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Gott Mensch werden läßt und nun erst diesen vom Menschen nicht unterschiednen, diesen menschlich gestalteten, menschlich fühlenden und gesinnten Gott zum Gegenstande ihrer Anbetung und Verehrung macht. Ich habe nur das Geheimniß der christlichen Religion verrathen, nur entrissen dem widerspruchvollen Lug- und Truggewebe der Theologie - dadurch aber freilich ein wahres Sacrilegium begangen. Wenn daher meine Schrift negativ, irreligiös, atheistisch ist, so bedenke man, daß der Atheismus im Sinne dieser Schrift wenigstens das Geheimniß der Religion selbst ist, daß die Religion selbst zwar nicht auf der Oberfläche, aber im Grunde, zwar nicht in ihrer Meinung und Einbildung, aber in ihrem Herzen, ihrem wahren Wesen an nichts andres glaubt, als an die Wahrheit und Gottheit des menschlichen Wesens -- eine Wahrheit, welche ich vielleicht, denn an sich ist es überflüssig, zur Beschämung unsrer Theologen und Philosophen auf eine höchst populäre Weise noch an einem historischen Gegenstande von eben so tiefer als populärer Bedeutung erörtern und nachweisen werde. Oder man beweise mir, daß sowohl die historischen, als rationellen Argumente meiner Schrift falsch, unwahr sind widerlege ste - aber ich bitte mir aus nicht mit juristischen Injurien, oder theologischen Jeremiaden, oder abgedroschnen speculativen Phrasen, oder namenlosen Miserabilitäten, sondern mit Gründen, und zwar solchen Gründen, die ich nicht selbst bereits gründlichst widerlegt habe.

Allerdings ist meine Schrift negativ, verneinend, aber, wohlgemerkt! nur gegen das unmenschliche, nicht gegen das menschliche Wesen der Religion. Sie zerfällt daher in zwei Theile, wovon der Hauptsache nach der erste der bejahende, der zweite mit Inbegriff des Anhangs nicht ganz, doch. größten Theils der verneinende ist; aber in beiden wird Dasselbe bewiesen, nur auf verschiedene oder vielmehr entgegengesezte Weise. Der erste ist nämlich die Auflösung der Religion in ihr Wesen, ihre Wahrheit, der zweite die Auflösung derselben in ihre Widersprüche; der erste Entwicklung, der

zweite Polemik, jener daher der Natur der Sache nach ruhiger, dieser lebendiger. Gemach schreitet die Entwicklung vorwärts, aber rasch der Kampf, denn die Entwicklung ist auf jeder Station in sich befriedigt, aber der Kampf nur im legten Ziele. Bedenklich ist die Entwicklung, aber resolut der Kampf. Licht erheischt die Entwicklung, aber Feuer der Kampf. Da-her die Verschiedenheit der beiden Theile schon in formeller Beziehung. Im ersten Theile also zeige ich, daß der wahre Sinn der Theologie die Anthropologie ist, daß zwischen den Prädicaten des göttlichen und menschlichen Wesens, folglich — denn überall wo die Prädicate, wie dieß vor Allem bei den theologischen der Fall ist, nicht zufällige Eigenschaften, Accidenzen, sondern das Wesen des Subjects ausdrücken, ist zwischen Prädicat und Subject kein Unterschied, kann das Prädicat an die Stelle des Subjects gesezt werden, weßhalb ich verweise auf die Analytik des Aristoteles oder auch nur die Einleitung des Porphyrius — folglich auch zwischen dem göttlichen und menschlichen Subject oder Wesen kein Unterschied ist, daß sie identisch sind; im zweiten zeige ich dagegen, daß der Unterschied, der zwischen den theologischen und anthropologischen Prädicaten gemacht wird oder vielmehr gemacht werden soll, sich in Nichts, in Unsinn auflöst. Ein sinnfälliges Beispiel. ́ Im ersten Theile beweise ich, daß der Sohn Gottes in der Religion wirklicher Sohn ist, Sohn Gottes in demselben Sinne, in welchem der Mensch Sohn des Menschen ist, und finde darin die Wahrheit, das Wesen der Religion, daß sie ein tiefmenschliches Verhältniß als ein göttliches Verhältniß erfaßt und bejaht; im zweiten dagegen, daß der Sohn Gottes allerdings nicht unmittelbar in der Religion selbst, sondern in der Reflerion derselben über sich nicht Sohn im natürlichen, menschlichen Sinn, sondern auf eine ganz andre, der Natur und Vernunft widersprechende, folglich sinn- und verstandlose Weise Sohn sei, und finde in dieser Verneinung des menschlichen Sinnes und Verstandes die Unwahrheit, das Negative der Religion. Der erste Theil ist demnach der di

recte, der zweite der indirecte Beweis, daß die Theologie Anthropologie ist; der zweite führt daher nothwendig auf den ersten zurück; er hat keine selbstständige Bedeutung; er hat nur den Zweck zu beweisen, daß der Sinn, in welchem die Religion dort genommen worden ist, der richtige sein muß, weil der entgegengesezte Sinn Unsinn ist. Kurz im ersten Theile habe ich es hauptsächlich hauptsächlich, sage ich, denn es war unvermeidlich, nicht in den ersten auch schon die Theologie, wie in den zweiten die Religion hinein zu ziehen — mit der Religion zu thun, im zweiten mit der Theologie, aber nicht nur, wie man hie und da irrthümlich gemeint hat, mit der gemeinen Theologie, deren mir übrigens wohlbekannte Quisquilien ich vielmehr mir so viel als möglich vom Leibe hielt, mich überall nur auf die wesentlichste, die strengste, nothwendigste Bestimmung des Gegenstandes beschränkend, wie z. B. bei den Sacramenten nur auf zwei, denn im strengsten Sinne (f. Luther T. XVII. p. 558 nach der citirten Ausgabe) gibt es nur zwei, also auf die Bestimmung, welche einem Gegenstand allgemeines Interesse gibt, ihn über die beschränkte Sphäre der Theologie erhebt, sondern auch, was ja schon der bloße Augenschein zeigt, mit der speculativen Theologie oder Philosophie. Mit der Theologie, sage ich, nicht mit den Theologen; denn ich kann überall nur firiren, was prima causa ist das Original, nicht die Copie, Principien, nicht Personen, Gattungen, aber nicht Individuen, Objecte der Geschichte, aber nicht Objecte der Chronique scandaleuse.

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Wenn meine Schrift nur den zweiten Theil enthielte, so hätte man allerdings vollkommen Recht, derselben eine nur negative Tendenz vorzuwerfen den Saz: die Religion ist Nichts, ist Unsinn, als den wesentlichen Inhalt derselben zu bezeichnen. Allein ich sage keineswegs: - wie leicht hätte ich es mir dann machen können! - Gott ist Nichts, die Trinität ist Nichts, das Wort Gottes ist Nichts u. s. w., ich zeige nur, daß sie nicht Das sind, was sie in der Illusion der

nur

Theologie find, nicht ausländische, sondern einheimische
Mysterien, die Mysterien der menschlichen Natur; ich zeige,
daß die Religion das scheinbare, oberflächliche Wesen der Na-
tur und Menschheit für ihr wahres, inneres Wesen nimmt und
daher das wahre, esoterische Wesen derselben als ein andres,
als ein besondres Wesen vorstellt, daß folglich die Religion
in den Bestimmungen, die sie von Gott, z. B. vom Worte
Gottes gibt wenigstens in den Bestimmungen, welche
keine negativen sind in dem eben angegebnen Sinne
das wahre Wesen des menschlichen Wortes definirt oder
vergegenständlicht. Der Vorwurf, daß nach meiner Schrift
die Religion Unsinn, Nichts, pure Jllusion sei, hätte nur dann
Grund, wenn ihr zufolge auch Das, worauf ich die Religion
zurückführe, was ich als ihren wahren Gegenstand und
Inhalt nachweise, der Mensch, die Anthropologie Unsinn,
Nichts, pure Illusion wäre. Aber weit gefehlt, daß ich
der Anthropologie eine nichtige oder auch nur untergeordnete
Bedeutung gebe — eine Bedeutung, die ihr gerade nur so
lange zukommt, als über ihr und ihr entgegen eine Theologie |
steht indem ich die Theologie zur Anthropologie erniedrige,
erhebe ich vielmehr die Anthropologie zur Theologie, gleichwie
das Christenthum, indem es Gott zum Menschen erniedrigte,
den Menschen zu Gott machte, freilich wieder zu einem dem
Menschen entfernten, transcendenten, phantastischen Gott —
nehme daher auch das Wort: Anthropologie, wie sich von
selbst versteht, nicht im Sinne der Hegel'schen oder bisherigen
Philosophie überhaupt, sondern in einem unendlich höhern und
allgemeineren Sinne.

Die Religion ist der Traum des menschlichen Geistes. 1 70 Aber auch im Traume befinden wir uns nicht im Nichts oder im Himmel, sondern auf der Erde – im Reiche der Wirklichkeit, nur daß wir die wirklichen Dinge nicht im Lichte der Wirklichkeit und Nothwendigkeit, sondern im entzückenden Scheine der Imagination und Willkühr erblicken. Ich thue daher der Religion -- auch der speculativen Philosophie oder Theologie

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nichts weiter an, als daß ich ihr die Augen öffne, oder vielmehr nur ihre einwärts gekehrten Augen auswärts richte d. h. ich verwandle nur den Gegenstand in der Vorstellung oder Einbildung in den Gegenstand in der Wirklichkeit.

Aber freilich für diese Zeit, welche das Bild der Sache, die Copie dem Original, die Vorstellung der Wirklichkeit, den Schein dem Wesen vorzieht, ist diese Verwandlung, weil Enttäuschung, absolute Vernichtung, oder doch ruchlose Profanation; denn heilig ist ihr nur die Illusion, profan aber die Wahrheit. Ja die Heiligkeit steigt in ihren Augen in demselben Maaße, als die Wahrheit ab- und die Illusion zunimmt, so daß der höchste Grad der Illusion für sie auch der höchste Grad der Heiligkeit ist. Verschwunden ist die Religion und an ihre Stelle getreten selbst bei den Protestanten der Schein der Religion — die Kirche, um wenigftens der unwissenden und urtheilslosen Menge den Glauben beizubringen, es bestehe noch der christliche Glaube, weil heute noch die christlichen Kirchen, wie vor tausend Jahren, dastehen und heute noch, wie sonst, die äußerlichen Zeichen des Glaubens im Schwang sind. Was keine Existenz mehr im Glauben hat der Glaube der modernen Welt ist nur ein scheinbarer Glaube, ein Glaube, der nicht glaubt, was er zu glauben sich einbildet, nur ein unentschiedner, schwachsinniger Unglaube, wie dieß von mir und Andern hinlänglich bewiesen worden das soll doch noch in der Meinung gelten, was nicht mehr in sich selbst, in Wahrheit heilig ist, doch wenigstens noch heilig scheinen. Daher die scheinbar religiöse Entrüstung der gegenwärtigen Zeit, der Zeit des Scheines und der Illusion über meine Analyse namentlich von den Sacramenten. Aber man verlange nicht von einem Schriftsteller, der sich nicht die Gunst der Zeit, sondern nur die Wahrheit, die unverhüllte, nackte Wahrheit zum Ziele seßt, daß er vor einem leeren Scheine Respect habe oder heuchle, um so weniger, als der Gegenstand dieses Scheines an und für sich der Culminationspunkt der Religion, d. h. der Punkt ist, wo

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