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Sitten geschichte

vom

Ursprunge volksthümlicher Gestaltungen
bis auf unsere Zeit

von

Wilhelm Wachsmuth.

Vierter Theil.

Das Zeitalter des Verfalls mittelalterlicher Zustände.

Leipzig 1837

bei Friedrich Christian Wilhelm Vogel.

223. a. 130.

!

Vorwort.

Die Geschichte der dritthalb Jahrhunderte vom Untergange der Hohenstaufen bis zur Reformation als ein für sich bestehendes Hauptstück der allgemeinen Geschichte zu besonderer Behandlung auszuwählen kann der Historiker nicht leicht versucht werden; es wird darin das Gemeinsame des geistigen Getriebes, wodurch das hierarchische, das Reformations- und das Revolutionszeitalter sich auszeichnen, vermißt; es ist schwer, das bunte Gedrång von Thatsachen in Zusammenhang mit einander zu bringen, daraus Massen und Gruppen zu bilden und den einenden Gesichtspunkt für diese zu gewinnen; der Gang der Entwickelung führt über den Schutt zusammenstürzender Bauten der früheren Zeit und über die Tummelplåße brutaler Gewalt zu Arglist und Despotismus, und wenn in einem Reichthum von neuen Erscheinungen, hauptsächlich in der Wiederherstellung der Wissenschaften, der Aufgang geistigen Lichts gern begrüßt wird, so ist daneben der Schatten auf den sittlichen Zuständen um so unfreundlicher. Gehört es nun aber zur Aufgabe eines Geschichtschreibers, dieses Zeitalter zerfallender Zustände, ungefüger Rohheit, vereinzelter Interessen, feindseligen Widerstreits der Nationalitåten gegen

einander, geistiger Morgenröthe und sittlicher Versunkenheit 2c. als einen Bestandtheil der europäischen Gesamtgeschichte zu behandeln, so darf derselbe auch wohl die Gunst der theilnehmenden Leser seines Buches für eine Behandlungsart, wie sie in diesem Theile Statt findet, in Anspruch nehmen. Mehr als zuvor kommt es hier darauf an, den Geist der Zeit in den Handlungen selbst darzustellen; von diesen aber sind die Kriegshåndel und Gestaltungen des inneren Staatswesens als Bedingnisse der Gesittung oder Merkzeichen von dem Stande derselben mit derselben Sorg= falt, als im vorigen Zeitraume, zu beachten. Das west= liche Europa und Deutschland nehmen, wie sichs gebührt, einen verhältnißmäßig ansehnlichen Raum ein; hier ist Stoff zu Monographien in Menge, überreicher Vorrath zur Geschichte der Volksbewegungen und Demagogie, der Geseßlosigkeit und` Willkühr, zugleich nur hier Ringen nach geistigem Lichte und jugendlich üppiger Verkehr in dessen Erstlingen. Als Nachtrag zu S. 188 und 189 führt der Verf. die Gründung von Universitåten zu Siena 1321, zu Florenz 1349, Turin 1407, Lerida 1300, Barcelona 1430 an. Der folgende Theil wird die europäische Sittengeschichte bis auf unser Zeitalter, bis zum Ausbruche der französischen Revolution, herabführen und, so Gott will, in Jahresfrist erscheinen.

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Leipzig 26. Jan. 1837,

W. Wachsmuth.

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