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oder jüdischen, aber ein Gesetz im christlichen Sinne oder für den christlichen Sinn, welcher die christliche Tugend und Vollkommenheit sich zu Gewissen, zu Gemüthe zieht, kein gebieterisches, sondern vertrauliches, kein offenbares, sondern ein heimliches, esoterisches Gesez – ein bloßer Rath, d. h. ein Gesetz, das sich nicht als Gesez auszusprechen wagt, ein Geseß nur für den feiner Fühlenden, nicht für die große Masse. Du darfst heirathen; ja wohl! ohne alle Furcht, eine Sünde zu begehen, d. h. eine offenbare, namhafte, plebejische Sünde; aber desto besser thust Du, wenn Du nicht Dich verheirathest; indeß das ist nur mein unmaaßgeblicher, freundschaftlicher Rath. Omnia licent, sed non omnia expediunt. Was im Vordersaße zugegeben, das wird im Nachsag widerrufen. Licet, sagt der Mensch, non expedit, fagt der Christ. Aber nur was für den Christen gut, ist für den Menschen, wofern er ein christlicher sein will, das Maaß des Thuns und Lassens. Quae non expediunt, nec licent so schließt das Gefühl des christlichen Adels. Die Ehe ist daher nur eine Indulgenz gegen die Schwachheit oder vielmehr Stärke des Fleisches, ein Naturnachlaß des Christenthums, ein Abfall von dem wahrhaft, dem vollendet christlichen Sinn; aber in sofern gut, löblich, heilig felbst, als sie das beste Arzneimittel gegen die Fornicatio ist. Um ihrer selbst willen, als Selbstgenuß der Geschlechtsliebe, wird sie nicht anerkannt, nicht geheiligt; also ist die Heiligkeit der Ehe im Christenthum nur Scheinheiligkeit, nur Illusion, denn was man nicht um sein selbst willen anerkennt, wird nicht anerkannt, aber mit dem trügerischen Scheine, daß es anerkannt wird. Die Ehe ist sanctionirt, nicht um das Fleisch zu heiligen und befriedigen, sondern um das Fleisch zu beschränken, zu unterdrücken, zu tödten, — um durch den Teufel den Teufel auszutreiben. Quae res et viris et feminis omnibus adest ad matrimonium et stuprum? Commixtio carnis scilicet, cujus concupiscentiam Dominus stupro adaequavit. .... Ideo virginis principalis sanctitas, quia caret stupri affinitate. Tertullianus

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(de exhort. cast. c. 9). Et de ipso conjugio melius aliquid, quam concessisti, monuisti. Augustinus (Confess. X. c. 30). Es ist besser freyen, denn Brunst leiden." 1. Korinther 7, 9. Aber wie viel besser ist, sagt Tertullian, diesen Spruch entwickelnd, weder freyen noch Brunst leiden............. Possum dicere, quod permittitur bonum non est (ad Uxorem 1. I. c. 3). De minoribus bonis est conjugium, quod non meretur palmam, sed est in remedium. .... Prima institutio habuit praeceptum, secunda indulgentiam. Didicimus enim ab Apostolo, humano generi propter vitandam fornicationem indultum esse conjugium. Petrus Lomb. (1. IV. dist. 26. c. 2).,,Magister Sententiarum faget recht, der Ehestand sey im Paradiese geordnet zum Dienste, nach der Sünde aber zur Arzeney." Luther (T. I. p. 349). „Wo man Ehe und Jungfrauschaft gegen einander hält, so ist freilich die Keuschheit eine edlere Gabe denn die Ehe." Ders. (T. X. p. 319). „Welche die Schwachheit der Natur nicht zum Ehestande zwinget, sondern sind solche Leute, daß sie des Ehestands entrathen können, die thun recht, daß sie sich vom Ehestande enthalten." Ders. (T. V. p. 538). Die christliche Sophistik wird dagegen erwiedern, daß nur die nicht christliche Ehe, nur die nicht vom Geiste des Christenthums consecrirte, d. h. mit frommen Bildern verblümte Natur unheilig sei. Allein wenn die Ehe, wenn die Natur erst durch die Beziehung auf Christus geheiligt wird, so ist eben damit nicht ihre Heiligkeit, sondern nur die Heiligkeit des Christenthums ausgesprochen, so ist die Ehe, die Natur an und für sich selbst unheilig. Und was ist denn der Heiligenschein, womit das Christenthum die Ehe umgibt, um den Verstand zu benebeln, anders als eine fromme Jllusion? Kann der Christ feine ehelichen Pflichten erfüllen, ohne nolens nischen Liebesgöttin zu opfern? Ja wohl. zum Zweck die Bevölkerung der christlichen Kirche, nicht die Befriedigung der Liebe. Der Zweck ist heilig, aber das Mittel an sich selbst unheilig. Und der Zweck heiligt, entschul

volens der heidDer Christ hat

digt das Mittel. Conjugalis concubitus generandi gratia non habet culpam. Der Christ, wenigstens der wahre, negirt also, wenigstens soll er negiren die Natur, indem er sie befriedigt; er will nicht, er verschmäht vielmehr das Mittel für sich selbst, er will nur den Zweck in abstracto; er thut mit religiösem, supranaturalistischen Abscheu, was er, aber widerwillig, mit natürlicher, sinnlicher Luft thut. Der Christ gesteht sich nicht offenherzig seine Sinnlichkeit ein, er verläugnet vor seinem Glauben die Natur und hinwiederum vor der Natur seinen Glauben, d. h. er desavouirt öffentlich, was er im Geheimen thut. O wie viel besser, wahrer, herzensreiner waren in dieser Beziehung die Heiden, die aus ihrer Sinnlichkeit kein Hehl machten, während die Christen läugnen, daß sie das Fleisch befriedigen, indem sie es befriedigen! Noch heute halten die Christen theoretisch an ihrer himmlischen Abund Zukunft fest; noch heute verläugnen sie aus supranaturalistischer Affectation ihr Geschlecht und gebehrden sich bei jedem derb sinnlichen Bilde, bei jeder nackten Statue, als wären sie Engel, noch heute unterdrücken sie, selbst mit polizeilicher Gewalt, jedes offenherzige, freimüthige Selbstbekenntniß selbst auch der unverdorbensten Sinnlichkeit, aber nur um durch das öffentliche Verbot sich den geheimen Genuß der Sinnlichkeit zu würzen. Was ist also, kurz und gut gesagt, der Unterschied der Christen und Heiden in dieser delicaten Materie? Die Heiden bestätigten, die Christen widerlegten ihren Glauben durch ihr Leben. Die Heiden thun, was sie wollen, die Christen, was sie nicht wollen, jene sündigen mit, diese wider ihr Gewissen, jene einfach, diese doppelt, jene aus Hypertrophie, diese aus Atrophie des Fleisches. Das specifische Laster der Heiden ist das ponderable, sinnliche Laster der Unzucht, der Christen das imponderable theologische Laster der Heuchelei jener Heuchelei, wovon der Jesuitismus zwar die auffallendste, weltgeschichtlichste, aber gleichwohl nur eine besondere Erscheinung ist. Die Theologie macht fündhafte Leute", sagt Luther Luther, dessen positive Eigenschaften einzig sein

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Herz und Verstand, so weit sie natürlich, nicht durch die Theologie verdorben waren. Und Montesquieu gibt den besten Commentar zu diesem Ausspruch Luthers, wenn er sagt: La dévotion trouve, pour faire de mauvaises actions, des raisons, qu'un simple honnête homme ne saurait trouver. (Pensées div.)

Der christliche Himmel ist die christliche Wahrheit. Was vom Himmel, ist vom wahren Christenthum ausgeschlossen. Im Himmel ist der Christ davon frei, wovon er hier frei zu sein wünscht, frei von dem Geschlechtstrieb, frei von der Materie, frei von der Natur überhaupt.

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,,In der Auferstehung werden sie weder freyen, noch sich freyen lassen; sondern sie sind gleich wie die Engel Gottes im Himmel." Matthäi 22, 30. Die Speise dem Bauch und der Bauch der Speise, aber Gott wird diesen und jene hinrichten" (xaτagynoɛe entbehrlich machen). I. Korinth. 6, 13. Davon sage ich aber lieben Brüder, daß Fleisch und Blut nicht können das Reich Gottes ererben, auch wird das Verwesliche nicht erben das Unverwesliche." (Ebend. 15, 50.) ,,Sie wird nicht mehr hungern, noch dürsten, es wird auch nicht auf sie fallen die Sonne oder irgend eine Hiße." Offenb. Joh. 7, 16.,,Und wird keine Nacht da sein und nicht bedürfen einer Leuchte oder des Lichts der Sonne." Ebend. 22, 5. Comedere, bibere, vigilare, dormire, quiescere, laborare et caeteris necessitatibus naturae subjacere, vere magna miseria est et affictio homini devoto, qui libenter esset absolutus et liber ab omni peccato. Utinam non essent istae necessitates, sed solum spirituales animae refectiones, quas heu! satis raro degustamus. Thomas a K. (de imit. 1. I. c. 22 u. 25. S. hierüber auch z. B. S. Gregorii Nyss. de anima et resurr. Lipsiae 1837. p. 98. p. 144. 153).

Wohl ist die christliche Unsterblichkeit im Unterschiede von der heidnischen nicht die Unsterblichkeit des Geistes, sondern die des Fleisches, d. h. des ganzen Menschen. Scientia immortalis visa est res illis (den heidnischen Philosophen) atque incorruptibilis. Nos autem, quibus divina revelatio illuxit..... novimus, non solum mentem, sed affectus perpurgatos, neque animam tantum; sed etiam corpus ad immortalitatem assumptum iri suo tempore. Baco de Verul. (de augm. Scien. 1. I.) Celsus warf deßwegen den Christen ein desiderium corporis vor. Aber dieser unsterbliche Körper ist, wie schon bemerkt, ein immaterieller, d. h. durchaus gemüthlicher, subjectiver Leib — ein Leib, welcher die directe Negation des wirklichen, natürlichen Leibes ist. Und es handelt sich daher in diesem Glauben nicht sowohl um die Anerkennung øder Verklärung der Natur, der Materie als solcher, als vielmehr nur um die Realität des Gemüths, um die Befriedigung des unbeschränkten, supranaturalistischen Glückseligkeitstriebes, welchem der wirkliche, objective Leib eine Schranke ift.

Was die Engel eigentlich sind, denen die himmlischen Seelen gleichen werden, darüber gibt die Bibel eben so wenig, wie über andere wichtige Dinge, bestimmte Aufschlüsse, sie werden nur von ihr Geister ävɛúμata genannt und als hominibus superiores bezeichnet. Die spätern Christen sprachen sich, und mit vollem Rechte, auch hierüber bestimmter aus, jedoch verschiedentlich. Die einen gaben ihnen Körper, die andern nicht — eine übrigens nur scheinbare Differenz, da der englische Leib nur ein phantastischer ist. Was jedoch den Körper der Auferstehung betrifft, so hatten sie hierüber nicht nur verschiedne, sondern auch sehr entgegengesezte Vorstellungen

Widersprüche, die aber in der Natur der Sache liegen, sich nothwendig ergeben aus dem Grundwiderspruch des religiösen Bewußtseins, welcher sich in dieser Materie, wie gezeigt, darin offenbart, daß es im Wesen derselbe individuelle Leib, den wir vor der Auferstehung hatten, und doch wieder ein anderer, — ein anderer und doch wieder derselbe sein soll. Und zwar der

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