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Meths tragen: In der Wesergegend Medofulli (poculum mulsi), in der Landschaft Kent die in die Themse mündende Medway, deren zweite Worthälfte ags. væge, altn. veig, poculum ist, wozu ags. ealovæge (Aelbecher) aus Beowulf stimmt. Wie Griechen und Römern das Gewässer aus dem Horn des Flußgottes strömt, folgert Grimm, so mag auch unser Alterthum Bäche und Flüsse aus dem umgestürzten Methkrug eines mythischen Wesens geleitet haben, woher dann der Quelle Name. Ich glaube, dieses hier vermuthete Göttergefäß sogleich aufzeigen zu können, und will hier nur beifügen, daß übereinstimmend mit jenem altn. veig poculum, die Milchschüssel für den Milchkeller altbaier. Weiherling, schweiz. Weiggelin (Stalder 2, 443) genannt wird, wie auch der aus Rahm und Brodteig gemachte Kuchen Rahmwæjen. Der rein sinnliche Begriff dieses Wortes heißt schütten und schütteln, woher ja die Schotte selbst ableitet, die Nachmolke, der Milchrest im Alpkessel, nachdem Käse sowohl als Ziger bereits daraus gewonnen sind.

Doch die Vorzeit will sowohl jenes gigantische Milchgefäß, wie auch die Bereitungsweise des dafür bestimmten Milcbtrankes näher bezeichnen und wir hören nun ihren neuen Erzählungen zu.

Die im Volksmärchen stets genannten drei Wunderdinge sind ein paar Schuhe, ein Stab und drittens die Schale oder der Wunschsäckel; letzteres hat sich immer von Frischem mit Nahrung oder mit Gold anzufüllen. Durch das neu auflebende Sanskritstudium ist nun auch eine Einsicht in das hohe Alter dieses einzelnen Märchenzuges gewährt. Der Dichter Soma Deva aus Kaschmir hat zu Anfang unseres XIII. Jahrhunderts eine indische Märchensammlung begonnen (übers. von H. Brockhaus) zur Erheiterung der Großmutter des Königs von Kaschmir, des Harsha Deva. Darinnen wird unter anderem erzählt, wie durch diese drei Wunderdinge die Gründung der hl. Stadt Palibothra veranlasst wird, welche im Sanskrit Pâtaliputraka heißt, Wohnsitz des Reichthums. Als nämlich der vertriebene König Putraka in der Fremde umher irrt, betrifft er zwei Brüder, die sich um ihr Erbe streiten, über Schale, Stab und Pantoffeln. Wer diese Pantoffeln anlegt, sagen sie, der hat die Kraft zu fliegen; was mit diesem Stabe gezeichnet wird, das entsteht sogleich, und was in diese Schale hineingewünscht wird an Speisen, die sind auf der Stelle drinnen. Der schlaue Putraka veranlasst die Streitenden, einen Wettlauf um den ungetheilten Besitz der drei Dinge anzustellen, und während sie liefen, zog er die Pantoffeln an und flog mit Stab und Schale zu den Wolken empor. Erst bei der schönen Stadt Akarshika ließ er sich wieder herab. Hier wohnte die Königstochter Patali, bewacht vor jedem Freier in einem fest ver

wahrten Schlosse. Putraka flog bei Nacht in die Fenster ihres Schlafgemaches, erweckte sie mit einem Kusse, vermählte sich mit ihr, nahm sie in den Arm und flog durch die Lüfte mit ihr davon. Aber am Ufer des Ganges ermattete die Geliebte; also ließ er sich mit ihr herab zum Flusse und erquickte sie durch Speisen, die auf sein Geheiß sich in der Schale zeigten. Dann zeichnete er ihr zu Gefallen mit seinem Stabe eine Stadt in den Sand und schuf sich dazu ein mächtiges Heer. Dort wurde er König und beherrschte die Erde bis zum Meere hin. So war die Stadt mit ihren Bewohnern durch Zauber geschaffen und wurde nach den beiden Namen der Gatten Pâtaliputraka genannt. Vgl. Jolowicz, Polyglotte der orient. Poesie, S. 234.

Unser Anhaltspunkt liegt hier nur in der wunderbaren Schale. Wo der Fürst mit ihr aus dem Flusse schöpft, schöpft er die Hülle und Fülle erquickender Speise, und nicht bloß die hl. Stadt Palibothra wächst sogleich zauberhaft am Gangesufer empor, sondern der Zauber der Frauenschönheit selbst, die allen andern Freiern versagte Königin Patali, rastet an diesem Strome zum erstenmal in erwiedernder Liebe und wird mit dem Gatten Herrscherin bis zum Meere. Es ist die schaumgeborne Göttin der Schönheit selbst; aber ehe sie ins Leben getreten ist, geht ihr hier wie in den sogleich folgenden Berichten ein alter Rangstreit oder Erbfolgekrieg voraus. Einen solchen haben im indischen Epos Ramayana zwei Götterreihen gegen einander erhoben, und als sie sich aussöhnen, beschließen sie gemeinsam sich den Unsterblichkeitstrank Amrita zu bereiten. Sie buttern nun das Milchmeer um. Ihr Butterstempfel ist der Berg Mandara mit allen seinen Wäldern und Waldbewohnern. Ihn umschlingt diensam der Schlangenkönig Çesha als Strick, Devas und Asuras packen das verstrickte Riesenthier an Haupt und Schwanz und drehen gegenseitig ziehend damit den Berg wie einen Quirl im Milchmeer herum. Alle Löwen und Elephanten des Waldberges, all seine Bäume und Heilkräuter stürzen mit in den Ocean, werden zermalmt und zerbuttert; vom beständigen Drehen erglüht zuletzt der Mandara selbst und schüttet alles Erz seines Innern geschmolzen ins Milchmeer aus. Dies wird goldene Butter, und schon wollen die Riesen diese für sich allein gewinnen, zum Nachtheil der Äthergötter. Allein aus ihr steigt nun in buttergelbem Gewande, Alles bezaubernd und Alle bändigend, die Segensgöttin Sri hervor, und die weiße Schale, die sie trug, war angefüllt mit Amrita. Eine Version fügt hier bei, Gott Wischnu habe die Gestalt dieses reizenden Weibes angenommen, dadurch die Riesen überlistet, des Gefässes mit der Amrita sich bemächtigt und dann in seiner wirklichen Gestalt die Gegner mit

der Waffe des Blitzes zerschmettert. Dies scheint nur eine Selbstentlehnung aus dem schon anfänglich erwähnten Götterkriege, um die am Ende der Erzählung nutzlos werdenden Riesen dadurch ganz beseitigen zu können. Aber wir werden dem gleichen Ungeschicke einer eben hierin falsch abschließenden Erzählung in der Qvasirsage wieder begegnen. Dies ist deutlich: aus dem Ende des Götterkrieges erst entspringt die unbeschränkte Dauer der Götterwonne. Aber die Milch der Unsterblichkeit wird auf einem zweifachen Wege gewonnen. Entweder wird sie aus dem Blute des in diesem Kampfe fallenden Schlachtopfers zubereitet, oder, was viel ursprünglicher ist, aus dem Honigflusse, aus dem Milchmeere steigt die schaumgeborne Schönheitsgöttin empor, auf einer Muschel stehend als der Trinkschale. In Griechenland ist es die eine Aphrodite, zubenannt von Aphros, Schaum; in Indien sind es 53 Millionen Apsarasen, von Ap zubenannt, dem Wasser. Beide Male ist es ein Jungbrunnen. Aus der Edda ist ein ähnlicher Vorgang zwar bekannt genug, er muß aber der daran zu knüpfenden Beziehungen halber hier mit in die Erzählung aufgenommen werden.

Die beiden Götterreihen der Asen und Vanen haben sich nach langem Unfrieden wieder geeinigt und bringen nun den Friedensschluß unter einer eigenthümlichen Ceremonie zu Stande. Sie treten von beiden Seiten zu demselben Trinkgefässe und spucken ihren Speichel hinein. Um dieses Einigkeitszeichen nicht mehr untergehen zu lassen, nahmen es die Asen und schufen den Mann Qvasir daraus, d. h. den gegährten Gischt und Geist. Ihm war die höchste Weisheit eigen, in seinem Blute gohr der Strom der Begeisterung. Mit dieser einfachen Erzählung begnügt sich die jüngere Edda noch nicht, denn Qvasirs Meth- und Milchblut muß ihr zu wirklich trinkbarem Blute werden. Sie berichtet daher ferner: Als Qvasir weisheitlehrend die Welt durchzog, kam er auch zu den Zwergen, diese erschlugen ihn und gaben vor, er sei in der Fülle seiner Weisheit erstickt. Sein Blut aber vermengten sie mit Honig, gewannen daraus einen kostbaren Meth und fassten ihn in ein dreifaches Geschirr. Durch neue Gewaltthätigkeiten kam dieses alsdann erst an den Riesen Suttungr (Suptunger ist der Supper, Trinker, Suffitrinker) und an dessen Tochter Gunnlöd, und als es hier Odhinn geraubt hatte, kam es schließlich wieder an die Asen. Seitdem begeistert dieser Trank den Odhinn selbst zur Dichtung, er heißt Odhrörir, der gemüthsaufregende Trank, und ebenso ist davon die Skaldenkunst Qvasirs Blut geheißen, denn wer von diesem Trank kostet, wird ein Dichter oder Weiser. Auch in der griechischen Sage wird Dionysos von den Titanen zerrissen und sein Blut in jenem Becher gesammelt,

in welchem der Gott zuvor die erste Weinspende gemischt hatte. Dem Hellenen wird aus dem Blute, dem Germanen aber aus der Milch der berauschende Lebenstrank ausgegoren. Wir wissen durch Castrén, wie die Tataren aus Kuhmilch das Airan, aus Stutenmilch das Kumys sich bereiten; aber A. Humboldt und Klaproth waren auf ihrer Reise in russisch Asien Augenzeuge, wie man im Zelte eines tatarischen Häuptlings ihnen zu Ehren den „Quas“ in derselben Weise zubereitete, wie der eddische Trank Qvasir entstand. Die ins Zelt Eintretenden wurden eingeladen, in einen am Eingang stehenden, mit Milch gefüllten Eisennapf zu spucken, um alsbald darauf mit dieser dadurch in raschere Gährung versetzten Milch bewirthet zu werden.

Aufs anmuthigste hat das finnische Epos Kalewala im zwanzigsten Gesange diesen Vorgang der Gährung poetisch verkörpert, um die Erfindung der Bierbereitung daran zu knüpfen:

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Wann wohl kommen wir zusammen,

Kommt das Eine zu dem Andern?"

Summt vom Baum herab der Hopfen,
Spricht vom Felde her die Gerste.

Die beiden Jungfrauen Osmotar und Rapo sieden endlich Gerste und Hopfen zusammen, aber immer noch bleibt die Gährung aus. Ein Eichhorn brachte ihnen Tannenzapfen dazu, dennoch hob sich der Sud nicht; der Goldmarder brachte Schaum aus dem Rachen kämpfender Bären, gleich vergeblich; bis zuletzt ein Bienchen Honigseim von jener Wiese herbei getragen bringt, in deren Gras ein Mädchen schlummernd. liegt. Da stieg das Bier im Fasse und floß über alle Ränder. Es war braven Männern gut zu trinken, brachte die Weiber schnell zum Lachen und die Thoren bald zu Streichen. Besser lässt sich die epische Formel, Schön wie Milch und Blut, nicht verdeutlichen: ein im Grase schlummernd liegendes Mädchen, von einem naschenden Honigbienlein umflogen.

Höchst unterrichtend durch ihre Vollständigkeit lautet die keltische Sage vom Tranke, der allen Wissensdurst stillt; sie umfasst nämlich gleich den eleusinischen Mysterien Beides zugleich, des Dionysos Wein und des Triptolemus Brod. Mone, Gesch. des Heidenth. 2, 519 erzählt sie ausführlichst, hier genügen schon die Hauptpunkte. Mutter Ceridwen hat sich einen Kessel gebaut, ihn mit Heilkräutern gefüllt, ihn Jahr und Tag lang sieden lassen und den fremden Knaben Gwion zur Aufsicht daran gestellt. Als dieser drei Tropfen daraus nippt, ist ihm alle Zukunft enthüllt. Zürnend jagd dem Fliehenden die Mutter nach, ihn durch alle Elemente und Wandlungen verfolgend. Als er sich

zuletzt in ein Weizenkorn verwandelt, pickt sie es auf, wird davon schwanger, wird nach neun Monaten eines Knaben entbunden, den sie auf ihres Mannes Anstiften in einem Boote auf dem Meere aussetzt. Als die Fischer dorten am ersten Mai ihre Reuße nach dem gewohnten Maienfisch von hundert Pfund Werth durchsuchen, finden sie statt dessen das Kind und nennen es seiner Schönheit wegen Taliesin, Strahlenstirne. Sogleich dichtet der aufgefundene Knabe ein Lied, worin es heißt: „Ich bin der erste Barde, geistbegabt durch den Kessel der Ceridwen. Wasser hat die Eigenschaft, daß es Segen bringt; es ist unbekannt, ob mein Leib Fleisch ist oder Fisch. Daß doch die Menschen kämen, alles Wissen bei mir zu suchen, denn ich kenne Alles, was gewesen ist und was sein wird!" u. s. w. Man fühlt sich an die Faustische Hexenküche erinnert; der Kessel siedet über dem Feuer, Mephistopheles verlangt einen Becher voll für seinen Freund, und die Hexe überreicht den Feuertrank unter dem berühmten Spruch:

Die hohe Kraft, die Wissenschaft,

Der ganzen Welt verborgen!

Und wer nicht denkt, dem wird sie geschenkt,

Der hat sie ohne Sorgen.

Dieselbe Hexe kehrt wieder in der keltischen Sage vom Volkshelden Bran le Béni, sie hinterlässt diesem zum Danke für die in Cambrien bei ihm genossene Gastfreundschaft ein Becken, mit dem eine tödtliche Wunde geheilt und das Leben wieder gegeben wird. Bran le Béni hatte eine Fehde mit dem irischen Fürsten Martolouch; nach Beendigung derselben lud er ihn zu einem Friedensmahle ein, bei welchem die Speisen in dem zaubermächtigen Becken aufgetragen wurden und sich immer von neuem ergänzten. Er schenkte es zum Pfande des Friedens dem versöhnten Fürsten; doch als die Fehde abermals losbrach, erwies sich dieses Becken als der mächtigste Bundesgenosse des Feindes und erweckte diesem jeden Krieger wieder, der eben gefallen war. Eine andere britische Sage erzählt vom Horne des Bran Galed, worin man jeden Trank fand, den man sich wünschte. Diese zwei Sagenzüge führt Lang an, Sage vom hl. Gral, nach dem Werke von Heinrich: Le Parcival de Wolfram d'Eschenbach. Paris 1855, pag. 50.

In den Naturreligionen gilt Kessel, Becken und Becher als Sinnbild des Anfangs der Welt aus dem Wasser. Drei Tropfen aus Ceridwens Kessel enthüllen alle Zukunft; eine Tränke aus dem Flusse am ersten Mai macht die Milchthiere dreimelkig, sowie am ersten Mai statt des begehrten Fisches der Gott Taliesin selbst in der Reusse

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