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ein Mißfallen voraus. Aber das Mißfallen ist nur ein oberflächliches. Ich spreche der Sache nicht Werth ab; nur so, wie sie ist, gefällt sie mir nicht; ich negire nur die Beschaffenheiten, nicht die Substanz, sonst würde ich auf Vertilgung dringen. Ein Haus, das mir absolut mißfällt, lasse ich abtragen, aber nicht verschönern. Der Glaube an das Jenseits gibt die Welt auf, aber nicht ihr Wesen; nur so, wie sie ist, gefällt sie nicht. Die Freude gefällt dem Jenseitsgläubigen– wer sollte die Freude nicht als etwas Positives empfinden? aber es mißfällt ihm, daß hier auf die Freude entgegengesette Empfindungen folgen, daß sie vergänglich ist. Er sezt daher die Freude auch ins Jenseits, aber als ewige, ununterbrochne, göttliche Freude das Jenseits heißt darum das Freudenreich - wie er hier schon die Freude in Gott seßt; denn Gott ist nichts als die ewige, ununterbrochne Freude als Subject. Die Individualität gefällt ihm, aber nur nicht die mit objectiven Trieben belastete; er nimmt daher die Individualität auch mit, aber die reine, die absolut subjective. Das Licht gefällt, aber nicht die Schwere, weil sie als eine Schranke dem Individuum erscheint, nicht die Nacht, weil in ihr der Mensch der Natur gehorcht; dort ist Licht, aber keine Schwere, keine Nacht reines, ungestörtes Licht. *)

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Wie der Mensch in der Entfernung von sich, in Gott immer wieder nur auf sich selbst zurückkommt, immer nur sich um sich selbst dreht; so kommt der Mensch auch in der Entfernung vom Dießseits immer wieder zulezt nur auf das

*) Neque enim post resurrectionem tempus diebus ac noctibus numerabitur. Erit magis una dies sine vespere. Joa. Damascen. (orth. fidei 1. II. c. I.)

selbe zurück. Je außer- und übermenschlicher Gott im Anfang erscheint, desto menschlicher zeigt er sich im Verlaufe oder Schlusse. Ebenso: je übernatürlicher im Anfang oder in der Ferne beschaut das himmlische Leben aussieht, desto mehr stellt sich am Ende oder in der Nähe betrachtet die Identität des himmlischen Lebens mit dem natürlichen heraus eine Identität, die sich zulezt bis auf das Fleisch, bis auf den Leib erstreckt. Zunächst handelt es sich um die Scheidung der Seele vom Leibe, wie in der Anschauung Gottes um die Scheidung des Wesens von dem Individuum - das Individuum stirbt einen geistigen Tod, der tødte Leib, der zurückbleibt, ist das menschliche Individuum, die Seele, die sich davon geschieden, Gott. Aber die Scheidung der Seele vom Leibe, des Wesens vom Individuum, Gottes vom Menschen muß wieder aufgehoben werden. Jede Trennung zusammengehörender Wesen ist schmerzlich. Die Seele sehnt sich wieder nach ihrem verlornen Theile, nach ihrem Leibe, wie Gott, die abgeschiedene Seele, sich wieder nach dem wirklichen Menschen sehnt. Wie Gott daher wieder Mensch wird, so kehrt die Seele wieder in ihren Leib zurück – und die vollkommene Jdentität des Dieß- und Jenseits ist jezt wieder hergestellt. Zwar ist dieser neue Leib ein lichtvoller, verklärter, wunderbarer Leib, aber — und das ist die Hauptsache — es ist ein anderer und doch derselbe Leib, *) wie Gott ein anderes und doch dasselbe Wesen als das menschliche ist. Wir kommen hier wieder auf den Begriff des Wunders, welches Widersprechendes vereinigt. Der übernatürliche Körper ist ein Kör

*) Ipsum (corpus) erit et non ipsum erit. Augustinus. (v. J. Ch. Doederlein. Inst. Theol. Christ. Altorf. 1781. §. 280.)

per der Phantaste, aber eben deßwegen ein dem Gemüthe des Menschen adäquater, weil ihn nicht belästigender ein rein subjectiver Körper. Der Glaube an das Jenseits ist nichts anderes als der Glaube an die Wahrheit der Phantasie, wie der Glaube an Gott der Glaube an die Wahrheit und Unendlichkeit des menschlichen Gemüthes. Oder: wie der Glaube an Gott nur der Glaube an das abstracte Wesen des Menschen ist, so der Glaube an das Jenseits nur der Glaube an das abstracte Dießseits.

Aber der Inhalt des Jenseits ist die Seligkeit, die ewige Seligkeit der Persönlichkeit, die hier durch die Natur beschränkt und beeinträchtigt existirt. Der Glaube an das Jenseits ist daher der Glaube an die Freiheit der Subjectivität von den Schranken der Natur — also der Glaube an die Ewigkeit und Unendlichkeit der Persönlichkeit, und zwar nicht in ihrem Gattungsbegriffe, der sich in immer neuen Individuen entfaltet, sondern dieser bereits eristirenden Individuen folglich der Glaube des Menschen an sich selbst. Aber der Glaube an das Himmelreich ist eins mit dem Glauben an Gottes ist derselbe Inhalt in beiden - Gott ist die reine, absolute, von allen Naturschranken erledigte Subjectivität: er ist schlechtweg, was die menschlichen Individuen nur sein sollen, sein werden – der Glaube an Gott daher der Glaube des Menschen an die Unendlichkeit und Wahrheit seines eignen Wesens - das göttliche Wesen das menschliche und zwar subjectiv menschliche Wesen in seiner absoluten Freiheit und Unbeschränktheit.

Unsere wesentlichste Aufgabe ist hiermit erfüllt. Wir haben das außerweltliche, übernatürliche und übermenschliche

Feuerbach. 2. Aufl.

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Wesen Gottes reducirt auf die Bestandtheile des menschlichen Wesens als seine Grundbestandtheile. Wir sind im Schlusse wieder auf den Anfang zurückgekommen. Der Mensch ist der Anfang der Religion, der Mensch der Mittelpunkt der Religion, der Mensch das Ende der Religion.

Zweiter Theil.

Das unwähre, d. i. theologische Wefen
der Religion.

XX. Kapitel.

Der wesentliche Standpunkt der Religion.

Der wesentliche Standpunkt der Religion ist der prak=" tische, d. h. hier der subjective. Der Zweck der Religion ist das Wohl, das Heil, die Seligkeit des Menschen, die Beziehung des Menschen auf Gott nichts anderes als die Beziehung desselben auf sein Heil: Gott ist das realisirte Seelenheil oder die unbeschränkte Macht, das Heil, die Seligkeit des Menschen zu verwirklichen. *) Die christliche Religion namentlich unterscheidet sich darin von andern Religionen, daß keine so nachdrücklich wie sie das Heil des Menschen hervorgehoben. Darum nennt sie sich auch nicht Gotteslehre, sondern Heilslehre. Aber dieses Heil ist nicht weltliches, irdisches

*) Praeter salutem tuam nihil cogites; solum quae Dei sunt cures. Thomas a K. (de imit. 1. I. c. 23.) Contra salutem propriam cogites nihil. Minus dixi: contra, praeter dixisse debueram. Bernhardus. (De consid. ad Eugenium pontif. max. I. II.) Qui Deum quaerit, de propria salute sollicitus est. Alex. (Cohort. ad gent.)

Clemens

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