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kûme, sêre kann es keine Ableitung kumeliche, serliche geben: nun gibt es kein Adjectiv schier, sondern nur ein Adverbium scioro. Das von Lachmann mit Vorliebe gepflegte Wort sierliche hätte also sehr nöthig in der wirklichen Litteratur nachgewiesen zu werden. Ahd. ist es nicht vorhanden, mhd. ist es mir ebenfalls unbekannt, und ich halte es für eine den Gesetzen der Wortbildung widerstrebende Erfindung Lachmanns.

[1918]1 der voit von Rîne: so die Noth aus Gedankenlosigkeit für voget von Berne Ca. Lachmann hatte in den Anmerkungen nicht übel Lust zu schreiben von Rôme; wenn dieß das rechte wäre, so könnte man nicht zweifeln, daß Ca durch Besserung aus N hervorgegangen ist. Aber Lachmann hat die Vermuthung selbst zurückgenommen und in der Ausgabe anerkannt, daß Ca das echte biete, das in N verdorben ist.

[2031] 2 welt ir diz starke hazzen ze einer suone legen. A ditze starke mit Auslassung von hazzen. Statt nun zuzugeben, daß hazzen eines der vielen Wörter ist, die der Schreiber von A aus Nachlässigkeit nicht geschrieben hat, und die sonst stillschweigend ergänzt werden, soll hier vielmehr starke für ein selteneres Substantivum stehen, weil A auch [2007] 2 starcken für kradem schreibt. Das seltenere Substantivum, das 1836 noch nicht gefunden wurde, war 1841 strâfen; und so wird also im vierten Abdruck gelesen:

welt ir ditze strâfen ze einer suone legen.

Es ist wohl nicht nöthig ernstlich zu widerlegen, daß Günther gebeten haben soll, ihm die Strafe zu erlassen; es wird auch Niemand glauben, daß aus ditze strâfen zuerst durch einen Schreibfehler ditze starke, und dann durch Besserung diz starke hazzen geworden sei. Wäre es nicht klüger gewesen, wie im vorhergehenden Fall, die Vermuthung zurückzunehmen und diese Stelle als Schreibfehler aus N zu berichtigen?

2171 [2051] 4. Ca für trinken unt für spîse kan niht anders nu gesin. Dafür B ez enmac an disen zîten nu niht bezer gesin. A ebenso, nur et nach mac, und nu getilgt. Lachm. ez en mac et niht bezzer an disen ziten gesîn.

[2054] 4. C. sît vil manic schone wip. B setzt wætlich für schone. B lässt manic aus und schreibt vil wætlîchez wip. Man sieht wieder deutlich, wie C zu B, B zu A wurde. Lachmann bessert sît manic wætlîchez wip und macht dann durch den Schreibfehler vil für manic A zum Ausgangspunkt.

2269 [2148]. Ca. Daz edel ingesinde was komen gar dar in. Volker unde Hagene die sprungen balde hin.

N setzt was nu; und A allein schreibt balde dâ hin. An Ca ist nichts auszusetzen. Wie ein nu zugesetzt werden konnte, ist sehr begreiflich. In A kommt ein neuer Fehler hinzu. Lachmann aber sagt: „offenbar ist zu lesen was nu komen gar sprungen balde dar. Der Schreiber von A hatte da hin aus dar gemacht“ u. s. W. Es soll aber nicht gesagt werden, das Gefolge Rüdegers sei gekommen, sondern es sei in den Saal eingedrungen; dar in kann nicht entbehrt werden.

2314 [2192] 4. wirn künden überwinden niht diu græzlichen leit, so C und N; nur IA wirn kunden niht überwinden diu vil græzlichen leit. Um A zu halten, soll verwinden gelesen werden. Das Wort ist dem Lied fremd; aber überwinden kommt öfters in gleicher Bedeutung vor.

[2203] 2325, 3 mit sînen tiefen wunden Ca, mit starken verhwunden DI, starch verch w. B, starch w. A. Lachmann mit starken wunden. Es ist nicht nöthig, an Ca zu ändern; da der Held todt ist, so braucht nicht gesagt zu werden, daß es verchwunden sind.

Wenn die Noth mit starken verchwunden liest, so ist es nur die gewöhnliche Nachlässigkeit des Schreibers von A, daß er verch auslässt. Auffallend ist nur, daß A und B in dem Schreibfehler starch zusammentreffen. Es kann aber in B die Abkürzung für en verbleicht sein, und A konnte beim rch von starch meinen beim rch in verch zu stehen. Die Besserung Lachmanns genügt auch nicht für den Vers; denn mit starken wunden füllt den vordern Halbvers nicht. Es kann nicht gelesen werden mít stárken wunden. Solche Ungeheuer von Versen hielt Lachmann für erlaubt und für schön und alterthümlich, weil er sonst hätte zugeben müssen, daß A die Verse entsetzlich verdirbt. Daß mit einen Versfuß (Hebung und Senkung) bilde, hielt er in der Anmerkung 46 und 581 noch für sehr ungewiss, obgleich er in der Cäsur die mehrsilbigen" Wörter mittim und mittir gestattete (sieh zu 118. 333, 4 sô maht du mit ir und 401,3 durch dich mit im). Später wird es auch an andern Stellen gestattet. Es ist in der That nicht einzusehen, warum es nicht ebenso gut dazu fähig ist, als an in, án éinem mórgen vrúo (sieh zu 476), oder in ín Gúnthéres lánt (46). Es werden solche schauderhafte Schreibereien von A von Lachmann zu mustergültigen Versen erhoben, durch solcher Verse würdige Theorien, wie z. B. daß mittim ein mehrsilbiges Wort sei.

[2209], 1. u. 2. er ist so grimme gemuot sprach Volker der degen guot. guot wird getilgt und im ersten Vers gelesen er ist số grimme erwegen. Die Besserung ist geschickt; aber sie ist unsicher, so lange grimme erwegen oder ganz ähnliches nicht anderwärts nachgewiesen wird. Die von Lachmann beigebrachten Stellen genügen

nicht. Mir scheint in anderer Weise geholfen werden zu müssen. In 2 liest C der helt guot und Lachmann scheint zu betonen sprach Volker dér helt guot: „fehlerhaft, sagt er, mit dem eigentlich zweisilbigen helt in der letzten Senkung." Die Regel, daß ursprünglich zweisilbige Wörter nicht in der letzten Senkung stehen dürfen, ist eine ganz willkürliche Erfindung, von der die Dichter selbst keine Ahnung hatten. Man sehe nur, wie Lachmann es mit unde macht. Da das Wort zweisilbig ist, so darf die einsilbige Form nicht in der letzten Senkung stehen. Nun steht sie aber gar häufig in der letzten Senkung. Da wird nun der Vers zuerst gedrückt, um für unde Platz zu gewinnen; dann werden Ausnahmen gemacht, wo die einsilbige Form erlaubt sei. Und endlich wird die einsilbige Form überall gestattet, wenn man nur nicht und, sondern unt schreibt. Ist das nicht ein kindisches Spiel? Ich nehme auf solche Regeln natürlich keine Rücksicht. Ich setze überall ohne Bedenken unt oder und, und ebenso helt und ähnliche Wörter (in der Klage sogar einmal solt für solde) in die letzte Senkung. Hier aber kann es nicht wohl geschehen, weil der helt gúot kaum möglich ist. Der Artikel kann nicht höher betont sein als das Substantivum. Ich glaube, daß Volker eine Glosse ist. Da er vorher genannt ist, so ist hier sein Name überflüssig. Man lese sprách der hélt gúot. Im ersten Vers aber ist vollkommen sprachrichtig zu lesen er ist số grim gemuot. grim ist Adjectiv, nicht Adverbium. Bei gemuot steht ebenso das Adjectiv 127, 4 er wart ein lützel senfter (N Adv. sanfter) gemuot: und 2257, 1 herte gemuot. gemuot ist eines der seltenen Wörter wie geherz, gehant, gesit. Wie diese ursprünglich construiert wurden, ist noch dunkel. Im Lied haben wir 1590, 1 er was müelich gesit; da ist müelich schwerlich als Adverbium zu fassen, sondern: er war unerträglich von Sitten. Ebenso heißt er grim gemuot: er ist grimmig von Muth. Das Adjectivum ist so richtig als in blint geborn; aber die Analogie hat überwogen und so heißt es gewöhnlicher, obgleich eigentlich unrichtig, mit Adverbium hôhe gemuot, grimme gemuot u. s. w.

2421 [2299] 3. 4.

Ca. do was mit sime leide ir sorge ein teil benomen.

si sprach künig Gunther, sît mir grôze willekomen.

BD. do was mit sîme leide ir sorgen vil erwant.

si sprach 'willekomen, Günther ûzer Burgonden lant.

I. si sprach frolichen 'willecomen, Gunther,

ein künic von Burgunden, ich gesach dich nie so gerne mêr.

K. si sprach willekom, Gunther von Burgunden lant.

ich hân iuch hie zen Hiunen vil gerne bekant.

A. si sprach 'willekomen, Gunther, ein helt ûz Burgonde lant! nu lône iu got, Kriemhilt, ob mich iwer triwe des ermant. Lachm. ebenso, mit Tilgung von ich sprach und mit Besserung ein helt uz erkant.

Es wird kaum eine Stelle geben, wo die Handschriften so sehr von einander abweichen. CBD sind im wesentlichen gleich. KIA lassen 3 aus und füllen die Strophe in verschiedener Weise; am eigenthümlichsten A, das eine Antwort Günthers bringt, die aber mit der folgenden Strophe nicht wohl in Einklang gebracht werden kann. Lachmann's Änderungen sollen dem Vers aufhelfen.

Wir sind zu Ende gekommen. Einige der Besserungen Lachmanns sind ein wirklicher Gewinn; die meisten haben nur den Zweck, begreiflich zu machen, daß A die Urschrift ist, aus der alle andern geflossen sind, und den Text so zu gestalten, daß die Liedertheorie ihn brauchen kann. Dabei erlaubt sich Lachmann die willkürlichsten und gewaltsamsten Änderungen. Zu merken ist jedoch, daß Lachmann selbst diese Vorschläge nicht in den Text aufgenommen hat; er gibt nicht selten zu verstehen, daß sie ihm nichts weiteres sind als sehr unsichere Vermuthungen. Erst der ungenannte Nachtreter, der diesen neuen Abdruck besorgte, wagte es, alle diese Conjecturen aufzunehmen, und somit nicht mehr einen überlieferten, sondern großentheils willkürlich ersonnenen und für gewisse Zwecke in gewaltsamer Weise zurecht gemachten Text drucken zu lassen. Lachmann hätte dazu seine Erlaubniss schwerlich gegeben; und gewiss hätte er nicht gebilligt, daß auf dem Titel dieses Abdruckes steht herausgegeben von Karl Lachmann", statt daß es heißen sollte: „nach der Ausgabe Lachmanns mit sklavisch treuer Ausführung aller vom Herausgeber gemachten Veränderungsvorschläge für den Druck besorgt von **.“

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Für diesen Herrn, dessen Namen Jeder kennt, ist dieser vierte Abdruck ein Denkmal vollkommener Armseligkeit. Der Erfolg der Ausgabe wird ermessen lassen, in welchem Grade die blinde, völlig gedankenund willenlose Nachtreterei in unseren Schulen und gelehrten Kreisen noch herrschend ist.

GERMANIA VII.

15

MITTELDEUTSCH.

Trotz den von gewichtigster Seite gegen diesen Ausdruck erhobenen Einwänden und Bedenken ist derselbe dennoch zu immer allgemeinerer Geltung gekommen und wird gegenwärtig von der weit überwiegenden Anzahl der deutschen Philologen als Gesammtname für die Mundarten des mittleren Deutschlands, also des Fränkischen, Hessischen, Thüringischen, Obersächsischen, Schlesischen und Ostpreußischen, ebenso anstandslos gebraucht, als der Name Hochdeutsch für die Mundarten der oberdeutschen Lande, des Alamannischen, Schwäbischen, Bairisch - Österreichischen. Eine Benennung, die so

rasch und allgemein sich Bahn bricht und unter Gelehrten der verschiedensten Richtung sich einbürgert, muß doch wohl auf besserem Grunde beruhen als etwa einer bloßen Grille, um nicht zu sagen einem Irrthum. In der That haben fortgesetzte eingehende Forschungen den wirklichen Bestand einer Sprache, die vom oberdeutschen und niederdeutschen Lautsystem gleich weit entfernt zwischen diesen beiden gleichsam in der Mitte steht und sie vermittelt, in immer helleres Licht gestellt und die dagegen erhobenen Zweifel mehr und mehr zerstreut. Steht aber einmal die Thatsache fest, so ist jede Benennung, sofern sie nur das Wesen der Sache richtig bezeichnet und dem Missverständniss und der Verwirrung wehrt, gut und berechtigt. Gegen diese Forderungen verstößt der Name „mitteldeutsch" nicht, und die gehegte Befürchtung einer schädlichen Verwechslung mit dem schon länger gebräuchlichen Ausdruck „mittelhochdeutsch" hat sich bis jetzt als eine grundlose erwiesen. Wo es sich um feinere Unterscheidungen handelt, wird man die Einzeldialekte stets bei ihrem besondern Namen nennen, und nachdem wir die Mundarten, die wir als mittelhochdeutsch zu bezeichnen gewöhnt sind, immer schärfer und bestimmter sondern lernen, werden wir uns wohl auch hüten, die verschiedenen Dialekte der mitteldeutschen Sprache unterschiedslos zu vermischen. Dasselbe gilt von den Mundarten des niederdeutschen Sprachgebietes. Das Niederrheinische, Westfälische, Ostfriesische, Niedersächsische zeigt in derselben Zeit, bei aller Übereinstimmung im Großen und Ganzen, doch vielfache Besonderheiten, die die wissenschaftliche Forschung streng beobachten und auseinander halten wird. Gleichwohl hat man kein Bedenken getragen, die genannten Mundarten unter dem Gesammtnamen „niederdeutsch" zusammen zu fassen. Was dem Einen recht ist dem Andern billig. Die Berechtigung der Mundarten des mittleren Deutsch

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