche, sondern persönliche Angelegenheit, kein Object der freien Intelligenz, sondern des Gemüthsinteresses; denn es handelt sich in der Creation nur um die Garantie, die lezte denkbare Bewährung und Bescheinigung der Persönlichkeit oder Subjectivität als einer ganz aparten, gar nichts mit dem Wefen der Natur gemein habenden, einer supra- und ertramundanen Wesenheit. *)

Der Mensch unterscheidet sich von der Natur. Dieser sein Unterschied ist sein Gott – die Unterschei

*) Hieraus erklärt es sich, warum alle Versuche der speculativen Theologie und der ihr gleichgesinnten Philosophie, von Gott auf die Welt zu kommen oder aus Gott die Welt abzuleiten, mißglücken und mißglücken müssen. Nämlich darum, weil sie von Grund aus falsch und verkehrt sind, nicht wissen, worum es sich eigentlich in der Creation handelt.

dung Gottes von der Natur nichts andres, als die Unterscheidung des Menschen von der Natur. Der ·Gegensaz von Pantheismus und Personalismus löst sich in in die Frage auf: ist das Wesen des Menschen ein trans scendentes oder immanentes, ein supranaturalistisches oder naturalistisches Wesen? Unfruchtbar, eitel, kritiklos, ekelhaft sind darum die Speculationen und Streitigkeiten über die Persönlichkeit oder Unpersönlichkeit Gottes; denn die Speculanten, insbesondre die Persönlichkeitsspeculanten nennen das Kind nicht beim rechten Namen; sie stellen das Licht unter den Scheffel; sie speculiren in Wahrheit nur über sich selbst, speculiren selbst nur im Interesse ihres eignen Glückseligkeitstriebes, und doch wollen sie es nicht Wort haben, daß fie sich nur über sich selbst die Köpfe zerbrechen, speculiren in dem Wahne, die Geheimnisse eines andern Wesens auszuspähen. Der Pantheismus identificirt den Menschen mit der Natursei es nun mit ihrer augenfälligen Erscheinung oder ihrem abgezogenen Wesen - der Personalismus isolirt, separirt ihn von der Natur, macht ihn aus einem Theile zum Ganzen, zu einem absoluten Wesen für sich selbst. Dieß ist der Unterschied. Wollt ihr daher über diese Dinge ins Reine kommen, so vertauscht eure mystische, verkehrte Anthropologie, die ihr Theologie nennt, mit der wirklichen Anthropologie und speculirt im Lichte des Bewußtseins und der Natur über die Differenz oder Identität des menschlichen Wesens mit dem Wesen der Natur. Ihr gebt selbst zu, daß das Wesen des pantheistischen Gottes nichts ist als das Wesen der Natur. Warum wollt ihr denn nun nur die Splitter in den Augen eurer Gegner, nicht aber die doch so leicht wahrnehmbaren Balken in euren eignen Augen bemer

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fen, warum bei euch eine Ausnahme von einem allgemein gültigen Gefeß machen? Also gebt auch zu, daß euer persönlicher Gott nichts andres ist, als euer eigenes persönliches We- * sen, daß ihr, indem ihr die Ueber- und Außernatürlichkeit eures Gottes glaubt und construirt, nichts andres glaubt und construirt, als die Ueber- und Außernatürlichkeit eures eignen Selbstes.

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Wie überall, so verdecken auch in der Creation die beigemischten allgemeinen, metaphysischen oder selbst pantheistischen Bestimmungen das eigentliche Princip der Creation. Aber man braucht nur aufmerksam zu sein auf die nähern Bestimmungen, um sich zu überzeugen, daß das Princip der Creation nichts andres als die Selbstbewährung der Subjectivität im Unterschiede von der Natur ist. Gott producirt die Welt außer sich zuerst ist sie mur Gedanke, Plan, Entschluß, jezt wird sie That und damit tritt sie außer Gott hinaus als ein von ihm unterschiednes, relativ wenigstens, selbstständiges Object. Aber eben so sezt die Subjectivität überhaupt, die sich von der Welt unterscheidet, sich als ein von ihr unterschiednes Wesen erfaßt, die Welt außer sich als ein andres Wesen — ja dieses Außersichseßen und das Sichunterscheiden ist Ein Act. Indem daher die Welt außer Gott gesezt wird, so wird Gott für sich selbst gesezt, unterschieden von der Welt. Was ist also Gott anders, als euer subjectives Wesen, wenn die Welt außer ihn tritt?*) Indem die listige Reflerion

*) Man kann hiegegen auch nicht einwenden die Allgegenwart Gottes, das Sein Gottes in allen Dingen, oder das Sein der Dinge in Gott. Denn abgesehen davon, daß durch den einstigen wirklichen Untergang der Welt das außer Gott Sein der Welt, d. h. ihre Ungöttlichkeit deutlich genug ausgesprochen ist - Gott ist nur im Menschen auf specielle

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