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einen Verstand, in welchem die Anschauung oder Wirklichkeit, des Gegenstandes unmittelbar mit dem Gedanken desselben verbunden ist, so verbinde ich sie wirklich; mein Verstand oder meine Einbildungskraft ist selbst das Verbindungsvermögen dieser Unterschiede oder Gegensäße. Wie wäre es denn möglich, daß Du sie Dir verbunden vorstelltest sei diese Vorstellung nun deutlich oder confus — wenn Du sie nicht in Dir selbst verbändest? Wie aber auch nur immer der Verstand bestimmt werde, welchen ein bestimmtes menschliches Individuum im Unterschiede von dem seinigen annimmt, dieser andere Verstand ist nur der im Menschen überhaupt sich bethätigende Verstand, der von den Schranken dieses bestimmten, zeitlichen Individuums abgesondert gedachte Verstand. Einheit liegt im Begriffe des Verstandes. Die Unmöglichkeit für den Verstand, sich zwei höchste Wesen, zwei unendliche Substanzen, zwei Götter zu denken, ist die Unmöglichkeit für den Verstand, sich selbst zu widersprechen, sein eignes Wesen zu verläugnen, sich selbst vertheilt zu denken.

Der Verstand ist das unendliche Wesen. Unendlichkeit ist unmittelbar mit der Einheit; Endlichkeit mit der Mehrheit gefeßt. Endlichkeit im metaphysischen Sinne

beruht auf dem Unterschied der Existenz vom Wesen, der Individualität von der Gattung; Unendlichkeit auf der Einheit von Eristenz und Wesen. Endlich ist darum, was mit andern Individuen derselben Gattung verglichen werden kann; unendlich, was nur sich selbst gleich ist, nichts seines Gleichen hat, folglich nicht als Individuum unter einer Gattung steht, sondern ununterscheidbar in Einem Gattung und Individuum, Wesen und Eristenz ist. Aber so ist der Verstand; er hat sein Wesen in sich selbst, folglich nichts neben und außer sich,

was ihm an die Seite gestellt werden könnte; er ist unvergleichbar, weil er selbst die Quelle aller Combinationen und Vergleichungen; unermeßlich, weil er das Maaß aller Maaße ist, wir Alles nur durch den Verstand messen; er kann unter kein höheres Wesen, keine Gattung subsumirt werden, weil er selbst das oberste Princip aller Subsumtionen ist, alle Dinge und Wesen sich selbst subsumirt. Die Definitionen der speculativen Philosophen und Theologen von Gott als dem Wesen, bei welchem sich nicht Eristenz und Wesen unterscheiden laffen, welches alle Eigenschaften, die es hat, selbst ist, so daß Prädicat und Subject in ihm identisch find, alle diese Bestimmungen sind also auch nur vom Wesen des Verstandes abgezogne Begriffe.

Der Verstand oder die Vernunft ist "endlich das nothwendige Wesen. Die Vernunft ist, weil nur die Eri-. stenz der Vernunft Vernunft ist; weil, wenn keine Vernunft, kein Bewußtsein wäre, Alles Nichts, das Sein gleich Nichtsein wäre. Bewußtsein erst begründet den Unterschied von Sein und Nichtsein. Erst im Bewußtsein offenbart sich der Werth des Seins, der Werth der Natur. Warum ist überhaupt Etwas, warum die Welt? aus dem einfachen Grunde, weil, wenn nicht Etwas eristirte, das Nichts existirte, wenn nicht die Vernunft, nur Unver nunft wäre, also darum ist die Welt, weil es ein Unsinn ist, daß die Welt nicht ist. In dem Unsinn ihres Nichtseins findest Du den wahren Sinn ihres Seins, in der Grundlosigkeit der Annahme, sie sei nicht, den Grund, warum sie ist. Nichts, Nichtsein ist zwecklos, sinnlos, verstandlos. Sein nur hat Zweck, hat Grund und Sinn; Sein ist, weil nur Sein Vernunft und Wahrheit ist; Sein

ist das absolute Bedürfniß, die absolute Nothwendigkeit. Was ist der Grund des sich fühlenden Seins, des Lebens? Das Bedürfniß des Lebens. Aber wem ist es Bedürfniß? Dem, was nicht lebt. Nicht ein sehendes Wesen hat das Auge ge- ( macht; wenn es schon sieht, wozu macht es das Auge? Nein! nur das nicht sehende Wesen bedarf des Auges. Wir sind alle ohne Wissen und Willen in die Welt gekommen aber nur dazu gekommen, daß Wissen und Willen sey. Woher ist also die Welt? Aus Noth ist sie, aus Bedürfniß, aus Nothwendigkeit, aber nicht aus einer Nothwendigkeit, die in einem andern, von ihr unterschiedenen Wesen liegt

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was ein reiner Widerspruch ist, sondern aus eigenster, innerster Nothwendigkeit, aus Nothwendigkeit der Nothwendigkeit, weil ohne Welt keine Nothwendigkeit, ohne Nothwendigkeit keine Vernunft, kein Verstand ist. Das Nichts, aus dem die Welt gekommen, ist das Nichts ohne die Welt. Allerdings ist also die Negativität, wie die speculativen Philosophen sich ausdrücken, das Nichts der Grund der Welt aber ein sich selbst aufhebendes Nichts d. h. das Nichts, welches per impossibile eristirte, wenn keine Welt wäre. Allerdings entspringt die Welt aus einem Mangel, aus Penia, aber es ist falsche Speculation, diese Penia zu einem ontologischen Wesen zu machen, dieser Mangel ist lediglich der Mangel, der im angenommenen Nichtsein der Welt liegt. Also ist die Welt nur aus sich selbst und durch sich selbst nothwendig. Aber die Nothwendigkeit der Welt ist die Nothwendigkeit der Vernunft. Die Vernunft als der Inbegriff aller Realitäten denn was find alle Herrlichkeiten der Welt ohne das Licht, was ist aber das äußere Licht ohne das innere Licht? die

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Vernunft ist das unentbehrlichste Wesen

das tiefste und wesentlichste Bedürfniß. Erst die Vernunft ist das Selbstbewußtsein des Seins, das selbstbewußte Sein; erst in der Vernunft offenbart sich der Zweck, der Sinn des Seins. Die Vernunft ist das sich als Selbstzweck gegenständliche Sein; der Endzweck der Dinge. Was sich selbft Gegenstand, das ist das höchfte, das lezte Wesen, was seiner selbst mächtig, das ist allmächtig.

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IV. Kapitel.

Gott als moralisches Wesen oder Gesek.

Gott als Gott das unendliche, allgemeine, anthropomorphismenlose Wesen des Verstandes hat für die Religion nicht mehr Bedeutung, als für eine besondere Wissenschaft ein allgemeiner Grundsag, womit sie anfängt; es ist nur der oberste, lezte Anhalts- und Anknüpfungspunkt, gleichsam der mathematische Punkt der Religion. Das Bewußtsein der menschlichen Beschränktheit und Nichtigkeit, welches sich mit dem Bewußtsein dieses Wesens, verbindet, ist keineswegs ein religiöses Bewußtsein; es bezeichnet vielmehr den Skeptiker, den Materialisten, den Naturalisten, den Pantheisten. Der Glaube an Gott wenigstens den Gott der Religion - geht nur da verloren, wo, wie im Skepticismus, Pantheismus, Materialismus, der Glaube an den Menschen, wenigstens den Menschen, wie er in der Religion gilt, verloren wird. So wenig es daher der Religion Ernst ist und sein kann mit

der Nichtigkeit des Menschen *), so wenig ist es ihr Ernst mit jenem abstracten Wesen, womit sich das Bewußtsein dieser Nichtigkeit verbindet. Ernst ist es der Religion nur mit den Bestimmungen, welche dem Menschen den Menschen vergegenständlichen. Den Menschen negiren, heißt: die Religion negiren.

Es liegt wohl im Interesse der Religion, daß das ihr gegenständliche Wesen ein andres sei als der Mensch; aber es liegt eben so, ja noch mehr in ihrem Interesse, daß dieses andre Wesen zugleich ein menschliches sei. Daß es ein andres sei, dieß betrifft nur die Existenz, daß es aber ein menschliches sei, die innere Wesenheit desselben. Wenn es ein andres dem Wesen nach wäre, was könnte auch dem Menschen an seinem Sein oder Nichtsein gelegen sein? Wie könnte er an der Eristenz desselben so inniges Interesse nehmen, wenn nicht sein eignes Wesen dabei betheiligt wäre?

Ein Beispiel. „Wenn ich das glaube, daß allein die menschliche Natur für mich gelitten hat, so ist mir der Christus ein schlechter Heiland, so bedarf er wohl selbst eines Heilands." Es wird also über den Menschen hinausgegangen, ein andres, vom Menschen unterschiednes Wesen aus Heilsbedürfniß postulirt. Aber so wie dieses andre Wesen gesezt ist, so entsteht auch sogleich das Verlangen des Menschen nach sich selbst, nach seinem Wesen, so wird

*) Die Vorstellung oder der Ausdruck von der Nichtigkeit des Menschen vor Gott innerhalb der Religion ist der Zorn Gottes; denn wie die Liebe Gottes die Affirmation, so ist sein Zorn die Negation des Menschen. Aber eben mit diesem Zorne ist es nicht Ernst. Gott.... nicht recht zornig ist. Es ist sein rechter Ernst nicht, wenn man gleich meynet, er zürne und strafe.“ Luther (T. VIII. p. 208.)

Feuerbach. 2. Aufl.

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