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Wann man di plasbelg rurte, daz gab in ouch sußen don
uff durch di guldein roren di vogel sungen schon,
di stimm kam in di vogel hin durch di roren hol,
daz iglichs gab sin done und sungen alle wol.

Ain tafel rich von golde under der linden stund
mit rotem gold beschlagen, daz lobt des fursten mund,
mit wißem helfenbaine gar wol durchgraben was.
dar ob wol tusent ritter mit gutem raume sas.

Und wan der kunig riche da hin zu tische ging
mit sinem hofgesinde und an zu essen fing,
er lis di sinen ruren di belge sa zu hant,

so sungen schon zu tische di vogel alle sant.

Man blis dort bi der linden die plasbelg uber al,
sich hub von vogelstimmen ain wunniglicher schal,
si sungen suße done wol an der selben stunt.
Wolfdieterich der spise nie nam in sinen munt.

Man möchte diesen goldenen Baum mit den singenden Vöglein für ein Spiel der Phantasie halten, wenn wir nicht ein historisches Zeugniss für ein solches Kunstwerk aus dem Mittelalter hätten. Der Bischof Luitprant von Kremona berichtet über einen ähnlichen Baum, den er im J. 968 in Constantinopel gesehen hat, in seinem Werke Antapodosis lib. VI. c. 5 Folgendes: „Aerea sed deaurata quædam arbor ante imperatoris sedile stabat, cujus ramos itidem æreæ diversi generis deauratæque aves replebant, quæ secundum species suas diversarum avium voces emittebant. Imperatoris vero solium hujusmodi erat arte compositum, ut in momento humile, excelsius modo, quam mox videretur sublime; quod immensæ magnitudinis, incertum utrum ærei an lignei, verum auro tecti leones quasi custodiebant, qui cauda terram percutientes, aperto ore, linguisque mobilibus rugitum emittebant. In hac igitur duorum eunuchorum humeris incumbens, ante imperatoris præsentiam sum deductus. Cumque in adventu meo mugitum leones emitterent, aves secundum species suas perstreperent, nullo sum terrore, nulla admiratione commotus, quoniam quidem ex his omnibus eos, qui bene noverant, fueram percontatus“ (Pertz script. III, 338, vgl. Gibbon, röm. Weltreich, deutsch v. Sporschil, 3. Aufl. X, 420). Wir haben hier denselben Baum, von dem im Wolfdietrich die Rede geht, und es ist möglich, daß der Dichter das Wunderwerk nach eigener Anschauung beschrieben habe, wie Luitprant es gethan. Gesandtschaften nach Konstantinopel gehörten ja damals nicht zu den Seltenheiten, und

daß fahrende Dichter oft zu solchen Fahrten benützt wurden, ist bekannt. Die eitlen Griechen, die durch äußeren Prunk die innere Fäulniss des Staates verbergen wollten, ließen gewiss keine Gelegenheit vorübergehen, durch ihre Schätze und Kunstwerke das Staunen und die Bewunderung der fremden Botschafter rege zu machen. Wie sehr dies mit dem goldenen Baume gelang, geht daraus hervor, daß er als ein Wunderwerk der Kunst auch in andern Gedichten ausführlich beschrieben wurde. Albrecht von Scharffenberg schmückt mit einem solchen Baume den Graltempel:

Ein boum ûz rôtem golde leuber zwî und esten

besetzet als man wolde, vogel wol über al der aller besten, die man an süezer stimme lobet ze prîse.

372

ûz balgen gie dar în ein wint, daz iegelich vogel sanc in sîner wîse. Einer hôch, der ander nidere, ie nâch der slüzzel leite,

373

der den ze wege widere was in den boum gewîset mit arbeite. swelicherleie vogel er wolde stungen,

der meister wol erkande den slüzzel ie dar nâch die vogel sungen.

Vier engel ûf den esten ûzen an dem ende

374

die stuonden ân gebresten, von golde ein horn iegelîch in einer hende het, und bliesen die mit grôzem schalle

und wincten mit der andern hant in der wîse: nû wol ûf ir tôten alle! (Titurel ed. Hahn.)

In der Folge beschreibt er eine goldene, klingende Rebe: Uf der mûre vil gezirde die koer dar under viengen mit fremder künste wirde spinnel starc dar über bogen giengen. dar ûf von golde boume hôch gegrüenet,

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378

379

mit vogelînen übersezzen, die wâren alles krieges gar versüenet. Wan sie wol bringen mohten, dâ wart dâ vil erfunden mit reben gar durchflohten über al die bogen in zwô sich oben wunden, die über sich nâch buge an ein ander giengen

Die reben starch von golde wâren übergrüenet,

und über die gestüele beidenthalben wol klefters lenge sie hiengen.

380

als ez der meister wolde und ouch dar umbe, dazs diu ougen küenet. und gab ouch schat vor manigen sunderglaste,

durch daz in allen kæren die mûre mit smaragde wâren gemenget vaste.

Diu leuber wâren dicke, wenn sich ein luft erborte,

daz man sie sunder schricke in einer süezen wîse klingen hôrte,

reht als ob sich tûsent valken swungen

in einer schar gelîche und schellen grôz von golde an in erklungen.

381

Die reb al über flucket wâren mit schow der engel,

382

als ob sie wæren gezucket ûz paradîs und swenne der reben klengel der klanc begunde wegende füeren,

die engel sust gebârten sam sie sich lebelichen kunden rüeren *).

Auch im großen Rosengarten wird zweimal die goldene Linde, auf welcher goldene Vögelein singen, erwähnt. Die erste Stelle lautet: In deme rôsengarten gît diu linde lichten schîn,

dar ûf gewirkt mit listen driu tûsent vogelîn

195 gesmit ûz rôtem golde hol unde wünneclîch :

swan sie der wint erwæwet, ir stimme ist vröudenrîch.
sô man den balg diuhet, durch die roeren gêt der wint
oben in der linde, dâ die vogele sint,

sô singent sie gein ein ander, einer kleine der ander grôz. 200 ez wart nie man sô trûreg, daz in der kurzewîle verdrôz. Die andere ist:

Dô sprach der margrâve, der degen unverzeit:

„sold ich unt möhte gehoren ûffe der linden breit
singen wünnenclîchen diu güldîn fogelîn."

990 Dô sprach diu küneginne „daz sal geschehen sîn.“

den balg hiez sie diuhen, durch die roeren gieng der wint
oben in die linden, dâ die schoenen vogel sint.

sie sungen gein einander, einer klein der ander grôz.

ez wart nieman sô trûrec daz in der kurzewîle verdrôz. Im Orendel kommen die singenden Vögel und die Linde bei der Beschreibung des automatischen Helms vor. Es heißt:

Dar zu furt er einen helm

der vil stolze degen snel

mit nüntzehen ecken,

1240 den furt der selbe recke.

der was so wol umfangen
mit vier gülden stangen,

waren meisterliche buchstaben
schon und hofelich ergraben.

1245 dar uf swebte also schon

ein güldine kron.

dar in was gegozzen ein linden dolde
von schonem reinen golde.

an der linden was manig bletlin,

1250 dar an swebte ein güldin veglin.

*) füeren. Hahn.

da was mit zouber gewürkt dar in
ein blasbalk mit sehs rören güldin.
Wan der rise den blasbalk twank,
do horte man der vogel sank
1255 reht als ob si lebten

und in den lüften swebten.

In der linden was gewürkt ein rat,
also uns dis buch noch sagt,
mit tusent güldinen schellen vin.
1260 Was mochte kluger do gesin!

Wan der wint von dem blasbalk wat

und das rat umbe trat

und die schellen klungen
und die vogel sungen.

1265 wer do gewesen aller seiten spil,
so kund es dem nit glichen zil.
Under der linden ouch gestrecket lac
ein loüwe und ein trac,

ein ber und ein eberswin,

1270 was möhte kluger do gesin!

dar an stunt der wilde man,

für wor ich uch das sagen kan,

von golde, reht als er lebte

und gegen den lüften strebte.

(Orendel ed. Hagen S. 36.)

Die singenden Vöglein sind in diesem Gedichte auch ein anderes Mal erwähnt:

man brohte dem degen küne

990 ein sper, was ungefüge,
halber was er hürnin,

daz ander helfenbeinin;
daz ander isen unde stahel,
als wir das buch horen sagen.

995 er was gewürkt mit sinne,
die vögel sungen drinne,
die nachtigal und die zise

die sungen wol nach prise.
ob im da swebte

1000 von gold ein valke sam er lebte. (Hagen S. 29.)

Die wundersamen Vöglein, die in andern Gedichten erwähnt werden, schreiben sich vermuthlich von ähnlichen Nachrichten aus Byzanz her. Ich verweise nur auf die Stellen:

er fuort ein sper wîz und rein,
das was luter von helfenbein,
dar inne in vil süßer wise
ein nachtegal so lute sang,
wan ers fuorte an der hende,
das in dem walde süße erklang
und in der steines wende:

ir stimme die gap süeßen don,

wan siu mit großen listen was in daz sper verwirket schon.

Diet. und s. Gesellen Str. 6.

Nuon füeret er den selben ast

gein iuch meister Hiltebrande,
er git von golde liehten glast,
sîn kraft daz sper erkande:
oben ûff dem spere singet

von zouberlisten ein nahtegal, daz in dem walde lût erklinget

In Laurins Helm sangen künstliche Vöglein:

dô sungen inne vogelîn,

nahtigal, lerchen, zîse
lieplich in süezer *) wîse

gelîche, sô si lebeten

490 und inme walde swebeten.

daz was mit listen erdâht,

und von zouber sô volbrâht.

ibd. Str. 33.

Aber nicht nur die singenden Waldvöglein, auch die brüllenden Löwen des byzantinischen Kaiserpallastes klingen in den mittelalterl. Dichtungen nach. So in der Krone:

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