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gefunden wird. Der Becher des Perserheros Dsjemsid ist selbst nach diesem Fürsten aus dem goldenen Zeitalter benannt. Er fand ihn, als er den Tigris überbrückte und den Grund legte zur Stadt Persepolis. Das Gefäß vermochte den Äther in sich nieder zu ziehen und unaufhörlich Wein zu spenden. Der Orientale weissagte aus dem Becher. Einen solchen besaß auch Joseph in Egypten und lässt ihn zur List in Benjamins Kornsack verstecken. Als der Haushälter ihn hier entdeckt, spricht er: „Ist es nicht das, da mein Herr aus trinket und damit er weissaget?" Gen. 44, 5. Der Satz „in vino veritas," Wein ist ein Weissager, will also mehr sein als ein bloßes Erfahrungswort. Allem Volke sodann diente einmal des Jahres im Salomonischen Tempel das große eherne Meer zum Geschirr. Dasselbe fasste 200 Bath, die der Theologe Bunting (de monetis etc. sacr. scripturae 1616, 21) zu fünfthalbhundert Ohm Weines berechnet hat, das Ohm zu 40 Braunschweiger Stübichen. Von einem gleichen Riesengefässe berichten Hymiskvidha und Gylfaginning.

Wenn die Asen im Frühlinge vereinigt ihr Gastgelage halten, trinken sie Meth aus einem meilenweiten Braukessel, der des Meerriesen Gymir Eigenthum gewesen war. Fünfzig Männer können daran sitzen und trinken, ohne daß einer den andern sieht. Oder sie versammeln sich beim Meergotte Oegir auf dem Meeresgrunde in einer golderhellten Halle. Da wird das Becken des Meeres selbst zum Kessel, in welchem er ihnen das Gastbier braut. Statt des einen Bechers, den der König von Thule ins Meer wirft oder den der Taucher aus der Charybde heraufholt, ist hier noch die Charybde selbst das unergründliche Trinkgeschirr für Götter und Gestirne, und unser Göthe giebt den besten Grund dafür an:

Labt sich die liebe Sonne nicht,
Der Mond sich nicht im Meer,

Kehrt wellenathmend ihr Gesicht

Nicht doppelt schöner her?

Muß das Geschirr beides bieten, Speise und Trank, so wandelt sich seine Form zugleich in Napf und Kelch, in Schüssel und Becher. Dies ist bekanntlich der Gral, das in unserer Ritterdichtung so hoch gepriesene Zaubergefäß, von dessen Beschaffenheit und Wirkung nun noch der Schluß dieses Abschnittes handeln soll.

Eine Reichenauer Handschrift aus dem XI. Jahrhundert, abgedruckt in Mones badischer Quellensammlung 1, 67, erzählt cap. 9, wie Azan aus Corsica an Kaiser Karl eine Schüssel überbringt, in welcher des Heilands Blut war: ampula, de salvatoris sanguine plena. Diese Schüssel

galt als ein 28pfündiger Smaragd, wurde ans Kloster Reichenau vergabt und dorten auf 600,000 Dukaten geschätzt. Insula fortunata Reichenau, oder zehente Jubiläumspredigt 1724, v. H. Meyer S. J. pag. 19. Der Reisende Andreä überzeugte sich jedoch i. J. 1763 (Briefe aus der Schweiz. Zweite Ausgabe, pag. 65), daß dieser angebliche Smaragd ein grüner Glasfluß sei, wenn auch wegen Größe, Härte und seines Feuerglanzes willen ein sehenswerther. Das hl. Blut, das darin gewesen, wird heut zu Tage, wie Schnars berichtet (der Bodensee 2, 168), daselbst in einem goldenen Kreuze und unter mehrfachen. Schlössern versperrt im Altar aufbewahrt. Ein zweites sehr ähnliches Gefäß befindet sich in Genua, il sacro catino genannt. Nach der Erzählung des Genueser Chronisten Jacobus a Voragine haben die Genuesen bei der Eroberung von Cäsarea 1101 zum Lohne ihrer Tapferkeit ein großes Gefäß aus der Beute zugetheilt erhalten und es daheim der Kapelle Johannes des Täufers geweiht. Diese hl. Schüssel sollte durch die Königin von Saba an Salomon geschenkweise überbracht worden sein; sie soll ferner die Schüssel sein, aus welcher der Heiland das Osterlamm gegessen, oder die Schale, in welcher Joseph von Arimathia das Blut des Gekreuzigten aufgefangen. Sie hatte gleichfalls für einen einzigen ungemeinen Smaragd gegolten, bis i. J. 1806 Napoleon bei Wegnahme Genuas den catino mit nach Paris entführte, woselbst dieser Schatz sich gleichfalls als ein bloßer Glasfluß erwies. Noch giebt es eine andere kirchliche Schüssel, die santissima scodella im hl. Hause zu Loretto, in welcher Maria den Brei für das Jesuskind angemacht haben soll. Correggios bekanntes Madonnenbild, in welchem die Rast unter den Palmen dargestellt ist, wird nach diesem Gefässe de la scodella zubenannt. Die Breischüssel führt auf den Mushafen hinüber; das Wappen der Mundschenken war im deutschen Mittelalter bekanntlich ein umgestürzt und geschnäbelt abgebildeter Hafen. Und so muß hier noch darauf hingewiesen werden, daß gerade unser berühmter Graldichter Wolfram selbst einen rothen Hafen als Schildund Helmzeichen im Wappen führte. H. Holland, Gesch. der altd. Dichtkunst in Baiern, pag. 114.

Nicht den Gral haben wir zu schildern, sondern die an ihn geknüpften Vorstellungen; dabei wird sich zeigen, daß diese von einer ursprünglich würdevollen Anschauung rasch ins Widrige und Grausenhafte herabgesunken sind.

Die durch Grieshaber herausgegebenen deutschen Predigten des XIII. Jahrhunderts, 2, 123 beschreiben das Brod, womit die Israeliten vierzig Jahre lang in der Wüste gespeist wurden, als ein in alle Speise

und Trank sich wandelndes Gralsbrot: Wan daz himelbrôt was in in dem munde reht als siez als ain honech. an swaz spise si denne gedâhton, daz daz brôt reht denne smahte als ob si die selbon spise hêten in ierem munde. âmerôt si vische alder vlaisches, so dûhte si reht si héten vische unde vlaisch in dem munde. Dieselbe Anschauung vom Gral und von seiner Ergiebigkeit ist bei Wolfram ausgedrückt:

swâ nach jener bôt die hant,

daz er al bereite vant

spise warm, spise kalt,

spise niwe unt dar zuo alt,

daz zam unt daz wilde.

wan der grâl was der sælden fruht,
der werde süeze ein sölh genuht:
er wac vil nach gelîche,

als man saget von himelriche.

Dazu ist es die reinste Magd und jungfräulich Schönste, die Freudeverbreiterin Repanse de schoye, welche den Gral zur Gastfeier aufträgt; gleichwie die schaumgeborne Schönheitsgöttin jene Milch der Unsterblichkeit kredenzt, die das Haar nicht mehr ergrauen lässt, leiblich verjüngt und zugleich den Wissensdurst stillt. Alle am Gralstische Versammelten sind herz- und blutsverbrüderte Commensalen, die gimâzun einer massente, welche bei Gott selbst tischfähig geworden sind. Denn das älteste Wort unserer Sprache für essbares Fleisch, sagt Grimm GDS. 1009 heißt bei Ulfila mims, ahd. mias, geht durch die altslavischen Sprachen und drückt wie das latein. mensa den Fleischtisch aus, welcher ursprünglich der Opfertisch gewesen sein wird. Eben an diesem pflegte der dankbare Mensch mit seinen Göttern zu theilen und wird daher von diesen gleichfalls zur Tafel gezogen. Dies verheißt Virgil, Eclog. IV., dem Knäblein Pollio: deus hunc mensa, dea dignita cubili est. Der Tisch mit den Schaubroden im jüdischen Tempel sollte sämmtliche Stämme des Volkes als eben so viele Brode Gott beständig vor Angesicht legen. Wer erinnert sich nicht des Sonnentisches der Äthiopen, der sich jede Nacht mit Fleisch frisch deckte, des Herodoteischen Heliotrapezon. Die Tischstadt Trapezus hatte ihren Namen eben davon bekommen, daß hier die Götter ihren mit den Menschen bis dahin getheilten Gasttisch für immer umstießen, empört üher den frevlerischen Arkaderkönig Lykaon, der ihnen sein geschlachtetes Kind zum Mahle vorgesetzt hatte. Zwei solcher hl. Tische reichen in unser Mittelalter herein. Als der Westgothenkönig Roderich in der Schlacht bei Xerez 711 Thron und Leben an die arabischen Sieger verloren hatte, fanden

sich unter den Beutestücken zwei kostbare Tische. Der eine war das Missorium, massiv golden, fünfhundert Pfund schwer, der römische Feldherr Aëtius soll ihn nach der catalaunischen Schlacht dem Gothenkönig Thorismund zum Geschenke gemacht haben; der andere Tisch war noch höher gepriesen, seine Goldfüsse waren wie die Tage des Jahres 365, drei Perlenreihen fassten ihn ein, man schätzte ihn auf fünfhunderttausend Goldstücke. Je vier Gralritter essen bei Wolfram zusammen an einem Tische, je zwei Templer hatten der Ordensregel gemäß aus einer Schüssel zu essen. Dieselbe Satzung wiederholt sich noch unter Ludwig dem Baier. Dessen Vater, Herzog Ludwig der Strenge, hatte durch Albrecht von Scharffenberg Wolframs Titurelfragmente fertig dichten lassen; der ritterlich nachschlagende Sohn kam als Kaiser auf den Gedanken, in dem oberbaierischen Ettal eine Gralsburg zu erbauen und sie nach der Art von Munsalväsche mit Templeisen zu besetzen. Der so gegründete Orden bestand aus 14 Priestern und 13 Rittern. Letztere alle hatten ihre Frauen, Knappen und Mägde im Stifte bei sich, zusammen ist ihnen das gemeinsame Liebesmahl der Tafelrunde vorgeschrieben. Es heißt darüber wörtlich: Ez sullen beide, ritter und frawen, alle bei einander ezzen, zwen ritter und zwo frawen mit einander. H. Holland, Kaiser Ludwig und sein Stift Ettal. 1860, 13. Also genau so lautend, wie jene Rittersatzung, die in Grimms GDS. aus dem spanischen Romancero angeführt ist: que a una mesa comen pan.

Eine Reihe von Verumständungen brachte es mit sich, daß diese Vorstellungen vom Gral nicht lange rein und ungekränkt verbleiben konnten. Vielleicht daß schon der Name selbst die Sache untergrub. Noch jetzt zwar braucht man in Südfrankreich die Wörter grazal, grazau grial, grau für mancherlei Gefässe, aber dennoch machte die missverstehende Wortdeutung auch aus franz. gréal ein san gréal und dann aus diesem ein sang réal, aus dem Becher ein Königsblut. Anlaß hiezu gab eine durch dieses Wort und dessen Mythe zurückreichende Erinnerung und dunkle Grübelei; litthauisch kraujas sanguis, ist welsch crau, cruor; sanskrit kravja caro; alles zusammen drückt blutiges frisches Fleisch, Blut selbst aus. GDS. 1010. Wird aber der Gral einmal im Tafelkelch zum trinkbaren Blut gemacht, so wird er auch zur Erbschüssel, worauf das frische Schlachtopfer liegt, und das heilige Ritterbündniss, zu Gottes Ehren geschlossen, scheint dann ein frevelhaftes Bluttrinken verschworener Catilinarier zu werden, oder gar ein Kanibalen-Essen von heimlichen Menschenschlächtern. Dieser grässliche Verdacht brachte dem ganzen Orden der Templer Verderben und Tod. Der Gral selbst erscheint im Mabinogion als eine Schüssel, in der ein

blutiges Menschenhaupt liegt; nach dem franz. Parcival des Menessier legt der Gralkönig am Johannistage sein Gelübde ab, und einer der Wolframischen Gralkönige ist der Priesterkönig Johannes. So wird die Johannislegende in die Gralmythe verschlungen. St. Johannis Minne, kirchlich getrunken, trifft schon im Kräuteraberglauben zusammen mit dem St. Johannisblut, das zur Zeit der Sommerwende an den Wurzeln des Sonnewendgürtels gegraben wird, zuletzt fällt der Gral selbst zusammen mit jener Schüssel, auf welcher Johannes des Täufers Haupt vor Herodes getragen wird. Aus der Repanse de schoye wird dann eine liebebrünstige Herodias, aus dem Täuferhaupte endlich ein Talisman mit magischen Kräften, den man in Gestalt eines Menschenhauptes abbildete und nach romanischer Sprachweise Mafomet und Baphamet nannte. Wilcke's inzwischen neu erschienenes Werk „Die Tempelherren" zeigt, wie dieser Orden einem deistischen System huldigte, dessen Ceremonien der Verehrung Johannes des Täufers galten. Der Provinzialmeister Tanet sagte in dem Prozesse gegen die Templer aus, auf dem Pilgerschlosse bei Accon sei ein solches zweiköpfiges Haupt bei Ordensfeierlichkeiten auf den Altar gesetzt und unter Kniebeugen mit der Formel angebetet worden: Gesegnet sei der Heiland meiner Seele! Das schauderhafte Ende der Templer ist bekannt, sie bezahlten ihre mystische Blutsbrüderschaft mit ihrem eigenen Blute.

So wären wir über die beiden Themen unserer Arbeit, Gold und Milch, zum letzten, dem Blute gekommen. Ehe wir damit beginnen, fassen wir das vom Gral Gesagte in einer Überschau zusammen, um dem bisher Vorgetragenen seine Endgiltigkeit zu geben.

Die Kirche des Mittelalters hieng bewusst und unbewusst dem Blutcultus an; ihr gehören die mannigfachen Legenden und Mirakel an vom Blute des Gekreuzigten, wie dieses aufbewahrt und später in das Abendland gebracht worden sei. Sepp, Leben Jesu, hat im fünften Bande ein reiches Material hierüber angesammelt, woraus nur etliche Angaben über die berühmtesten Blutpartikeln hier folgen. Ein Theil des Kreuzigungsblutes kam in die Marcuskirche nach Venedig, ein anderer 1048 nach Mantua. Von diesem kamen zwei Theile nach Rom in die Kirche des hl. Kreuzes und zu St. Johann von Lateran; ein dritter Theil gelangte an Kaiser Heinrich III., gieng an den Grafen Balduin von Flandern über und dann an dessen Tochter Judith, der nachmaligen Gattin des Baiernherzogs Welf IV. Judith theilte diese Blutpartikel wieder in zwei. Die eine kam an bairisch Kapel in Unterammergau, ist aber da schon ums Jahr 1680 verschollen; das Originalgefäß dafür hat man dagegen vor kurzem dorten wieder aufgefunden,

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