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I. Die Sprache. Daß der Dichter der heiligen Elisabeth Mitteldeutschland angehört, bezweifelt niemand: schwieriger scheint es die nähere Heimat zu bestimmen. Wackernagel (Litteraturgeschichte S. 164) hält ihn für einen Thüringer: soviel wir aber von nachweislich thüringischen Dichtern und Dichtungen kennen, weichen sie von der Elisabeth bedeutend ab, namentlich fehlt dieser ein untrügliches Zeichen des thüringischen Dialektes, die Apocope des e im Infinitiv. Mit größerem Rechte dürfen wir Hessen als Heimat des Gedichtes ansprechen: darauf weist Marburg, das in der Verehrung der Heiligen und auch im Gedichte eine so bedeutende Rolle spielt; darauf die Mundart der noch jetzt in Hessen (Darmstadt) befindlichen Handschrift *); darauf endlich, wenn auch die Beschaffenheit der Handschriften nicht in Anschlag gebracht wird, die Spracheigenthümlichkeiten, wie sie sich hauptsächlich aus den Reimen ergeben.

Beide Dichter brauchen a für o, nach niederdeutscher Weise (zur Erlös. 503); in der Elisabeth sal: beval S. 393: dal 415.

e für i (zur Erlös. 5732), vollenbrengen: ersprengen Elis. 345. verbrennen: hinnen (Hs. virbirnen) Mar. Himm. 781.

o für e in wollen für wellen (zur Erlös. 6499) in der Erlösung kein beweisender Reim, daher ich gegen die Hs. überall wellen geschrieben habe. Nun bietet die Ergänzung der einen Lücke aus der Prager Handschrift (Germania 3, 471) V. 55 ir wolt: ir solt, und damit stimmt genau der Gebrauch der Elis. S. 430, wo solie: wolle reimt; zugleich ein Beweis, daß das doppelte 7 in ersterem Worte bereits dem Dichter zukommt.

o für u (zur Erlös. 516) wird in der Elis. bewiesen durch Bitterolt: ungedolt 349; gedolde: wolde 388. Die Nürnberger Hs. ist in diesem Gebrauche des o für u freigebiger als der Dichter, den wenigen Reimen nach zu urtheilen, damit war.

o für ö in zwolf, mochte (Conjunctiv) und ähnlichen Worten in beiden Gedichten durchgängig (zur Erlös. 516), nach allgemein mitteldeutschem Gebrauche, ohne daß ein beweisender Reim vorläge.

*) Die zweite vollständige Hs. in Donaueschingen (Perg. 14 Jahrh. Fol.), deren Anfang und Schluß Scheffel, die Handschriften altdeutscher Dichtungen u. s. w. S. 13 fg. mittheilt, trägt zwar auch mehr mitteldeutsches als oberdeutsches Gepräge, sie hat aber nicht z. B. d für t im Anlaut und Inlaut (nur wirdekeide); dagegen schließt sich das Koblenzer Bruchstück (Mones Anzeiger 6, 54-58) in der Schreibung wie in den Lesarten genau an die Darmstädter Hs. an. Die beiden Quartblätter, aus denen das Bruchstück besteht, sind in verkehrter Folge abgedruckt, Vers 1-97 muß nach V.98-193 kommen.

: u für ü, ebenso allgemein: weder ö noch ü kennen die Handschriften; in der Elis. begegnet ein beweisender Reim burnen (brennen): zurnen 447.

Die langen Vocale betreffend ist zunächst der Gebrauch von â, das vor doppeltem Consonanten zu a verkürzt wird, für ê zu erwähnen (zur Erlös. 3890): in der Elis. gelart: gekart 392; verkarten: larten 414, zwar durch keinen Reim bewiesen (ebensowenig in der Erlösung), aber in allen Hss. übereinstimmend, auch in der Prager, karte: larte in dem eine Lücke ergänzenden Texte, Germania 3, 471, 33. Mehr noch beweist das sonst nicht vorkommende lâre für lêre (lâre: váre Erl. 6064: offenbâre Elis. 392. 456) die Übereinstimmung beider Gedichte in diesem Gebrauche.

á für scheint, wenn alsâ und sá in den zur Erlös. 5694 angeführten Beispielen, wozu noch aus der Prager Hs. (Germania 3, 472) alsa: pascha 90: dá 131 kommt, nicht für alsó und so stehen, nicht vorzukommen. Daß aber letzteres der Fall ist, dafür spricht die sehr häufige Schreibung sa für so in der Darmstädter Hs. der Elisabeth. Nun begegnet zwar in diesem Gedichte kein Reim sâ oder alsâ auf â, wohl aber steht häufig iesâ im Reime meist als Füllwort, wie in den Stellen, die ich zur Erlös. 4346 gesammelt, und somit könnte in allen Stellen beider Gedichte der Dichter entweder alsá oder iesâ geschrieben haben und nur die Hss. abweichen,

ê für â; in der Erlösung frêgen für frâgen (zu 4325), aber nicht im Reime. Elis. 435 nêhet (nâhet): gesmêhet; dagegen Erlös. 4082 nâhet: gâhet, daher wohl nâhet: gesmâhet zu schreiben.

ê steht für œ allgemein in allen Hss. der Erlösung und der Elisabeth, ebenfalls nach allgemeinem md. Gebrauche, aber durch keinen Reim bewiesen (zur Erlös. 168), wie es deren sonst in den meisten md. Dichtungen gibt (vgl. zu Herbort 113; Nicolaus von Jeroschin S. LVII u. s. w.); aber gerade die Übereinstimmung des Gebrauches beider Gedichte ist ein auffallendes Merkmal des nahen Zusammenhanges und beweist uns, daß das feinhörende Ohr zwischen dem é mhd. ê und êmhd. a wenigstens mundartlich einen leisen Unterschied wahrnahm *). Eine Schwächung des æ in e begegnet in den Mascul. auf ære, nach Abwerfung des kurzen e im Auslaut: Elis. 349 reimt Walther: schriber, Erlös. 1526 nach der besseren Lesart von P din kuninc, dîn heiler iedoch

ê =

*) Vgl. Elis. 435, wo mare: swære, sêre: sêre als verschiedene Reimpaare unmittelbar auf einander folgen.

in armút kumit er (vgl. heiler Elis. 440), womit die Reime Júpiter: Alexander Erlös. 6508, alher: November Elis. 476 zu vergleichen sind.

für ie, was in der Erlösung mehrere Reime beweisen (zu 2020), findet sich auch häufig in der Darmstädter Hs. der Elisabeth in hi, wi, di, licht, nit (= niet) u. s. w. neben dem gewöhnlichen ie, das in dem Koblenzer Bruchstück überwiegt und auch in beiden Hss. der Erlösung Regel ist. Beweisende Reime aus der Elisabeth für î = ie zeigt Graffs Auszug nicht, aber eine bemerkenswerthe Übereinstimmung haben beide Gedichte darin, daß giene, vienc, hienc nicht auf kurzes i reimen (zur Erlös. 2020), was sonst bei mitteldeutschen Dichtern sehr gewöhnlich ist (vgl. nachher über û uo): in den Hss. waltet nur der Unterschied, daß die Nürnberger hier i schreibt, die Prager und die Hss. der Elisabeth ie. Durch Contraction entsteht i in gelîn für geligen (: kunegin) Elis. 352, analog wie begêt (= begebet): gebet 463; in der Prager Hs. steht eben so sên für segen, aber nicht im Reime, Germania 3, 472, 107. Vergleichen darf man auch die durch ähnliche Contraction entstandenen î (= îe) in den zur Erlös. 2020 angeführten Stellen.

=

ô für á steht in beiden Gedichten in iesô für iesâ (zur Erlös. 5694), wenn man nicht iesó als Verstärkung von số betrachtet, wie alsâ = sâ (s. oben): wie dem auch sei, immerhin ist auch hier die Übereinstimmung im Reimgebrauche sehr merkwürdig. iesô: frô Erlös. 4727; : Libano 5694; iesô: frô Elis. 356. Brundosiô 405; in der Elisabeth die Form iesô auch häufig außer Reime, vgl. S. 404. 411. 423. 441 (zweimal) und in dem Kobl. Bruchst. (Anz. 6, 55) V. 49. Einmal steht ie dô: vrô Elis. 440 und ebenso Erl. 5015 ie aô: alsô, vgl. Anm. zu 1609.

ô für den Umlaut æ, ebenfalls in allen Hss. beider Gedichte allgemein, wie bei allen mitteldeutschen Dichtern, wird in der Erlösung (zu 275) durch Reime gesichert; ebenso in der Elis. zubrôde: snôde 447 und 483 dâ mide er wolde schône der frouwen houbet frônen mit hoher êre chrônen, wenn man hier chrônen als schw. dat. sing. fasst (doch vgl. vorher eine chrône: schône): richtiger ist wohl frônen = frænen und chrônen =chrænen. Himm. 1205 crône: schône (schane).

û steht für iu allgemein in den Hss. beider Gedichte, in der Erlösung durch einen Reim (zu 2330) bewiesen, ergibt sich auch aus einem nicht ganz unbedenklichen Reime der Elisabeth: frûnde (friunde): enzunde (Präter. von enzünden) S. 403. Nicht unbedenklich nenne ich diesen Reim, weil sonst aus keinem anderen beider Gedichte eine Kürzung frunde sich ergibt (Anm. zur Erlös. 93), wohl aber frûnt: stûnt und ähnliches in der Erlösung, nûnde: frûnde Elis. 455 reimt, und der

Dichter wohl ebensowenig frunt als ginc, vinc, hinc und stunt (=stuont) sprach.

ú für uo (zur Erlös. 93) beweisen in der Elis. (die Darmst. Hs. hat u und, letzteres aber bezeichnet keineswegs die Aussprache uo) meist dieselben Reime, sun: tún 347, zú: dû 382. 467, nú: frú 409. 427. 478.: zú 412. 420. 432. 446. 456. 458. Kobl. Br. 82: iezû 442. 446. 466. 471. 486. nú: zû Himmelf. 271. 317. sun: tún oft (Erlös. S. XXII). Das schon erwähnte stunt für stuont reimt nicht auf kurzes u, wie z. B. bei Herbort (zur Erlös. 93), sondern nur auf û: túnt: stûnt Elis. 426; dagegen in der Himmelfahrt an vielen Stellen auf u (Erlös. S. XXII).

Ebenso steht û für den Umlaut von uo d. h. üe. Letzteres zeigen die Hss. gar nicht; für die Erlös. beweisen zwei Reime (zu 523), für die Elisab. unsûze (unsuoze): füze (füeze) 366 (= Erlös. 4794); muwe (müeje); rûwe (ruowe) Kobl. Br. 68. Daß auch hier vor doppelter Consonanz keine Kürzung eintritt zeigt der Reim stûnde (= stüende): prûnde (phrüende) Elis. 392.

ou für den Umlaut öu (zur Erlös. 5110) in schouwete: erfrouwete (derselbe Reim in der Erlösung) Elis. 407. 414; ervrouwet: geschouwet 421; schouwene: frouwene 473.

Nicht geringere Übereinstimmung zeigt sich in Bezug auf die Consonanten. So der Gebrauch von d für t im Inlaute, im hessischen Dialekte sehr gewöhnlich, in der Erlösung durch zahlreiche Reime belegt (zu 303) und ebenso in der Elisabeth, von der zwei Handschriften sowohl im Anlaut als im Inlaut dies d durchgängig setzen. stade: schade 352. rede: stede 386. 396. 418. 437. 449. 461. fride: mide 405. friden: uberschriden 399. hâde: gnûde 383 (die anderen Stellen sieh unter haben). gnâde: râde 412. 420. 434. 436. 437. 443. 445. drâde: Cûnrâde 395. gnâden: dâden 427. zîde: gesmîde 355. zîden: lîden 376. 416. 438. 452. 463. geliden: rîden 402. dôde: genôde 441. 464. 472. gûde: mûde 362. : lûde 357. lûden: gûden 460. mûder: brûder 390. 438. 483. gûder: brûder 464. Vogelweide: gereide 349. bekleidet: beidet 381. scheiden: beiden 396. scheident: beident 400. leide: heilikeide 408. gereide 431. : jâmerkeide 435. 477. : geduldekeide 442. eide: gereide 478. ougenweide: geleide 410. berieden: schieden 402. sieden 425. schieden: genieden Kobl. Br. 66. In der Himmelfahrt kein beweisender Reim, aber die offenbar in Hessen geschriebene Handschrift, die noch dem 13. Jahrhundert angehört, zeigt dies d durchgängig. In diesem Umfange kennen den Gebrauch nur wenige Dichter (Heinrich von Veldeke vielleicht ausgenommen, dessen Mundart aber in anderen Punkten wesentlich abweicht), Herbort gar nicht, ebensowenig Hermann von Fritslar.

Den Übergang von g in h vor t im Präter. und Particip von legen, verbunden mit einem Rückumlaute (lahte, gelaht), haben mitteldeutsche Dichter selten (das mhd. Wörterbuch führt nur Stellen aus der Himmelfahrt und der Elisabeth an): außerdem begegnet er im Karlmeinet (über Karlmeinet S. 242 fg.), wo noch das Präter. und Particip. von segen (sagen) ebenso gebildet wird, und bei Berthold von Holle (vgl. S. LVII), also nicht mitteldeutschen Dichtern. Die Stellen der Erlösung sind zu 6443 gesammelt: daß an allen nur das Particip, nicht das Präteritum vorkommt, ist zufällig: in der Elisabeth lahte: muhte 346. 369. gelaht: gemaht 444. 476.

Die Ausstoßung des h in beiden Gedichten gleichmäßig, zum größeren Theil in denselben Worten (zur Erlös. 455); niet: diet Elis. 384. 385. 448. : schiet 389.401. worte: vorhte 354. worten: vorhten 345. ·395. Berhte (Hs. Berthe): gerte 354. In der Himmelfahrt begegnet außer twerhs: du gers 1663 kein solcher Reim, wenn man nicht die Reime lieht niet (zur Erlös. S. XXIII) so auffasst.

:

Die Erweichung der Tenuis k vor t in h, in der Erlösung geschiht (geschict): pfht 2817. niht 6458. geschikt: iht Elis. 435. schihte verrihte 355. understriht: niht 370. naht: bedaht Erlös. 2888. dahte: mahte Elis. 444.

n im Auslaute für m scheint dem Dichter nicht zuzukommen: nur einige wenige derartige Reime begegnen in der Erlös. stên: Jêrusalêm 1692, in der Elis. sun: furstendûm 347. 353.

p

=

steht im Anlaute für ph (zur Erlös. 447); vgl. peif pheit Elis. 349; prunde = phrüende 392; plegen, pliht u. s. w. Im Auslaute hat die Elis., nicht die Erlösung, einen beweisenden Reim, daß ƒ steht, scharp: erstarp 373.

p für

r wird nach niederdeutscher Weise umgestellt (zur Erlös. 56); beweisend ist in der Elis. burnen: zurnen 447; vgl. außerdem burne 451. 465 (born Erlös. 3873); burnde ôsterkerze Erlös. 2548.

w steht im Inlaute für j (zur Erlös. 5834), was durch einen Reim der Elisabeth bewiesen wird, mûwe (müeje); rûwe (ruowe) Kobl. Br. 68; wodurch zugleich das in der Anmerkung erhobene Bedenken über die Form von ruowe erledigt wird.

Eine mundartliche Eigenheit, die die Erlösung zeigt, findet sich in den bis jetzt gedruckten Theilen der Elisabeth nicht, die Abwerfung des b (p) im Auslaute nach m, in tum, krum, stum (zur Erlös. 5216): doch selbst wenn die noch ungedruckten Stücke sie nicht darböten, würde sie für die Verschiedenheit der Mundart und der Dichter bei im übrigen so überraschender Einstimmung nichts beweisen.

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