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Herzen, dem Göttlichen und Menschlichen. Die Liebe ist Gott selbst und außer ihr ist kein Gott. Die Liebe macht den Menschen zu Gott und Gott zum Menschen. Die Liebe stärket das Schwache und schwächt das Starke, erniedrigt das Hohe und erhöhet das Niedrige, idealisirt die Materie und materialisirt den Geist. Die Liebe ist die wahre Einheit von Gott und Mensch, von Geist und Natur. In der Liebe ist die gemeine Natur Geist und der vornehme Geist Natur. Lieben heißt vom Geiste aus: den Geist, von der Materie aus: die Materie negiren. Liebe ist Materialismus; immaterielle Liebe ist ein Unding. In der Sehns sucht der Liebe nach dem entfernten Gegenstand bekräftigt der abstracte Idealist wider Willen die Wahrheit der Sinnlichkeit. Aber zugleich ist die Liebe der Idealismus der Natur; Liebe ist Geist, Esprit. Nur die Liebe macht die Nachtigall zur Sängerin; nur die Liebe schmückt die Befruchtungswerkzeuge der Pflanze mit einer Blumenkrone. Und welche Wunder thut nicht die Liebe selbst in unserm gemeinen bürgerlichen Leben! Was der Glaube, die Confession, der Wahn trennt, das verbindet die Liebe. Selbst unsre hohe Noblesse identificirt humoristisch genug die Liebe mit dem bürgerlichen Pöbel. Was die alten Mystiker von Gott fagten, daß er sei das höchste und doch das gemeinste Wesen, das gilt in Wahrheit von der Liebe, und zwar nicht einer erträumten, imaginären Liebe, nein! von der wirklichen Liebe, von der Liebe, die Fleisch und Blut hat, von der Liebe, die alle lebendigen Wesen als eine allgemeine Macht durchbebt.

Ja nur von der Liebe, die Fleisch und Blut hat, denn nur diese kann die Sünden erlassen, welche Fleisch und Blut begangen. Ein nur moralisches Wesen kann nicht vergeben,

was gegen das Gesez der Moralität ist. Was das Geset negirt, wird selbst vom Geseze negirt. Der moralische Richter, welcher nicht menschliches Blut in sein Urthel einfließen läßt, verurtheilt unnachsichtlich, unerbittlich den Sünder. Indem daher Gott als ein fündenvergebendes Wesen angeschaut wird, so wird er gesezt zwar nicht als ein unmoralisches, aber als ein nicht, ein mehr als moralisches, kurz als ein menschliches Wesen. Die Negation der Sünde ist die Negation der abstracten moralischen Gerechtigkeit, die Position der Liebe, der Barmherzigkeit, der Sinnlichkeit. Nicht abstracte, nein! nur sinnliche Wesen sind barmherzig. Die Barmherzigkeit ist das Rechtsgefühl der Sinnlichkeit. Darum vergibt Gott nicht in sich als abstractem Verstandesgott, sondern in sich als Menschen, im Fleischgeword= nen, im sinnlichen Gott die Sünden der Menschen. Gott als Mensch fündigt zwar nicht, aber er kennt doch, er nimmt doch auf sich die Leiden, die Bedürfnisse, die Noth der Sinnlichkeit. Das Blut Christi reinigt uns in den Augen Gottes von unsern Sünden, ja nur sein menschliches Blut macht Gott barmherzig, stillt seinen Zorn; d. h.: unsre Sünden sind uns vergeben, weil wir keine abstracten Wesen, sondern Wesen von Fleisch und_Blut sind. *)

*) ,,Dieser mein Gott und Herr hat meine Natur, Fleisch und Blut an sich genommen, wie ich habe und alles versucht und gelitten gleich wie ich, doch ohne Sünde; darum kann er Mitleiden haben mit meiner Schwachheit. Hebr. 5.“ Luther (Th. XVI. S. 533) „Wie tiefer wir Christum bringen können ins Fleisch, je besser ist es.“ (Ebend. S. 565.) Gott selbst, wenn man außer Christo mit ihm will handeln, ist er ein schrecklicher Gott, da man keinen Trost, sondern eitel Zorn und Ungnade an findet.“ (Th. XV. S. 298.)

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Kapitel V.

Das Geheimniß der Incarnation oder Gott als Liebe, als Herzenswesen.

Das Bewußtsein der Liebe ist es, wodurch sich der Mensch mit Gott oder vielmehr mit sich, mit seinem Wesen, welches er im Geseß als ein andres Wesen sich gegenüberstellt, versöhnt. Das Bewußtsein der göttlichen Liebe, oder, was eins ist, die Anschauung Gottes als eines selbst menschlichen Wesens ist das Geheimniß der Incarnation. Die Incarnation ist nichts andres, als die thatsächliche, sinnliche Erscheinung von der menschlichen Natur Gottes. Seinetwegen ist Gott nicht Mensch geworden; die Noth, das Bedürfniß des Menschen, ein Bedürfniß, das übrigens heute noch ein Bedürfniß des religiösen Gemüths Grund der Incarnation. Aus Barmherzigkeit wurde Gott Mensch er war also schon in sich selbst ein menschlicher Gott, ehe er wirklicher Mensch ward; denn es ging ihm das menschliche Bedürfniß, das menschliche Elend zu Herzen. Die Incarnation war eine Thräne des göttlichen Mitleids, also nur eine Erscheinung eines menschlich fühlenden, darum wesentlich menschlichen Wesens.

war der

Wenn man sich in der Incarnation nur an den menschgewordnen Gott hält, so erscheint freilich die Menschwerdung als ein überraschendes, unerklärliches, wunderbares Ereigniß. Allein der menschgewordne Gott ist nur die Erscheinung des gottgewordnen Menschen; denn der Herablasfung Gottes zum Menschen geht nothwendig die Erhebung des Menschen zu Gott vorher. Der Mensch war schon in Gott, war schon Gott selbst, ehe Gott Mensch wurde, d. h.

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sich als Mensch zeigte.*) Wie hätte sonst Gott Mensch werden können? Der alte Grundsag: ex nihilo nihil fit gilt auch hier. Ein König, der nicht auf dem Herzen das Wohl seiner Unterthanen trägt, der nicht schon auf dem Throne mit seinem Geiste in den Wohnungen derselben weilt, nicht schon in seiner Gesinnung, wie das Volk spricht, ein gemeiner Mann" ist, ein solcher König wird auch nicht körperlich von seinem Throne herabsteigen, um sein Volk zu beglücken mit seiner persönlichen Gegenwart. Ist also nicht schon der Unterthan zum König emporgestiegen, ehe der König zum Unterthan herabsteigt? Und wenn sich der Unterthan durch die persönliche Gegenwart seines Königs geehrt und beglückt fühlt, bezieht sich dieses Gefühl nur auf diese sichtbare Erscheinung als solche, oder nicht vielmehr auf die Erscheinung der Gesinnung, des menschenfreundlichen Wesens, welches der Grund dieser Erscheinung ist? Aber was in der Wahrheit der Religion der Grund, das bestimmt sich im Bewußtsein der Religion zur Folge; so hier die Erhebung des Menschen zuTM Gott zu einer Folge der Erniedrigung oder Herablassung Gottes zum Menschen. Gott, sagt die Religion, vermenschlichte sich, um den Meuschen zu vergöttern. **)

*),,Solche Beschreibungen, wo die Schrift von Gott redet als von einem Menschen und ihm zueignen alles was menschlich ist, seyn sehr lieblich und tröstlich, nemlich daß er freundlich mit uns rede und von folchen Dingen, davon Menschen pflegen mit einander zu reden, daß er sich freue, betrübe und leyde wie ein Mensch, um des Geheimnisses willen der zukünftigen Menschheit Christi." Luther. (T. II. p. 334.)

**) Deus homo factus est, ut homo Deus fieret. Augustinus. (Serm. ad pop. p. 371. c. 1.) Bei Luther (T. I. p. 334.) findet sich jedoch eine Stelle, die das wahre Verhältniß andeutet. Damit, daß Mo

Das Tiefe und Unbegreifliche, d. h. das Widersprechende, welches man in dem Saze: „Gott ist oder wird Mensch" findet, kommt nur daher, daß man den Begriff oder die Bestimmungen des allgemeinen, uneingeschränkten, metaphysischen Wesens mit dem Begriffe oder den Bestimmungen des religiösen Gottes, d. h. die Bestimmungen des Verstandes mit den Bestimmungen des Herzens vermischt oder verwechselt, eine Verwechselung, die das größte Hinderniß der richtigen Erkenntniß der Religion ist. Aber es handelt sich ja in der That nur um die menschliche Gestalt eines Gottes, der schon im Wesen, im tiefsten Grunde seiner Seele ein barmherziger, d. i. menschlicher Gott ist.

In der kirchlichen Lehre wird dieß so ausgedrückt, daß sich nicht die erste Person der Gottheit incarnirt, sondern die zweite, welche den Menschen in und vor Gott vertritt, die zweite Person, die aber in Wahrheit, wie sich zeigen wird, die wahre, ganze, erste Person der Religion ist. Und nur ohne diesen Terminus medius, welcher aber der Terminus a quo der Incarnation, erscheint dieselbe mysteriös, unbegreiflich, „speculativ“, während sie im Zusammenhang mit demselben betrachtet eine nothwendige, ja eine sich von selbst verstehende Folge ist. Die Behauptung daher, daß die Incarnation eine rein empirische Thatsache sei, von der man nur aus einer theologischen Offenbarung Kunde erhalte, ist eine Aeußerung des stupidesten religiösen Materialismus; denn die Incarnation ist ein Schlußsaß, der auf einer sehr begreiflichen Prämisse be

ses,,Gottes Bild, Gott gleich" den Menschen nennt, habe er dunkel andeuten wollen, daß „Gott sollte Mensch werden.“ Hier ist also die Menschwerdung Gottes als eine Folge von der Gottheit des Menschen ziemlich deutlich ausgesprochen.

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