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Fortsetzung von den Wundern im A. u. N. T. Aus der Verwandlung des Wassers in Wein, des Stabes in eine Schlange, der Steine in Wasserbrunnen (Psalm 114), aus diesen biblischen Transsubstantiationen erklärten und begründeten die Katholiken die Verwandlung des Brotes in Fleisch. Wer einmal an jenen Verwandlungen keinen Anstoß nimmt, der hat kein Recht, keinen Grund, diese Verwandlung zu beanstanden. Die protestantische Abendmahlslehre widerspricht nicht weniger der Vernunft, als die katholische. „Man kann Christus Leib nicht anders theilhaftig werden, denn auf die zwo Weise, geistlich oder leiblich. Wiederum diese leibliche Gemeinschaft kann nicht sichtbarlich, noch empfindlich seyn (d. h. keine leibliche sein) sonst würde kein Brot da bleiben. Wiederum kann es nicht schlecht Brot seyn; sonst wäre es nicht eine leibliche Gemeinschaft des Leibes Christi; sondern des Brotes. Darum muß, da das gebrochne Brot ist, auch wahrhaftig und leiblich seyn der Leib Christi, wiewohl unsichtbarlich" (d. h. unleiblich). Luther (T. XIX. p. 203). Der Protestant gibt nur keine Erklärung über die Art und Weise, wie Brot Fleisch, Wein Blut sein könne.,,Darauf stehen, gläuben und lehren wir auch, daß man im Abendmahl wahrhaftig und leiblich Christus Leib zu sich nimmt und isset. Wie aber das zugehe, oder wie er im Brod sey, wissen wir nicht, sollens auch nicht wissen." Ders. (Ebend. p. 393). ,,Wer ein Chrift seyn will, der soll nicht thun, wie unsre Schwärmer und Rottengeister thun, wie das seyn könne, daß Brodt Christus Leib und Wein Christus Blut fey." Ders. (T. XVI. p. 220). Cum retineamus doctrinam de praesentia corporis Christi, quid opus est quaerere de modo? Melanchthon (Vita Mel. Camerarius. Ed. Strobel. Halae 1777. p. 446). Auch die Protestanten nahmen daher eben so wie die Katholiken zur Allmacht, der Quelle aller vernunftwidersprechenden Vorstellungen, ihre Zuflucht. (Concord. fumm. Beg. Art. 7. Aff. 3. Negat. 13. S. auch Luther z. B. T. XIX. p. 400.)

Ein köstliches, ja wahrhaft incomparables und zugleich höchst lehrreiches Erempel von der theologischen Unbegreiflichkeit und Uebernatürlichkeit liefert die in Betreff des Abendmahls (Concordienbuch summ. Beg. Art. 7.) gemachte Unterscheidung zwischen Mündlich und Fleischlich oder Natürlich. Wir gläuben, lehren und be

kennen, daß der Leib und Blut Christi nicht allein geistlich durch den Glauben, sondern auch mündlich, doch nicht auf kapernaitische, sondern übernatürliche, himmlische Weise, um der sacramentlichen Vereinigung willen, mit dem Brote und Wein empfangen werden." Probe namque discrimen inter manducationem oralem et naturalem tenendum est. Etsi enim oralem manducationem adseramus atque propugnemus, naturalem tamen non admittimus. .... Omnis equidem manducatio naturalis etiam oralis est, sed non vicissim oralis manducatio statim est naturalis..... Unicus itaque licet sit actus, unicumque organum, quo panem et corpus Christi, itemque vinum et sanguinem Christi accipimus, modus (ja wohl der modus) nihilominus maximopere differt, cum panem et vinum modo naturali et sensibili, corpus et sanguinem Christi simul equidem cum pane et vino, at modo supernaturali et insensibili, qui adeo etiam a nemine mortalium (ficherlich auch von keinem Gotte) explicari potest, revera interim et ore corporis accipiamus. Jo. Fr. Buddeus (l. c. Lib. V. c. I. §. 15). Welch eine Heuchelei! Mit demselben Munde, womit er seinen Gott zwischen die Lippen preßt und sein Blut in sich saugt, um sich seiner wirklichen, d. i. fleischlichen Existenz zu versichern, mit demselben Munde läugnet der Christ und zwar im heiligsten Moment seiner Religion die fleischliche Gegenwart, den fleischlichen Genuß Gottes. So läugnet er also auch hier, daß er das Fleisch befriedigt, während er es in der That befriedigt.

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Dogmatik und Moral, Glaube und Liebe widersprechen sich im Christenthum. Wohl ist Gott, der Gegenstand des Glaubens, an sich der mystische Gattungsbegriff der Menschheit der gemeinsame Vater der Menschen Liebe zu Gott in sofern die mystische Liebe zum Menschen. Aber Gott ist nicht nur das gemeinsame, er ist auch ein besondres, persönliches, von der Liebe unterschiednes Wesen. Wo sich das Wesen von der Liebe scheidet, entspringt die Willkühr. Die Liebe handelt aus Nothwendigkeit, die Persönlichkeit aus Willkühr. Die Persönlichkeit bewährt sich als Persönlichkeit nur durch Willkühr; die Persönlichkeit ist herrschsüchtig, ehrgeizig; sie will sich nur geltend machen, Die höchste Feier Gottes als eines persönlichen Wesens ist daher die Feier Gottes als eines schlechthin unumschränkten, willkührlichen Wesens. Die Persönlichkeit als solche ist indifferent gegen alle substanziellen Bestimmungen; die innere Nothwendigkeit, der Wesensdrang erscheint ihr als Zwang. Hier haben wir das Geheimniß der christlichen Liebe. Die Liebe Gottes als Prädicat eines persönlichen Wesens hat hier die Bedeutung der Gnade: Gott ist ein gnädiger Herr, wie er im Judenthum ein strenger Herr war. Die Gnade ist die beliebige Liebe die Liebe, die nicht aus innerem Wesensdrang handelt, sondern was sie thut, auch nicht thun, ihren Gegenstand, wenn sie wollte, auch verdammen könnte - also die grundlose, die unwesentliche, die willkührliche, die absolut subjective, die nur persönliche Liebe. Wer kann seinem Willen widerstehen, so er sich erbarmet über welchen er will und verstecket welchen er will? Röm. 9. v. 18. .... Der König thut was er will. Also auch Gottes Wille. Er hat über uns und alle Creaturen gut Recht und vollkömmliche Macht zu thun was er will. Und uns geschieht nicht unrecht. Wenn sein Wille ein Maaß oder Regel, Gesez, Grund oder Ursache hätte, so wäre es schon nimmer Gottes Wille. Denn was er will ist darum recht, daß er es so will. Wo der Glaube und hei

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lige Geist ist..... Die gläuben, daß Gott gut und gütig sey, wenn er auch alle Menschen verdammt. Ist nicht Efau Jakobs Bruder? spricht der Herr. Doch habe ich Jakob lieb und hasse Esau." Luther (T. XIX. p. 83. 87. 90.91.97). Wo die Liebe in diesem Sinne erfaßt wird, da wird daher eifersüchtig darüber gewacht, daß der Mensch sich nichts zum Verdienste anrechne, daß der göttlichen Persönlichkeit allein das Verdienst bleibe; da wird sorgfältigst jeder Gedanke an eine Nothwendigkeit beseitigt, um auch subjectiv durch das Gefühl der Verbindlichkeit und Dankbarkeit ausschließlich die Persönlichkeit feiern und verherrlichen zu können. Die Juden vergöttern den Ahnenstolz; die Christen dagegen verklärten und verwandelten das jüdisch - aristokratische Princip des Geburtsadels in das demokratische Princip des Verdienstadels. Der Jude macht die Seligkeit von der Geburt, der Katholik vom Verdienste des Werkes, der Protestant vom Verdienste des Glaubens abhängig. Aber der Begriff der Verbindlichkeit und Verdienstlichkeit verbindet sich nur mit einer Handlung, einem Werke, das nicht von mir gefordert werden kann oder nicht nothwendig aus meinem Wesen hervorgeht. Die Werke des Dichters, des Philosophen können nur äußerlich betrachtet unter den Gesichtspunkt der Verdienstlichkeit gestellt werden. Sie sind Werke des Genies - nothgedrungne Werke: der Dichter mußte dichten, der Philosoph philosophiren. Die höchste Selbstbefriedigung lag für sie in der beziehungs- und rücksichtslosen Thätigkeit des Schaffens. Eben so ist es mit einer wahrhaft edeln moralischen Handlung. Für den edeln Menschen ist die edle Handlung eine natürliche: er zweifelt nicht, ob er sie thun soll, er legt sie nicht auf die Wage der Wahlfreiheit; er muß sie thun. Nur wer so handelt, ist auch ein zuverlässiger Mensch. Die Verdienstlichkeit führt immer die Vorstellung mit sich, daß man etwas, so zu sagen, nur aus Lurus, nicht aus Nothwendigkeit thut. Die Christen feierten nun wohl die höchste Handlung in ihrer Neligion, die Mensch-° werdung Gottes als ein Werk der Liebe. Aber die christliche

Liebe hat insofern, als sie sich auf den Glauben stüßt, auf die Vorstellung Gottes als eines Herrn, eines Dominus, die Bedeutung eines Gnadenactes, einer an sich Gott überflüffigen, bedürfnißlosen Liebe. Ein gnädiger Herr ist ein solcher, der von seinem Rechte abläßt, ein Herr, der thut aus Gnade, was er als Herr zu thun nicht nöthig hat, was über den stricten Begriff des Herrn hinausgeht. Gott hat als Herr nicht nur die Pflicht, dem Menschen wohlzuthun; er hat sogar das Recht - denn er ist durch kein Geseß gebundner Herr den Menschen zu vernichten, wenn er will. Kurz, die Gnade ist die unnothwendige Liebe, die Liebe im Widerspruch mit dem Wesen der Liebe, die Liebe, die nicht Wesen, nicht Natur ausdrückt, die Liebe, welche der Herr, das Subject, die Person Persönlichkeit ist nur ein abstracter, moderner Ausdruck für Herrlichkeit von sich unterscheidet als ein Prädicat, welches sie haben und nicht haben kann, ohne deßwegen aufzuhören, sie selbst zu sein. Nothwendig mußte sich daher auch im Leben, in der Praris des Christenthums dieser innere Widerspruch realisiren, das Subject vom Prädicat, der Glaube von der Liebe scheiden. Wie die Liebe" Gottes zum Menschen nur ein Gnadenact war, so wurde auch die Liebe des Menschen zum Menschen nur zu einem Gnadenact des Glaubens. Die christliche Liebe ist der gnädige Glaube, wie die Liebe Gottes die gnädige Persönlichkeit oder Herrschaft. (Ueber die göttliche Willkühr f. auch J. A. Ernesti's schon oben citirte Abhandlung: Vindiciae arbitrii divini.)

Der Glaube hat ein böses Wesen in sich. Der chriftliche Glaube, sonst nichts ist der oberste Grund der christlichen Kezerverfolgungen und Kezerhinrichtungen. Der Glaube anerkennt den Menschen nur unter der Bedingung, daß er Gott, d. h. den Glauben anerkennt. Der Glaube ist die Ehre, die der Mensch Gott erweist. Und diese Ehre gebührt ihm unbedingt. Dem Glauben ist die Basis aller Pflichten der Glaube an Gott - der Glaube die absolute Pflicht, die Pflichten

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