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aber nur in demselben Masse, als es eine Erschwerung der selbstständigen Hervorbringung des Resultates, eine Verführung der Vernunft zu träger Bequemlichkeit und Denkfaulheit ist. Die Mittheilung des Glaubensgegenstandes durch eine That göttlicher Offenbarung lässt sich nur wahrhaft verstehen, wenn er überhaupt nicht anders als durch Offenbarung zu haben war.

Zwischen jener Art des Wissens also und dem Glauben, insofern erstere behauptet den wesentlichen Inhalt des Glaubens auch zu ihrem Gegenstande zu haben, besteht ein unversöhnlicher Krieg, und jeder Versuch hier zu vermitteln beruht auf Unklarheit und Selbsttäuschung. Es ist gewiss ein sehr verkehrtes Bemühen, um dem Christenthum seine göttliche Selbstständigkeit zu sichern, zwischen göttlicher Offenbarung und menschlicher Vernunft eine Kluft aufreissen zu wollen, die jede innere Verknüpfung und damit die Durchdringung der Vernunft mit den schöpferischen Kräften der Offenbarung unmöglich macht. Das hiesse, statt das Evangelium vom Reich wie einen göttlichen Sauerteig in die Masse des menschlichen Lebens zu werfen, dass es den ganzen Teig durchsäuere, es aus zärtlicher Sorge für seine Reinerhaltung hinter Mauer und Riegel verschliessen und seine weltum bildende Kraft in Ketten schlagen wollen. Wäre aber die Vernunft wirklich identisch mit jenem nothwendigen rein logischen Denken, wie die von seinem Zauber Gefesselten begreiflichermassen alle behaupten, so würden wir uns keinen Augenblick besinnen das Tertullianische oxávdalov: credibile est, quia ineptum est, certum, quia impossibile, zu unterschreiben. Aber zum Glück ist jene Identifiziruag, wenn man den Begriff der Vernunft nicht willkürlich beschränken will, für nichts weiter als leere Anmassung zu halten. Wir dürfen uns hier nur nicht von Vorurtheilen rechts und links gefangen nehmen lassen, die lediglich in dem pantheistischen Grundzuge der gegenwärtigen Bildung ihre Quelle haben. Der Beruf der christlichen Theologie ist nicht bloss den Inhalt der Offenbarung wissenschaftlich zu entfalten, sondern wesentlich auch den wahren Begriff der Vernunft zur

Geltung zu bringen. Die Potenzen der menschlichen Vernunft, an denen das Christenthum die wahrhaften Anknüpfungspunkte für seine neue Botschaft hat, sind die Gottesidee und die davon unzertrennliche sittliche Idee. Diese aber sind weder in der Art der Vernunft immanent, dass sie als Resultate jener von logisch metaphysischen Principien ausgehenden Denknothwendigkeit gewonnen und festgestellt (demonstrirt) werden könnten, noch in dem Sinne, dass sie selbst ihren wahren Inhalt in einem so gestalteten Denkprocess zu entfalten vermöchten. Sondern sie selbst sind im Verhältniss zu dem abstrakten Naturalismus jener Denknothwendigkeit ein neuer schöpferischer Anfang, das Aufleuchten eines himmlischen Lichtes über der finstern Tiefe, der Schlüssel zu einer höhern Weltordnung der Freiheit, zu deren denkender Aneignung jene Organe der Erkenntniss schlechthin nicht ausreichen. Es sind besondere Principien, die, um in ihrer axiomatischen Gewissheit auch wirklich erkannt zu werden und ihre Folgen zum wirklichen Besitz unsers Denkens zu machen, einen innern Aufschwung des Geistes, eine Hinwendung des tiefsten Wollens und Strebens zu ihrem Inhalt erfordern. Den persönlichen Gott und die Unumstösslichkeit des Gewissens im Bewusstsein festzuhalten das ist eine durch das lebendige Gefühl von dem höchsten Werthe dieser Ueberzeugung bedingte That des Geistes, die zu dem Glauben in specifisch christlichem Sinne in dem Verhältniss in nerer Gleichartigkeit steht.

Was aber aus diesen höhern Potenzen der Vernunft, in ihrem Emporstreben zur göttlichen Offenbarung erkannt, für ein eigenthümliches Wissen entspringen mag, es hat für unsere Frage jedenfalls nur eine Bedeutung an zweiter Stelle. Wir beschränken uns in den folgenden Bemerkungen auf ein solches Wissen, welches aus dem christlichen Glauben sich entwickelt und dem Glauben gemäss ist, also den Gegenstand des Glaubens nicht verwandelt, sondern in seiner ewigen Wahrheit bestätigt.

Auch der Zweifel, ob denn ein Wissen, das auf dem Glauben ruht. überhaupt Wissen im strengen Sinne ge

nannt werden könne, soll uns nicht aufhalten. Wir geben zu, dass die Berufung des Clemens und Augustinus darauf, dass ja auch in allem sonstigen Wissen die ersten Grundsätze, auf denen die Wissenschaften ruhen, nicht selbst wieder Gegenstand des Beweises seien, sondern geglaubt werden müssten, nicht zutrifft. Wenn allgemeine Vernunftprincipien eben als die Anfänge wissenschaftlicher Erkenntniss und Grundlagen aller Demonstration ihrer Natur nach den positiven Beweis ihrer Wahrheit ausschliessen und an das unmittelbare Bewusstsein von der Einfachheit und Ursprünglichkeit ihres Inhalts, wenn man will, an den Glauben appelliren, so ist das doch etwas anders als wenn ein Wissen in letzter Beziehung sich auf die Thatsache einer geschichtlichen Offenbarung Gottes, ihres schlechthin gegebenen Inhalts stützt. Wir geben eben darum ferner zu, dass das theologische Wissen nicht in dem Sinne exaktes Wissen genannt werden kann wie das der Metaphysik und der mathematischen und physikalischen Wissenschaften, und sagen nur mit Thomas von Aquino nach Aristoteles: minimum, quod potest haberi de cognitione rerum altissimarum, desiderabilius est quam certissima cognitio, quae habetur de rebus inferioribus (in der ersten quaestio der Summa theol. a. 5). Indessen ist es doch nicht so mit dem theologischen Wissen, wie Thomas zu Anfang der Secunda Secundae meint, dass seine „principia" die zwölf oder vierzehn articuli fidei seien. Vielmehr hat es in der Fülle des Glaubensinhaltes selbst erst die einfachen Principien aufzusuchen, die Grundgedanken, die diesen Glaubensinhalt, wie er in der Offenbarung vorliegt, tragen, durchdringen und mithin das christliche Denken in sein zusammenhangendes Verständniss einführen. Und wenn hier noch die Mehrheit solcher Principien als ein Stein des Anstosses für die Forderungen der Wissenschaft erscheint, so wird es möglich sein ihre gemeinsame innere Quelle zu enthüllen, wenn es auch aus leicht erkennbaren Gründen nicht mehr möglich sein wird diese Quelle in Form eines obersten Begriffes oder Satzes auszudrücken.

Eine solche aus dem Glauben entspringende, aber eben

darum vom Glauben selbst sich unterscheidende Gnosis nun ist dem Apostel Paulus wohl bekannt. Aber er giebt ihr eine Stelle unter den besondern Erweisungen des christlichen Lebens, die die Bedeutung einer höhern Stufe im Verhältniss zum Glauben ja unmöglich haben können, sondern auf individueller Begabung beruhen und individuellem Beruf zur Erbauung der Gemeinde in Christo dienstbar sind 1). So ordnet er die Erkenntniss Röm. 15, 14 mit der Fähigkeit Andre zu ermahnen, 1 Kor. 1, 5 mit der Gabe der Beredsamkeit, 1 Kor. 12, 8 mit der praktischen Weisheit und andern Charismen, 1 Kor. 13, 8. 14, 6 mit der auf der Prophetengabe ruhenden Rede, mit dem Zungenreden, der Lehre zusammen. Und wie könnte der Apostel, der, wie wir früher sahen, dem Glauben zuschreibt, dass er den Menschen real mit Christo vereinigt, nur eben verborgener Weise als mit dem Unsichtbaren, der dem Glauben schlechterdings keine andern Merkzeichen seiner Gegenwart giebt als den Glauben voraussetzende wie könnte Paulus irgend einer andern Funktion des Geistes innerhalb des irdischen Lebens dieses einräumen, dass sie den Menschen inniger mit Gott vereinigte als der Glaube, dass sie im Verhältniss zu diesem eine höhere Stufe der religiösen Entwickelung sein sollte? Auch von der Liebe behauptet er diess keinesweges. 1 Kor. 13, 2 ist unter dem Glauben mit Neander im apostolischen Zeitalter nicht der rechtfertigende Glaube, sondern der Glaube in der charismatischen Bedeutung dieses Begriffes zu verstehen, vergl. K. 12, 9. V. 13 aber nennt Paulus die Liebe nur darum grösser als den Glauben und die Hoffnung, weil sie eine unvergängliche Gestalt des religiösen Lebens ist, die auch in der zukünftigen Vollendung des göttlichen Reiches niemals einer höhern weichen wird. Der Glaube

1) Das Johanneische γινώσκειν lässt sich mit der Paulinischen γνώσις gar nicht unmittelbar parallelisiren. Es hat keineswegs diese beschränktere Bedeutung einer durch besondere Begabung bedingten Thätigkeit des Geistes, sondern bezeichnet dieselbe aneignende Grundthat wie

GTEVE, nur von einer andern Seite aufgefasst.

dagegen hat allerdings eine höhere Stufe vor sich, mit deren Eintreten er als Glaube aufgehoben wird; aber sie liegt jenseits der irdischen Entwickelung, es ist nicht das Wissen, sondern das Schauen, 1 Kor. 13, 12. vergl. 2 Kor. 5, 7. 1 Joh. 3, 2. Der Glaube ist seinem Wesen nach die Vorausnahme eines Zukünftigen, aber nicht, wie der Alexandrinische Clemens will, der Gnosis, sondern des Schauens 1).

Und ist der Glaube seinem innersten Wesen nach nicht die Annahme eines Komplexus von Lehren oder von Thatsachen, sondern die empfangende Aneignung der gottmenschlichen Persönlichkeit Jesu Christi, wie sie der Seele durch die höchste That hingebender Liebe, in Tod und Grab sich senkend, sich zur Aneignung darbietet, was kann den Glauben dann anders vollenden als das Schauen Gottes, das Schauen unsers ewigen Mittlers von Angesicht zu Angesicht? Wo es sich ganz um reale Verhältnisse von Persönlichkeit zu Persönlichkeit handelt, da kann von vorn herein gar nicht daran gedacht werden, dass der Glaube, das hingebende, aneignende Vertrauen im Wissen die höhere Stufe finden sollte, durch die er über sich selbst hinausgehoben wird.

Der Glaube also hat diese absolute Bedeutung ein neues Verhältniss zu Gott in Christo real zu begründen; und es kann schlechthin nichts in der irdischen Entwickelung des Menschen geben, welches in ähnlicher absoluter Bedeutung sich mit dem Glauben zusammenstellen liesse. Auch die Liebe ist hier nicht auszunehmen. Wird ihr Begriff in dem engern Sinne Sinne aufgefasst, den die Zusammenordnung mit dem Glauben voraussetzt, so ist sie die Frucht des Glaubens, der in der Liebe sich wirksam erweist, kann also in der göttlichen Ordnung unsrer Erneuerung die Bestimmung nicht haben jenes absolute Verhältniss erst zu begründen. Wird ihr Begriff im weitesten Umfange genommen, so schliesst er den rechtfertigenden Glauben offenbar in sich. Denn dieser Glaube ist un

1) Doch bezeichnet Clemens an zwei Stellen den Glauben auch als πρόληψις des zukünftigen Schauens.

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