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kann nur zum Herzen sich wenden; es findet nur in sich selbst, in seinem eignen Wesen Trost.

Die Behauptung, daß die Erfüllung des Gebetes von Ewigkeit her schon bestimmt, schon in den Plan der Weltschöpfung ursprünglich mit aufgenommen sei, ist eine leere, abgeschmackte Fiction einer mechanischen Denkart, die absolut dem Wesen der Religion widerspricht. Wir bedürfen, sagt ganz richtig im Sinne der Religion Lavater irgendwo, einen willkührlichen Gott." Ueberdem ist ja auch in jener Fiction Gott eben so ein vom Menschen bestimmtes Wesen, als in der wirklichen, gegenwärtig auf die Kraft des Gebets erfolge ten Erhörung; nur daß der Widerspruch mit der Unveränderlichkeit und Unbestimmbarkeit Gottes, d. h. die Schwierigkeit in die täuschende Ferne der Vergangenheit oder Ewigkeit hinausgeschoben wird. Ob Gott jezt auf mein Gebet hin zur Erfüllung desselben sich entschließt oder sich einst dazu ents schloffen hat, das ist im Grunde ganz eins.

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Es ist die größte Inconsequenz, die Vorstellung eines durch das Gebet, d. i. die Kraft des Gemüths bestimmbaren ́ Gottes als eine unwürdige anthropomorphistische Vorstellung zu verwerfen. Glaubt man einmal ein Wesen, welches Gegenstand der Verehrung, Gegenstand des Gebetes, Gegenstand des Gemüthes, ein Wesen, welches ein vorsehendes, fürsorgendes ist, eine Vorsehung, welche nicht ohne Liebe denkbar ein Wesen also, welches ein liebendes, die Liebe zum Bestimmungsgrunde seiner Handlungen hat; so glaubt man auch ein Wesen, welches, wenn auch nicht ein anatomisches, doch ein psychisches menschliches Herz hat. Das religiöse Gemüth legt, wie gesagt, Alles in Gott Das ausgenommen, was es selbst verschmäht. Die Christen Feuerbach. 2. Aufl.

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gaben zwar ihrem Gotte keine ihren moralischen Begriffen wi dersprechende Affecte, aber die Empfindungen und Gemüthsaffecte der Liebe, der Barmherzigkeit gaben sie ihm ohne Anstand und mußten sie ihm geben. Und die Liebe, die das religiöse Gemüth in Gott sezt, ist eine eigentliche, nicht nur so vorgespiegelte, vorgestellte eine wirkliche, wahrhafte Liebe. Gott wird geliebt und liebt wieder, in der göttlichen Liebe vergegenständlicht, bejaht sich nur die menschliche Liebe. In Gott vertieft sich nur die Liebe in sich als die Wahrheit ihrer selbst.

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Gegen die hier entwickelte Bedeutung der Incarnation kann man einwenden, daß es mit der christlichen Incarnation doch eine ganz besondre, wenigstens andre Bewandtniß habe was allerdings auch in gewissen Beziehungen wahr ist, wie selbst später sich zeigen wird — als mit den Menschwerdungen der heidnischen, etwa griechischen oder indischen Götter. Diese seien bloße Menschenproducte oder vergötterte Menschen; aber im Christenthum sei die Idee des wahren Gottes gegeben; hier werde die Vereinigung des göttlichen Wesens mit dem menschlichen erst bedeutungsvoll und „speculativ“. Jupiter verwandle sich auch in einen Stier; die heidnischen Menschwerdungen der Götter seien bloße Phantasien. Im Heidenthum sei nicht mehr in dem Wesen Gottes, als in der Erscheinung; im Christenthum dagegen sei es Gott, ein anderes, übermenschliches Wesen, welches als Mensch erscheine. Aber dieser Einwurf widerlegt sich durch die bereits gemachte Bemerkung, daß auch die Prämisse der christlichen Incarnation schon das menschliche Wesen enthält. Gott liebt den Menschen; Gott hat überdem einen Sohn in sich; Gott ist Vater; die Verhältnisse der Menschlichkeit sind von Gott

nicht ausgeschlossen; Menschliches ist Gott nicht ferne, nicht unbekannt. Es ist daher auch hier nicht mehr im Wesen Gottes, als in der Erscheinung Gottes. In der Incarnation gesteht die Religion nur ein, was sie in der Reflerion über sich selbst, als Theologie nicht Wort haben will, daß Gott ein durchaus menschliches Wesen ist. Die Incarnation, das Geheimniß des „Gottmenschen“ ist daher keine mysteriöse Composition von Gegensägen, kein synthetisches Factum, wofür es der speculativen Religionsphilosophie gilt, weil sie eine besondere Freude am Widerspruch hat; es ist ein analytisches Factum ein menschliches Wort mit menschlichem Sinne. Wäre ein Widerspruch hier vorhanden, so läge dieser schon vor und außer der Incarnation; schon in der Verbindung der Vorsehung, der Liebe mit der Gottheit; denn ist diese Liebe eine wirkliche, so ist sie keine von unsrer Liebe wesentlich unterschiedne es sind nur die Schranken zu beseitigen

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und so ist die Incarnation nur der kräftigste, innigste, sinnlichste, offenherzigste Ausdruck dieser Vorsehung, dieser Liebe. Die Liebe weiß ihren Gegenstand nicht mehr zu beglücken, als daß sie ihn mit ihrer persönlichen Gegenwart erfreut, daß sie sich sehen läßt. Den unsichtbaren Wohlthäter von Angesicht zu Angesicht zu schauen, ist das heißeste Verlangen der Liebe. Sehen ist ein göttlicher Act. Seligkeit liegt im bloßen Anblick des Geliebten. Der Blick ist die Gewißheit der Liebe. Und die Incarnation foll nichts sein, nichts bedeuten, nichts wirken als die zweifellose Gewißheit an der Liebe Gottes zum Menschen. Die Liebe bleibt, aber die Incarnation auf der Erde geht vorüber; die Erscheinung war eine zeitlich und räumlich beschränkte, Wenigen zugängliche; aber das Wesen der Erscheinung ist ewig

und allgemein. Wir sollen noch glauben an die Erscheinung, aber nicht um der Erscheinung, sondern um des Wesens willen; denn uns ist nur geblieben die Anschauung der Liebe.

Der klarste, unwidersprechlichste Beweis, daß der Mensch in der Religion sich als göttlicher Gegenstand, als göttlicher Zweck Object ist, daß er also in der Religion nur zu seinem eignen Wesen, nur zu Sich selbst sich verhält der Klarste, unwidersprechlichste Beweis ist die Liebe Gottes zum Menschen, der Grund und Mittelpunkt der Religion. Gott entäußert sich um des Menschen willen seiner Gottheit. Hierin liegt der erhebende Eindruck der Incarnation: das höchste, das bedürfnißlose Wesen demüthigt, erniedrigt sich um des Menschen willen. In Gott kommt daher mein eignes Wesen mir zur Anschauung; ich habe für Gott Werth; die göttliche Bedeutung meines Wesens wird mir offenbar. Wie kann denn der Werth des Menschen höher ausgedrückt werden, als wenn Gott um des Menschen willen Mensch wird, der Mensch der Endzweck, der Gegenstand der göttlichen Liebe ist? Die Liebe Gottes zum Menschen ist eine wesentliche Bestimmung des göttlichen Wesens: Gott ist ein mich, den Menschen überhaupt liebender Gott. Darauf ruht der Accent, darin liegt der Grundaffect der Religion. Gottes Liebe macht mich liebenk; die Liebe Gottes zum Menschen ist der Grund der Liebe des Menschen zu Gott: die göttliche Liebe verursacht, erweckt die menschliche Liebe. Lasset uns ihn lieben, denn Er hat uns zuerst geliebt."*) Was liebe ich also in und an Gott? Die Liebe und zwar die Liebe zum Menschen. Wenn ich aber die Liebe liebe und anbete, mit

*) 1 Johannis 4, 19.

welcher Gott den Menschen liebt, liebe ich nicht den Menschen, ist meine Gottesliebe nicht, wenn auch indirecte, Menschenliebe? Ist dern nicht der Mensch der Inhalt Gottes, wenn Gott den Menschen liebt? Ist nicht Das mein Innigstes, was ich liebe? Habe ich ein Herz, wenn ich nicht liebe? Nein! Die Liebe nur ist das Herz des Menschen. Aber was ist die Liebe ohne Das, was ich liebe? Was ich also liebe, das ist mein Herz, das ist mein Inhalt, das ist mein Wesen. Warum trauert der Mensch, warum verliert er die Lust zum Leben, wenn er den geliebten Gegenstand verloren? Warum? weil er mit dem geliebten Gegenstande sein Herz, das Princip des Lebens, verloren. Liebt also Gott den Menschen, so ist der Mensch das Herz Gottes - des Menschen Wohl seine innigste Angelegenheit. Ist also nicht, wenn der Mensch der Gegenstand Gottes ist, der Mensch sich selbst in Gott Gegenstand? nicht der Inhalt des göttlichen Wesens das menschliche Wesen, wenn Gott die Liebe, der wesentliche Inhalt dieser Liebe aber der Mensch ist? nicht die Liebe Gottes zum Menschen, der Grund und Mittelpunkt der Religion, die Liebe des Menschen zu sich selbst, vergegenständlicht, angeschaut als die höchste objective Wahrheit, als das höchste Wesen des Menschen? Ist denn nicht der Saz: Gott liebt den Menschen" ein Orientalismus - die Religion ist wesentlich orientalisch welcher auf Deutsch

heißt: das Höchste ist die Liebe des Menschen?

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Die Wahrheit, auf welche hier vermittelst der Analyse das Mysterium der Incarnation reducirt wurde, ist selbst auch in das religiöse Bewußtsein gefallen. So sagt z. B. Luther: „Wer solches (nämlich die Menschwerdung Gottes) recht könnte in sein Herz bilden, der sollte je um des Fleisches und

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