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Ich mache nur auf den Gebrauch der 3. Pers. Plur. Præs. Indic. auf ent aufmerksam, wie: habent, werent; auf stunt für stunt; ferner auf den Gebrauch von: nehein, seltsæne, und auf die Stelle 58. 59: niemen mohte ir sin

errechen noh irgrunden

verglichen mit 14. 15 der Augsburger Fragmente.

Bezeichnen wir demnach die Augsburger Bruchstücke mit E, so wird es nach dem bisher Gesagten wohl nicht beanstandet werden können, wenn wir ihnen ihre Stelle neben B und C anweisen und das Verhältniss also bestimmen:

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B Docens Fragment; C Mones und Bartschens Fragmente; E die Augsburger Fragmente; D die Berliner Handschrift und A die Wiener Handschrift.

B, C und E der ursprüngliche Text, D und A spätere Überarbeitungen desselben. A noch später als D.

D wahrscheinlich aus derselben Quelle wie C und E entsprungen, aber mitunter freier verfahrend und den älteren Text und seine volleren Formen mehr der höfischen Sprache des 13. Jahrhunderts angepasst, was in A in noch ausgedehnterem Maße der Fall ist.

Daß den hiesigen Fragmenten eine solche Stellung gebühre, wird sich noch deutlicher herausstellen, wenn wir noch Einiges über die Schreibweise und andere Eigenthümlichkeiten derselben bemerken.

Ehe wir aber näher darauf eingehen, wird nöthig sein, einen Blick auf die Zeitumstände zu werfen, unter denen Wernher sein Marienleben dichtete.

Wir dürfen nämlich nicht vergessen, daß zu seiner Zeit der gewaltige Umbildungsprocess, der bereits seit Mitte des 11. Jahrhunderts auf dem Gebiete der deutschen Sprache vor sich gieng, und dessen Wesen man als ein Bestreben und eine Neigung bezeichnen kann, die alten volltönenden Flexionsendungen und Formen abzuschwächen und abzuschleifen und dadurch die geschmeidiger und biegsamer gewordene Sprache aus den Fesseln des sie bisher beherrschenden Dialektes zu befreien, zwar große Fortschritte gemacht hatte, aber doch noch nicht zum völligen Abschluß gekommen war. Die Zähigkeit, womit das Volk am Alten und Hergebrachten festhält und sich seinen Dialekt

zu bewahren sucht, setzt der Entwicklung einer neuen Sprachbildung so gewaltige Hindernisse entgegen, daß wir uns ihren Verlauf nur als einen langsamen und stufenweisen werden zu denken haben.

Ein Dichter nun, der einer solchen Übergangsperiode angehört und dadurch so zu sagen in eine Art Doppelstellung geräth, wird, zumal, wenn er wie Wernher ein Volksdichter ist *), in die Lage kommen, der alten und der neuen Zeit Rechnung zu tragen. Denn wenn es auf der einen Seite keinem Zweifel unterliegt, daß Wernher der höfischen Sprache, so weit sie sich damals ausgebildet hatte, vollkommen mächtig war, und durch Versbau und Reim beweist, daß er mit den Gesetzen der neuen Sprachbildung gut vertraut war, so sah er sich doch, wenn er die Bildungsstufe des Volkes betrachtete, für das er dichtete, und wahrnahm, wie ferne es noch der neuen Sprachbildung stand, in der Anwendung des neuen Gesetzes vielfach beengt und wie die Prediger seiner Zeit genöthigt, nach ältern volltönenden Formen und alterthümlichen Wörtern zu greifen und dem Leser zu lieb dem Dialekte zu huldigen. Im Allgemeinen nun folgt der Dichter der mhd. Schreibung, weicht jedoch in vielen Punkten von derselben oft wesentlich ab.

1. Zunächst machen wir die Bemerkung, daß bei ihm, wie in dem Speculum ecclesiae und in andern Predigten aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, der Umlaut noch nicht durchgedrungen ist; z. B. 75. chose hose, 128. chôren: horen. 233 gabe: beneme. 343. wurde: burde. 345. brusten: lusten. Und außerhalb des Reims: 82. durrin. 228. mize für mueze (Grimm 1, 962). 260. zaheren. 275. frolichen. 319. antluhte. 337. gemute etc. etc.

2. Noch waltet bei ihm an- wie auslautend vielfach das ahd. i

für tonloses e vor. 14. irgrunden. 16. irchos. 34. irscein. 40. tiewil. 81. gesagin. 91. gehelfin. 97. tievelis (Gen.). 170. gezellin (Inf.). 192. wesin. 293. natir. 296. mutir etc. etc. und im Reime: 219. verderbit: irsterbit. 255. irderret besperret. 293. sliche: irgriffit. Tonloses e ist, wo es gebraucht ist, durchaus geschrieben.

3. Zeugniss von dem Festhalten an alten Formen und Flexionsendungen geben auch die öfters gebrauchte 3. Pers. Plur. Præs. Indic. auf ent, wie: 66. enphahent: vergahent. 288 mainent: swaiment. 299. fliezzent: geniezzent; und besonders auffallend: ir mugent, was schwäbisch-alamannischen Ursprung verräth.

*) Vgl. v. 2505 ff. und 2555 ff. der Wiener Handschrift.

4. Dahin kann man auch die vollen Præterita rechnen, wie: 213. gesegenôte dorrôte. 205. gelaidegôt : tôt. und 121. wunderôte, so wie die alterthümlichen Dative: 14. vppigeme und 170. vnserme und den Acc. Plur. iungide.

5. Wie die eben besprochenen Flexionsendungen auf ent, so deutet noch mehr die constante Schreibweise der anlautend mhd. Muta k durch ch auf alamannischen Ursprung. 2. chosen. 15. chinde. 38. chetene. 45. chorder. 57. diche. 93 und 340. chundech, chundende. 121. starche. 357. chunne. 126. anebliche: diche etc. etc. Doch 11. kint. 21. kindelin und vor Liquida clain. 32. craft. 288. criset. 304. Es ist dieses ch nicht die gutturale Spirans ch, sondern, wie R. v. Raumer bewiesen hat, gutturale Muta + gutturaler Spirans khh, der rauhe Guttural alamannischer Kehlen. (Vergleiche R. v. Raumer's Aspiration und Lautverschiebung S. 34 sqq. und besonders §. 51.)

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6. Auslautend nach Vocalen ist h die gutturale Spirans, das uhd. ch; z. B. 160. 224. sprah, aber 277. sprach. Ebenso dih und dich 68. 149. genuch: trvh. 263. genihte : geblichte. In der Regel nur: mih, dih, sih, und 381. doh, und 283. durh. (Vgl. Grimm 1, 189 und 116.)

7. Zu den Eigenthümlichkeiten der Schreibweise gehört es auch, daß anlautend für mhd. pf und sch stets ph und sc gesetzt ist. z. B.: 13. phaffen. 37. phalnze. 66. scephare. 109. enphahent. 437, ophernde etc. 12. scowen. 34. irscein. 71. scraib vertraib. 96. haidenscefte. 173. scriben etc. etc. Aber auch doch ganz selten sch, z. B. 1. rrschin und 61. schelten (Verbum); aber 177. scelten (Substantiv).

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8. Als alterthümlich darf gleichfalls die consequente Durchführung des Gesetzes der Negationspartikel ne bezeichnet werden, worüber ich auf Wackernagels Abhandlung in Hoffmann's Fundgruben verweise.

Was die Vocalisation betrifft, so muß vor allem als abweichend bezeichnet werden:

9. Die Schreibung ai für mhd. ei; z. B.: 32. claine: altersuine 54. vollaiste gaiste. 70. vertraib: scraib. 136. ein: bescain. 181. laide : scaide. 245. genedichaite : hailichaite. 315. gescaiden: wainen etc. etc. Nur einmal: 355. heilig und stets ein, nehein.

Die Frage nach des Dichters Heimat ist eine schwierige und, wie mich dünkt, zur Zeit noch nicht gelöst.

Da dürfte es denn erlaubt sein, schließlich noch darauf aufmerksam zu machen, daß in einer Augsburger Urkunde vom Jahre 1180 unter den Zeugen ein: Wernherus Presbyter majoris ecclesiæ Augustensis aufgeführt ist. Diese Urkunde, mitgetheilt im 23. Bande der Monu

menta boica. S. 1 und 2 handelt von der Beilegung eines Streites zwischen dem Kloster St. Ulrich und St. Georgen in Augsburg durch den Bischof Hartwik.

Unter der ecclesia major, an welcher dieser Wernher Presbyter war, ist die Domkirche zu Unser lieben Frau zu verstehen. Somit gehörte Wernher dem Domcapitel Augsburg an. Um die Zeit der Ausfertigung dieser Urkunde war Manegoldus Senior der Gemeinde zu St. Ulrich, was nichts anderes heißt, als er versah, ehe er 1182 Abt dieses Stiftes wurde, die mit dem Stifte verbundene selbständige Pfarrei St. Ulrich. (Sieh P. Braun, Geschichte der Kirche und des Stiftes St. Ulrich etc. und Monum. boica 22, S. 178.)

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beidiv lip un tot

hirte un lebendigez brot

tav un blome

gelt un rowe

wenich vñ michel

von allin sunden sicher
baidiv vater vñ sun

ainvalt vñ wistom

155 gros vñ claine

dz ist er altersaine

der vns ze nôt dufte ir scein

er nam hie fleisch vñ bein

sin sne wizziu sele

160 våre in die phalnzen here.
div chetene ist zerbrochen

165 gotes hande errochen

da vns der tiewil mit bant

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