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Nichts thun, was sich, d. h. der Vernunft widerspricht. Unvernünftiges kann auch die Allmacht nicht thun. Ueber der Macht der Allmacht steht also die höhere Macht der Vernunft; über dem Wesen Gottes das Wesen des Verstandes, als das Kriterium des von Gott zu Bejahenden und Verneinenden, des Positiven und Negativen. Kannst Du einen Gott glauben, der ein unvernünftiges und böses Wesen ist? Nimmermehr; aber warum nicht? Weil es Deinem Verstande widerspricht, böses und unvernünftiges Wesen als göttliches Wesen anzunehmen. Was bejahst Du, was vergegenständlichst Du also in Gott? Deinen eignen Verstand. Gott ist Dein höchster Begriff und Verstand, Dein höchstes Denkvermögen. Gott ist der Inbegriff aller Realitäten, d. h. der Inbegriff aller Verstandes affirmationen. Was ich im Verstande als wesenhaft erkenne, seße ich in Gott als seiend: Gott ist, was der Verstand als das Höchste denkt. Was ich aber als wesenhaft erkenne, darin offenbart sich das Wesen meines Verstandes, darin zeigt sich die Kraft meines Denkvermögens.

Der Verstand ist also das Ens realissimum, das allerrealste Wesen der alten Ontotheologie. „Im Grunde können wir uns, sagt die Ontotheologie, Gott nicht anders denken, als wenn wir alles Reale, was wir bei uns selbst antreffen, ohne alle Schranken ihm beilegen.“ *) Unfre positiven, wesenhaften Eigenschaften, unsre Realitäten find also die Realitäten Gottes, aber in uns sind sie mit, in Gott ohne Schranken. Aber wer zieht denn von den Realitäten die Schranken ab, wer thut sie weg? der Verstand.

*) Kant Vorles. über d. philos. Religionsl. Leipzig 1817 p. 39,

Was ist demnach das ohne alle Schranken gedachte Wesen anders, als das Wesen des alle Schranken weglassenden, wegdenkenden Verstandes? Wie Du Gott denkst, so denkst Du selbst, das Maaß Deines Gottes ist das Maaß Deines Verstandes. Denkst Du Gott beschränkt, so ist Dein Verstand beschränkt; denkst Du Gott unbeschränkt, so ist auch Dein Verstand nicht beschränkt. Denkst Du Dir z. B. Gott als ein körperliches Wesen, so ist die Körperlichkeit die Gränze, die Schranke Deines Verstandes, Du kannst Dir nichts denken ohne Körper; sprichst Du dagegen Gott die Körperlichkeit ab, so bekräftigst und bethätigst Du damit die Freiheit Deines Verstandes von der Schranke der Körperlichkeit. In dem unbeschränkten Wesen versinnlichst Du nur Deinen unbeschränkten Verstand. Und indem Du daher dieses uneingeschränkte Wesen für das allerwesenhafteste, höchste Wesen erklärst, sagst Du in Wahrheit nichts weiter als: der Verstand ist das Etre suprême, das höchste Wesen.

Der Verstand ist ferner das selbstständige und unabhängige Wesen. Abhängig und unselbstständig ist, was keinen Verstand hat. Ein Mensch ohne Verstand ist auch ein Mensch ohne Willen. Wer keinen Verstand hat, läßt fich verführen, verblenden, von Andern als Mittel gebrauchen. Wie sollte der im Willen eine Selbstzweckthätigkeit haben, der im Verstande ein Mittel Anderer ist? Nur wer denkt, ist frei und selbstständig. Nur durch seinen Verstand sezt der Mensch die Wesen außer und unter sich zu bloßen Mitteln seiner Eristenz herab. Selbstständig und unabhängig ist überhaupt nur, was sich selbst Zweck, sich selbst Object ist. Was Zweck und Gegenstand seiner selbst ist, das ist eben damitinsofern als es sich selbst Object nicht mehr ein Mittel

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und Object für ein andres Wesen. Verstandeslosigkeit ist mit einem Worte Sein für Andres, Object, Verstand Sein für sich, Subject. Was aber nicht mehr für Andres, sondern für sich selbst ist, das verwirft alle Abhängigkeit von einem andern Wesen. Wir dependiren allerdings als physische Wesen von den Wesen außer uns, selbst im Momente des Denkens; aber insofern als wir denken, in der Verstandesthätigkeit als solcher hängen wir von keinem andern Wesen ab. Die Denkthätigkeit ist Selbstthätigkeit.,,Wenn ich denke, so bin ich mir bewußt, daß mein Ich in mir denkt und nicht etwa ein anderes Ding. Ich schließe also, daß dieses Denken in mir nicht einem andern Dinge außer mir inhärirt, sondern mir selbst, folglich auch, daß ich Substanz bin, d. h. daß ich für mich selbst eristire, ohne Prädicat eines andern Dings zu seyn."*) Ob wir gleich immer der Luft bedürfen, so machen wir doch zugleich als Physiker die Luft aus einem Gegenstande des Bedürfnisses zu einem Object der bedürfnißlosen Thätigkeit des Denkens, d. h. zu einem bloßen Ding für uns. Im Athmen bin ich das Object der Luft, die Luft das Subject; indem ich aber die Luft zum Gegenstande des Denkens, der Untersuchung, der Analyse mache, kehre ich dieses Verhältniß um, mache ich mich zum Subject, die Luft zum Object von mir. Abhängig ist aber nur, was Gegenstand eines andern Wesens ist. So ist die Pflanze abhängig von Luft und Licht, d. h. sie ist ein Gegenstand für Luft und Licht, nicht für sich. Freilich ist auch wieder Luft und Licht ein Gegenstand für die Pflanze. Das physische Leben ist überhaupt nichts andres, als dieser

*) Kant l. c. p. 80.

ewige Wechsel von Subject- und Objectsein. Wir verzehren die Luft und werden von ihr verzehrt; wir genießen und werden genossen. Nur der Verstand ist das Wesen, welches alle Dinge genießt, ohne von ihnen genossen zu werden, das nur sich selbst genießende, sich selbst genügende Wesen, - das absolute Subject, das Subject, welches nicht mehr zum Object eines andern Wesens herabgesezt werden kann, weil es alle Gegenstände zu Objecten, zu Prädicaten von sich selbst macht, welches alle Dinge in sich faßt, weil es selbst kein Ding, weil es frei von allen Dingen ist.

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Abhängig ist, was sein Wesen außer sich, selbstständig, was sein Wesen in sich hat. Das Leben ist daher der Widerspruch von zugleich Abhängig- und Selbstständigsein Widerspruch, daß es sein Wesen eben so wohl in sich, als außer sich hat. Nur der Verstand ist frei von diesem und andern Widersprüchen des Lebens; er ist das vollkommen selbstständige, vollkommen mit sich einige, vollkommen in sich seiende Wesen *). Denken ist Insichsein, Leben seiner Differenz vom Denken firirt - Außersichsein; Leben ist von sich Geben, Denken ist in sich Nehmen. Das Wesen außer sich ist die Welt, das Wesen in sich Gott. Denken heißt Gott sein. Der Denkact als solcher ist die Freiheit der unsterblichen Götter von allen äußerlichen Schranken und Nothwendigkeiten des Lebens.

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*) Zur Verhütung von Mißverständnissen bemerke ich, daß ich vom Verstande den Ausdruck: selbstständiges Wesen und ähnliche Ausdrücke nicht in meinem Sinne brauche, sondern daß ich hier auf dem Standpunkte der Ontotheologie, der metaphysischen Theologie überhaupt stehe, um zu zeigen, daß sich die Metaphysik auf die Psychologie reducirt, die ontotheologischen Prädicate nur Prádicate des Verstandes sind.

Die Einheit des Verstandes ist die Einheit Gottes. Dem Verstande ist das Bewußtsein seiner Einheit und Universalität wesentlich, er ist selbst nichts andres, als das Bewußtsein seiner als der absoluten Identität, d. h.: was dem Verstande für verstandesgemäß gilt, das ist ihm ein absolutes, allgemein gültiges Geseß; es ist ihm unmöglich *zu denken, daß das, was sich widerspricht, was falsch, unsinnig ist, irgend wo wahr, und umgekehrt das, was wahr, was vernünftig, irgend wo falsch und unvernünftig sey. '„Es kann intelligente Wesen geben, die mir nicht gleichen, und doch bin ich gewiß, daß es keine intelligenten Wesen gibt, die andre Geseze und Wahrheiten erkennen, als ich, denn jeder Geift sieht nothwendig ein, daß zwei mal zwei vier macht und daß man seinen Freund seinem Hunde vorziehen muß."*) Von einem wesentlich andern Verstand, als dem im Menschen sich bethätigenden Verstand habe ich auch nicht die entfernteste Vorstellung, die entfernteste Ahnung. Vielmehr ist jeder vermeintlich andere Verstand, den ich sehe, nur eine Position meines eignen Verstandes, d. h. eine Idee von mir, eine Vorstellung, die innerhalb mein Denkvermögen fällt, also meinen Verstand ausdrückt. Was ich denke, das thue ich selbst natürlich nur bei rein intellectuellen Dingen, was ich als verbunden denke, verbinde ich, was ich denke als getrennt, unterscheide ich, was ich denke als aufgehoben, als negirt, das negire ich selbst. Denke ich mir also z. B.

*) Malebranche (S. des Verf. Geschichte der Philos. I. Bd. p. 322.) Exstaretne alibi diversa ab hac ratio? censereturque injustum aut scelestum in Jove aut Marte, quod apud nos justum ac praeclarum habetur? Certe nec veri simile est, nec omnino possibile. Chr. Hugenii (Cosmotheoros lib. I.)

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