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/Glück und Wohl. Im Gegentheil die tiefsten, wahrsten Christen haben gesagt, daß irdisches Glück den Menschen von Gott abzieht, dagegen weltliches Unglück, Leiden, Krankheiten den Menschen zu Gott zurückführen und daher sich allein für den Christen schicken. *) Warum? weil im Unglück der Mensch nur praktisch oder subjectiv gesinnt ist, im Unglück er sich nur auf das Eine, was Noth, bezieht, im Unglück Gott als Bedürfniß des Menschen empfunden wird. Die Lust, die Freude erpandirt den Menschen, das Unglück, der Schmerz contrahirt und concentrirt ihn im Schmerze verneint der Mensch die Realität der Welt; alle Dinge, welche die Phantasie des Künstlers und die Vernunft des Denkers bezaubern, verlieren ihren Reiz, ihre Macht für ihn; er versinkt in sich selbst, in sein Gemüth. Dieses in sich versunkne, auf sich nur concentrirte, in sich nur sich beruhigende, die Welt verneinende, gegen die Welt, die Natur überhaupt idealistische, in Beziehung auf den Menschen realistische, nur auf sein nothwendiges inneres Heilsbedürfniß bezogene Wesen oder Gemüth ist - Gott. Gott als Gott, Gott, wie er Gegenstand der Religion und nur so, wie er dieser Gegenstand, ist er Gott, nämlich Gott im Sinne eines Nomen proprium, nicht eines allgemeinen, metaphysischen Wesens, Gott ist wesentlich nur ein Gegenstand der Religion, nicht der Philosophie, des Gemüthes, nicht der Vernunft, der Herzensnoth, nicht der Gedankenfreiheit, kurz ein Gegenstand, ein Wesen, welches nicht das Wesen des theoretischen, sondern des praktischen Standpunkts ausdrückt.

Die Religion knüpft an ihre Lehren Fluch und Segen,

*) Wer übrigens nur aus dem Unglück die Realität der Religion beweist, beweist auch die Realität des Aberglaubens.

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Verdammung und Seligkeit. Selig ist, wer glaubt, unselig, verloren, verdammt, wer nicht ihr glaubt. Sie appellirt also nicht an die Vernunft, sondern an das Gemüth, an den Glückseligkeitstrieb, an die Affecte der Furcht und Hoffnung. Sie steht nicht auf dem theoretischen Standpunkt; sonst müßte ste die Freiheit haben, ihre Lehren auszusprechen, ohne an sie praktische Folgen anzuknüpfen, ohne gewissermaßen zu ihrem Glauben zu nöthigen; denn wenn es heißt: ich bin verdammt, wenn ich nicht glaube, so ist das ein feiner Gewissenszwang zum Glauben; die Furcht vor der Hölle zwingt mich zu glauben. Selbst, wenn mein Glaube auch seinem Ursprung nach ein freier sein sollte die Furcht mischt sich doch immer mit ein; mein Gemüth ist immerhin befangen; der Zweifel, das Princip der theoretischen Freiheit erscheint mir als Verbrechen. Der höchste Begriff, das höchste Wesen der Religion ist aber Gott: das höchste Verbrechen also der Zweifel an Gott oder gar der Zweifel, daß Gott ist. Was ich mir aber gar nicht zu bezweifeln getraue, nicht bezweifeln kann, ohne mich in meinem Gemüthe beunruhigt zu fühlen, ohne mich einer Schuld zu zeihen, das ist auch keine Sache der Theorie, sondern eine Gewissenssache, kein Wesen der Vernunft, sondern des Gemüths.

Da nun aber der praktische oder subjective Standpunkt allein der Standpunkt der Religion ist, da ihr folglich auch nur der praktische, vorfäßliche, nur nach seinen bewußten, sei es nun physischen oder moralischen Zwecken handelnde und die Welt nur in Beziehung auf diese Zwecke und Bedürfnisse, nicht an sich selbst betrachtende Mensch für den ganzen, wesentlichen Menschen gilt; so fällt ihr Alles, was hinter dem praktischen Bewußtsein liegt, aber der wesentliche Gegenstand

der Theorie ist Theorie im ursprünglichsten und allgemeinsten Sinne, im Sinne der objectiven Anschauung und Erfahrung, der Vernunft, der Wissenschaft überhaupt *) außer den Menschen und die Natur hinaus in ein besonderes persönliches Wesen. Alles Gute, doch hauptsächlich nur solches, welches unwillkührlich den Menschen ergreift, welches sich nicht zusammenreimt mit Vorsaz und Absicht, welches über die Gränzen des praktischen Bewußtseins hinausgeht, kommt von Gott; alles Schlimme, Böse, Ueble, doch hauptsächlich nur solches, welches ihn unwillkührlich mitten in seinen besten moralischen Vorsägen überfällt oder mit furchtbarer Gewalt fortreißt, kommt vom Teufel. Zur Erkenntniß des Wesens der Religion gehört die Erkenntniß des Teufels, des Satans, der Dämone. **) Man kann diese Dinge nicht weglassen, ohne die Religion gewaltsam zu verstümmeln. Die Gnade und ihre Wirkungen sind der Gegensaß der Teufelswirkungen. Wie die unwillkührlichen, aus der Tiefe der Natur auflödernden sinnlichen Triebe, überhaupt alle ihr unerklärlichen Erscheinungen des moralischen und physischen Uebels der Religion als Wirkungen des bösen Wesens erscheinen, so erscheinen ihr auch nothwendig die unwillkührlichen Bewe

*) Also in dem Sinne wird hier und an andern Orten dieser Schrift Theorie genommen, in welchem sie die Quelle der wahren objectiven Praris ist, denn der Mensch vermag nur so viel als er weiß: tantum potest quantum scit.

**) Neber die biblischen Vorstellungen vom Satan, seiner Macht und Wirkung f. Lüßelberger's Grundzüge der Paulinischen Glaubenslehre und G. Ch. Knapp's Vorles. über d. christl. Glaubensl. §. 62—65. Hieher gehören auch die dämonischen Krankheiten, die Teufelsbesizungen. Auch diese Krankheiten sind in der Bibel begründet. S. Knapp (§. 65. III. 2. 3).

gungen der Begeisterung und Entzückung als Wirkungen des guten Wesens, Gottes, des heiligen Geistes oder der Gnade. Daher die Willkühr der Gnade – die Klage der Frommen, daß die Gnade sie bald beseligt, heimsucht, bald wieder verläßt, verstößt. Das Leben, das Wesen der Gnade ist das Leben, das Wesen des unwillkührlichen Gemüths. Das Ge- | müth ist der Paraklet der Christen. Die gemüth- und begeis sterungslosen Momente sind die von der göttlichen Gnade verlassenen Lebensmomente.

In Beziehung auf das innere Leben kann man übrigens auch die Gnade definiren als das religiöse Genie; in Beziehung auf das äußere Leben aber als den religiösen Zufall. Der Mensch ist gut oder böse keineswegs nur durch sich selbst, durch eigene Kraft, durch seinen Willen, sondern zugleich durch jenen Compler geheimer und offenbarer Determinationen, die wir, weil sie auf keiner absoluten Nothwendigkeit beruhen, der Macht „Seiner Majestät des Zufalls“, wie Friedrich der Große zu sagen pflegte, zuschreiben. *). Die \ göttliche Gnade ist die mystificirte Macht des Zufalls. Hier `haben wir wieder die Bestätigung von dem, was wir als das wesentliche Gesez der Religion erkannten. Die Religion negirt, verwirft den Zufall, Alles von Gott abhängig machend, Alles aus ihm erklärend; aber sie negirt ihn nur scheinbar; sie versezt ihn nur in die göttliche Willkühr. Denn der gött

*) Schelling erklärt in seiner Schrift über die Freiheit dieses Räthsel durch eine in der Ewigkeit, d. h. vor diesem Leben vollbrachte Selbstbestimmung. Welche phantastische, illusorische Supposition! Aber Phantastik, ja bodenlose, kindische Phantastik ist das innerste Geheimniß der sogenannten positiven Philosophen, dieser,, tiefen“, ja wohl sehr tiefen religiösen Speculanten. Je schiefer, ję tiefer.

liche Wille, welcher aus unbegreiflichen Gründen, d. h. offen und ehrlich herausgesagt, aus grundloser absoluter Willkühr, gleichsam aus göttlicher Laune, die Einen zum Bösen, zum Unglück, die Andern zum Guten, zur Seligkeit bestimmt, prädestinirt, hat kein einziges positives Merkmal für sich, welches ihn von der Macht „Seiner Majestät des Zufalls" unterschiede. Das Geheimniß der Gnadenwahl ist also das Geheimniß, oder die Mystik des Zufalls. Ich sage die Mystik des Zufalls; denn in der That ist der Zufall ein Mysterium, obwohl überhudelt und ignorirt von unserer speculativen Religions - Philosophie, welche über den illuforischen Mysterien des absoluten Wesens, d. h. der Theologie die wahren Mysterien des Denkens und Lebens, so auch über dem Mysterium der göttlichen Gnade oder Wahlfreiheit das profane Mysterium des Zufalls vergessen hat. *)

Doch wieder zurück zu unserem Gegenstande. Der Teufel ist das Negative, das Böse, das aus dem Wesen, nicht dem Willen kommt, Gott das Positive, das Gute, welches aus dem Wesen, nicht dem bewußten Willen kommt der Teufel das unwillkührliche, unerklärliche Böse, Schlimme, Ueble, Gott das unwillkührliche, unerklärliche Gute. Beide haben dieselbe Quelle nur die Qualität ist verschieden oder entgegengeseßt. Deßhalb hing auch fast bis auf die neueste Zeit der Glaube an den Teufel aufs innigste zusammen mit dem Glauben an Gott, so daß die Läugnung des Teufels eben so

*) Man wird diese Enthüllung des Mysteriums der Gnadenwahl zweifelsohne verrucht, gottlos, teuflisch nennen. Ich habe nichts dagegen: ich bin lieber ein Teufel im Bunde mit der Wahrheit, als ein Engel im Bunde mit der Lüge.

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