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nicht glaubet, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibet über ihm“*). Johannes 3, 36. „Und wer der Kleinen Einen ärgert, die an mich glauben, dem wäre es besser, daß ihm ein Mühlstein an seinen Hals gehängt würde und er in das Meer geworfen würde." Marcus 9, 42. Matthäi 18, 6. „Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden, wer aber nicht glaubet, der wird verdammet werden." Marcus 16, 16. Der Unterschied zwischen dem Glauben, wie er sich in der Bibel bereits ausgesprochen, und dem Glauben, wie er sich in der spätern Zeit geltend gemacht, ist nur der Unterschied zwischen dem Keime und der Pflanze. Im Keime kann ich freilich nicht so deutlich sehen, was in der reifen Pflanze mir in die Augen fällt; und doch lag die Pflanze schon im Keime. Aber was in die Augen fällt, das natürlich wollen die Sophisten nicht mehr anerkennen; sie halten sich nur an den Unterschied zwischen der explicirten und implicirten Eristenz; die Identität schlagen sie sich aus dem Sinne.

Der Glaube geht nothwendig in Haß, der Haß in Verfolgung über, wo die Macht'des Glaubens keinen Widerstand findet, sich nicht bricht an einer dem Glauben fremden Macht, an der Macht der Liebe, der Humanität, des Rechtsgefühls. Der Glaube für sich selbst erhebt sich nothwendig über die Gefeße der natürlichen Moral. Die Glaubenslehre ist die Lehre der Pflichten gegen Gott — die höch

*) Die Stelle bei Lucas 9, 56, als deren Parallele Joh. 3, 17 citirt wird, erhält daher ihre Ergänzung und Berichtigung in dem sogleich folgenden Vers 18.: ‚wer an ihn glaubet, der wird nicht gerichtet, wer aber nicht glaubet, der ist schon gerichtet.“

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ste Pflicht der Glaube. So viel höher Gott als der Mensch, so viel höher stehen die Pflichten gegen Gott, als gegen den Menschen. Und nothwendig treten die Pflichten gegen Gott in Collision mit den gemein menschlichen Pflichten. Gott wird nicht nur geglaubt, vorgestellt als das gemeinsame Wesen, der Vater der Menschen, die Liebe- solcher Glaube ist Glaube der Liebe er wird auch vorgestellt als persönliches Wesen, als Wesen für sich. So gut sich daher Gott als ein Wesen für sich vom Wesen des Menschen absondert, so gut sondern sich auch die Pflichten gegen Gott ab von den Pflichten gegen den Menschen— separirt sich im Gemüthe der Glaube von der Moral, der Liebe *). Erwiedere man nicht, daß der Glaube an Gott der Glaube an die Liebe, das Gute selbst, der Glaube also schon ein Ausdruck des sittlich guten Gemüths ist. Im Begriffe der Persönlichkeit verschwinden die ethischen Bestimmungen; sie werden zur Nebensache, zu bloßen Accidenzen. Die Hauptsache ist das Subject, das göttliche Ich. Die Liebe zu Gott selbst ist, weil Liebe zu einem .

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*) Der Glaube ist zwar nicht,,ohne gute Werke“, ja es ist so unmöglich nach Luthers Ausspruch, Werke vom Glauben zu scheiden, als unmöglich, Brennen und Leuchten vom Feuer zu scheiden. Aber gleichwohl — und das ist die Hauptsache gehören die guten Werke nicht in den Artikel von der Rechtfertigung vor Gott, d. h. man wird gerecht vor Gott und,,selig ohne die Werke allein durch den Glauben.“ Der Glaube wird also doch ausdrücklich von den guten Werken unterschieden: nur der Glaube gilt vor Gott, nicht das gute Werk; nur der Glaube ursachet die Seligkeit, nicht die Tugend; nur der Glaube hat also substanzielle, die Tugend nur accidenzielle Bedeutung, d. h. nur der Glaube hat religiöse Bedeutung, göttliche Autorität, nicht die Moral. Be kanntlich behaupteten Einige sogar, daß die guten Werke nicht nur nicht nöthig, sondern auch sogar,,schädlich zur Seligkeit“ seien. Ganz richtig.

persönlichen Wesen, feine moralische, sondern persönliche Liebe. Unzählige fromme Lieder athmen nur Liebe zum Herrn, aber in dieser Liebe zeigt sich kein Funke einer erhabnen sittlichen Idee oder Gesinnung.

Der Glaube ist sich das Höchste, weil sein Object eine göttliche Persönlichkeit. Er macht daher von sich die ewige Seligkeit abhängig, nicht von der Erfüllung der gemeinen menschlichen Pflichten. Was aber die ewige Seligkeit zur Folge hat, das bestimmt sich im Sinne des Menschen nothwendig zur Hauptsache. Wie daher innerlich dem Glauben die Ethik subordinirt wird, so kann, so muß sie auch äußerlich, praktisch ihm untergeordnet, ja aufgeopfert werden. Es ist nothwendig, daß es Handlungen gibt, in denen der Glaube im Unterschiede oder vielmehr im Widerspruch mit der Moral zur Erscheinung kommt - Handlungen, die moralisch schlecht, aber dem Glauben nach löblich sind, weil sie nur das Beste des Glaubens bezwecken. Alles Heil liegt am Glauben; Alles daher wieder an dem Heil des Glaubens. Ist der Glaube gefährdet, so ist die ewige Seligkeit und die Ehre Gottes gefährdet. Alles privilegirt daher der Glaube, wenn es nur die Befördrung des Glaubens zum Zwecke hat; denn er ist ja, streng genommen, das einzige subjective Gute im Menschen, wie Gott selbst das einzige gute und positive Wesen, das erste, das höchste Gebot daher: Glaube! *)

*) Causa fidei ... exorbitantem et irregularem prorsus favorem habet et ab omni jure deviare, omnem captivare rationem, nec judiciis laicorum ratione corrupta utentium subjecta creditur. Etenim Causa fidei ad multa obligat, quae alias sunt voluntaria, multa, imo infinita remittit, quae alias praecepta; quae alias valide gesta annullat, et contra quae alias nulla et irrita, fiunt valida ... ex jure canonico. J. H. Boehmeri (Jus Eccles. Lib. V. Tit. VII. § 32. S. auch § 44 u. s. w.)

Eben deßwegen, weil kein natürlicher, innerer Zusammenhang zwischen dem Glauben und der moralischen Gesinnung stattfindet, es vielmehr im Wesen des Glaubens an sich liegt, daß er indifferent ist gegen die moralischen Pflichten *), daß er die Liebe des Menschen der Ehre Gottes aufopfert, eben deßwegen wird gefordert, daß der Glaube gute Werke im Gefolge haben, daß er durch die Liebe sich bethätigen soll. Der gegen die Liebe indifferente oder lieblose Glaube widerspricht der Vernunft, dem natürlichen Rechtssinn des Menschen, dem moralischen Gefühl, als welchem sich die Liebe unmittelbar als Gesez und Wahrheit aufdringt. Der Glaube wird daher im Widerspruch mit seinem Wesen an sich durch die Moral beschränkt: ein Glaube, der nichts Gutes wirkt, sich nicht durch die Liebe bethätigt, ist kein wahrer, kein lebendiger. Aber diese Beschränkung stammt nicht aus dem Glauben selbst. Es ist die vom Glauben unabhängige Macht der Liebe, die ihm Geseße gibt; denn es wird hier die moralische Beschaffenheit zum Kriterium der Aechtheit des Glaubens, die Wahrheit des Glaubens von der Wahrheit der Ethik abhängig gemacht — ein Verhältniß, das aber dem Glauben widerspricht.

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*),, Placetta de Fide II. Il ne faut pas chercher dans la nature de choses mêmes la veritable cause de l'inseparabilité de la foi et de la pieté. Il faut, si je ne me trompe, la chercher uniquement dans la volonté de Dieu... Bene facit et nobiscum sentit, cum illam conjunctionem (d. h. der Sanctitas oder Virtus mit dem Glauben) a benifica Dei voluntate et dispositione repetit; nec id novum est ejus inventum, sed cum antiquioribus Theologis nostris commune" J. A. Ernesti. (Vindiciae arbitrii divini. Opusc. theol. p. 297.) Si quis dixerit... qui fidem sine charitate habet, Christianum non esse, anathema sit. Concil. Trid. (Sess. VI. de justif. can. 28.)

Wohl macht der Glaube den Menschen selig; aber so viel ist gewiß: er flößt ihm keine wirklich sittlichen Gesinnungen ein. Bessert er den Menschen, hat er moralische Gesinnungen zur Folge, so kommt das nur aus der innern, vom religiösen Glauben unabhängigen Ueberzeugung von der unumstößlichen Realität der Moral. Nur die Moral ist es, die dem Gläubigen ins Gewissen ruft: Dein Glaube ist nichts, wenn er Dich nicht gut macht, keineswegs aber der Glaube. Wohl kann, nicht ist es zu läugnen, die Gewißheit ewiger Seligkeit, der Vergebung der Sünden, der Begnadigung und Erlösung von allen Strafen den Menschen geneigt machen, Gutes zu thun. Der Mensch, der dieses Glaubens ist, hat Alles; er ist selig *); er wird gleichgültig gegen die Güter dieser Welt; kein Neid, keine Habsucht, kein Ehrgeiz, kein sinnliches Verlangen kann ihn fesseln; alles Irdische schwindet im Hinblick auf die himmlische Gnade und die ewige überirdische Seligkeit. Aber die guten Werke kommen bei ihm nicht aus den Gesinnungen der Tugend selbst. Nicht die Liebe selbst, nicht der Gegenstand der Liebe, der Mensch, die Basis aller Moral, ist die Triebfeder seiner guten Handlungen. Nein! er thut Gutes nicht um des Guten, nicht um des Menschen, sondern um Gottes willen aus Dankbarkeit gegen Gott, der Alles für ihn gethan und für den er daher auch seinerseits wieder Alles thun muß, was nur immer in seinem Vermögen steht. Er unterläßt die Sünde, weil sie Gott, seinen Heiland, seinen Wohlthäter beleidigt **). Der Begriff der Tugend ist

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**),,Darum sollen gute Werke dem Glauben folgen, als Danksagungen gegen Gott." (Apol. der Augs. Conf. Art. 3.), Wie kann ich Dir

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