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6. Tritt das â an ein mit Vocal auslautendes Wort, wird der Hiatus durch ein eingeschobenes r vermieden, z. B. jârâ ja, nura. 7. Statt des â begegnet uns im baierischen Dialekte ô, z. B. wâfenô.

Was die Herkunft dieses â betrifft, so ist es nach meiner Überzeugung die Interjektion â, die manche Dichter selbständig dem Worte vorsetzen, z. B.:

â wie sêre ers dâ ze stêde entgalt. Alexanderlied 611.

â wie êrhafte sie im ze gegene quâmen.
â waz Gapadotia gebrach.

705. 752.

"

â waz ime dâ helede tôt beleib.

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â, Tristan, wære ich alse duo. Tristan 94, 30.
â, bêrre got, durch dîn gebot.

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98, 2.

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Grimm bemerkt (Gramm. III, 291): „dieses Suffix scheint die mhd. Periode überdauert zu haben, wenigstens gebraucht noch Fischart im Garg. 241 horcha sun! 247a höra! 96a lerma.“

Ob das â noch jetzt fortlebe, kann ich nicht darthun. Dagegen wird das dem â entsprechende Suffix ô im baierischen Dialekte noch gebraucht, z. B. stillô, hærô, muederô (Schmellers b. Wörterbuch I, 8). Daß dies Suffix ô in Tirol noch fortdauere, wird J. B. Schöpf in seinem tirol. Wörterbuche nachweisen.

INNSBRUCK, 15. Juni 1862.

I. V. ZINGERLE.

KLEINERE MITTHEILUNGEN

VON

KARL BARTSCH.

1. EIN ALTHOCHDEUTSCHES BRUCHSTÜCK.

Der Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1855, Sp. 80, theilte aus einer dem germanischen Museum gehörigen Handschrift (Nr. 1266), die Gregors Moralia über Hiob enthält (Pg. kl. fol. 10.-11 Jahrh.), folgende althochdeutsche Verse mit, die schon vorher Massmann im neuen Jahrbuch der berlinischen Gesellschaft 10,185 hatte abdrucken lassen, und die ich hier in etwas besserer Schreibung wiederhole:

5

10

jâ diu sêle adelfrouwe

diu gêt diu for der ir diuwe.
der licham ist der sêle chamerwîp,
er mac ir verliesen den êwigen lîp.
diu sêle shol ir selber râten,
al guot der diuwe gebieten.

siu shol irsterbin dur diu chint,
diu des lichamen ubeliu werc sint.

siu shol edeliu chint gewinnen,

di siu mage ze dem gotes erbe bringen.

2 u for den. 5 ratent. 6 gebitent. 8 ubeluu wec. 10 brigen.

Daß diese Verse schon anderweitig bekannt waren, scheint noch nicht bemerkt worden zu sein. Sie gehören dem in der Vorauer Handschrift Bl. 97-98° stehenden Gedichte an, dem Diemer den Titel 'Die Schöpfung gegeben hat. Die angeführten Verse stehen bei Diemer 102, 1-10. Der Text stimmt mit Ausnahme der beiden ersten Zeilen, die bei Diemer lauten: Gotis bruth duo seli adilurowi. uorchti du der iri duwi, sehr genau.

2. SANTE MARGARETEN MARTER.

Das unter diesem Namen von mir in der Germania 4, 440-459 herausgegebene Gedicht, welches ohne Zweifel dem zwölften Jahrhundert angehört, und von welchem Jos. Maria Wagner eine zweite Handschrift in Klosterneuburg aufgefunden hat (vgl. Germania 6, 376-379), die an einigen Stellen zur Textverbesserung beitragen kann, im wesentlichen aber denselben stellenweis überarbeiteten Text der Prager Handschrift bietet, hat eine unverkennbare Übereinstimmung mit 'Margareten Passie', die nach zwei kölnischen Drucken von 1513 und 1514 O. Schade in seinen 'geistlichen Gedichten des XIV. und XV. Jahrhunderts vom Niederrhein' S. 93-96 veröffentlicht hat. Der Eingang des Textes der Prager Handschrift fehlt bei Schade wie in der Klosterneuburger Abschrift; dagegen stimmt gleich der Anfang der eigentlichen Erzählung:

61 Ein heidenischer patriarch

der war edel unde starch, geheizen Theodosiûs.

in Antiochîâ was sîn hûs. 65 er was ein vil edel man.

eine tohter er gewan,

Schade 1 It war ein heidensch patriarch 1), der was wail wîse und stark, geheizen Theodosius.

in Antiochia stunt sîn huis.

5 he was ein vil edel man.

ein einige dochter he gewan.

1) So auch in der Klosterneuburger Handschrift: Ez waz ein heidnischer patriarch.

in sînem alter geporn, zuo dem gotes dienst erchorn: Margarête ist si genant. 70 ir nam ist wîten erchant.

diu muoter starp im fruo: dem chinde gie arbeit zuo. dô gap man daz chint danne von der purch ze einer amme 2). 75 als si daz alter gewan,

und sich des rehten versan, dô liebet ir diu christenheit. der heiden geloube was ir leit. des christentuomes si sich underwant, 80 dâ man si ze leste ane vant. swaz man si dô marterôte,

des vorhte niht sant Margarête.

in sîme alder wart si geboren, zo godes dienst wart si erkoren. Margaretha was si genant, 10 in manicher hande gnaden wail bekant. ir moeder starf ir af zo vroe, ein amme si vort up zoe.

do si dat alder gewan,

dat si sich selver besan, 15 do beliefde ir die christenheit, die heidenschaft sie vermeit. des rechten gloven si sich underwant, dair man sie zo leste inne vant. nieman sie dair af brengen moichte, 20 in wat wisen man dat besoichte.

So schlagende Übereinstimmung begegnet allerdings im Verlaufe des Gedichtes nicht wieder, wenigstens nicht an einer so langen Stelle: wohl aber lassen sich einzelne Zeilen und kleinere Stellen mit einander vergleichen.

109 Ob si im mochte gezemen,

er welle si ze chonen nemen.

121 gevrewe mich, herre Jhêsû Crist,
wan du vil genædic bist,
sende mir dînen geist
zuo einer volleist.

143 si petet an der christen got.
189 si versagte im gar daz.
203 er hiez si nachet ûf hân

und mit gerten wol durchslân. 267 daz pluot vaste von ir ran. 270 daz.. in selben den rihtære der frouwen marter verdrôz. 295 daz chriuze si für sich tete:

si sprach ze gote ir gepete.

299 vater aller weisen

trôste mich in allen vreisen. 369 dô sach si ... ein vil swarzen tîvel. 381 min bruoder was Ruffô genant. 420 wie ist geheizen dîn nam? 522 daz mîn lîp..

dar inne werde getoufet.

653 Theodosius der wise man und ir amme prâhten dan die vil heilige lich.

37 dat he sie wolde zeinem wîve nemen, of sie im van adel mochte bezemen. 45 genâde mir, hêre Jhesu Christ, want du der wair got bist, und sende mir zo hûde

dînen engel vil gûde.

59 sie anbedet den heilgen Christ. 79 vaste si im versachte.

83 doe dede he sie ûp hain

und mit besemen sêre slain. 126 dat bloit ir den lîf lanks af ran.

89 bit dat it die sleger verdroiz. 146 ein cruiz si vur sich dede mit manichen gebede. 144 soe help mir armen weisen van desen engestlichen vreisen.

136 ein vil hezlich dûvel. 175 Rufus was he genant.

165 du salt mir sagen dînen namen. 304

und sie dair wurde gedeuft.

422 Theodosius ein vil guit man iren licham he aldae nam.

2) Die Reimpaare 71 72 und 73. 74 sind in beiden Handschriften vertauscht.

Schade hatte nach dem niederrheinischen Texte schon eine Grundlage des zwölften Jahrhunderts vermuthet (S. 77), der aber das von mir herausgegebene Gedicht schon der Mundart nach viel näher steht, als die von dem niederrheinischen Dichter mit großer Freiheit unternommene Bearbeitung. Dennoch glaube ich, daß einige Stellen durch den niederrheinischen Text auf ihre ursprüngliche Gestalt zurückgeführt werden können. So: 125 daz ich gestâ âne schande

vor dem heidenischen vâlande. ursprünglich hieß es wohl:

49 ûp dat ich mînen magedûm behalde und dat der heide mîn niet enwalde.

daz ich mînen magetuom behalde
vor dem heidenischen vâlande.

451 owê welich ein wunder,

daz ein magt besunder mac uns tieveln an gesigen. Ursprünglich:

252 ich ligen nu alhie gebunden
von einer maget jonge.

owê welich ein wunder,

daz ein maget junge u. s. w.

Einige Stellen, die ohne Frage in dem alten Gedichte ebenso lauteten, hat Schade's Text unentstellt überliefert, während sie in dem andern verloren giengen, so Sch. 55 ir herren sie ez sageten, als siz vernomen habeten, vgl. den Text der Prager Hs. 137 ff.

3. ZUR GUDRUN.

Die von Fr. Gärtner unternommene Vergleichung der GudrunHandschrift mit Hagens Drucke (Germania 4, 106–108) hat zwar Bedeutendes nicht ergeben; doch hilft sie an einigen Stellen den Text verbessern.

39, 3 (Vollmer), wo Hagens Text gewährte vntz das dem kunige reiche, ergänzten die Herausgeber die erste Halbzeile auf verschiedene Weise; Vollmer: si riten an allen enden, Ettmüller: und schuof in herberge, W. Grimm (?): in den kemenâten. Vor reiche steht in der Hs. aus, also wird etwa zu lesen sein:

unze daz dem künige ûz vil manigem rîche.

63, 3 versmâhen, wie die Herausgeber seit Hagen lesen, steht wirklich in der Handschrift (verschmahen); ebenso wird 164, 3. 174, 1. 463, 2. 721, 4. 919, 1. 975, 3. 1074, 4. 1137, 2. 1434, 4. 1546, 2. 1577, 4. 1684, 4 das von den Herausgebern gesetzte durch die Handschrift bestätigt.

615, 4. do sprach er Hartmuot, wo für er geschrieben wurde her, hat die Handschrift der, daher wohl zu lesen dô sprach der herre Hartmuot, oder statt herre ein zweisilbiges Adjectivum.

629, 4. Die Hs. hat wär, nicht war, wofür man was setzte; daher ist zu bessern :

daz er hieze Hartmuot und wære von Ormanfelande.

648, 4. Hagen die wissten nu, die Hs. die nu wissten, woraus sich das richtige die enwisten noch natürlicher ergeben hätte.

739, 1. wir suln von Normandîn brüeven herverte; Hagen und die Ausgaben lesen in Normandîn.

766. 4. diu edele und diu zarte Hagen bietet guoten statt küenen.

minte den küenen Herwigen sêre.

877, 4. die Hetelen vriunde wolten sîne tohter wider gewinnen; Hagen hat bringen statt gewinnen. Reime wie misslingen: gewinnen begegnen aber in der Gudrun öfter, z. B. küneginne: bringen 225. 592. 1646. küneginne widerbringen 906. gewinnen gedinge 945.

939, 3. sundersprachen, wie die Hs. bietet, kann als Infinitiv stehen bleiben; die Herausgeber lesen sundersprâche.

1051, 3. die man von allem rehte bî vürsten kindn alzît solle suochen. Hagen hat von allen rehten.

1178, 4. mich vil armen küniginnen (: hinnen), Hagen küniginne; und so sind die Reime auch an andern Stellen, wenn gleich gegen die Handschrift, zu glätten.

1486, 4. swie riche ich hie vor ware; Hagen hat vor hie, wofür Vollmer und Ettmüller vor ie.

1550, 4. swaz si uns ie getâten, wir nemen in wol tûsentstunt mêre; Hagen und die Herausgeber nâmen.

1591, 4. Hs. gegen, Hagen liest gên; für den Vers ist beides gleichbedeutend.

1594, 2. swie wol man doch ir aller mit handelunge pflac; Hagen hat dâ für doch, und so auch die spätern Ausgaben.

4. ZUM JÜNGERN TITUREL.

Gewöhnlich nimmt man jetzt an, daß der Dichter des jüngern Titurel keine weiteren Quellen als Wolframs Werke benutzt habe, und daß seine 'Dichtung lediglich auf die zwei Gedichte Wolframs und die eigene unklar ausmalende Erfindungskraft' (Wackernagel, Litteraturgeschichte S. 195) sich stütze. Gleichwohl möchte es genauerer Untersuchung vielleicht noch gelingen, für einzelne Parthien des Gedichtes besondere Quellen nachzuweisen, wie ich es augenblicklich an einer zu thun im Stande bin. Die Schilderung nämlich vom Priester Johann und den Wundern seines Landes (6031-6160 Hahn) beruht auf ziemlich genauer Übertragung des bekannten Briefes vom Priester Johann, der bald an den byzantinischen Kaiser Manuel († 1180), bald an

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