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Oberhaupt der Kirche sanctionirte. So heißt es z. B. in der Canonizatio S. Bernhardi Abbatis per Alexandrum papam III. anno Ch. 1164. Litt. apost. primo ad Praelatos Eccles. Gallic. In afflictione vero corporis sui usque adeo sibi mundum, seque mundo reddidit crucifixum, ut confidamus martyrum quoque eum merita obtinere sanctorum etc. Aus diesem rein negativen Moralprincip kommt es auch, daß sich innerhalb des Katholicismus selbst diese crasse Ansicht aussprechen konnte und durfte, daß das bloße Märtyrerthum auch ohne die Triebfeder der Liebe zu Gott himmlische Seligkeit erwerbe.

Allerdings negirte auch der Katholicismus in praxi die supranaturalistische Moral des Christenthums; aber seine Negation hat eine wesentlich andere Bedeutung, als die des Protestantismus; sie ist nur eine Negation de facto, aber nicht de jure. Der Katholik verneinte im Leben, was er im Leben bejahen sollte wie z. B. das Gelübde der Keuschheit bejahen wollte, wenn er wenigstens ein religiöser Katholik war, aber der Natur der Sache nach nicht bejahen konnte. Er machte also das Naturrecht geltend, er befriedigte die Sinnlichkeit er war mit einem Worte: Mensch im Widerspruch mit seinem wahren Wesen, seinem religiösen Princip und Gewissen. Adhuc proh dolor! vivit in me verus homo. Der Katholicismus hat der Welt den Beweis gegeben, daß die übernatürlichen Glaubensprincipien des Christenthums auf das Leben angewandt, zu Moralprincipien gemacht, immoralische, grundverderbliche Folgen haben. Diese Erfahrung zog sich der Protestantismus zu Nuße, oder vielmehr sie rief den Protestantismus hervor. Er machte daher die im Sinne des wahren Katholicismus, allerdings nicht im Sinne der entarteten Kirche — illegitime praktische Negation des Christenthums zum Gefeß, zur Norm des Lebens: Ihr könnt im Leben, wenigstens diesem Leben, keine Christen, keine besondere, übermenschliche Wesen sein, also sollt ihr auch keine fein. Und er legitimirte vor seinem im Christenthum befange

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nen Gewissen sogar diese Negation des Christenthums selbst wieder aus dem Christenthum, erklärte sie für christlich kein Wunder daher, daß nun endlich das moderne Christenthum nicht nur die praktische, sondern selbst auch die theoretische, also die totale Negation des Christenthums für Christenthum ausgibt. Wenn übrigens der Protestantismus als der Widerspruch, der Katholicismus als die Einheit von Glauben und Leben bezeichnet wird, so versteht es sich von selbst, daß damit beiderseits nur das Wesen, das Princip bezeichnet werden foll.

Der Glaube opfert Gott den Menschen auf. Das Menschenopfer gehört selbst zum Begriffe der Religion. Die blutigen Menschenopfer dramatisiren nur diesen Begriff. „Durch den Glauben opferte Abraham den Isaak." Hebräer 11, 17. Quanto major Abraham, qui unicum filium voluntate jugulavit .... Jepte obtulit virginem filiam et idcirco in enumeratione sanctorum ab Apostolo ponitur. Hieronymus (Epist. Juliano). Ueber die Menschenopfer in der jüdischen Religion siehe Daumer's und Ghillany's diesen Gegenstand betreffende neueste Werke. Auch in der christlichen Religion ist es nur das Blut, die Negation des Menschensohnes, wodurch der Zorn Gottes geftillt, Gott mit dem. Menschen versöhnt wird. Darum mußte ein reiner, schuldloser Mensch als Opfer fallen. Solches Blut nur ist kostbar, solches nur hat versöhnende Kraft. Und dieses am Kreuze zur Besänftigung des göttlichen Zorns vergoßne Blut genießen die Christen im Abendmahl zur Bestärkung und Besiegelung ihres Glaubens. Aber warum denn das Blut in der Gestalt des Weins, das Fleisch unter der Gestalt des Brotes? Da= mit es nicht den Schein hat, als äßen die Christen wirklich Menschenfleisch, als tränken sie wirklich Menschenblut, damit nicht der natürliche Mensch, d. i. der homo verus beim Anblick von wirklichem Menschenfleisch und Blute vor den Mysterien des christlichen Glaubens zurückschaudert. Etenim ne humana infirmitas esum carnis et potum sanguinis in

sumptione horreret, Christus velari et palliari illa duo voluit speciebus panis et vini. Bernard (edit. cit. p. 189-191). Sub alia autem specie tribus de causis carnem et sanguinem tradit Christus et deinceps sumendum instituit. Ut fides scil. haberet meritum, quae est de his quae non videntur, quod fides non habet meritum, ubi humana ratio praebet experimentum. Et ideo etiam ne abhorreret animus quod cerneret oculus; quod non habemus in usu carnem crudam comedere et sanguinem bibere. .... Et etiam ideo ne ab incredulis religioni christianae insultaretur. Unde Augustinus: Nihil rationabilius, quam ut sanguinis similitudinem sumamus, ut et ita veritas non desit et ridiculum nullum fiat a paganis, quod cruorem occisi hominis bibamus. Petrus Lomb. (Sent. lib. IV. dist. 11. c. 4).

Aber wie das blutige Menschenopfer in der höchsten Negation des Menschen zugleich die höchste Position desselben ausdrückt, denn nur deßwegen, weil das Menschenleben für das Höchste gilt, weil also das Opfer desselben das schmerzlichste ist, das Opfer, welches die größte Ueberwindung kostet, wird es Gott dargebracht eben so ist auch der Widerspruch der Eucharistie mit der menschlichen Natur nur ein scheinbarer. Auch ganz abgesehen davon, daß Fleisch und Blut mit Wein und Brot, wie der h. Bernhard sagt, bemäntelt werden, d. h. in Wahrheit nicht Fleisch, sondern Brot, nicht Blut, sondern Wein genossen wird das Mysterium der Eucharistie löst sich auf in das Geheimniß des Essens und Trinkens. Alle alte christliche Lehrer .... lehren, daß der Leib Christi nicht allein geistlich mit dem Glauben, welches auch außerhalb des Sacraments geschieht, sondern auch mündlich, nicht allein von gläubigen, frommen, sondern auch von unwürdigen, ungläubigen, falschen und bösen Christen empfangen werde." So ist nun zweierley Effen des Fleisches Chrifti, eines geistlich..... Solch geistlich Essen aber ist nichts andres als der Glaube. .... Das andere Essen des Leibes Christi ist

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mündlich oder sacramentlich." (Concordienb. Erkl. Art. 7.) „Der Mund isset den Leib Christi leiblich." Luther (wider die Schwarmgeister, T. XIX. p. 417). Was begründet also die specifische Differenz der Eucharistie? Essen und Trinken. Außer dem Sacrament wird Gott geistig, im Sacrament sinnlich, mündlich genossen, d. h. getrunken und gegessen leiblich angeeignet, assimilirt. Wie könntest Du aber Gott in Deinen Leib aufnehmen, wenn er Dir für ein Gottes unwürdiges Organ gälte? Schüttest Du den Wein in ein Wassergefäß? Ehrst Du ihn nicht durch ein besondres Glas? Fassest Du mit Deinen Händen oder Lippen an, was Dich ekelt? Erklärst Du nicht dadurch das Schöne allein für das Berührungswürdige? Sprichst Du nicht die Hände und Lippen heilig, wenn Du mit ihnen das Heilige ergreifft und be, rührst? Wenn also Gott gegeffen und getrunken wird, so wird Essen und Trinken als ein göttlicher Act ausgesprochen. Und dieß sagt die Eucharistie, aber auf eine sich selbst widersprechende, mystische, heimliche Weise. Unsere Aufgabe ist es jedoch, offen und ehrlich, deutlich und bestimmt das Mysterium der Religion auszusprechen. Das Leben ist Gott, Lebensgenuß Gottesgenuß, wahre Lebensfreude wahre Religion. Aber zum Lebensgenuß gehört auch der Genuß von Speise und Trank. Soll daher das Leben überhaupt heilig sein, so muß auch Effen und Trinken heilig sein. Ist diese Confession Irreligion? Nun so bedenke man, daß diese Irreligion das analysirte, explicirte, das unumwunden ausgesprochne Geheimniß der Religion selbst ist. Alle Geheimnisse der Religion resolviren sich zuleßt, wie gezeigt, in das Geheimniß der himmlischen Seligkeit. Aber die himmlische Seligkeit ist nur die von den Schranken der Wirklichkeit entblößte Glückseligkeit. Die Christen wollen so gut glückselig sein als die Heiden. Der Unterschied ist nur, daß die Heiden den Himmel auf die Erde, die Christen die Erde in den Himmel verfeßen. Endlich ist, was ist, was wirklich genossen wird;

aber unendlich, was nicht ist, was nur geglaubt und gehofft wird.

Die christliche Religion ist ein Widerspruch. Sie ist die Versöhnung und zugleich der Zwiespalt, die Einheit zugleich und der Gegensaß von Gott und Mensch. Dieser personificirte Widerspruch ist der Gottmensch die Einheit der Gottheit und Menschheit in ihm Wahrheit und Unwahrheit.

Es ist schon oben behauptet worden, daß, wenn Christus zugleich Gott, Mensch und zugleich ein andres Wesen war, welches als ein des Leidens unfähiges Wesen vorgestellt wird, fein Leiden nur eine Illusion war. Denn sein Leiden für ihn als Menschen war kein Leiden für ihn als Gott. Nein! was er als Mensch bekannte, läugnete er als Gott. Er litt nur äußerlich, nicht innerlich, d. h. er litt nur scheinbar, dofetisch, aber nicht wirklich, denn nur der Erscheinung, dem Ansehn, dem Aeußern nach war er Mensch, in Wahrheit, im Wesen aber, welches eben deßwegen nur den Gläubigen Gegenstand war, Gott. Ein wahres Leiden wäre es nur gewesen, wenn er zugleich als Gott gelitten hätte. Was nicht in Gott selbst aufgenommen, wird nicht in die Wahrheit, nicht in das Wesen, die Substanz aufgenommen. Unglaublich aber ist es, daß die Christen selbst, theils direct, theils indirect, eingestanden haben, daß ihr höchstes, heiligstes Mysterium nur eine Illusion, eine Simulation ist. Eine Simulation, die übrigens schon dem durchaus unhistorischen *), theatralischen, illusorischen Evangelium Johannis zu Grunde liegt, wie dieß unter Anderm besonders aus der Auferweckung des Lazarus

*) Wegen dieser Behauptung verweise ich auf Lühelbergers Schrift: Die kirchliche Tradition über den Apostel Johannes und seine Schriften in ihrer Grundlosigkeit nachgewiesen", und Bruno Bauers,,Kritik der evangelischen Geschichte der Synoptiker und des Johannes“ (III. B.).

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