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unter die Religion -die nothwendigen Folgen sind Superstition und Immoralität Superstition, weil mit einem Dinge eine Wirkung verknüpft wird, die nicht in der Natur desselben liegt, weil ein Ding nicht sein soll, was es der Wahrheit nach ist, weil eine bloße Einbildung für objective Realität gilt; Immoralität, weil sich nothwendig im Gemüthe die Heiligkeit der Handlung als solcher von der Moralität separirt, der Genuß des Sacraments, auch unabhängig von der Gesinnung, zu einem heiligen und heilbringenden Act wird. So gestaltet sich wenigstens die Sache in der Praris, die nichts von der Sophistik der Theologie weiß. Wodurch sich überhaupt die Religion in Widerspruch mit der Vernunft seßt, dadurch sezt sie sich auch immer in Widerspruch mit dem sittlichen Sinne. Nur mit dem Wahrheitssinn ist auch der Sinn für das Gute gegeben. Verstandesschlechtigkeit ist immer auch Herzensschlechtigkeit. Wer seinen Verstand betrügt und belügt, der hat auch kein wahrhaftiges, kein ehrliches Herz; Sophistik verdirbt den ganzen Menschen. Aber Sophistik ist die Abendmahlslehre. Mit der Wahrheit der Gesinnung wird die Unwahrheit der leibhaften Gegenwart Gottes und hinwiederum mit der Wahrheit der objectiven Eristenz die Unwahrheit der Gesinnung ausgesprochen.

XXVII. Kapitel.

Der Widerspruch von Glaube und Liebe.

Die Sacramente versinnlichen den Widerspruch von Idealismus und Materialismus, von Subjectivismus und Objectivismus, welcher das innerste Wesen der

Religion constituirt. Aber die Sacramente sind nichts ohne Glaube und Liebe. Der Widerspruch in den Sacramenten führt uns daher zurück auf den Widerspruch von Glaube und Liebe.

Das geheime Wesen der Religion ist die Identität des göttlichen Wesens mit dem menschlichen die Form der Religion aber oder das offenbare, bewußte Wesen derselben der Unterschied. Gott ist das menschliche Wesen; er wird aber gewußt als ein andres Wesen. Die Liebe ist es nun, welche den Grund, das verborgne Wesen der Religion offenbart, der Glaube aber, der die bewußte Form constituirt. Die Liebe identificirt den Menschen mit Gott, Gott mit dem Menschen, darum den Menschen mit dem Menschen; der Glaube trennt Gott vom Menschen, darum den Menschen von dem Menschen; denn Gott ist nichts andres als der mystische Gattungsbegriff der Menschheit, die Trennung Gottes vom Menschen daher die Trennung des Menschen vom Menschen, die Auflösung des gemeinschaftlichen Bandes. Durch den Glauben sezt sich die Religion mit der Sittlichkeit, der Vernunft, dem einfachen Wahrheitssinn des Menschen in Widerspruch; durch die Liebe aber sezt sie sich wieder diesem Widerspruch entgegen. Der Glaube isolirt Gott, er macht ihn zu einem besondern, andern Wesen; die Liebe universalisirt; sie macht Gott zu einem gemeinen Wesen, dessen Liebe eins ist mit der Liebe zum Menschen. Der Glaube entzweit den Menschen im Innern, mit sich selbst, folglich auch im Aeußern; die Liebe aber ist es, welche die Wunden heilt, die der Glaube in das Herz des Menschen schlägt. Der Glaube macht den Glauben an seinen Gott zu einem Gefeß; die Liebe ist Freiheit, sie verdammt selbst den Atheisten nicht,

weil sie selbst atheistisch ist, selbst, wenn auch nicht immer theoretisch, doch praktisch die Existenz eines besondern, dem Menschen entgegengesezten Gottes läugnet. Die Liebe hat Gott in sich, der Glaube außer sich; er entfremdet Gott den Menschen, er macht ihn zu einem äußerlichen Object.

Der Glaube geht in seiner, ihm wesentlich eingebornen Aeußerlichkeit bis zum äußerlichen Factum, bis zum historischen Glauben fort. Es liegt daher insofern im Wesen des Glaubens selbst, daß er zu einem ganz äußerlichen Bekenntniß werden kann, mit dem bloßen Glauben als solchen superstitiöse, magische Wirkungen verknüpft werden *). Die Teufel glauben auch, daß Gott ist, ohne aufzuhören, Teufel zu sein. Man hat daher unterschieden zwischen Gott glauben und an Gott glauben. Aber in diesem an Gott glauben ist schon die Asstmilationskraft der Liebe mit eingemischt, die keineswegs in dem Begriffe des Glaubens als solchen und inwiefern er sich auf äußerliche Dinge bezieht, liegt.

Die dem Glauben immanenten, aus ihm selbst stammenden Unterschiede oder Urtheile sind allein die Unterschiede von rechtem, ächten und unrechtem, falschen Glauben, oder überhaupt von Glaube und Unglaube. Der Glaube scheidet: das ist wahr, das falsch. Und sich nur vindicirt er die Wahrheit. Der Glaube hat eine bestimmte, besondere Wahrheit, die daher nothwendig mit Negation verbunden ist, zu seinem Inhalte. Der Glaube ist seiner Natur nach erclusiv. Eines nur ist Wahrheit, Einer nur ist Gott, Einer nur, dem das Monopol des Gottessohnes angehört; alles

*) Daher hat der bloße Name Christi schon Wunderkräfte.

Andere ist Nichts, Irrthum, Wahn. Jehova allein ist der wahre Gott; alle andern Götter sind nichtige Gößen.

Der Glaube hat etwas Besonderes für sich im Sinne; er stüßt sich auf eine besondere Offenbarung Gottes; er ist zu seinem Besigthum nicht auf gemeinem Weg gekommen, auf dem Wege, der allen Menschen ohne Unterschied offen steht. Was Allen offen steht, ist etwas Gemeines, was eben deßwegen kein besondres Glaubens object bildet. Daß Gott der Schöpfer ist, konnten alle Menschen schon aus der Natur erkennen, aber was dieser Gott in Person für sich selbst ist, das ist eine besondere Gnadensache, Inhalt eines besondern Glaubens. Aber eben deßwegen, weil nur auf besondere Weise geoffenbart, ist auch der Gegenstand dieses Glaubens selbst ein besonderes Wesen. Der Gott der Christen ist

wohl auch der Gott der Heiden, aber es ist doch ein gewaltiger Unterschied, gerade ein solcher Unterschied, wie zwischen mir, wie ich dem Freunde und mir, wie ich einem Fremden, der mich aus der Ferne nur kennt, Gegenstand bin. Gott, wie er den Christen Gegenstand, ist ein ganz anderer, als wie er den Heiden Gegenstand ist. Die Christen kennen Gott von Person, von Angesicht zu Angesicht. Die Heiden wissen nur

und das ist fast schon zu viel eingeräumt -,,was", aber nicht: „wer“ Gott ist, weßwegen die Heiden auch in Gößendienst verfielen. Die Identität der Heiden und Christen vor Gott ist daher eine ganz vage; was die Heiden mit den Christen und umgekehrt gemein haben – wenn wir anders so libedies ist ral sein wollen, etwas Gemeinsames zu statuiren nicht das specifisch christliche, nicht das, was den Glauben constituirt. Worin die Christen Christen sind, darin sind sie

Feuerbach. 2. Aufl.

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eben von den Heiden distinguirt *); sie sind es aber durch ihre besondre Gotteserkenntniß; ihr Unterscheidungsmerkmal ist also Gott. Die Besonderheit ist das Salz, welches dem gemeinen Wesen erst Geschmack beibringt. Was ein Wesen insbesondre ist, das erst ist es: nur wer mich in specie fennt, fennt mich. Der specielle Gott also, der Gott, wie er insbesondre den Christen Gegenstand, der persönliche Gott, der erst ist Gott. Und dieser ist den Heiden, den Ungläubigen überhaupt unbekannt, nicht für sie. Er soll allerdings auch für die Heiden werden, aber mittelbar, erst dadurch, daß sie aufhören Heiden zu sein, daß sie selbst Christen werden. Der Glaube particularisirt und bornirt den Menschen; er nimmt ihm die Freiheit und Fähigkeit, das Andre, das von ihm Unterschiedne nach Gebühren zu schäzen. Der Glaube ist in sich selbst befangen. Der philosophische, überhaupt wissenschaftliche Dogmatiker beschränkt sich allerdings auch mit der Bestimmtheit seines Systems. Aber die theoretische Beschränktheit hat, so unfrei, so kurzsichtig und engherzig sie auch ist, doch noch einen freieren Charakter, weil an und für sich das Gebiet der Theorie ein freies ist, weil hier die Sache nur, der Grund, die Vernunft entscheidet. Aber der Glaube macht wesentlich seine Sache zu einer Sache des Gewissens und Interesses, des Glückseligkeitstriebes, denn sein Object ist selbst ein besonderes, persönliches, auf Anerkennung dringendes und von dieser Anerkennung die Seligkeit abhängig machendes Wesen.

*),,Will ich ein Chrift seyn, so muß ich gläuben und thun, was andere Leute nicht gläuben, noch thun.“ Luther (T. XVI. p. 569).

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