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Wie die Perle in der Muschel, so liegt in der Seele guter und großer Menschen der weise und erhabene Gedanke; daß er zum Wort, zum Denkspruch werde, bewirkt oft, ja in den meisten Fällen erst das Leid.

Ich habe mich bemüht, solche Gedankenperlen zu sammeln und aneinander zu reihen zu einem Ganzen, das der Jugend meines Geschlechtes und Vaterlandes nicht blos zur Zierde diene, sondern das für dieselben auch den bleibenden Werth einer edelen Perlenschnur habe und behalte.

Blumen und Früchte pflückt man vom heimathlichen Boden, sie würden welken und verderben, wollte man sie in fremder Erde sammeln. Dichtungen verlieren meistens ihren Werth durch die Ueberseßung, da ihr Hauptreiz in der Schönheit ihrer Form besteht.

Anders ist das mit dem Denkspruch, den ich auch hierin mit der Perle vergleiche. Sein Werth liegt wie

der jedes Juwels in der Dauer und Haltbarkeit, die der Zeit trost, und in seinem von Jnnen stammenden Glanz und Lichte. Die Perlenschnur, die ich hier den Frauen und Töchtern Deutschlands widme, sammelte ich nicht allein aus den Geistesschäßen unseres Heimathlandes, ich benußte, was ich kannte, und die Kerngedanken vieler großen Geister anderer Völker finden sich daher auch in diesem Buche.

Nach meinem Wunsche soll es ein steter Begleiter derjenigen meiner Freundinnen sein, die mir vertrauen, und es soll ihnen in jedem Augenblicke des Lebens und in den mannigfachsten Lagen desselben in wenigen Worten die Gedanken der großen und guten Menschen verschiedener Völker und Zeiten über das, was augenblicklich in Freude und Schmerz ihr eigenes Herz beschäftigt, zurufen.

,,Ein guter Denkspruch ist ein Freund in der Noth!“ und sehr oft schon hat ein solcher, der uns zur rechten Zeit vor die Seele trat, entscheidend und günstig auf unsere eigenen Gedanken und Handlungen eingewirkt.

Unsere Mütter schlugen die Bibel und das Gesangbuch auf, wenn sie sich Raths erholen wollten in zweifelhaften Fällen des Lebens. Bibel und Gesangbuch sind auch solche Perlenschnüre, die nie ihren Werth verlieren, und Schäße der Weisheit enthalten, welche die Menschheit nie verarmen lassen werden.

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Die Fassung dieser Perlen ist nur nicht so ganz dem Geschmack, oder besser gesagt, der Mode unserer Tage angemessen. Ohne der weiblichen Jugend daher das Schazkästlein jener edeln Perlen zu nehmen, reiche ich ihr ein anderes, das sich nur durch die modische Form von jenem unterscheidet, denn alles Große, Gute und Schöne, was der Meusch denkt und empfindet, ist gleich in allen Zeitaltern, in allen Weltgegenden und nur in der Fassung verschieden.

Es ist nicht unmöglich, ja ich halte es sogar für wahrscheinlich, daß die Perlenschnur, welche ich hier den Töchtern Deutschlands übergebe, sie auf die, welche sie schon längst besißen, auf Bibel und Gesangbuch aufmerksam macht. Dies wäre die höchste Freude, welche mir zu Theil werden könnte.

Es ist ja immer mein Streben gewesen, mein eigenes Geschlecht froher und glücklicher zu machen, indem ich durch Wort und Schrift es auf die Schäße des Guten aufmerksam mache, die es besißt und nur benußen darf um Freude daran zu empfinden.

Indem ich hier den Frauen und Jungfrauen Deutschlands in den Denksprüchen aus dem Munde der trefflichsten Menschen aller Völker einen Schaß, eine wahrhafte Perlenschnur übergebe, glaube ich in demselben Sinne und Geiste zu handeln, der alle meine eigenen Schriften beseelt.

Möge es keine meiner wohlwollenden Freundinnen

erschrecken, daß Perlen Thränen bedeuten. Thränen, selbst wenn sie das Leid hervorbringt, sind oft die schönsten Perlen im Leben des Weibes, denn das Leid ist nach Gottes Willen auch ein Mittel zur Veredelung unseres Jchs.

Dennoch wünsche ich einer Jeden, die das Büchlein zur Hand nimmt, daß sie nicht Trost im Kummer, sondern höchstens Rath und Unterstüßung des eigenen Willens und Nachdenkens darin suche und finde.

Bromberg 1857.

Julie Burow

(Frau Pfannenschmidt).

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