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land zu einem gemeinsamen Namen steht daher außer Frage; sie kann überdies durch ein altes Zeugniss auf's bündigste dargethan werden. Diesen Nachweis zu liefern ist der Zweck nachstehender Zeilen.

Auf der Leipziger Universitätsbibliothek befindet sich unter Nr. 34 eine Pergamenthandschrift, deren Inhalt eine deutsche Übersetzung der vier Evangelien vom Jahre 1343 bildet. Von dieser Übersetzung, als einer der ältesten die es gibt, gab die erste spärliche Kunde Joach. Feller in seinem Catalog (Lips. 1686. p. 68. 69), und seitdem war bei den Litterarhistorikern öfter davon die Rede. Genaueren Einblick in die Beschaffenheit des Werkes gewährte jedoch erst die sorgfältige Beschreibung, die Prof. Dr. Theodor Möbius in dem „Verzeichniss der Herren Prediger an der Universitätskirche zu Leipzig 1849–50" (wieder abgedruckt in Naumann's Serapeum 1850. Nr. 3. 4) von der Handschrift lieferte. Leider war mir dieselbe, als ich Ende 1853 die Einleitung zum Jeroschin schrieb, entgangen. Später, von Zarncke darauf aufmerksam gemacht, theilte mir Möbius freundlich einige weitere Notizen aus der Hs. mit und im vergangenen Herbst hatte ich sie in Leipzig selbst in Händen. Die Hs. umfasst 234 Blätter in Quart und ist mit großen, deutlichen Zügen geschrieben. Der Inhalt theilt sich in eine Reihe Vorstücke (Bl. 1-52), die Übersetzung der vier Evan-, gelien (Bl. 53-224), Beigaben und Schlußrede Bl. 224-234). Ohne mich auf die einzelnen Theile des Werkes hier einzulassen, theile ich daraus nur so viel mit, als mir zu meinem Beweise dienlich scheint: Anfang und Ende.

Den Beginn macht eine Übersetzung des bekannten Briefes des Lentulus „Diz ist von unsis herren gesteltnisse vnd sinen gelegen (roth. Bl. 1b). Man liset in den ierlichen bucheren der Romere, daz unsir herre Jesus Christus, der genant ist von den heiden ein prophete der warheit, was einer edelin lenge, mittelmezic vnd schowelich (spectabilis) vnd hatte ein erber antlitze, daz di vorchtinden (so: intuentes) mochten lib habin vnd vorchten, vnd hatte har einer welischen nuss varwe, er wanne rife (nucis avellanæ præmaturæ), slecht (planos) vil na biz zu den oren, von den oren gerinnelit (circinnos), crusp, wachsgelir varwe vnd etwaz glitzende vnd von den ahselin floyrende (ventilantes), vnd hatte eine scheitele mitene des houbites nach den sitten der nazarei; eine slechte vnd eine wunnecliche stirne sunder runzelin vnd flec vnd di zarte rote. Vnd nasen vnd mundes inwas zu male kein strafunge (reprehensio), vnd hatte einen volligen (copiosam) bart glicher varwe der hare, nicht lanc, sunder an den kinne was her ein wenic gezweigespeldit (bifurctam). Vnd hatte ein einvaldic vnd ein vollinbracht angesichte, mit grawen

ougin, di waren maniger hande var vnd clar vnd her was an der bestrafunge irverlich (in increpatione terribilis), an der vermanunge senfte vnd minneclich, vnd was wunneclich mit behaldener geuellikeit (hilaris servata gravitate). Etwanne weinete her, aber ni gelachite her. An der lenge des lichamis was her wol vollic vnd gerichte (propagatus et rectus) vnd arme vnd hende waren wol gemazet, an der gesichte was her lustlich, an dem gekose tapfir vnd selzin (in colloquio gravis, rarus) vnd senftmutic, also daz billiche was noch ysaian gesprochin. Her ist wol gebildet an der formen vor den svnen der menschin, wan her ist der kunic der eren, in den di engele begeren zu schowine, des schonede svnne vnd mane sich wunderen, der heilant der werlde, meister des lebines. Ime si ere vnd glorie in di werde der werlde. Amen.“

Unmittelbar darauf folgt:

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1, Von dises buches lobe vnd werdikait. Diz ist der schatz der heiligen cristenheit alse gantz vnd heizet zu latine plenarius*), aber zů dute ein irfullere. Ditz buch hat sancte Iheronimus zu samen gelegit nach pfeffelicher kunst vnd nach meisterlicher kunst, alse di vorrede sprichet. Ditz buch hat di heilige cristenheit zu ir genumen vnd zu ir geordent nach dem einualdigen texte, also alse di heiligen ewangelia einer iclichen heiligen zit vnd ouch eime iclichen heiligen zů geeigent sint. Ditz buch hat in sich beslozzin alliz daz, dz got an siht in siner ewigen vorsichtikeit nach wirkender tat. Diz buch hat ouch in sich beslozzin alliz daz, dz da geschen ist vnd nů geschit vnd noch geschen sal. ditz ist alliz beslozzin in dem ewigen nå den heiligen in dem lichte der glorien. Diz buch oder sin glich ist der tureste schatz, den daz ertriche treit vnd der himel bedackit hat von liplichen dingen, vnd ist daz erste gantze buch, daz uz dem latine in dutsche zunge bracht ist.

Der himelische vatir vnsis liben heren Jhesu Christi der si gelobit vnd benediget nu vnd ewiclichen. amen."

Der Schluß des Evangelium Johannis lautet wie folgt:

Bl. 224:

„Hie endet daz buch sente Johannis des ewangelisten. Got si gelobit (roth). Uz der byblien ist dise ubirtragunge in daz mittelste dutsch mit einualdigen slechtin worten uz gedruckit zů glicheit des einualdigen

*) „Missale plenarium, nude interdum plenarius vel plenarium, liber ecclesiasticus, in quo Evangelia et Epistolae pleniter continentur": Ducange.

textes mit hulfe des heiligen geistes, der ouch mit einualdigen worten angewiset hat di ewangelisten volginde Jacob deme geminneten, der von zcamen siner mutir tyrenspise (?) bereite vnd irarnete von dem vatere intfahin genügtikeit der benediunge, vnd niht alse sumeliche orekůtzelere phlegen, di mit floyrenden gespitzetin sinnen von des vatirs lande des textis gen inwec in ein verre kunicriche eines vromden sinnes, di daz fyne golt mit glisendem kuntirfelle (80 = kuntirfeite) obircziren wollen, vnde den wollerychenden balsamen mit fenchilwazzere růchtec*) machin. Dise iagen wilt mit dem gehazzetin Esau vnd irwerbin neuwe zcitlichen segin, vnd ubir dise clagit sente Paulus in sinen epistolen, daz si verlichen mit dem meisten schaden letzin di warheit, vnd nennit si gelyt Sathane vnde Sathanam ir houpt. AMEN.“

Hierauf folgt Bl. 224-233 eine synoptische Erzählung der Leidensgeschichte nach den vier Evangelisten. Die Handschrift schließt 234a mit folgender roth geschriebenen Schlußschrift:

„Dise dutunge des latines in daz dutsche ist gemachit Mathie von Beheim dem clusenere zů Halle nach vnsirs herren geburt tusent iar vnd drie hundert vnd in dem dri vnd virzegistem iare an sente Jacobis abinde des apostolen. Amen." (24. Juli 1343).

Der Verfasser nennt sein Werk „Übertragung in das mittelste Deutsch." Man war sich also schon um die Mitte des 14. Jahrhd. bewusst, daß es einen Dialekt gebe, der zwischen oberdeutschem und niederdeutschem in der Mitte steht, und nannte ihn damals schon mit dem von mir eingeführten Namen. Eine glänzendere Rechtfertigung kann ich mir nicht wünschen. Daß die Sprache in dieser EvangelienÜbersetzung alle wesentlichen Merkmale des Mitteldeutschen an sich trägt, zeigt dem Kundigen Ein Blick auf die oben mitgetheilten Stellen oder auf das durch J. Kehrein (zur Geschichte der deutschen Bibelübersetzung vor Luther. Stuttgart 1851) S. 82-85 abgedruckte fünfte Capitel aus Matthäus. Wir finden hier a für o: sal, salt; ê für æ: gelêzen, jêrlichen, Rômêre, mitelmezic, êrbêr, irvêrlich, clûsenêre; i für e in den Partikeln in-, int-, ir- und den Endungen en; î für ie: dî, nî, lîb, liben (liep, lieben), îclich, licht, ziren, wolrichenden, virzegestem; o für e in wollen (wellen), vorterben (= verderben: Kehrein), für ü in vorsichtikeit, verzornit (Kehrein), für ö in vromden; ô für œ in rôte, dî bôsen (Kehrein); u für o: genumen; für iu: dûtsch, dûtunge, tûreste, kûsche (Kehrein), fúr u. s. w.; für ü: ubir, kunicrích, irfullêre; für oberdeutsch e oder i in *) Hs. růchtet. ruchtec machen, in guten Geruch bringen, wohlriechend machen, vgl. famare: Diefenbach's Gloss. 224' und misruchtich maken, diffamare: Theut. 214. Der Sinn ist: die etwas Edles durch etwas Geringes verbessern wollen.

dem Worte hulfe; für uo: zú, bûch, mûtir, senftmûtic. Das einige Mal über dem u erscheinende o (nů, zu, dute, genugtikeit, orekutzelêre) soll nicht den Diphthongen, sondern die vocalische Natur des u bezeichnen, vgl. meine Bemerkung Germania 6, 357. 358. Kennzeichen des Mitteldeutschen sind ferner dî für diu, drie für driu, ûch für iu, êr, prius (=ê), geschên, geschît, îmant, nîmant, umme (= umbe), unsis, úwes (Kehrein), her für er, die schwachen Feminina: an der formen, der glorien, die erweiterten Formen: wazzere, vatere u. s. w., das Zusammenfallen des 3. Pl. Præs. Indic. mit dem Conj. phlegen, gên, jagen, irwerbin u. s. w.

Alle diese Lauterscheinungen und Wortformen sind genau dieselben, wie sie von mir im ersten Bande der Mystiker S. 570 ff. und im Jeroschin, von Wilh. Grimm zum Athis und Prophilias und von Bartsch, Bech und Andern anderwärts sind nachgewiesen worden und wie sie in jedem auf dem mitteldeutschen Sprachgebiet entstandenen Denkmal unfehlbar zu Tage treten. Die Existenz des Mitteldeutschen als einer besonderen Hauptmundart ist eine feststehende Thatsache und auch die Benennung dürfte nunmehr gegen alle Anfechtung sichergestellt sein.

Zum Schlusse will ich einen Fehler berichtigen, dessen sich unbegreiflicher Weise Alle schuldig gemacht haben, die seit Feller über diese Bearbeitung berichtet haben: Hopf, Möbius, Kehrein, Heppe .(Zeitschrift 9, 265. 266). Alle nennen die Übersetzung ein Werk des Matthias von Beheim, während doch die Worte: „dise dutunge des latines ist gemachit Mathie von Beheim dem clusenere zu Halle“ deutlich nur besagen, daß die Übersetzung dem, d. h. für den Matthias von Beheim gemacht wurde, in seinem Auftrag also, auf seine Kosten. Aber in Halle oder in der Nähe dieser Stadt war der ungenannte Übersetzer gleichwohl zu Hause: Halle liegt noch auf mitteldeutschem Sprachgebiet, unfern der Grenze zwischen der mitteldeutschen und niederdeutschen Mundart, die etwas unterhalb des Einflusses der Saale in die Elbe von Südwest nach Nordost läuft (sieh Bernhardi's Sprachkarte). WIEN, Mai 1862.

FRANZ PFEIFFER.

ZU DEN BÜCHERN MOSIS.

Auf zwei Pergamentblättern im Museum Francisco-Carolinum zu Linz befindet sich ein Bruchstück des Gedichtes, das Diemer aus der Vorauer Handschrift in seinen 'Deutschen Gedichten des 11. und 12. Jahrhunderts' S. 1-90 mitgetheilt hat. Unser Bruchstück reicht von 57,

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23-66, 8. Die Handschrift, aus der uns diese beiden Blätter erhalten sind, war von einem gewandten Schreiber sicher noch im 13. Jahrh. geschrieben; das beweist außer anderm ganz besonders jene eigenthümliche, Germania, 3, 344 besprochene Form des Z. Das Format ist kl. Fol., die Verse sind nicht abgetheilt, sondern nur durch Punkte geschieden, die Initialen sind roth, jede Seite enthält 32 Zeilen. Von den beiden erhaltenen Blättern ist das zweite am linken Rande beschnitten, so daß für Seite a der Anfang, für b das Ende der Zeilen fehlt. Allem Anscheine nach dienten die beiden Blätter als Buchdeckel; ich konnte aber nichts näheres darüber ermitteln, denn ich fand sie schon abgelöst unter andern Pergamenten und Papieren des Museums und meine Nachfrage blieb erfolglos.

Zu Danke bin ich besonders den beiden für das Museum zu Linz eifrig thätigen Herren J. Stülz und Weishäupl verpflichtet, auf deren Bemühung hin mir die Blätter freundlichst zur Verfügung gestellt wurden. Ich gebe im Folgenden eine getreue Copie des Textes, wobei es mir nicht überflüßig scheint auf die Vorauerhandschrift, die übrigens auch wenn unsere Handschrift ganz erhalten wäre, doch im ganzen den Vorzug behalten müßte, Rücksicht zu nehmen, natürlich nur dort, wo wirklich die beiden Hss. auseinandergehen, abgesehen von orthographischen oder sonstigen allzu unerheblichen Verschiedenheiten.

Bl. 1. a.

da heten si vf gesetzet. zwei bilde wol gesnitzet. vil rot guldin. glich
chervbyn et seraphin. da waren inne. vier ringe. zwo stæge stacten
dar inne. da mit sis tragen solden. so si v... wolden. Si behielten
dar inne. daz heilictům mit sinne. die gerten aaron. die taveln
Moyses. un manna daz himel brot. un einen einber d' was golt rot.
daz waren diu vier heilictům. von diu hiez diu arche ppiciatorium.
Vvie gerne ich iu sagte. daz bediute daz ez habte. nach der heilig-
en lere. des helfe uns unser herre. Daz daz dach rot was. die he-
iligen zwelf boten bezeichent daz. die die christenh... da.. en. swa
so si mahten. si twanc d' regen un d' sne. si dulten ach uñ .vê. untz
die vil gåten. also u'enten i ir blůte. och bezeichent ez zware. die
da furhtent unsern herren. uñ si in allen gahen. von scham råte ge-
vahent. den mugen wir niht versagen. die wellēt stat daran haben.
An dem zwilhen tuche. da svlt ir an suchen. die patriarchen uñ
die wissagen. alse wir v'nomen haben. die in eime cite waren.
uñ ein and'z sahen. si sagten gnůgiv dinc. daz bezeichent den zwilh-
inc. an dem geiz hare. merken wir die suntære. vil wæhse iz ist

5

10

15

3. varn. Die drei letzten Buchstaben fehlen, da das Pergament durchlöchert ist, und ist kaum ihre untere Hälfte noch erkennbar. 8. 9. heiligen fehlt V. christenheit dahten. Loch im Pergament. 10. ach_un wê] also manec sêr V., die Änderung liegt wohl in unserem Bruchstücke, das den Reim reiner zu machen suchte. Die erste Hälfte des w in wê ist durch ein Loch ausgefallen. 14. An] In V. 16. gnvgiu] tougeniu V. 17. Diemer's

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