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der Welt. Jehovah ist das Bewußtsein Israels von der Heiligkeit und Nothwendigkeit seiner Eristenz eine Nothwendigkeit, vor welcher das Sein der Natur, das Sein anderer Völker in Nichts verschwindet Jehovah die Salus populi, das Heil Israels, dem Alles was im Wege steht aufgeopfert werden muß, Jehovah das ausschließliche, monarchische Selbstgefühl, das vernichtende Zornfeuer in dem racheglühenden Auge des vertilgungsfüchtigen Israels, kurz, Jehovah das Ich Israels, das sich als der Endzweck und Herr der Natur Gegenstand ist. So feiert also der Israelite in der Macht der Natur die Macht Jehovahs und in der Macht Jehovahs die Macht des eignen Selbstbewußtseins. „Gelobt sei Gott! Ist Hülfsgott uns, ein Gott zu unserm Heil.“ „Jehovah Gott ist meine Kraft.“ „Gott felbft des Helden (Josua) Wort gehorchte, denn Er, Jehovah selbst stritt mit vor Israel.“ "Jehovah ist Kriegsgott."*)

Wenn sich gleich im Verlaufe der Zeit der Begriff Jehovahs in einzelnen Köpfen erweiterte und seine Liebe, wie von dem Verfasser des Buchs Jona, auf die Menschen überhaupt ausgedehnt wurde, so gehört dieß doch nicht zum wesentlichen Charakter der israelitischen Religion. Der Gott der Väter, an den sich die theuersten Erinnerungen knüpfen, der alte historische Gott bleibt doch immer die Grundlage einer Religion **).

*) Nach Herder.

**) Die Bemerkung stehe noch hier, daß allerdings die Bewunderung der Macht und Herrlichkeit Gottes überhaupt, so auch Jehovahs in der Natur zwar nicht im Bewußtsein des Israeliten, aber doch in Wahrheit nur die Bewunderung der Macht und Herrlichkeit der Natur ist. (S. hierüber P. Bayle, Ein Beitrag ic. p. 25-29.) Aber dieß förmlich zu

XIII. Kapitel.

Die Allmacht des Gemüths oder das Geheimniß des Gebets.

Israel ist die historische Definition der specifischen Natur des religiösen Bewußtseins, nur daß dieses hier noch mit der Schranke eines besondern, des Nationalinteresses behaftet war. Wir dürfen daher diese Schranke nur fallen lassen, so haben wir die christliche Religion. Das Judenthum ist das weltliche Christenthum, das Christenthum das geistliche Judenthum. Die christliche Religion ist die vom Nationalegoismus gereinigte jüdische Religion, allerdings zugleich eine neue, andere Religion; denn jede Reformation, jede Reinigung bringt, namentlich in religiösen Dingen, wo selbst das Unbedeutende Bedeutung hat, eine wesentliche Veränderung hervor. Dem Juden war der Israelite der Mittler, das Band zwischen Gott und Mensch; er bezog sich in seiner Beziehung auf Jehovah auf sich als Israeliten; Jehovah war selbst nichts andres als die Identität, das sich als absolutes Wesen gegenständliche Selbstbewußtsein Israels, das Nationalgewissen, das allgemeine Gesez, der Centralpunkt der Politik *). Lassen wir die Schranke des Nationalbewußtseins fallen, so bekommen wir statt des Israeliten den Menschen. Wie der Israelite in Jehovah sein Nationalwesen vergegenständlichte, so vergegens

beweisen, liegt außer unserm Plan, da wir uns hier nur auf das Christenthum, d. h. die Verehrung Gottes im Menschen (Deum colimus per Christum. Tertullian. Apolog. c. 21.) beschränken. Gleichwohl ist jedoch das Princip dieses Beweises auch in dieser Schrift ausgesprochen.

*),,Der größte Theil der hebräischen Poesie, den man oft nur für geistlich hält, ist politisch.“ Herder.

Feuerbach. 2. Aufl.

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ständlichte sich der Christ in Gott sein von der Schranke der Nationalität befreites menschliches und zwar subjectiv menschliches Wesen. Wie Israel das Bedürfniß, die Noth seiner Existenz zum Gesetz der Welt machte, wie es in diesem Bedürfniß selbst seine politische Rachsucht vergötterte; so machte der Christ die Bedürfnisse des menschlichen Gemüths zu den absoluten Mächten und Geseßen der Welt. Die Wunder des Christenthums, die eben so wesentlich zur Charakteristik desselben gehören, als die Wunder des A. T. zur Charakteristik des Judenthums, haben nicht das Wohl einer Nation zu ihrem Gegenstande, sondern das Wohl des Menschen aller dings nur des chriftgläubigen, denn das Christenthum anerkannte den Menschen nur unter der Bedingung, der Beschränkung der Christlichkeit, im Widerspruch mit dem wahrhaft, dem universell menschlichen Herzen, aber diese verhängnißvolle Beschränkung kommt erst später zur Sprache. Das Christenthum hat den Egoismus des Judenthums zur Subjectivität vergeistigt - obwohl sich auch innerhalb des Christenthums diese Subjectivität wieder als purer Egoismus ausgesprochen das Verlangen nach irdischer Glückfeligkeit, das Ziel der israelitischen Religion, in die Sehnsucht himmlischer Seligkeit, das Ziel des Christenthums, -verwandelt.

Der höchste Begriff, der Gott eines politischen Gemeinwesens, eines Volks, dessen Politik aber in der Form der Religion sich ausspricht, ist das Gefeß, das Bewußtsein des Gesezes als einer absoluten, göttlichen Macht; der höchste Begriff, der Gott des unweltlichen, unpolitischen menschlichen Gemüths ist die Liebe die Liebe, die dem Geliebten alle Schäße und Herrlichkeiten im Himmel und auf Erden zum

Opfer bringt, die Liebe, deren Gesez der Wunsch des Geliebten und deren Macht die unbeschränkte Macht der Phantaste, der intellectuellen Wunderthätigkeit ist.

Gott ist die Liebe, die unsre Wünsche, unsre Gemüthsbedürfnisse befriedigt — Er ist selbst der realisirte Wunsch des Herzens, der zur Gewißheit seiner Erfüllung, seiner Realität, zur zweifellosen Gewißheit, vor der kein Widerspruch des Verstandes, kein Einwand der Erfahrung, der Außenwelt besteht, gesteigerte Wunsch. Gewißheit ist für den Menschen die höchste Macht; was ihm gewiß, das ist ihm das Seiende, das Gött liche. Gott ist die Liebe - dieser Ausspruch, der höchste des Christenthums ist nur der Ausdruck von der Selbstgewißheit des menschlichen Gemüthes, von der Gewißheit seiner als der allein seienden, d. i. absoluten, göttlichen Macht - der Ausdruck von der Gewißheit, daß des Menschen innere Herzenswünsche objective Gültigkeit und Realität haben, daß es keine Schranke, keinen positiven Gegensaß des menschlichen Gemüths gibt, daß die ganze Welt mit aller ihrer Herrlichkeit und Pracht Nichts ist gegen das menschliche Gemüth. Gott ist die Liebe d. h. das Gemüth ist der Gott des Menschen, ja Gott schlechtweg, das absolute Wesen. Gott ist das sich gegenständliche Wesen des Gemüths, das schrankenfreie, reine Gemüth - Gott ist der in das Tempus finitum, in das gewisse selige Ist verwandelte Optativ des menschlichen Herzens, die rücksichtslose Allmacht des Gefühls, das sich selbst erhörende Gebet, das sich selbst vernehmende Gemüth, das Echo unserer Schmerzenslaute. Aeußern muß sich der Schmerz; unwillkührlich greift der Künstler nach der Laute, um in ihren Tö

nen seinen eignen Schmerz auszuhauchen.

Er befriedigt sei

nen Schmerz, indem er ihn vernimmt, indem er ihn vergegenständlicht; er erleichtert die Last, die auf seinem Herzen ruht, indem er sie der Luft mittheilt, seinen Schmerz zu einem allgemeinen Wesen macht. Aber die Natur erhört nicht die Klagen des Menschen - fie ist gefühllos gegen seine Leiden. Der Mensch wendet sich daher weg von der Natur, weg von den sichtbaren Gegenständen überhaupt -er kehrt sich nach Innen, um hier, verborgen und geborgen vor den gefühllosen Mächten, Gehör für seine Leiden zu finden. Hier spricht er seine drückenden Geheimnisse aus, hier macht er seinem gepreßten Herzen Luft. Diese freie Luft des Herzens, die: ses ausgesprochne Geheimniß, dieser entäußerte Seelenschmerz ist Gott. Gott ist eine Thräne der Liebe, in tiefster Verborgenheit vergossen über das menschliche Elend. Gott ist ein unaussprechlicher Seufzer, im Grund der Seelen gelegen“ dieser Ausspruch *) ist der merkwürdigste, tiefste, wahrste Ausspruch der christlichen Mystik.

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Das tiefste Wesen der Religion offenbart der einfachste Act der Religion das Gebet ein Act, der unendlich mehr oder wenigstens eben so viel sagt, als das Dogma der Incarnation, obgleich die religiöse Speculation dasselbe als das größte Mysterium anstiert. Aber freilich nicht das Gebet vor und nach der Mahlzeit, das Mastgebet des Egoismus, sondern das schmerzensreiche Gebet, das Gebet der trostlosen Liebe, das Gebet, welches die den Menschen zu Boden schmetternde Macht seines Herzens ausdrückt, das Gebet, welches in der Verzweiflung beginnt und in der Seligkeit endet.

*) Sebastian Frank von Wörd in Zinkgrefs Apophthegmata deutscher Nation,

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