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und des Abendmahls. Das Sacrament des Glaubens ist die Taufe, das Sacrament der Liebe das Abendmahl. Streng genommen gibt es nur zwei Sacramente, wie zwei subjective Wesensmomente der Religion: Glaube und Liebe; denn die Hoffnung ist nur der Glaube in Bezug auf die Zukunft; sie wird daher mit demselben logischen Unrecht, als der heilige Geist, zu einem besondern Wesen gemacht.

Die Identität der Sacramente mit dem entwickelten specifischen Wesen der Religion stellt sich nun, abgesehen von andern Beziehungen, sogleich dadurch heraus, daß die Basis derselben natürliche Dinge oder Stoffe sind, welchen aber eine ihrer Natur widersprechende Bedeutung und Wirkung eingeräumt wird. So ist das Subject oder die Materie der Laufe das Wasser, gemeines, natürliches Waffer, gleichwie überhaupt die Materie der Religion unser eignes natürliches Wesen ist. Aber wie unser eignes Wesen die Religion uns entfremdet und entwendet, so ist auch das Wasser der Taufe zugleich wieder ein ganz anderes Waffer, als das gemeine; denn es hat keine physische, sondern hyperphysische Kraft und Bedeutung: es ist das Lavacrum regenerationis, reinigt den Menschen vom Schmuße der Erbsünde, treibt den angebornen Teufel aus, versöhnt mit Gott. Es ist also ein natürliches Wasser eigentlich nur zum Schein, in Wahrheit übernatürliches. Mit andern Worten: das Taufwasser hat übernatürliche Wirfungen - was aber übernatürlich wirkt, ist selbst übernatürlichen Wesens - nur in der Vorstellung, in der Imagination. Aber dennoch soll zugleich wieder der Laufstoff natürliches Wasser sein. Die Taufe hat keine Gültigkeit und Wirksamkeit, wenn sie nicht mit Wasser vollbracht wird. Die natürliche Qualität hat also doch auch für sich selbst Werth und Be

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deutung, weil nur mit dem Waffer, nicht mit einem andern. Stoffe sich die übernatürliche Wirkung der Taufe auf übernatürliche Weise verbindet. Gott könnte an sich vermöge seiner Almacht die nämliche Wirkung an jedes beliebige Ding knüpfen. Aber er thut es nicht; er accommodirt sich der natürlichen Qualität; er wählt einen seiner Wirkung entsprechenden, åhnlichen Stoff. Ganz wird also das Natürliche nicht zurückgesezt; es bleibt vielmehr immer noch eine gewisse Analogie, ein Schein von Natürlichkeit übrig. Der Wein repräsentirt das Blut, das Brot das Fleisch*). Auch das Wunder richtet sich nach Aehnlichkeiten; es verwandelt Waffer in Wein oder Blut, eine Species in eine andre, unter Beibehaltung des unbestimmten Gattungsbegriffs der Flüssigkeit. So also auch hier. Das Wasser ist die reinste, klarste sichtbare Flüssigkeit: vermöge dieser seiner Naturbeschaffenheit das Bild von dem fleckenlosen Wesen des göttlichen Geistes. Kurz, das Wasser hat zugleich für sich selbst, als Waffer, Bedeutung; es wird ob seiner natürlichen Qualität geheiligt, zum Organ oder Vehikel des heiligen Geistes erkoren. Insofern liegt der Taufe ein schöner, tiefer Natursinn zu Grunde. Indeß dieser schöne Sinn geht sogleich wieder verloren, indem das Wasser eine transcendente Wirkung hat eine Wirkung, die es nur durch die übernatürliche Kraft des heiligen Geistes, nicht durch sich selbst hat. Die natürliche Qualität wird insofern wieder gleichgültig: wer aus Wein Wasser macht, kann willkürlich mit jedem Stoffe die Wirkungen des Taufwassers verbinden.

*) Sacramentum ejus rei similitudinem gerit, cujus signum est. Petrus Lomb. 1. IV. dist. 1. c. 1.

Die Taufe kann daher nicht ohne den Begriff des Wunders gefaßt werden. Die Taufe ist selbst ein Wunder. Dieselbe Kraft, welche die Wunder gewirkt, und durch sie als thatsächliche Beweise der Gottheit Chrifti die Juden und Heiden in Christen umgewandelt, dieselbe Kraft hat die Taufe eingeseht und wirkt in ihr. Mit Wundern hat das Christenthum angefangen, mit Wundern seht es sich fort. Will man die Wunderkraft der Taufe läugnen, so muß man auch die Wunder überhaupt läugnen. Das wunderwirkende Taufwasser hat seine natürliche Quelle in dem Waffer, welches an der Hochzeit zu Kana in Wein verwandelt wurde.

Der Glaube, der durch Wunder bewirkt wird, hängt nicht ab von mir, von meiner Selbstthätigkeit, von der Freiheit der Ueberzeugungs- und Urtheilskraft. Ein Wunder, das vor meinen Augen geschieht, muß ich glauben, wenn ich nicht absolut verstockt bin. Das Wunder nöthigt mir auf den Glauben an die Gottheit des Wunderthäters*). Allerdings seht es in gewissen Fällen Glauben voraus, nämlich da, wo es als Belohnung erscheint, außerdem aber nicht sowohl wirklichen Glauben, als vielmehr nur gläubigen Sinn, Disposition, Bereitwilligkeit, Hingebung im Gegensaß zu dem unglaublich verstockten und böswilligen Sinn der Pharisäer. Das Wunder soll ja beweisen, daß der Wunderthäter wirklich der ist, für den er sich ausgibt. Erst der auf das Wunder gestüßte Glaube ist bewiesener, begründeter, objectiver Glaube. Der Glaube, den

*) In Bezichung auf den Wunderthäter ist allerdings der Glaube (die Zuversicht zu Gottes Beistand) die causa efficiens des Wunders (s. z. B. Matth. 17, 20. Apstgesch. 6, 8). Aber in Beziehung auf den Zuschauer des Wunders — und davon handelt es sich hier — ist das Wunder die causa efficiens des Glaubens.

Feuerbach. 2. Aufl.

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das Wunder vorausseßt, ist nur der Glaube an einen Messias, einen Christus überhaupt, aber den Glauben, daß dieser Mensch hier der Christus ist diesen Glauben - und dieser ist die Hauptsache bewirkt erst das Wunder. Uebrigens

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ist auch die Vorausseßung selbst dieses unbestimmten Glaubens keineswegs nothwendig. Unzählige wurden erst durch die Wunder gläubig; das Wunder war also die Ursache ihres Glaubens. Wenn daher die Wunder dem Christenthum nicht widersprechen und wie sollten sie ihm widersprechen? widerspricht demselben auch nicht die wunderbare Wirkung der Taufe. Im Gegentheil es ist nothwendig, der Taufe eine supernaturalistische Bedeutung zu geben, wenn man ihr eine christliche Bedeutung geben will. Paulus wurde durch eine plögliche wunderbare Erscheinung, wie er noch voll des Christenhasses war, bekehrt. Das Christenthum kam gewaltfam über ihn. Man kann sich nicht mit der Ausflucht helfen, daß bei einem Andern diese Erscheinung nicht denselben Erfolg würde gehabt haben, daß also die Wirkung derselben doch dem Paulus selbst zugerechnet werden müsse. Denn wären Andre derselben Erscheinung gewürdigt worden, so würden sie sicherlich eben so christlich geworden sein, als Paulus. Allmächtig ist ja die göttliche Gnade. Die Ungläubigkeit und Unbekehrlichkeit der Pharisäer ist kein Gegengrund; denn eben ihnen entzog sich die Gnade. Der Messias mußte nothwendig, einem göttlichen Decret zufolge, verrathen, mißhandelt, gekreuzigt werden. Also mußten Individuen sein, die ihn mißhandelten, die ihn kreuzigten; also mußte schon im Voraus die göttliche Gnade diesen Individuen sich entzogen haben. Freilich wird sie sich ihnen nicht ganz und gar entzogen haben, aber nur, um ihre Schuld zu vergrößern, keineswegs mit dem ernstlichen

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Willen, sie zu bekehren. Wie wäre es möglich gewesen, dem Willen Gottes, vorausgesezt natürlich, daß es wirklich sein. Wille, nicht bloße Velleität war, zu widerstehn? Paulus selbst stellt seine Bekehrung und Umwandlung als ein, von seiner Seite völlig verdienstloses Werk der göttlichen Gnade hin*). Ganz richtig. Der göttlichen Gnade nicht widerstehen d. h. die göttliche Gnade aufnehmen, auf sich wirken lassen das ist ja selbst schon etwas Gutes, folglich eine Wirkung der Gnade des heiligen Geistes. Nichts ist verkehrter, als das Wunder mit der Lehr- und Denkfreiheit, die Gnade mit der Willensfreiheit vermitteln zu wollen. Die Religion scheidet das Wesen des Menschen vom Menschen. Die Thätigkeit, die Gnade Gottes ist die entäußerte Selbstthätigkeit des Menschen, der vergegenständlichte freie Wille**).

Es ist die größte Inconsequenz, wenn man die Erfahrung, daß die Menschen durch die heilige Taufe nicht geheiligt, nicht umgewandelt werden, als ein Argument gegen den Glauben an eine wunderbare Wirkung der Taufe anführt, wie dieß von rationalistisch - orthodoren Theologen geschehen ist ***); denn

*),,Hie fiehet man ein Wunderwerk über alle Wunder, so Christus gethan hat, daß er seinen höchsten Feind so gnädiglich bekehret.“ Luther. (T. XVI. p. 560.)

**) Es macht daher dem Verstande und Wahrheitsfinne Luthers große Ehre, daß er, so insbesondre in seiner Schrift gegen Erasmus, der göttlichen Gnade gegenüber den freien Willen des Menschen unbedingt negirte.,,Der Nahme freyer Wille, sagt ganz richtig Luther vom Standpunkte der Religion aus, ist ein göttlicher Titel und Nahme, den Niemand führen soll noch mag, denn allein die hohe göttliche Majestät." (T. XIX. p. 28.)

**) Freilich troßte auch schon den ältern unbedingt gläubigen Theolo= gen die Erfahrung das Geständniß ab, daß die Wirkungen der Taufe wenigstens in diesem Leben sehr beschränkt seien. Baptismns non aufert omnes

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