61, 14. mac ist nicht richtige Lesung, denn die Handschrift hat am Schlusse immer ch statt c; es muß ein Reim auf gar sein, die dritte Reimzeile ist ganz unleserlich (61, 15). 61, 16. Das Reimwort auf [ver]nam war man (swaz ich sundiger man). 61, 17 lies: si rieten mir genôte, daz [ich daz getæte]. 61, 26 reimte auf mîne (25) : durh [die... pîne, die] du erlite durch mich. 62, 4-19 entspricht dem bei Haupt 3, 520, 31- 57 abgedruckten; bei K. 62, 4 mußte daher Rex großen Anfangsbuchstaben haben, denn vorher geht dreifacher Reim: nôt, durch dîn heil[igez gebot], und Sabaôt. Die ersten Zeilen dieses Abschnittes weichen von dem Rheinauer Bruchstück ab und können daher mit Hilfe desselben nicht ergänzt werden. 62, 8 hieß es: der drie tage be[graben lach. durch den]selben namen bitte ich [dich]. 62, 12-13 weichen ebenfalls von dem Rh. Br. 47-48 ab und werden zu ergänzen sein: [den du durch] unsir nôt, hêrre, a[n dem crûce truoge, 62, 16 hieß, abweichend von Rh. 54, [ê] mînem ende, hêrre. Die beiden nächsten Verse bei K. fehlen in Rh. ganz, es reimte u[on... helle und] von den wizzen allen. 62, 17 ist zu ergänzen daz [tuo durch dîne] chraft. 62, 19—65, 3 gieng in Rh. dem eben erwähnten Abschnitt vorauf, denn 65, 4-19 bilden den Anfang des Rheinauer Bruchstückes 1—30, und was bei K. folgt (65, 20-67, 6) schließt sich in Rh. unmittelbar an den besprochenen Abschnitt an (V. 58-128). 62, 19 ist zu ergänzen: Herre got [hôre mich, an dîne] genâde dinge ich. Auf chum 62, 21 reimte wohl unde an [sante Marjun;] und dann weiter: [wande du, hei]ligir geist, mich solt behuoten [allir meist vor] allen mînen sunten. 60, 2 ergänze ich: swie michil [mîn schult sî, sost dîn ge]nâde dâ bî michil mê[re. 63, 8 lies: unde den tievil [bunde mit dîner gewaltigen hende. 63, 10. Das Reimwort auf vor war daz heilige [tor]. 63, 19 lies [oder durch] deheiner sunden gelust (: âchust). 63, 22-24 sind zu ergänzen: 64, 5 lies: swaz du ge[biutest ubir m]ich, hêrre Christ, daz lobe ich, [ob ich von mînem h]eile [daz] si mit himilischer ch[raft 64, 8. 9 lies [vergip mir mîne] sunte : urstende. 64, 11 ff. ergänze ich: [ich] mane dich dîner w[orte, pastor[em bonum, den] guoten hirte vrônen. 64, 24. nu mohtest du [mich becheren]: sêre; dann reimte bilede (65, 1) offenbar mit schulde, etwa nu riwent mich mîne schulde. 65, 4 ff. entspricht, wie schon bemerkt, dem Rh. Br. 1 ff. Aus diesem ergeben sich mehrfache Besserungen des K. Textes: 65, 7 l. domine statt dnne; 65, 8 hieß das Reimwort [ou]ene, K. []iene; die folgenden Zeilen lauteten abweichend von Rh.: daz eine was Ana[nias, daz ander Asari]as; jâ sagent uns diu [buoch daz, des viu[res chraft tet in ni]nder wê, dîn] engel was mit in dar[innen]; aber in diesem Texte bleibt eine Reimzeile (we) ohne Reim; im Rh. Br. reimt hier Misahel: wê. Rh. 16. 17 fehlen in K. Texte, ebenso 20. 21 (letztere mit Recht); die folgenden Zeilen weichen ab bei K. 65, nu bitte ich iuch [chnaben drî, daz ir] mir helfunde sît. 15: Der dreifache Reim Rh. 28-30 ist bei K. 65, 19. 20 auch vorhanden; aber indem die Reimzeile Rh. 59 dazu gezogen ist, welcher Abschnitt sich bei K. hier gleich anschließt. Der Anfang, etwas abweichend, ist bei K. so zu ergänzen: [sô lôse] mîne sêle, daz si nine brinne sêre, vor sinen vîan]den grimmen. 66, 6 ft. weicht wieder von Rh. 75 ff. ab und ist zu ergänzen: daz ouch du mir sîst [vergebende alle mîne] sunde, die ich in allen stunden hân gevru]met mit mînem lîbe [= Rh. 76]. Die Verse Rh. 80. 81 fehlen bei K. wohl mit Recht. 66, 9, etwas abweichend von Rh. 82, hieß fur di[ch, hêrre, alleine]. 66, 11 hieß: [sie zigen si eines huo]res [Hs... res eines) unde sprachen [daz si des tôdes] wert wære; vgl. Rh. 84. 85. Das Folgende stimmt ziemlich genau; Rh. 118–121 fehlen bei K., vgl. 67, 3. 4. ROSTOCK, im Juli 1862. KARL BARTSCH. DAS NIEDERDEUTSCHE HILDEBRANDSLIED. Auf den niederdeutschen Text des Hildebrandsliedes, welches in hochdeutscher Fassung im Frankfurter (Ambraser) Liederbuch Nr. 207 und in gereinigtem Texte, nach Benützung anderer Drucke, bei Uhland Nr. 132 steht (vgl. S. 1013), hat schon K. Gödeke im Weimarischen Jahrbuch 4, 11 hingewiesen. Die niederdeutsche Bearbeitung, die im Wesentlichen nur Umschreibung aus dem hochdeutschen Dialekte ist, hat jedoch manches Eigenthümliche; daher ein Abdruck wohl gerechtfertigt erscheint. Ich habe durch die Gefälligkeit von Wiechmann in Kadow eine sorgfältige Abschrift; gebe dieselbe jedoch in orthographischer Beziehung nicht genau wieder, sondern in etwas vereinfachter Schreibung, mit Bezeichnung der Längen und mit Interpunktion. Von der Beschaffenheit der Orthographie kann man sich aus den zwei Strophen, die Gödeke hat abdrucken lassen, und aus dem nachfolgenden Titel ein Bild machen: Twe schone hi- | storien Lede, Dat erste | Van dem Olden Hille- | brande, Dat ander, | van der eddelen | Lucretia. || Do se vmme er ehre quam, | Do hadde se also grote scham. | Dat se sick seiluest dat leuen nam. Vnd is in des Speten Thone. Es sind 4 Bl. in kl. 8°., o. O. u. J., 32 Zeilen auf der Seite, die Verszeilen nicht abgesetzt, zwischen den Strophen keine größeren Räume gelassen. Das Hildebrandslied beginnt auf der Rückseite des Titels, das zweite Lied, dessen Verfasser Ludwig Binder ist, fängt 3 an. : : : Die Reime des Hildebrandsliedes sind zum guten Theile nur Assonanzen (22. 26. 50. 78. 86. 98. 138. 142), unter welchen folgende auch in ihrer Ungenauigkeit die hochdeutsche Fassung als die ursprüngliche darthun schermeslage: habe 22, Diderick lêf 26, wit: wif 78, disch: unbillick 138; vel : disch 142. Ebenso mehrere der genauen Reime: slac erschrac 74, rất hât 126, sagen erslagen 146. Für die Zeit und Mundart bezeichnend sind noch die Reime tît: rêt (zeit: rait) 130, schand: lant 82, êr (êre): her 154. Dagegen sind als zum Niederdeutschen neigend zu bemerken der Reim dach (tac): sach 6, was niederdeutsch genauer ist als hochdeutsch; weshalb auch Kaspar v. d. Rön ändert tag: enpflag. Vielleicht gemach: gesacht (für gesaget) 50, wenn man in Anschlag bringt, daß in niederdeutschen Denkmälern die Formen gesacht und gelacht oft vorkommen (vgl. über Karlmeinet S. 242); die andern Texte reimen hier gemach: gesagt. slân (für slahen): gân 58 ist zwar auch ein in hochdeutschen Gedichten häufiger Reim, ist aber dem niederdeutschen Texte eigenthümlich, die andern setzen man : gân. Endlich rok spot (hochd. rouch: spot), wahrscheinlich wegen râm Schmutz geändert, das dem niederdeutschen Bearbeiter nicht geläufig war. Seine Änderung ist allerdings nicht gelungen, zeigt aber, daß er mehr beabsichtigte als eine bloße Umschreibung, daß er wirklich umdichten wollte. 'Ick wil to lande ût rìden' sprack sick meister Hillebrant, 24 hat. 5 he is mî unkunt gewesen 'Wultu to lande ût rîden wat bejegent dî ûp der marke? 15 jâ redestu sulf twolfte, van em wördestu angerant? 'Scholde he mî sô anrennen in einem avermôt, ick dorchhowde em sînen brûnen schilt, 20 dat dêde em nummer gôt; ick tohowde em sîn brunne mit einem schermeslage, ein jâr to klagen habe. 25 'Dat schaltu jô nicht dône,' 'ick hebbe den jungen Hillebrant von ganzem herten lêf. du schalt en mî sêr grôten 30 al umme den willen mîn, alsô lêf ick em mach sîn' Dô he den rôsengarden ûp rêt, 35 dâr quam he in grôt arbeit van einem helde stark, 19 sin brune. |