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hervorgeht, indem hier der allmächtige Gebieter über Tod und Leben offenbar nur zur Ostentation seiner Menschlichkeit sogar Thränen vergießet und ausdrücklich sagt: „Vater, ich danke Dir, daß Du mich erhöret hast, doch ich weiß, daß Du mich allezeit hörest, sondern um des Volks willen, das umher stehet, sage ich es, daß sie glauben." Diese evangelische Simulation hat nun die christliche Kirche bis zur offenbaren Verstellung ausgebildet. Si credas susceptionem corporis, adjungas divinitatis compassionem, portionem utique perfidiae, non perfidiam declinasti. Credis enim, quod tibi prodesse praesumis, non credis quod Deo dignum est. .... Idem enim patiebatur et non patiebatur..... Patiebatur secundum corporis susceptionem, ut suscepti corporis veritas crederetur et non patiebatur secundum verbi impassibilem divinitatem. .... Erat igitur immortalis in morte, impassibilis in passione..... Cur divinitati attribuis aerumnas corporis et infirmum doloris humani divinae connectis naturae? Ambrosius (de incarnat. domin. sacr. c. 4 u. 5). Juxta hominis naturam proficiebat sapientia, non quod ipse sapientior esset ex tempore.... sed eandem, qua plenus erat, sapientiam caeteris ex tempore paulatim demonstrabat..... In aliis ergo non in se proficiebat sapientia et gratia. Gregorius in homil. quadam (bei Petrus Lomb. 1. III. dist. 13. c. 1). Proficiebat ergo humanus sensus in eo secundum ostensionem et aliorum hominum opinionem. Ita enim patrem et matrem dicitur ignorasse in infantia, quia ita se gerebat et habebat ac si agnitionis expers esset. Petrus L. (ibid. c. 2.) Ut homo ergo dubitat, ut homo locutus est. (Ambrosius.) His verbis innui videtur, quod Christus non inquantum Deus vel Dei filius, sed inquantum homo dubitaverit affectu humano. Quod ea ratione dictum accipi potest: non quod ipse dubitaverit, sed quod modum gessit dubitantis et hominibus dubitare videbatur. Petrus L. (ibid. dist. 17. c. 2). Wir haben im ersten Theil unsrer Schrift die Wahrheit, im zweiten

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die Unwahrheit der Religion oder vielmehr der Theologie dargestellt. Wahrheit ist nur die Identität Gottes und des Menschen Wahrheit nur die Religion, wenn sie die menschlichen Bestimmungen als göttliche bejaht, Falschheit, wenn sie, als Theologie, dieselben negirt, Gott als ein andres Wesen sondernd vom Menschen. So hatten wir im ersten Theil zu beweisen die Wahrheit des Leidens Gottes; hier haben wir den Beweis von der Unwahrheit dieses Leidens, und zwar nicht den subjectiven, sondern den objectiven — das Eingeständniß der Theo, logie selbst, daß ihr höchstes Mysterium, das Leiden Gottes nur eine Täuschung, Illusion ist. Habe ich also falsch geredet, wenn ich sagte, das oberste Princip der christlichen Theologie sei die Hypokrisie? Läugnet nicht auch der Theanthropos, daß er Mensch ist, während er Mensch ist? O widerlegt mich doch! Es ist daher die höchste Kritiklosigkeit, Unwahrhaftigkeit und Willkührlichkeit, die christliche Religion, wie es die speculative Philosophie gemacht hat, nur als Religion der Versöhnung, nicht auch als Religion des Zwiespalts zu demonstriren, in dem Gottmenschen nur die Einheit, nicht auch den Widerspruch des göttlichen und menschlichen Wesens zu finden. Christus hat nur als Mensch, nicht als Gott gelitten

Leidensfähigkeit ist aber das Zeichen wirklicher Menschheit - nicht als Gott ist er geboren, gewachsen an Erkenntniß, gefreuzigt; d. h. alle menschlichen Bestimmungen sind von ihm als Gott entfernt geblieben. Si quis non confitetur proprie et vere substantialem differentiam naturarum post ineffabilem unionem, ex quibus unus et solus extitit Christus, in ea salvatam, sit condemnatus. Concil. Later. I. can. 7. (Carranza.) Das göttliche Wesen ist in der Menschwerdung, ungeachtet der Behauptung, daß Christus zugleich wahrer Gott und wahrer Mensch gewesen, eben so gut entzweit mit dem menschlichen Wesen, als vor derselben, indem jedes Wesen die Bestimmungen des andern von sich ausschließt, obwohl beide, aber auf eine unbegreifliche, miraculöse, d. i. unwahre, der Natur des Verhältnisses, indem sie zu ein

ander stehen, widersprechende Weise zu einer Persönlichkeit verknüpft sein sollen. Auch die Lutheraner, ja Luther selbst, so derb er sich über die Gemeinschaft und Vereinigung der menschlichen und göttlichen Natur in Christo ausspricht, kommf doch nicht über ihren unversöhnlichen Zwiespalt hinaus. „Gott ist Mensch und Mensch ist Gott, dadurch doch weder die Naturen, noch derselben Eigenschaften mit einander vermischt werden, sondern es behält eine jede Natur ihr Wesen und Eigenschaften." „Es hat der Sohn Gottes selbst wahrhaftig, doch nach der angenommenen menschlichen Natur gelitten und ist wahrhaftig gestorben, wiewohl die göttliche Natur weder leiden, noch sterben kann.“ „Ist recht geredet: Gottes Sohn leidet. Denn obwohl das eine Stück (daß ich so rede) als die Gottheit nicht leidet, so leidet dennoch die Person, welche Gott ist, am andern Stück als an der Menschheit; denn in der Wahrheit ist Gottes Sohn für uns gekreuzigt, das ist die Person, die Gott ist; denn sie ist, Sie (sage ich) die Person ist gekreuzigt nach der Menschheit." Die Person ists, die alles thut und leidet, eins nach dieser Natur, bas andre nach jener Natur, wie das alles die Gelehrten wohl wissen." Concordienbuch (Erklär. Art. 8).,,Es ist Gottes Sohn und Gott selbst ermordet und erwürget; denn Gott und Mensch ist eine Person. Darum ist der Gott gekreuzigt und gestorben, der Mensch worden: nicht der abgesonderte Gott, sondern der vereinigte Gott mit der Menschheit: nicht nach der Gottheit, sondern nach der menschlichen Natur, die er angenommen." Luther (T. III.. p. 502). So sind also nur in der Person, d. h. nur in einem Nomen proprium, nur dem Namen nach, aber nicht im Wesen, nicht in der Wahrheit die beiden Naturen zur Einheit verbunden. Quando dicitur: Deus est homo vel homo est Deus, propositio ejusmodi vocatur personalis. Ratio est, quia unionem personalem in Christo supponit. Sine tali enim naturarum in Christo unione nunquam dicere potuissem, Deum esse hominem aut hominem esse Deum.

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Feuerbach. 2. Aufl.

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Abs

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tracta autem naturae de se invicem enuntiari non posse, longe est manifestissimum. Dicere itaque non licet, divina natura est humana aut deitas est humanitas et vice versa. J. F. Buddei (Comp. Inst. Theol.dogm. 1. IV. c. II. §. 11). So ist also die Einheit des göttlichen und menschlichen Wesens in der Incarnation nur eine Täuschung, eine Illusion. Das alte Dissidium von Gott und Mensch liegt auch ihr noch zu Grunde und wirkt um so verderblicher, ist um so häßlicher, als es sich hinter den Schein, hinter die Imagination der Einheit verbirgt. Darum war auch der Socinianismus nichts weniger als flach, wenn er wie die Trinität, so auch das Compofitum des Gottmenschen negirte — er war nur consequent, nur wahrhaft. Gott war ein dreipersönliches Wesen und doch sollte er zugleich schlechthin einfach, ein ens simplicissimum sein, so läugnete die Einfachheit die Trinität; Gott war GottMensch und doch sollte die Gottheit nicht von der Menschheit tangirt oder aufgehoben werden, d. h. wesentlich von ihr ġeschieden sein; so läugnete die Unvereinbarkeit der göttlichen und menschlichen Bestimmungen die Einheit der beiden Wesen. Wir haben demnach schon im Gott-Menschen selbst den Läugner, den Erzfeind des Gottmenschen, den Rationalismus, nur daß er hier zugleich noch mit seinem Gegensaße behaftet war. Der Socinianismus negirte also nur, was der Glaube selbst negirte, zugleich aber im Widerspruch mit sich wieder behauptete; er negirte nur einen Widerspruch, nur eine Unwahrheit.

Gleichwohl haben aber doch auch wieder die Christen die Menschwerdung Gottes als ein Werk der Liebe gefeiert, als eine Selbstaufopferung Gottes, als eine Verläugnung seiner Majestät Amor triumphat de Deo - denn die Liebe Gottes ist ein leeres Wort, wenn sie nicht als wirkliche Aufhebung seines Unterschieds vom Menschen gefaßt wird. Wir haben daher im Mittelpunkt des Christenthums den am Schluß entwickelten Widerspruch von Glaube und Liebe. Der Glaube macht das Leiden Gottes zu einem Scheine, die Liebe zu einer

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Wahrheit. Nur auf der Wahrheit des Leidens beruht der wahre, positive Eindruck der Incarnation. So sehr wir daher den Widerspruch und Zwiespalt zwischen der menschlichen und göttlichen Natur im Gottmenschen hervorgehoben haben, so sehr müssen wir hinwiederum die Gemeinschaft und Einheit derselben hervorheben, vermöge welcher Gott wirklich Mensch und der Mensch wirklich Gott ist. Hier haben wir darum den unwidersprechlichen, unumstößlichen und zugleich finnfälligen Beweis, daß der Mittelpunkt, der höchste Gegenstand des Christenthums nichts andres als der Mensch ist, daß die Christen das menschliche Individuum als Gott und Gott als das menschliche Individuum anbeten. Dieser Mensch gebohren von Maria der Jungfrauen ist Gott selbst, der Himmel und Erde erschaffen hat. Luther (T. II. p. 671). Ich zeige auf den Menschen Christum und spreche: das ist Gottes Sohn." Derselbe (T. XIX. p. 594). Lebendig machen, alles Gericht und alle Gewalt haben im Himmel und auf Erden, alles in seinen Händen haben, alles unter seinen Füßen unterworfen haben, von Sünden reinigen u. f. w. find .... göttliche unendliche Eigenschaften, welche doch nach Aussage der Schrift dem Menschen Christo gegeben und mitgetheilt find." „Daher gläuben, lehren und bekennen wir, daß des Menschen Sohn ........ jezt nicht allein als Gott, sondern auch als Mensch Alles weiß, Alles vermag, allen Creaturen gegenwärtig ist.“ „Demnach verwerfen und verdammen wir .... daß er (der Sohn Gottes) nach der menschlichen Natur der Allmächtigkeit und anderer Eigenschaften göttlicher Natur allerding nicht fähig sei." Concordienb. summar. Begr. u. Erklär. Art. 8. Unde et sponte sua fluit, Christo etiam qua humanam naturam spectato cultum religiosum deberi. Buddeus (1. c. 1. IV. c. II. §. 17). Dasselbe lehren ausdrücklich die Kirchenväter und Katholiken. 3. B. Eadem adoratione adoranda in Christo est divinitas et humanitas. .... Divinitas intrinsece inest humanitati per unionem hypostaticam: ergo

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