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es im Vorausgehenden nicht schon allenthalben auf Milch und Blut des Himmels geführt haben, sondern es war goldrahmige Milch, goldgelb gebuttert vom goldhaarigen weißhäutigen Arier im goldenen Vließe der Lämmer. Darüber soll sich der zweite Abschnitt ausweisen.

II. DAS MILCHMEER.

Die homerischen Fürsten werden Rinder- und Schafhirten genannt und die in ihren Diensten stehenden Schweinehirten göttliche, denn das Baarvermögen nomadenhafter Völker liegt in ihren Herden; statt der Scheidemünze dient ihnen Milch und Käse. Es führt lat. pecus zu pecunia, im altnord. Runenalphabet bezeichnet die Rune feu erst Vieh, dann Geld. Bei den Lappen gilt geronnene und zerstückte Milch (Ziger) als eine Art Münze. Grimm G.D. S. 1016. Das Käsekönigreich zu Dürkheim in der baierischen Pfalz hat bis zur Zeit der französischen Revolution bestanden; jener Bürgerssohn, der dabei alljährlich zum Käsekönig gewählt wurde, hatte mit seiner berittenen Mannschaft auf allen mit Dürkheim almendgenössischen Dörfern und Höfen den Zins in Käsen einzusammeln, und kehrte mit einem gekrönten Käse heim, hier empfangen von Kranzjungfrauen und dem armirten Bürgerausschuß. Schöppner, baier. Sagb. 325. Der Käsegötze ist in Schlesien der Name. eines Festbrodes (Weinhold, Dialectforschung 111), denn wie die Hirtengottheit den Käse beschert, so wird er ihr auch geopfert. Brod und Käse wirft man den Feen zum Opfer in den See von Brecknock in Südwales. Rodenberg, ein Herbst in Wales 1857, 173. Der Schotte nennt die Quelle auf der Spitze des Minch-muir in Peeblesshire die Käsequelle, Cheesewell, weil man Käse in sie zum Opfer hinein warf. Liebrecht, im Gervas. Tilbur. 101. — Ein St. Galler Nonnengebet zeigt, daß man die Last der begangenen Sünde an dem Gewichte eines Kirchencrucifixes gegen Käse und Brod aufwog (Wackernagel in Haupts Ztschr. 7, 134) und daß also Käse ein kirchliches Entsühnungsmittel war, gleichwie der Friese und Angelsachse das Gottesurtheil des corsnæd, das judicium casibrotiae, damit vollzog, daß er einen priesterlich verwünschten Bissen Käsundbrod zum Erweise der Unschuld zu verschlucken wagte, ohne Nachtheil dadurch zu nehmen. Hier vertrat also Käse den Reinigungseid, wie später die geweihte Hostie; Gottes Anwesenheit wird in beiden Substanzen vorausgesetzt und soll den von ihnen meineidig Genießenden auf der Stelle den Tod geben. Die kleinsten Diener der Gottheit, die Zwerge, sind in Tirol allenthalben die käsenden Kasermand'ln und Almstrudler, sie verschenken in der Schweiz goldene Käse (Aargauer Sag. 1, pag. 327) oder unerschöpflich sich er

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neuende Gemskäslein, wie solcherlei der Zwergenkönig auf Zweilütschinen genügsamen Menschen giebt. Wyß, Idyllen 1, 312. Daß Quark (-käse) und Twarg im deutschen Norden bis Lievland beides Zwerg und Käse bedeutet (vgl. mhd. quera und twerc) hat Förstemann gezeigt in Kuhns Ztschr. f. Sprachf. 1, 426. Somit käsen die sogenannten Unterirdischen; aber nicht minder die Überirdischen. Denn Sternschnuppen und Irrlichter werfen, wenn man sie böslich reizt, mit faulen Käsen. Wolf, hess. Sag. Nr. 219. Dies kann gar nichts auffallendes mehr an sich haben, wenn sogar der Mann im Mond, der sonst nur ein wegen Sonntagsentweihung in den Nachthimmel versetzter frierender Holzdieb ist, zugleich beim Schwaben, Graubündner und Schleswig-Holsteiner- also auf einem sehr weiten Umkreise, als ein käsender Senne gilt, der den Melkeimer auf dem Rücken trägt. Im Oldenburger Hirtengebete gelten sodann die beiden Mondspitzen nicht etwa sinnbildlich als Hörner der Kuh, sondern als die beiden Hinterzitzen am Melkeuter, und demnach gestaltet sich zuletzt in der dänischen Sage der Mond zu einem aus der Molke der Milchstraße zusammengeronnenen Käse, wie er denn auf den friesischen Inseln, im Hennebergischen und im Glarnerlande geradezu auch Käslaib genannt wird. Die Nachweise über diese bedeutsamen Einzelheiten sind bereits gegeben in den Naturmythen pag. 251. Einem Bildungsmenschen, der erst von heute ist, mag eine derartige Ausdrucksweise erschreckend trivial scheinen; indess er beruhige sich und schlage, wenn ihm die Himmels wiesen voll Lämmerherden aus dem A. Testament nicht mehr erinnerlich sind, nur in seinem Lieblingsautor Schiller jenes Räthselgedicht nach von den Sternen als Lämmern und dem Mond als ihrem Schäfer, und er findet eben dasselbe Sennengleichniss darin:

Ein Hirt ist ihnen zugegeben

Mit schöngebognem Silberhorn.

Der Nomade, der allen Reichthum in der Herde, allen Wohlgenuß in Milch und Käse, alle Freiheit und Glückseligkeit auf Wunn und Waid sucht, wird seine reichen, genießenden und freien Götter in derselben Lage denken müssen und sie über sich im Sternenraume herdenweidend wieder finden. Die keltische Göttin Ceridwen erscheint als Mond sowohl, als auch in der Gestalt von Stute und Kuh. Mone, Gesch. des Heidenth. 537. Wie man ersieht, befindet man sich bei diesen Benennungen mitten in einem großen altepischen Gleichnisskörper, dessen verschiedene Glieder das eine Bild von Gold und Milch, von Gold und Käse, von Milch und Blut immer weiter fortbewegen, neugestalten, hinüberspielend in die nächstverwandten Realitäten, um

diese alle als die naturgemäßen Theile einer landwirthschaftlichen Erfahrung zuletzt unter der höhern Einheit des religiösen Gedankens zusammen zu fassen. Der Naturforscher und der Naturmensch stimmen beide überein in der Einsicht, daß der Mensch seinen Gewinn an Milch und Butter, an Käse und Fleisch ohne den Einfluß der Gestirne nicht machen kann. Nur erwartet dabei der Senne gewöhnlich alles von einem einzigen Gestirn, z. B. vom Monde je nach dessen Phasen; die ganze Reihe von Vermittlungen, alle secundären Ursachen erklärt er sich als die Wirkungen jenes geheimnissvollen Nachtgestirns. Wir dagegen verschieben die Ursache ins Ganze, ins sogenannte Kosmische, um dieses alsdann als nicht minder unbegreiflich gleichfalls auf sich beruhen lassen zu müssen. Einer solchen mechanischen Nebulartheorie mit ihrem Schlepp von physikalischen und chemischen Einzelprozessen setzt das volksthümliche Denken einen Himmel mit Göttern, Geschöpfen und Producten entgegen, die unter sich selbst wahlverwandt und dem Menschen dadurch ganz begreiflich scheinen, daß er selbst sammt seinen Geschöpfen und Producten ihr urältestes körperliches und sittliches Abbild ist. Aus sich selbst also construiert er sich den Himmel und dessen Götter.

Im goldenen Zeitalter sind die Götter gegossene, das Blut in ihren Adern ergießt sich golden; in der Periode des Nomadenlebens, das der Kürze wegen die Milchzeit heißen mag, sind sie gegorene und geronnene, das Blut in ihren Adern fließt milchig. Wie der runde Formkäse in den deutschen Gemeinden Piemonts der Guß heißt, Fonta, Fontina, so sind ihre Gliedmaßen aus Molken gegossen. Das Blut in den Adern der homerischen Götter ist „Ichor, der unsterblich machende weiße Saft." Das griechische Wort erinnert mich an latein acor, Milchsäure, so wie an mundartl. achens, womit man zu Gressoney (eine der deutsch-piemontesischen Gemeinden) die gelabte Wellmilch im Käsekessel bezeichnet. Als Aphrodite durch Diomedens Lanze ins Handgelenk verwundet wird (II. V.), fließt der unsterbliche Blutsaft Ichor, wie er den Wunden der Götter entfließt, die nicht Brod essen, nicht Wein trinken und daher nicht Blut gleich den Menschen haben. Als Diomedes den Ares gleichfalls verwundet hat, fließt auch die Wunde dieses dorten doch ins Riesige gezeichneten Gottes nur von klarer Milch:

Wie vom kräftigen Lab die Milch in der Butte gerinnet,

Flüssig zuvor, schnell aber verdickt sie sich, während man umrührt.

Das homerische Gleichniss, dem wir sogleich bei den Germanen wieder begegnen werden, drückt mythologisch diejenige Wahrheit aus,

die naturwissenschaftlich längst feststeht, daß nämlich Milch und Blut eins sei, insoferne der im animalischen Körper aus dem Speisebrei sich bereitende Milchsaft, Chylus, durch die für ihn hesonders bestimmten Gefässe in das Blut übergeht und dasselbe fortwährend neu erzeugt. „Hast du mich nicht wie Milch gemolken und wie Käse lassen gerinnen!" betet Hiob 10, 10 in erhabener Unterwürfigkeit zum Herrn, indem er die Bildung des menschlichen Fötus dem Processe der Coagulation in der Milch gleichstellt. Aber in ganz physiologischem Sinne berichtet das nordische Alterthum denselben Vorgang. Nicht bloß ist's ein alter Märchenzug, daß der Vater Riese sein Kind selbst säugt. In der Floamannasaga wird erzählt, daß Thorgil, um sein zartes Kind zu ernähren, dessen Mutter ermordet worden war, sich in die Brustwarzen schneiden ließ. Zuerst kam Blut, dann Molken, endlich Milch, womit das Kind gesäugt wurde. Jac. Grimm, der hievon in den KM. 3, 159 handelt, verweist daselbst zugleich auf A. v. Humboldt, Relation historique 3, cap. 4, wo eines andern Falles gedacht ist, daß ein Mann mit seiner eigenen Milch so sein Kind gesäugt habe. Milch und Blut, die eigentlichen Ursubstanzen und Urflüssigkeiten zur Ernährung des Lebens, können also dem Alles ernährenden Himmel, den einflußreichen Gestirnen und den allmächtigen Göttern am wenigsten mangeln. Voraus muß die Göttermutter eine kinderstillende sein. In der Milchstraße erblickte das Alterthum eine verschüttete junonische Milch, und im Berner Oberland wird sie Romweg genannt; letzteres nicht deshalb nur, weil sie angeblich bis nach Rom führt (wo nach dem bekannten Nornenspruch die drei Mareien im goldigen Haus wohnen, d. h. im Himmel), sondern weil sie aus dem Milchrahm besteht, der mundartlich rôm, flos lactis heißt, wie auch rûme der Milchansatz in der Breipfanne genannt ist. Während droben die hl. Maria ihr Kind zu stillen beschäftigt ist, fällt dann ein Tropfen aus ihren Brüsten auf die Erde herab; wo derselbe hinfällt, erwächst für die Winzer edelster Wein, die Liebfrauenmilch zu Worms; oder es sprießt auf den Alpen die Fülle der märchenhaften Milchkräuter empor, jene Muttern und Ritz (meum mutellina und luzula spadizea), von deren Ursprung Alfons Flugi in den Volkssagen aus Graubünden Übereinstimmendes erzählte. Ein Silberfläschlein mit Marienmilch war einst aufbewahrt in der Michaelskirche zu Lüneburg, wurde aber nebst der berühmten goldenen Tafel dorten im Jahre 1698 durch den Räuber Nikol List gestohlen. Antiquarius des Elbstroms 1741, 705. Im Nebenschiff der Rupertuskirche bei Bingen, von der hl. Hildegard 448 gegründet, war auf einem Wandgemälde ein hier i. J. 1361 geschehenes Mirakel zu sehen: Milch und

Blut floß aus einem Marienbilde, in das ein Soldat, um einen Edelstein heraus zu bohren, mit dem Dolch gestoßen hatte. Rheinischer Antiquarius 1744, 580. Solcherlei Kirchenwunder hoffen wir in dem dritten Abschnitt dieser Arbeit zu ihrer Verwerthung zu bringen.

Wie vorhin vom Oldenburger Monde als den Zitzen einer Kuh geredet worden, so heißt auch die Milchstraße im Gröningerlande kaupât. Kuhn, nordd. Sag. S. 457. Über diese Sinnbildlichkeit ist bereits in den Naturmythen S. 52 sehr ausführlich gehandelt, und die noch lebende Sage erweist dorten, daß die vom Gewitter halbverdeckte Milchstrasse oder ein nur unvollständig erscheinender Regenbogen die halbe Kuh genannt wird. So spricht man zu Purtein und Filisur in Bünden von einem hundertäugigen Kuhbauch, der während eines nächtlichen Hochgewitters von der Alpe zu Thal gerollt kam und diesem den Namen gab Val della stermentusa notte, Thal der Schreckensnacht. Vonbun, Beitr. z. Myth. 1862, 121. In diesem Bilde hat man die in eine Kuh verwandelte Jo wieder, zugleich mit dem allsehenden Wächter Argus, dem tausendäugigen Sternenhimmel. Bevor die goldlock igen, blondbärtigen, blitzäugigen und gliederblanken Germanengötter ihren Meth und Wein in Walhall zu trinken hatten, spendete ihnen die Ziege Heidrun den täglichen Milchtrank der Unsterblichkeit. Sie selbst also, nicht bloß ihre Götterfrauen, mußten von Anblick milchweiß sein, schön wie Milch und Blut. Nicht bloß die Wasserjungfern mit ihrem verblendenden Körperreiz, sogar der rauhhaarige Sohn des Wassermanns hat daher diese zarte Milch in den Adern. Oft genug hat uns nun die Sage diesen Satz vorgesagt, immer noch hatten wir ihn gedankenlos angehört. Rauh an Gesicht und Händen, rußig als ein Schmied, sitzt der Sohn des Nix auf dem kleinen See Darmssen bei Bramsche und schmiedet den Bauern gute Pflugeisen. Als er sich vom Vater in den Darmssen zurückgerufen hört, darüber aber durch die Bauern wiederum verzögert worden ist, sagt er ihnen zum Abschiede: „Ich fürchte, die Zeit ist schon abgelaufen, die mir mein Vater gesetzt hat, Ihr werdet nun selbst sehen, welches mein Schicksal ist. Komm ich zu spät, so erscheint Blut auf dem Wasser, im guten Falle aber Milch, so daß dasselbe davon ganz weiß wird. Als nun die Wellen sich über ihm schlossen, da wurde der See roth von seinem Blut." Kuhn, westfäl. Sag. 1, pag. 50. Grimm, der Myth. 464 darüber eine besondere Aufzeichnung hat, verweist auf Mone's Anzeiger 3, 93, wo eine Localsage dieses Zeichen der aufsteigenden Milch oder des Blutes auch den weißgeschleierten Nonnen, Wasserjungfern, beilegt. Unselige Geister wie Moosweibchen und Zwerge entbehren dieser Himmelsmilch und

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